Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Nachtrag: "Gewalt durch frauenfeindliche Sprache" ist eben die schlimmste Form der Gewalt

Leser_nicht_eingeloggt, Sunday, 22.08.2010, 13:52 (vor 4995 Tagen) @ Leser_nicht_eingeloggt

Der Zusammenhang fiel mir erst jetzt auf:

Sie bestimmen, was “weiblich”, was “emanzipiert”, Quote, zeitgemäßer
Chauvinismus mit feministische Tarnkappe und Gewalt ist. Ignoriert wird vor
allem die Gewalt durch frauenfeindliche Sprache (in der Frauen eben nicht
vorkommen, lieber Jens), längst erforscht durch die einzigen Linguistinnen
Trömmel-Plötz und Pusch
. Das beweist wieder einmal die Bemerkung von Jens
zu Deinem Text.

Nun ja, zur Vorgeschichte. Arne hatte die These der Opferfrau ziemlich sauber zerpflückt:

Du schreibst: “Ich kenne diese Studien, die ein Schmeißen der Frau mit Gegenständen, eine Ohrfeige oder ein Schubsen in gleicher Weise als häusliche Gewalt zählen wie ein Zusammenhauen mit Knochenbrüchen.”

Nein, offenbar kennst du die seriösen Studien zur Erforschung häuslicher Gewalt nicht, denn darin wird zwischen leichter und schwerer Gewalt gut differenziert. Bastian Schwithal etwa merkt in seiner Dissertation “Weibliche Gewalt in Partnerschaften. Eine synontologische Untersuchung” dazu an:

—- Übersicht “Studien: Severe Violence” gibt die Ergebnisse von 94 Studien und Untersuchungen hinsichtlich schwerer Gewaltformen (“severe violence”) wieder. Ähnlich wie bei “minor violence” lässt sich auch hier die Beobachtung machen, dass ein höherer Anteil an Frauen schwere Gewalt gegenüber einem Intimpartner gebraucht als umgekehrt. Das Verhältnis von Männern und Frauen im Hinblick auf “verübte Gewalt” ist 47,0% zu 53,0%. Bei “erlittener Gewalt” ergibt sich hinsichtlich der Geschlechtsverteilung folgendes Bild: 52,3% Männer gegenüber 47,7% Frauen hatten schwere Gewaltformen durch einen Intimpartner erlitten. —

Siehe ausführlicher zu Schwithals Metastudie hier:
http://genderama.blogspot.com/2009/02/dissertation-schwithal-enthullt.html

Die Engländer sind in dieser Hinsicht weiter als wir. Dort machte das National Centre for Domestic Violence vor einigen Monaten mit einer speziellen Kampagne im Fernsehen, im Radio und in Zeitschriften darauf aufmerksam, dass die Polizei alle drei Minuten einen Notruf von einem Mann wegen häuslicher Gewalt erhält, dass schwere Gewalt zwischen den beiden Geschlechtern gleich verteilt ist, dass pro Jahr vier Millionen Männer zu Opfern werden und alle drei Wochen ein Mann infolge häuslicher Gewalt stirbt.

Siehe dazu hier: http://www.ncdv.org.uk/maleDVweek.html

Du schreibst weiter:

“Ich halte die stärkere Aggressions- und Devianzdisposition der Männer schon für gut belegt. Die Ursachen mögen dabei teils hormonell, teils gesellschaftlich sein. Das zu bestreiten finde ich aber absurd.”

Nicht alles, was sexistischen Klischees widerspricht, ist “absurd”. Tatsächlich weist die wissenschaftliche Fachliteratur zur Aggressionsforschung auf eine Gleichverteilung zwischen den Geschlechtern hin (siehe vor allem den Überblick “Of Mice and Women: Aspects of Female Aggression” von Kaj Bjorkqvist und Pirkko Niemela, zwar von 1992, aber immer noch ein Klassiker.)

Siehe hier: http://www.amazon.com/Mice-Women-Aspects-Female-Aggression/dp/012102590X/ref=sr_1_fkmr2_2?ie=UTF8&qid=1281373913&...

Glaub mir, die geschickteste Taktik, diese Debatte nicht zu verlieren, war wirklich ganz laut “PLONK!” zu rufen, sich fest die Ohren zuzuhalten und dann davonzurasen, so schnell man kann. (Oder versuchen, auf persönliche Unterstellungen auszuweichen wie “Piratenweib”; das funktioniert natürlich auch.) Die Männer, von denen wohl nicht nur in England alle paar Wochen einer aufgrund der Folgen häuslicher Gewalt stirbt, kann man ja im Straßengraben liegenlassen (das hat die feministisch geführte Geschlechterdebatte seit Jahrzehnten “erfolgreich” so betrieben).

Wir lernen also nach der Sinnsprechung des Lila Luders, dass sprachliche "Gewalt", verübt durch Menschen, die schlimmste Form der Gewalt ist.

Au weia, "Der Mörder", ist also die schlimmste Abart dessen ... ich fasse mir langsam mehr als nur einmal an den Kopf.

In diesem Sinne: Grüße an "Die Leser"

Wir wollen ja nicht gewalttätig sein ...

PS: Es geht übrigens in der Diskussion um diesen Beitrag:

"Das anrüchige Geschlecht" von Roberto J. De Lapuente beim Spiegelfechter


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