Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Sexismus

Roslin, Monday, 26.04.2010, 16:02 (vor 5331 Tagen) @ Sahra
bearbeitet von Roslin, Monday, 26.04.2010, 16:13


Meine Güte klingen Sie sauer, warum auch immer.

Wie Sie wissen, aber tapfer leugnen, gibt es keine nachweisbaren
Unterschiede.

Ich weiß ja nicht, in welchen geisteswissenschaftlichen Katakomben Sie sich die letzten Jahre über versteckt haben, aber Sie sind leider nicht auf dem neuesten Stand, naturwissenschaftlich gesehen.

Die Ansicht, die Sie vertreten, ist für intellektuell Redliche seit ca. 20 Jahren unhaltbar geworden, kann heute nur noch von intellektuell Unredlichen oder Uninformierten vertreten werden.

Ich denke, Sie gehören zu letzteren.

Um dem ein wenig abzuhelfen:

nur Haut und Knochen (Vorlesungsfolien), aber immerhin ein Überblick:

http://nwg.glia.mdc-berlin.de/media/pdf/education/Muenster_Krueger.pdf

Etwas Fleisch auf die Knochen: In diesem Vortrag beschäftigt sich Prof. Bischof-Köhler vor allem mit der Jungenseite.

http://www.bischof.com/mat/bischof-koehler_loccum.pdf

In ihrem gleichnamigen Buch ist die der Mädchen gleichrangig behandelt.
Empfehlenswert, das Buch "Von Natur aus anders".

Jeder, der Jungen/Mädchen zu erziehen hat, sollte es lesen.
Dann versteht er sehr viel mehr vom Verhalten der Kinder, mit denen er zu tun bekommt.


Wenn Sie tiefer einsteigen wollen, lesen Sie Geoffrey Miller "The Mating Mind" oder David M. Buss "Evolutionary Psychology", beide Bücher gibt es, glaube ich, mittlerweile auch auf Deutsch.
Einfach mal googeln.


Das ist sie nicht. Ganz im Gegenteil. Jungs und Mädchen werden von Anfang
an unterschiedlich behandelt und beurteilt. Unbewusst aber nachhaltig. Aber
das ist ja alles nichts Neues.

Sie leben wirklich hinter dem Mond.

Ja, sie werden von Anfang an unterschiedlich behandelt, weil sie sich von Anfang an unterschiedlich verhalten.
Jungen und Mädchen machen ihren Eltern unterschiedliche Verhaltensangebote, fordern unterschiedliches Verhalten dadurch heraus.
Verhaltensangebote, auf die wiederum Väter/Mütter instinkiv-geschlechtstypisch unterschiedlich reagieren.

Noch ein weiteres Buch: Simon Baron-Cohen "The Essential Difference, Men, Women and the Extreme Male Brain".
Auch das gibt es wohl mittlerweile auf Deutsch.

Ihre Ahnungslosigkeit wäre ja nicht so schlimm, wäre sie nicht so

typisch


Und Biologisten erst ... :)

s.o. ;)


Ja, das dacht ich mir.

Denken?
Das ist ja schon mal ein guter Anfang.


Doch das haben Sie. Fragen Sie mal Ihre Großmutter danach. Ein Mensch, dem
man Bildung und Geld untersagt, hat nur eine Möglichkeit: sich jemanden als
Ernährer zu suchen. Diese Verhaltensweise war überlebensnotwendig und wurde
über viele Generationen so weitergegeben. Dieses Suchkriterium existiert
immer noch in den Köpfen vieler, verschwindet aber mehr und mehr. Das kann
man einfach nicht leugnen.

Meine Großmutter mütterlicherseits hat sich selbstverwirklicht, unterdrückt wie sie war, indem sie ein Kind gebar, nur eines, wie sie lebenslang bedauerte.
Ihr Mann, mein Großvater, verwirklichte sich selbst, indem er 5 Tage die Woche 10-12 Stunden im Stahlwerk schuftete.
Wie die Masse der Männer im Patriarchat, deren männliches Privileg es war, jeden Tag schwere, monotone, oft genug gesundheitsschädliche, gefährliche Arbeit in Tretmühlen diverser Art verrichten zu dürfen, damit Frau und Kinder versorgt werden konnten.
Bei der Schufterei ist er, noch nicht mal 40, tödlich verunglückt, was meine Großmutter zwang, sich als Köchin/Haushaltshilfe alleine durchzuschlagen, nun in Vollzeit.
Vorher musste sie das nur halbtags machen.

Meine Großmutter väterlicherseits verwirklichte sich selbst, indem sie 8 Kinder gebar und als Bäuerin gemeinsam mit ihrem Mann den kleinen armseligen Hof bewirtschaftete.
Auch sie überlebte ihren "Unterdrücker" um Jahrzehnte.
Er starb, noch nicht mal 50, an der Härte der Arbeit und an Tuberkulose.

Gott sei Dank waren da schon 3 seiner 4 Söhne halbwegs erwachsen und konnten meiner Großmutter auf dem Hof helfen.

Beide Großmütter fühlten sich privilegiert, solange ihre Männer lebten und ihnen den schwersten Teil der Arbeit abnahmen.
Denn Erwerbsarbeit ist für die allerwenigsten Männer je "Selbstverwirklichung" gewesen, sondern mühselige Plackerei, die man ertrug, weil Frau und Kinder darauf angewiesen waren, davon abhingen.

So sah sie aus, die Privilegierung der Männer im Patriarchat.
99,5% der Männer konnten nicht studieren und fast 100% der Frauen auch nicht.
Tolles Privileg.

Dafür wurden 100% der Männer zum Militär eingezogen und allein im 20. Jhdt. in 2 Kriege getrieben, in denen Millionen starben, Millionen verstümmelt wurden an Leib und Seele, u.a. mein Vater sowohl an Leib als auch Seele.

Wenn die Biologie das Sagen hätte, wie Sie
behaupten, dann wären wir alle exakt gleich - und das zu jeder Zeit,
kulturunabhängig. Dies sind wir nicht.

Die Biologie hat nicht alleine das Sagen.
Die Sozialisation spielt auch eine wichtige Rolle.
Zu 50%, so die Mehrheitsmeinung in den Biowissenschaften, bestimmt sie unser Verhalten.
Ich glaube, sie ist bedeutsamer, aber egal: In jedem Falle spielt die Biologie eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie die Sozialisation.
Weshalb auch fast alle Kulturen der Welt unter der Oberfläche einander ähneln.
Kostüm, Maske und Kulissen unterscheiden sich, aber das Stück, das gespielt wird, ist wesentlich dasselbe.


Da sind wir also wieder bei dem Weltuntergang - Folge 8534. Ja, diese
Kultur wird sich wahrscheinlich verabschieden wie viele, viele, nein alle
vor ihr. Da ist wohl nichts zu machen. Woran dies liegt? Nun, da würde ich
andere Gründe sehen als Sie. Aber das ist eine andere Diskussion.

Nun, dann haben Sie ja immerhin begriffen, dass sich Zivilisationen gelegentlich verabschieden.
Ist Ihnen auch klar, dass das in der Regel Prozesse sind, bei denen ich z.B. nicht dabei sein möchte, um keinen Preis der Welt?

Wenn nicht, dann informieren Sie sich mal, wie es zugeht, wenn eine große Zivilisation stirbt.
Der Untergang des Römischen Reiches liefert bestes Anschauungsmaterial, von wegen "altrömischer Dekadenz".

Lustig war das nicht.


Ich nehme an, Sie sind auch nicht religiös? Dann ist es doch recht
perfide, dies von andern zu verlangen. Relgion breitet sich in Notzeiten
nun mal gerne aus, aus bekannten Gründen. Aber wer braucht sie heute noch.

Ich bemühe mich als Katholik zu glauben, es gelingt mir nur nicht immer :)
Angesichts der unverkennbaren Grausamkeit des seit Jahrmillionen abrollenden evolutionären Prozesses, seiner faszinierenden, aber eisig kalten Effizienz, Rationalität und Funktionalität, ist es recht mühsam, an einen guten Gott zu glauben.

Die Grausamkeit ist ja nichts Akzidentielles in diesem Prozess, sondern Teil seines Wesens, in seine Fundamente eingemauert.
Er muss grausam sein, um zu funktionieren.

Das ist erschreckend, tief verstörend, zutiefst beunruhigend.
Da tröstet gelegentlich nur Teilhard de Chardin.

Wohl war. Und was bringt Sie so in Panik?

Mich bringt das nicht in Panik.
Ich bin ja keine Frau, käme als Mann in einer islamisch geprägten Gesellschaft zumindest nicht schlechter zurecht als in einer femizentrisch-feministisch gepägten.
Aber eine gleichberechtigt-liberale Gesellschaft wäre mir doch am liebsten.


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