Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Schade, Ferdinand Knauß zieht sich zurück.

Rainer ⌂, Friday, 28.01.2011, 02:50 (vor 5054 Tagen)

Blog "Geschlechtsverwirrung"
http://www.brainlogs.de/blogs/blog/geschlechtsverwirrung/2011-01-27/warum-ich-nicht-mehr-schreibe...

Warum ich nicht mehr schreibe...
von Ferdinand Knauß, 27. Januar 2011, 18:34

Liebe Leser meines Blogs,
nachdem ich vor einiger Zeit schon ankündigte, nicht mehr in gewohnter Schlagzahl hier zu schreiben, kann ich nun auch den Grund dafür bekannt machen.

Ich werde ab 1. Februar für das Bundesministerium für Bildung und Forschung als Pressesprecher arbeiten. Das Handelsblatt hat entschieden, die Wissenschaftsseiten, für die ich verantwortlich war, abzuschaffen. Ich werde meine Zeit und meinen Hirnschmalz in den kommenden Monaten ganz dieser Aufgabe widmen. Ich bitte meine treuen Leser dafür um Verständnis.

Ich will aus diesem Anlass einmal im Rückblick ein kleines Resummee ziehen. Die Bloggerei war eine wunderbare Erfahrung. Ich fühle mich geehrt, dass nicht wenige und vor allem einige sehr kluge Menschen meine Beiträge offenbar regelmäßig gelesen haben. Die meisten Stamm-Kommentatoren haben mich durch die intellektuelle und literarische Qualität ihrer Beiträge (die die meiner Beiträge oft weit übertraf) und ihre engagierten aber tolleranten Ansichten bereichert und motiviert. Vor allem habe ich mich gefreut, dass zwischen den Kommentatoren oft eigenständige fruchtbare Diskussionen entstanden. Zwischen Roslin und Elmar nicht zuletzt. Es war ein Vergnügen, diese zu verfolgen.
Dass es immer wieder auch radikalen Widerspruch gab, hat mich gefreut. Ich wollte von Anfang an immer auch von den anders Denkenden gelesen werden, sie reizen und herausfordern. Das ist mir, glaube ich, zumindest bis zu einem gewissen Grade gelungen. Nur Zuspruch zu lesen, ist langweilig.
Doch es gab auch die Kehrseite, das will ich nicht verschweigen. Ich habe seit meinen kritischen Artikeln über die Gender-Theorie im Handelsblatt und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und dann vor allem eben hier in den Kommentaren meines Blogs auch Gehässigkeit und persönliche Diffamierungen erlebt. Die regelmäßigen Leser wissen, was ich meine.
Da hagelte es argumentative DummDumm-Geschosse und Ad-Personam-Minen. Dazu kommt noch, dass die übelsten Attacken anonym waren. Aber gut, damit muss man in diesem Medium leben. Wirklich getroffen haben mich solche anonymen Beleidigungen und Stalking-Versuche nicht. Ich sehe mich dadurch eher in meinem Verdacht bestätigt, dass ein ausgeprägter Glaube an Gender-Dogmen bisweilen gerade bei psychisch instabilen Menschen oft auf fruchtbaren Boden fällt. Wie wohl jedes Dogmen-System.
Ich habe festgestellt, dass man - wie die Philosophin Helge Landweer mir einmal sagte - über das Thema Geschlechterdifferenz mit denen, die den Diskurs dominieren, kaum friedlich diskutieren kann. Die Koryphäen des Faches haben mich ignoriert, obwohl ich manch eine direkt angesprochen habe. Das war aus deren Sicht konsequent. Sie müssen schließlich so tun, als seien ihre Theorien gesicherte und unangefochtene Erkenntnis. Da geht es um Macht und da hört der Spaß für viele auf.
Wirklich geärgert hat mich die beleidigende und schwer erträgliche Art und Weise, in der Anatol Stefanowitsch mich zu schulmeistern versuchte. Das gebe ich zu. Aber darum habe ich schon genug Worte gemacht.
Die Kritik von Lars Fischer und einigen anderen, die unter ihrem Klarnamen schrieben, akzeptiere ich. Die Schwierigkeit, die Fischer mit mir hat, scheint mir ein Verständnisproblem zu sein. Fischer ist Naturwissenschaftler und Naturwissenschaftsjournalist. Er scheint sich nicht mit den Geschlechtertheorien von Judith Butler und anderen Gender-Theoretikern befasst zu haben. Wahrscheinlich interessiert ihn das auch gar nicht sehr. Sonst, so bilde ich mir zumindest ein, könnte er mich besser verstehen. Ich glaube, er mag meinen nicht-naturwissenschaftsjournalistischen Stil nicht. Aber bei meinem Thema geht es eben nicht in erster Linie um naturwissenschaftliche Fragen, die man mit fest umrissenenen Methoden beantworten muss.
Meine Beiträge waren zugegebenermaßen oft schnell aus der Hüfte geschossen. Sei's drum. Einen wirklichen Recherche-Fehler hat mir niemand nachweisen können. Ich habe mir die Freiheit genommen, auch mal aphoristisch zu schreiben, frei zu assoziieren, Vermutungen zu äußern, zu provozieren, auch mal jemanden lächerlich zu machen. Ich finde, dass das in Blogs erlaubt sein sollte. Und, ja, ich bin ein politischer Mensch. Das ist out, ich weiß. Sei's drum.
Ob dies ein endgültiger Schlußstrich ist, habe ich noch nicht abschließend entschieden. Ich bitte die Betreiber von Scilogs, mich vorerst nicht rauszuwerfen und die alten Beiträge stehen zu lassen. Vielleicht nehme ich den Faden irgendwann wieder auf, wenn die Umstände es erlauben. Bis dahin wünsche ich meinen Lesern alles erdenklich Gute und bitte darum, mir gewogen zu bleiben,

Ferdinand Knauß

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