Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Der Maskulist im Interview

Chato, Friday, 27.07.2007, 03:18 (vor 6329 Tagen) @ Flint

Zitat aus dem Interview mit Michail: "'Maskulist' bot mir ein griffiges Wort, um kurzerhand Antifeminismus zu signalisieren. Es war ein formal-parodistischer Einfall. Andere machen sich heute mehr Gedanken über dieses Wort. Dafür ist dies oft alles, was sie in Sachen Männerpolitik machen."

Da es hierüber vor einiger Zeit bereits einen Wortwechsel mit Michail gegeben hatte, nehme ich seine heutige Äußerung zum Anlaß, folgendes erneut klarzustellen:

Das Wort "Maskulist" als solches wäre unproblematisch - ach was: egal! - wenn es tatsächlich nur ein "formal-parodistischer Einfall" und eben nicht eine verkürzte Analyse und ein entsprechend verkehrtes Programm wäre. Ich bin unbestreitbar ein Antifeminist. Ich sehe aber zum Beispiel - im Gegensatz zu MannDat und wohl auch zu Michail - die Triebkräfte für Phänomene wie Gendermainstreaming nicht autonom und originär im Verhältnis der Geschlechter begründet, sondern ich bin der Ansicht, daß dieses elementarste Urverhältnis des Menschen als solches und als Ganzes von außen gezielt zerrüttet und zerstört wird, um dem Menschen sein Privatleben, damit seine Autonomie und damit seine Freiheit zu nehmen, um auf diesem Wege zu bindungslos gemachten, kaputten und ausgelieferten Untertanen zu gelangen, die problemlos beherrschbar sind.

GM ist für mich folglich nicht primär eine Frage der "Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern" (bzw. deren Aushebelung), wie Michail dies hier erneut abhandelt, sondern dies ist "nur" ein Mittel zum viel weitergehenden Zweck. Weiber werden nicht deshalb bevorzugt, weil ihre Bevorzugung als solche das eigentliche Ziel wäre, sondern weil nur durch ihre Privilegierung und das korrespondierende Ausschalten der Männer - vor allem im privaten, aber auch im öffentlichen Leben (vor allem dort, wo "Meinung gemacht" und Zeitgeist synthetisiert wird) - die völlige Kollektivierung und Entrechtung DES Menschen, gleich welchen Geschlechts, erreichbar ist. Nur so herum ist dies nämlich überhaupt denkbar. Männer lassen sich auf keine Weise massenhaft dahingehend umerziehen, sich gegen die Ihren zu wenden, während Weiber im Gegensatz dazu bei sich bietender Gelegenheit und öffentlich sanktionierter Absicherung von ihrem Naturell her durchaus und in großer Zahl dazu bereit sind, wie uns die dauernde Erfahrung lehrt. Nichts anderes ist hier wie an vergleichbaren Orten schließlich ununterbrochen Thema. Sie waren, sind und bleiben eben in ihrer Mehrheit "die alte Eva" (so wie wir Männer mehrheitlich "der alte Adam").

Es gälte zu begreifen, daß, auch wenn der Konflikt an der Oberfläche als einer zwischen den Geschlechtern erscheint und in der öffentlichen Debatte ja auch ausschließlich als ein solcher behandelt wird, er in der Tiefe eben nicht primär ein solcher ist, sondern vielmehr absichtlich mit unglaublichem Aufwand und subtiler Raffinesse geschürt wird, um das oben genannte, totalitäre Ziel zu erreichen. Das ebenso unablässige Bemühen des Staates, der Kinder zu einem möglichst frühen Zeitpunkt ihrer Entwicklung habhaft zu werden, ist zum Beispiel kein "Geschlechterkrieg", dient aber, sogar noch viel unmittelbarer als die Zerrüttung der Autonomie und der Privatheit im Leben von Mann und Weib, dem o.a. strategischen Ziel.

Es handelt sich in beiden Fällen um EIN Problem, das leider viel, viel tiefer geht und weit mehr auf leisen Sohlen in die Zerstörung schiebt, als der Maskulist wahrzunehmen fähig oder bereit ist. Er verbleibt auch in diesem Interview wieder auf der ideologisch eigens inszenierten Oberfläche eines vermeintlichen "Geschlechterkrieges" und bewegt sich ganz in diesem von außen aufoktroyierten Koordinatensystem des herrschenden Zeitgeistes. Das ist ein schwerer, analytischer Fehler, der unausweichlich zu entsprechenden Fehlschlägen führen muß.

Deshalb meine Kritik am "Maskulismus", sowohl als politischer Bewegung als auch als viel zu stumpfem, ja inadäquatem Begriff. MannDat sitzt einem virtuellen, von außen gezielt simulierten und mit der Zeit nach und nach in der Realität inszenierten, irreführenden Koordinatensystem auf und bewegt sich mit seiner Männerrechtlerei auf im Grunde zuhöchst erwünschten Bahnen innerhalb dieses Systems: Man greift bereitwillig und in der gewünschten Weise einen Fehdehandschuhe auf, der sehr absichtsvoll und sehr hinterlistig eigens in die Runde geworfen wird, damit er aufgegriffen werde: "Frauen werden privilegiert, Männer diskriminiert! Was für ein Skandal!". Das ist zwar als Phänomen empirisch wahr, und es ist auch ein Skandal, aber von der analytischen Tiefe her ist die Feststellung ungefähr vergleichbar mit der Annahme, die Erde sei eine Scheibe, "weil sie flach ist, so weit das Auge reicht".

Da ich Männerpolitik für recht sekundär halte (nota bene: nicht unwichtig, sondern sekundär!), mache ich ausgesprochen wenig "in Sachen Männerpolitik". Völlig richtig. Das habe ich aber schon oft genug begründet (dazu kommt, nicht primär, aber additiv, daß ich, was mir feindselig gesonnene Personengruppen anbelangt, wahrscheinlich noch viel "eigenbrötlerischer" drauf bin als du, Michail). Die chronisch beleidigte Leberwursthaftigkeit und der bedeutungsschwangere Hochmut so mancher "Wir-tun-was"-Leute ist mir bekanntlich bis zum Überdruß geläufig, ficht mich aber längst nicht mehr an (nicht zuletzt des Überdrusses wegen). Es ist mir vollkommen gleichgültig, welche "Meinung" irgend jemand über mich hat, ob er mich "gut findet" oder "nicht gut findet", ob er sich imaginär mit mir mißt, um sich seiner eigenen Bedeutung zu vergewissern, oder mich abgrundtief verabscheut und für weniger als den Dreck unter seinen erhabenen Fingernägeln erachtet. Ich lange mir bloß an den Kopf bei solchen Neurosen, wie sie hier dauernd geboten werden. Mir geht es einzig und allein darum, Einsicht zu wecken in eine komplexere Analyse, als die, zu der MannDat und der Maskulist fähig sind.

Ohne rechte Einsicht gibt es kein rechtes Handeln, sondern nur Irrwege, Fehlschläge und Scheitern am laufenden Meter. Zwar lernt der Mensch auch daraus, im Prinzip sogar besonders gut und gründlich, aber hier brennt nun mal die Luft, derweil alle wohlig schnarchen und nicht wach werden möchten. Es drängt die Zeit und ein Zug nach dem anderen fährt ab, während die Herren Maskulisten damit beschäftigt sind, ihre Partikularidentitäten abzusichern und voreinander zu legitimieren. Was ist das für ein Byzantinismus? Und das gar gleich am Anfang einer Bewegung! Welche Horizonte sind angesichts dessen wohl zu erwarten?

Mich juckt sowas nicht. Ich habe nicht euer Problem, mich um die eigene Bedeutung zu grämen, sondern ich habe das Problem, Schlafmützen wach zu bekommen, die ja immerhin und wenigsten an der Oberfläche und in leiser Ahnung registrieren, daß hier irgend etwas ganz fundamental nicht stimmt. Aber was hier nicht stimmt, das wollt ihr eben leider einfach nicht wahrhaben und nicht zur Kenntnis nehmen.

Das liegt m.E. daran, daß ihr euch in euren Zielen und Werthaltungen wenig oder vielleicht gar nicht unterscheidet von denen, die euch nun mit ihrer penetranten Frauenbevorzugung täglich das Leben schwer und die Köpfe heiß machen. Das Phänomen bestreite ich ja überhaupt nicht und ich bin weiß Gott nicht der Ansicht, daß das hinnehmbar wäre. Aber ihr seid leider unfähig, die Ursachen zu erkennen. Warum? Ihr müßtet euch vorher selber erkennen - und ändern. Und genau das wollt ihr nicht. Da kann man von außen nichts machen. Man kann es nur - erneut - sagen.

Freilich, Tote kann ich nicht erwecken. Ich kann nur zu Lebenden reden.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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