Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gewalt in der Familie: Grausam und doch allgegenwärtig

Tigresa, Thursday, 30.10.2008, 14:09 (vor 5811 Tagen) @ Ralf

Hi Christine,

Bis zu einem Viertel aller Frauen widerfährt in ihrem Erwachsenenleben

häusliche

Gewalt. Mehr als jede zehnte Frau wird Opfer sexueller Gewalt.


was ist denn mit dem Femanzen- und Pudelpack los? "Bis zu einem Viertel"?
Und gerade mal jede 10. Tusse wird "Opfer sexueller Gewalt"? Das geht ja
nun gar nicht!

Die waren echt schon mal besser drauf -wir haben doch seit Jahren immer
wieder gehört, dass mindestens jede 3. FrauIn (wenn nicht gar sowieso fast
jede) "mindestens einmal in ihrem Leben .... blabla ... sexualisierte
Gewalt ... blabla... Missbrauch ..."


Schwaches Bild! Ruft Frl. Schwarzer zuhilfe, die kennt die richtigen
Zahlen! Jede FrauIn ist immer noch besonders
betroffene Mehrfach-OpferIn! "Jede 10.", wo kommen wir denn da hin!

Gruß Ralf

Lieber Ralf, liebe Christine,

zuerst möchte ich mal meinen Ärger darüber zum Ausdruck bringen, daß dieser Text (mal wieder) nur die Gewalt an Frauen in den Fokus rückt und damit mehr oder weniger indirekt die Männer per se als Täter hinstellt.
In dem Punkt sind wir uns einig und ich glaube, er bedarf auch keinen weiteren Ausführungen.
Nur auf zwei Dinge möchte ich Euch hinweisen (auch wenn sie vielleicht ein wenig off-topic sind).

1. "wobei natürlich nicht wie bei der Studie zur Gewalt an Frauen, jegliches Zipperlein aufgelistet wurde"
Obwohl ich absolut verstehe, was Du meinst, ist diese Wortwahl ziemlich unangebracht. Denn selbst eine kleine Ohrfeige bedeutet Gewalt. Gerade Männer sollten doch bestärkt werden, auch bei einem "kleinen Zipperlein" ohne Angst vor Verspottung zur Polizei zu gehen, damit das Bild in der Statistik wieder gerade gerückt wird .

2. Ich habe beruflich sehr viel mit Menschen zu tun, die Opfer einer Vergewaltigung geworden sind (Mädchen wie Jungen, Frauen wie Männer). Leider stimmt auch hier das Bild der Statistiken nicht mal im Ansatz mit der Wirklichkeit überein. Die allermeisten Frauen, die sich irgendwann in eine Therapie begeben, haben niemals zuvor über das Erlebnis gesprochen. Oft tun sie es erst Jahre später und dann - wie gesagt - nur im Rahmen einer Therapie. Bei den betroffenen Männern ist es noch schlimmer. Die Scham und die Angst vor Unglauben sitzt einfach zu tief.
Was ich damit sagen will: sich bei der Frage, wieviele Menschen in diesem Land Opfer einer Vergewaltigung geworden sind, auf Polizeistatistiken oder Gerichtsverhandlungen zu stützen, ist schlichtweg falsch. Es sind eine Menge mehr Fälle, als auf irgendwelchen Papieren steht.
Das bedeutet nicht unbedingt, daß es mehr Täter gibt, aber wenn die Opfer immer schweigen, rücken die Täter niemals ins Blickfeld der Justiz. Und wenn es einmal geklappt hat, dann machen sie es auch ein weiteres Mal usw. usf.

Das ganze ist so eine Art Teufelskreis, die Opfer haben Angst, daß ihnen nicht geglaubt wird und sagen nichts. Dadurch entsteht statistisch das Bild, daß dieses Verbrechen kaum vorkommt. Wenn jetzt eine Betroffene oder ein Betroffener doch mal den Schritt wagt und sich an Polizei und Justiz wendet, ist das Umfeld und die Öffentlichkeit verständlicherweise skeptisch, da ja diese Vergewaltigung laut Statistik kaum möglich ist.

(Bitte nehmt zur Kenntnis, daß mir bei dem Thema auch die Aussagen einer Frau Schwarzer oder sonstwem herzlich egal sind, ich möchte nur aus meiner eigenen Erfahrung heraus sprechen)

Gruß Tigresa


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