Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Prinzipien von "Mann" und "Weib" sind der Schlüssel zur Liebe

Chato, Wednesday, 14.10.2009, 08:53 (vor 5522 Tagen) @ Roslin

Guten Morgen Roslin!

Gegen deine Darlegungen über die "Normalverteilung" von Männlichkeit und Weiblichkeit habe ich keine Einwände. Im Prinzip sehe ich das doch nicht anders. Ich behaupte nicht, die Prinzipien existierten in der Realität in ungemischter Reinheit. Darum geht es mir überhaupt nicht. Noch weniger behaupte ich selbstverständlich, aus den "Prinzipien" folge automatisch eine quasi biologisch fixierte Hierarchie, die nicht etwa mit den menschlichen Qualitäten der beiden konkreten Menschen zu tun habe, sondern sich einzig und allein daraus ergebe, welchem Geschlecht sie jeweils angehören. Das ist natürlich etwas für kleine Männchen, die ihre persönlichen Defizite und Traumata mit sexistischen Größenideen kompensieren möchten. Bekanntlich sind ja gerade die Kritiker der Elche selber welche.

Worum geht es mir also? Auf den Punkt gebracht darum, daß dein Plädoyer vielleicht in eine "Eindeutigkeit erzwingende Epoche" paßte und dort womöglich hilfreich wäre, nicht aber ausgerechnet in unsere. Denn wenn du heute die reale Varianz bei den beiden Geschlechtern so sehr betonst, wie du es tust, dann befindest du dich objektiv in sehr bedenklicher Nähe zum Genderismus, der ja, im Grunde mit deinen Argumenten, bloß noch einen kleinen Schritt weitergeht und dann die Geschlechtlichkeit des Menschen ganz abstreitet. Wir diskutieren schließlich in einer konkreten Situation, in der diese Ungeheuerlichkeit zum Kern einer absolut tödlichen Weltideologie geworden ist. Heute müssen die Prinzipien der Schöpfung gegen ihre Zerstörer verteidigt werden, und nicht eine vermeintliche "Individualität", die doch in Wahrheit (und kurioserweise ausgerechnet mit der demagogisch korrumpierenden Begrifflichkeit der "persönlichen Freiheit für jeden Einzelfall") die persönliche Freiheit liquidiert, weil mit dieser Begrifflichkeit ein Kollektivismus auf der Grundlage der totalen Gleichheit aller Individuen entstanden ist.

Im übrigen existiert ja keines der beiden Geschlechter aus sich allein heraus, sondern kommt grundsätzlich überhaupt erst durch das andere zu sich selbst. "Fehlt eines, so fehlt beides", zitiert Rexxer in der Blauen Burg den Walt Whitman in seiner Signatur. Und von da her erschließt sich nun vielleicht auch für dich der Sinn, den ich im Sinn habe, wenn ich die distinkten Archetypen in ihrer Bedeutung dauernd so hervorhebe.

Das Männliche wird nur männlich durch das Weibliche, und das Weibliche weiblich durch das Männliche. Mit der m.E. heute so notwendigen Betonung dieser beiden Pole habe ich keine Herrschaft der einen über die anderen im Sinn, ganz im Gegenteil, sondern ihr Wiedererstehen aneinander! Denn anders erstehen sie nicht wieder, sondern gehen unfehlbar zugrunde - und mit ihnen der Mensch als solcher. Was übrigbliebe, wäre tatsächlich kaum mehr als eine dumpfe Herde von humanoidem Stallvieh, das dann aus sich selbst heraus nie mehr zurückfände zu seiner ursprünglichen Bestimmung.

Gott hat den Menschen bekanntlich nicht zum gegenseitigen Kampf um die Herrschaft, sondern zur Liebe geschaffen. Was bedeutet das im Kontext der verhandelten Frage, bei der es ja schließlich um das Herz und den Ursprung aller Liebe (und übrigens auch um den Urtyp jeder Transzendenzerfahrung) geht? Der Narzißt richtet sich auf sich selbst aus und stirbt daran. Das ist hier und jetzt. Wer hingegen liebt, richtet sich auf den Anderen (im reinsten und höchsten Sinne: auf den ganz Anderen) aus. Er wünscht dessen Glück und dessen volles Zusichselbstkommen. Wenn dies wechselseitig geschieht – und nur dann herrscht ja die Liebe im Verkehr – bedeutet dies den Himmel selbst, denn das ist die vollkommene Übereinstimmung mit dem Urprinzip der ganzen Schöpfung und dem Wesen Gottes: Liebe als "Sein für den Anderen". Die Liebe wird bekanntlich bestimmt durch die Maxime: "Dient einander!" (einander!), und nicht von "Herrsche über andere!".

Es ist nicht möglich, jemanden wirklich tief zu lieben, der einem weitgehend gleicht. Da herrscht Gleichgültigkeit oder ggf. Konkurrenz und Kampf und früher oder später trennen sich die Wege von selbst wieder. Zur Liebe bedarf es konstitutiv der Andersartigkeit, und je größer und vitaler dieselbe ist, desto tiefer ist auch die Liebe. Das weiß jeder, der die Liebe kennt. Deshalb hat ein Mann ein natürliches, existentielles Interesse daran, daß sein Weib sehr weiblich, und ein Weib daran, daß sein Mann sehr männlich ist. Trotz und entgegengesetzt zur von dir ganz zutreffend beschriebenen Varianz bei den Männern und bei den Weibern wirkt dieses Prinzip der gegenseitigen Hervorbringung der Geschlechter, wenn und soweit sie in Liebe verbunden sind. Das ist tief in der Seele verankert, geschieht ohne Zwang und bedeutet mitnichten einen kollektivistischen Rolleneinheitsbrei, sondern das genaue Gegenteil davon: höchste Individualität und singuläre Einmaligkeit bei jedem einzelnen Ehepaar, das dann (und nur dann) von selbst seine eigene "Norm" findet, die eben deswegen selbstverständlich keine Norm ist. Sie könnte es allenfalls dann werden, wenn andere anfingen, darüber zu "diskutieren". Und deshalb hat das eben schlicht zu unterbleiben.

Wenn man den Menschen "läßt", wie du es vorschlägst, dann würde sich daraus im guten, gesunden Falle also ganz von selbst eine starke Polarität der Geschlechter entwickeln. Aber erstens ist der Mensch, wenn man ihn einfach bloß "läßt", nun einmal nicht gut und heil, sondern ein von der Erbsünde tödlich verwundetes Ungeheuer (die häretische Verneinung dieser Tatsache ist übrigens die Wurzeln des aufklärerischen Utopismus: Rousseau), und zweitens "läßt" man den Menschen eben nicht, sondern er wird vielmehr nach dem Bilde irgendeiner Ideologie kollektivistisch dressiert (die übrigens samt und sonders, wen wundert's, ausgerechnet auf die Aufklärung und ihren häretischen Utopismus zurückgehen).

Ich führe diesen Gedanken jetzt nicht weiter aus, weil das ein ganz neues und großes Thema wäre, und zwar ein sehr wichtiges. Hier kommt es mir indes nur darauf an, die ideologisch begründete, völlig verkehrt gedachte Verknüpfung von "starker Geschlechterpolarität = Zwang und Unfreiheit" einerseits und andererseits "Freiheit = Gleichheit" (-berechtigung, -stellung usw. … völlig wurscht in dem Zusammenhang) zu denunzieren. Das Gegenteil ist nämlich wahr, und zwar bei beiden ideologisch erzeugten Fehlverknüpfungen gleichermaßen. Es liegt m.E. viel daran, dies zu erkennen und sich davon abzuwenden. Der entscheidende Schlüssel dafür liegt in der kategorischen Absage an Staat und Gesellschaft als angeblich zuständige Regelungsinstanzen für das politisch gemachte Private. Das ist eine Anmaßung, die letztlich allen "Rollendiskussionen" innewohnt, seien sie nun eher rigide oder eher liberal, wie es bei dir der Fall ist. Zerstörerisch ist das eine wie das andere. Ich weiß, daß du das nicht so meinst, aber ich behaupte, daß es trotzdem darauf hinausläuft. Wieviel von dem, was wir für unsere eigene, höchstpersönliche Meinung halten, stammt wohl im Ursprung gar nicht von uns selbst, sondern wurde woanders laut vorgedacht, bevor wir es dann gläubig nachdachten? Ist das eher wenig? Oder ist das vielleicht eher viel?

Theologisch gesprochen handelt es sich natürlich um den "Verlust des Paradieses". Das alternative Paradies von Rousseau ist nun einmal keines, so oder so nicht, wie die Geschichte schmerzvoll beweist. Höchste Zeit also, sich endlich wieder auf den langen Heimweg zu begeben, oder? Für die, die dafür empfänglich sind natürlich. Gezwungen wird wahrlich keiner dazu. Gezwungen wird man zu ganz was anderem, etwas, das man heute "Freiheit" nennt. Am Ende ist es eben die Freiheit von allem.

Hier gehört jetzt selbstverständlich wieder der inzwischen allseits bekannte Spruch von Sirach 15,17 rein: "Der Mensch ist frei. Vor ihm liegen Leben und Tod. Was er erwählt, wird ihm zuteil."

Freundlicher Gruß
vom Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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