Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Vater, Führungskraft, Teilzeitarbeiter - manN muß nur wollen

Beatrix, Friday, 18.10.2002, 22:26 (vor 7885 Tagen)

Beginnen wir mit einer Rarität. Mit der wahren Geschichte des zweifachen Vaters, der eine Führungskraft ist, als solche seit dem 1. April und für 18 Monate freiwillig in Teilzeit arbeitet. Das hat ihm ein Unternehmen ermöglicht, welches begriffen hat, wie kostbar solch eine Eier legende
Wollmilchsau sein kann. Und der Mann, jawohl, ist bei alledem glücklich.

Stephan Eisenberg sein Name, 43 Jahre alt, promovierter Ingenieur, seit drei Jahren Abteilungsleiter Metall im Zentrallabor von VW, Vorgesetzter von 60 Mitarbeitern, seit 10 Jahren Vater einer Tochter und seit 22 Monaten eines Sohnes. Er selbst beginnt die Unterhaltung mit der Frage, kleiner
Qualifikationsnachweis, ob die Gesprächspartnerin Kinder habe, sich um Kinder kümmern könne? Erste Frage an den Abteilungsleiter: Spricht er als Chef mit potenziellen Mitarbeitern auch über die Familie?
"Darüber, dass VW ein idealer Arbeitgeber für Leute ist, die bei aller fachlichen Kompetenz auch eine Familie gründen wollen, reden wir schon. Und über den Wettbewerbsvorteil für VW, der in der Familienfreundlichkeit liegt."

Seine Frau, ebenfalls Akademikerin, ist gegenwärtig zwei Tage pro Woche berufstätig, er an den anderen Tagen. Führungskraft in Teilzeit, das heißt im Fall Eisenbergs: Mittwochs und freitags ist er zu Hause, notfalls per Handy erreichbar, aber Anrufer müssen sich die Aufmerksamkeit teilen - mit dem schreienden Kleinen, der Tochter und ihren Schulaufgaben, dem Besucher an der Haustür.

"Die Anforderungen in der Familie sind oft höher als die im Berufsleben", sagt Eisenberg, "weil in der Familie keine Wartezeiten eingeschoben werden können. Weil alles sofort und gleichzeitig geschehen muss." Als die Soziologin Arlie Hochschild aus Berkeley vor ein paar Jahren in ihrer aufsehenerregenden Studie Time Bind nachwies, dass berufstätige Eltern in Amerika das Angebot familienfreundlicher Arbeitsplätze kaum annehmen, belegte sie nebenbei genau diese Wahrnehmung Stephan Eisenbergs. In
der Firma ist der Tag überschaubar, ruhig, kurz: heimischer als zu Hause. Weshalb eben die Eltern in Hochschilds Studie ihr Heim in der Firma sahen, statt freiwillig nach Hause zu gehen.

Den Abteilungsleiter Eisenberg, der an 60-Stunden-Wochen gewöhnt war, zog es zu seinen Kindern. Als das zweite kam, nicht zufällig, hieß das für Eisenberg: "Ich wollte sein Aufwachsen begleiten, warum sonst bekämen wir noch ein Kind? Also wollte ich im Beruf reduzieren." Ganz einfach. Ganz einfach?
"Arbeitszeitmanagement muss jeder beherrschen, der eine Führungskraft werden will", sagt Eisenberg, "wer sich gegen seinen Willen von der Arbeit private Zeit wegnehmen lässt, gerät auf Dauer in Konflikte, die arbeitsunfähig machen." Mit den Vorgesetzten, die ihn nicht ersetzen wollten, und den Mitarbeitern beriet er, wie sich die Organisation der Arbeit strikter planen ließe. DerArbeitgeber VW ließ sich nicht lange bitten, sondern hat das neue Modell zusammen mit ihm erarbeitet. Eisenberg teilt seine Aufgabe mit niemandem, aber er delegiert. "Ein wenig ist die Belastung im Umfeld der Kollegen gestiegen. Aber die vereinbarten Aufgaben schaffe ich."

Entscheidungen müssen frühzeitig vorbereitet werden, und die Mitarbeiter müssen in seiner Abwesenheit selbst beurteilen, welche Anfrage warten kann, welche bearbeitet werden muss und welche den Anruf zu Hause erforderlich macht. Aber solche Anrufe kommen selten. Und die jüngeren unter den
Kollegen sehen aufmerksam zu, wie man das macht: Beruf und Familie in eine Balance zu bringen. Als Mann! Als Führungskraft! Freiwillig! In Teilzeit! Es ginge also doch: Eltern zu sein, die Arbeit zu teilen, das Leben an der Existenz von Kindern auszurichten, ohne vom Arbeitgeber dafür bestraft zu werden. Es geht, aber nur wenige tun es bisher: Nur fünf Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit.

[link=http://www.cvpsz.ch/CVPSZ/Dossier/familienpolitik/zeitgesfachkraft.htm" target="blank]Der ganze Artikel[/link]


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