Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauenaengste und Opferkultur

carlos, Saturday, 02.11.2002, 19:25 (vor 7818 Tagen) @ Maesi

Als Antwort auf: Re: Frauenaengste und Opferkultur von Maesi am 02. November 2002 12:56:11:

Servus, Maesi!
Gottlob hast Du nicht recht: nein, ob meiner Töchter muß ich nicht resigniert sein; Danke der indirekten Anfrage*. Es sind so viele, von mir als Vater mit jedem Jahr immer weniger beeinflußbare Faktoren, die Sorgen und Kopfzerbrechen bereiten, und das liegt überhaupt nicht an meinen Kindern. Ich glaube, die Pubertät ist die schwierigste Phase überhaupt, weil sich da nix mehr korrigieren läßt, was vorher versäumt oder gar falsch gemacht worden wäre. Eine gewissenhafte Erziehung ist jahrelange Schwerstarbeit und aus vielerlei Gründen ja immer auch eine Gratwanderung; na gut, unter vielen Gesichtspunkten war sie das schon immer, aber noch nie war die außerhäusliche Beeinflussung so massiv wie heute. Normalerweise sind Kinder im Kleinkindalter wie Wachs in Deinen Händen; du kannst sie formen und ihnen die wichtigsten Dinge des Lebens, notfalls auch mit Mitteln des erzieherischen Zwang, beibringen, Du legst die vielen Grundsteine für alles Spätere: Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmermehr, und was man bis zum Beginn der Pubertät nicht erreicht hat, das erreicht man danach auch nicht mehr. Mit Beginn der Pubertät kann man fast nur noch durch gutes, dringendes Zureden, durch gutes Beispiel geben, etwas erreichen; das sehe ich jeden Tag aufs Neue. Wenn die Fähigkeiten zur eigenen Bewußtseinswerdung, zur Selbstreflexion und kritischen Hinterfragung von allem und nichts erwachen, helfen pure Ge- oder Verbote, vor allem dann, wenn sie nagelneu und aus der Hüfte geschossen kommen, gar nichts mehr. Auch klar: Es gehört zum Leben, spätestens mit Beginn der Pubertät die Leinen immer lockerer lassen zu müssen: das MUSS so sein, auch wenn´s manchmal schwerfällt. Mir ist selbst klar, als Vater zweier Mädchen macht man sich wahrscheinlich mehr Sorgen, als eigentlich nötig, aber andererseits denke ich auch, besser, ich mache mir einmal eine Sorge zuviel, als eine entscheidende zu wenig. Wenn man sie so anschaut, denkt man sich, verdammt, sind ja fast schon erwachsen, machen sie den Mund auf, kommt dagegen so oft noch unreifes Zeugs zutage, und daran merke ich, wie weit sie vom Erwachsensein noch entfernt sind. Im Grunde genommen kann ich aber völlig zufrieden sein: Ich habe keinerlei Probleme gleich welcher Art im Haus, die Schule läuft normal, wenn auch ohne Anspruch auf Perfektion ...*lol*, was will man mehr?
Nein, Maesi, Grund zur Resignation gibt vielmehr diese brunzdumme Welt da draußen, die mit jedem Tag mehr verblödet und die sich meinem Einfluß entzieht, die ihrerseits aber einen nicht zu unterschätzdenden Einfluß auf die noch unfertige Geistes- und Gedankenwelt, auf die Wertevorstellungen der lieben Kleinen nimmt. Sie kommt z.B über die Glotze auch in meine vier Wände, und oftmals bin ich mir wie ein Don Quijote vorgekommen, um wenigstens den allerschlimmsten Scheißdreck, den übelsten Gossenmüll draußen zu lassen. Leicht war das nicht immer, aber ich bin dennoch zufrieden, was ich bis heute erreicht habe. Mir ist auch klar, jede neue Jugendgeneration hat ihre eigenen Idole und Ideale, hat sich ihre Welt genommen und neu geformt; das gehört zum Leben, das ist das Leben, und so soll es sein, auch wenn ich selber nicht noch einmal Teenager sein möchte. Klischees, Vorurteile? Nein, damit hat das alles nix zu tun; ein Irrtum, den noch alle ob ihrer Verantwortung bewußten Eltern im Laufe der Erziehungszeit werden einsehen müssen, soll der eigene Nachwuchs nicht den Bach runter gehen.
Nachdenkliche und freundliche Grüße,
carlos


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