Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"O Gott, laß es nicht meine Mutter gewesen sein!"

Jörg, Tuesday, 17.12.2002, 01:00 (vor 7818 Tagen)

Hallo,

bin vor kurzem auf eine interessante Seite von "Schotterblume" gestoßen,
einem Verein für Opfer von seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt
in der Kindheit und Partnerschaft. Es geht dort um eines der größten
Tabuthemen unserer Zeit - nämlich um den (sexuellen) Mißbrauch durch die
eigene Mutter. Vorab: Der Text ist starker Tobak.

Untenstehend ein kleines Zitat aus der besagten Seite, das zeigt, wie
tief verwurzelt der Glauben daran ist, daß (sexueller) Mißbrauch im Grunde
doch gar nicht von Frauen ausgehen kann - schon gar nicht von der
eigenen Mutter.

Ich hielt im letzten Jahr eine Lesung in einer Männer-Therapiegruppe. Alle Teilnehmer waren als kleine Jungen Opfer von elterlicher Gewalt gewesen. Was einigen von ihnen, besonders durch die eigene Mutter, angetan wurde, ließ mich gruseln.
Dennoch war kein einziger von ihnen bereit, die Mutter von ihrem "Thron" zu stürzen.
Lieber wurden noch heute tausend Entschuldigungen für sie gefunden oder die Schuld bei sich selbst gesucht.
Da wurde sich hartnäckig gegen die Erkenntnis gewehrt, dass ausgerechnet die Frau, von der das Kind, wie von keiner anderen, Liebe, Zärtlichkeit, Schutz und Wärme erhofft hat, verletzt, vernachlässigt, gedemütigt, gequält ,missbraucht hat.
"Mutter MUSS in Wirklichkeit doch gut gewesen sein, Mutter MUSS mich irgendwie doch geliebt haben", eine fast nicht tot zu bekommende Kinderhoffnung, steckt hinter dieser Verleugnung, Verdrängung, Bagatellisierung oder Abspaltung der niederschmetternden Tatsache, dass Mutter leider so ganz anders war ...

Gruß, Jörg

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