Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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SPD Stadthagen: Funktionäre sollen Männerveranstaltungen meiden

Oberkellner, Saturday, 21.12.2002, 12:06 (vor 7813 Tagen)

Aber Frauen-Cafes, zu denen Männer keinen Zutritt haben, sind okay...

SPD-Unterbezirk: Funktionsträger sollen reine Männer-Veranstaltungen meiden

Kreis Schaumburg. Mit kräftigen Fragezeichen versehen haben die Delegierten des SPD-Unterbezirks Schaumburg jene gesellschaftlichen Traditionsveranstaltungen im Schaumburger Land, in denen die Männer unter sich sind. Mit großer Mehrheit hat das höchste SPD-Gremium im Landkreis auf Antrag des Bückeburger SPD-Ortsvereins beschlossen: Bei Veranstaltungen, wo die Beteiligung von Frauen „erkennbar nicht gegeben ist, sollten sozialdemokratische Mandats- oder Funktionsträger ihre Mitwirkung überdenken”. Das heißt konkret: Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier oder Rintelns Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz sind jetzt durch Parteibeschluss aufgefordert, zu überdenken, ob sie beispielsweise zu Schützenfesten, Bockbier-Anstichen oder zum Schaffermahl gehen.

Ausdrücklich „Bestandteil des Beschlusses”, der durch die Entscheidung des Parteitags von nun an eine Richtlinie der Schaumburger SPD-Politik ist, sind bemerkenswerte analytische und absichtsbekundende Textpassagen. Beispiel: „Es kann nicht sein, dass wir einerseits Frauen dafür werben und ermutigen, ein öffentliches Mandat zu übernehmen, es aber andererseits zulassen, dass Frauen von vorne herein auf Grund ihrer Eigenschaft ,Frau’ und ungeachtet ihrer Funktion in Rat oder Verwaltung bei zentralen gesellschaftlichen Ereignissen bewusst und gewollt ausgeschaltet und damit diffamiert werden.”
Und weiter: „Die SPD Schaumburg sollte ihre prägende Kraft im Landkreis nutzen, eine längst überholte und im Widerspruch zu heutigen Gleichstellungserfordernissen stehende und damit inzwischen fragwürdige Tradition zu beenden.” Eine Tradition, die „bewusst auf Ausgrenzung von Frauen setzt”, führt der Beschluss fort, „ist abzulehnen und mit unserem heutigen Kulturverständnis nicht vereinbar”.
Dass es aus Sicht der SPD dabei nicht um eine Bagatelle geht, machte in der Debatte auf dem Parteitag für den Ortsverein Bückeburg Anka Knechtel deutlich. Es gehe nicht um irgendwelche harmlosen privaten Männertreffen, „gegen die wir gar nichts haben”. Vielmehr seien wichtige und offizielle gesellschaftliche Ereignisse im Blick, zu denen etliche Frauen schon kraft ihres Amtes eigentlich dazugehören müssten – etwa Bürgermeisterinnen, Ratsfrauen und Abgeordnete. Außerdem: „Auf den betreffenden Veranstaltungen wird nachts an der Theke reale Politik gemacht. Wer hiervon ausgeschlossen ist, hat Nachteile.” Das dürfe die SPD nicht länger hinnehmen.
Die Antragsteller mussten als Ergebnis der Debatte freilich den Austausch einer Vokabel in dem Beschluss hinnehmen. Ursprünglich sollten die SPD-Mandatsträger ihre Teilnahme an den inkriminierten Veranstaltungen sogar „ablehnen”. Dagegen erhob sich Widerspruch. Ernst Kastning und Wolfgang Foerstner – die sich allerdings beide ausdrücklich „nicht als Freunde dieser Traditionsfeste” bezeichneten – wehrten sich gegen eine Vorschrift für SPD-Mandatsträger. „Das geht einen Schritt zu weit”, sagte Foerstner. Kastning fügte hinzu: „Ein Appell ist gut, aber kein Befehl, wo einer hinzugehen hat und wo nicht.”
Insofern blieb es bei der Maßgabe des „Überdenkens”, allerdings inklusive des zitierten Beschlusstextes mit seinen weitgehenden Textpassagen.

http://site.sn-online.de/nachrichten/schaumburg/stadthagen/103469.html


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