Rote Männer Info Nr 69
RoteMänner!
In vitro und in utero Fertilisierte!
Gefoltertes Geschlecht!
Ungeachtet der wachsenden Möglichkeiten künstlicher Fortpflanzung droht
den Menschen ohne Sex das Aussterben, hat der Evolutionsbiologe Joel R.
Peck von der Sussex University herausgefunden. Die "Zeit" vom 6. Mai
berichtete in ihrem Wissenschaftsteil: "Ohne geschlechtlichen Austausch
setzen sich ,in kürzester Zeit die egoistischsten Typen durch' (.) Bei
sexueller Fortpflanzung dagegen nehme die Hilfsbereitschaft unter den
Organismen zu. (.) ,Würde sich die Menschheit auf asexuelle Vermehrung
verlegen', folgert Peck, ,ist es ziemlich wahrscheinlich, dass wir uns
aus purer Feindseligkeit gegenseitig auslöschen.'" Das korrespondiert
übrigens mit der sehr viel älteren Erkenntnis, dass Gewalt in
lesbischen Beziehungen exorbitant häufig ist, mit einer Quote von über
50 Prozent laut einer amerikanischen Studie aus den achtziger Jahren.
Zum Vergleich: Gewalt in heterosexuellen Beziehungen wurde demnach in
11 Prozent der Fälle registriert. Bleibt zum Schluss die naheliegende
Frage offen, wessen Gene bei der asexuellen Vermehrung den von Prof.
Peck diagnostizierten Egoismus transportieren.
Übrigens: Dass die Dinosaurier ausgestorben sind, lag möglicherweise
daran, dass es wegen der Klimaveränderung zu einem fürchterlichen
Männerüberschuss unter den Superechsen kam. Die Saurierdamen hatten
wohl Probleme mit "dieser schrecklichen Hitze". Entnahmen wir am 27.
April der "Süddeutschen". Wir lernen: Manch eine vermeintliche
historische oder biogenetische Überlegenheit ist oft schon sehr
kurzfristig ein veritabler Rohrkrepierer! Wer auch immer dabei im
Vorteil sein mag.
In einem Interview mit der "taz" erläuterte die iranische Feministin
Mahbubeh Abbasgholizadeh den "Standpunkt der modernen islamischen
Aufklärer. Sie lesen den Koran mit einem kritischen Blick, lassen sich
dabei von ihrem Verstand und ihrer Vernunft leiten und berücksichtigen
die Erkenntnisse und Errungenschaften der Moderne. So betrachtet ist
der islamische Feminismus genauso modern wie der nichtislamische." Ob
Frau Abbasgholizadeh weiß, welches Zeugnis sie damit sich und ihren
Mitstreiterinnen ausstellt? Wohl eher nicht, weil die von einem
archaischen Geschlechterverhältnis geprägte Realität im Iran mit
"Moderne" ziemlich wenig zu tun hat. Folglich kann auch der dortige
Feminismus schon wegen seiner Ausgangsposition nicht mit einer dem
westlichen vergleichbaren Dekadenz aufwarten. Allerdings sollten die
Iranerinnen das wirklich nicht bedauern, finden wir.
http://www.taz.de/pt/2004/04/28/a0186.nf/text
Der Irrtum wird deutlich, wenn Frau Abbasgholizadeh bei den wenigen
Fortschritten in Bezug auf Frauenrechte im Iran manche Konsequenzen des
Emanzipationsprozesses kritisch sieht: "Gleichzeitig muss man
berücksichtigen, dass die Freiräume auch negative Folgen hatten: die
Scheidungsrate ist enorm gestiegen, ebenso die Zahl junger Frauen, die
ihre Eltern verlassen." Wenn eine deutsche Väterorganisation
dergleichen einwenden würde, müsste sie damit rechnen, von "konkret"
und ähnlichen Postillen als "faschistoid" denunziert zu werden. Bei
sowas ist unser "moderner" Feminismus nämlich reaktionär und
patriarchalisch: Er geht davon aus, dass die Frauen in der Dritten Welt
noch sehr viel (von ihm!) lernen müssen - ebenso wie die Frauen aus der
früheren DDR das "mussten" (aber gottlob überwiegend gar nicht wollten,
weil sie ein völlig anderes Verständnis von Gleichberechtigung hatten).
So hat dieser Teil der westlichen Linken auch seine kolonialen Bimbos,
denen er gutmütig, notfalls aber auch gerne mit Druck den Fortschritt
zu bringen gedenkt.
Um seine Ausgewogenheit zu demonstrieren hat das Bundesfrauenministerium
vor anderthalb Jahren bereits eine Studie über Gewalt gegen Männer
ausgeschrieben. Es fällt noch schwer zu glauben, dass dies in Bezug auf
die Politik der Bundesregierung irgendwas bewirken wird. Schließlich
verschwinden auch die meisten Sachverständigengutachten in dunklen
Schubladen der Ministrialbürokratie und werden nie wieder gesehen. Aber
es ist dann natürlich auch Sache der Männer, wenigstens die
vorliegenden Fakten gegen den Mythos der allzeit leidenden Frauen
einzuwenden. Und einige Einleitungssätze der jetzt vorgelegten
Ergebnisse geben doch Anlass zur Hoffnung, so wie diese: "Männer haben
zwar vielfältige Gewalterfahrungen, aber in anderen Kontexten und mit
anderen Folgen als Frauen. Daher lassen sich auch die vorhandenen
Forschungsinstrumente zu ,Gewalt gegen Frauen' nicht einfach auf Männer
übertragen, d.h. Männer müssen anders befragt werden."
http://www.gewalt-gegen-maenner.net/
Über "Väterlichkeit, Scheidung und Geschlechterkampf" scheibt Gerhard
Amendt vom Bremer Institut für Geschlechter- und Generationenforschung
in der Beilage der Wochenzeitschrift "Das Parlament" vom 3. Mai. Und
dies ist einer der wirklich lesenswerten Beiträge, die wir euch zur
näheren Betrachtung unbedingt empfehlen möchten:
http://www.bpb.de/publikationen/VJDYP1,0,0,V%E4terlichkeit_Scheidung_und_Geschlechterkampf.html#art0
(Die einzelnen Kapitel sind im Inhaltsverzeichnis anzuklicken!)
Frauen spielen in der rechtsextremen Szene eine seit Jahren wachsende
Rolle: "Die Frauen in der Gruppe waren offenbar nicht zurückhaltender
als die Männer; alle drei stimmten laut Anklage der Tötung von Menschen
ohne Widerspruch zu. Das entspricht einer Beobachtung des
Verfassungsschutzes, wonach rechtsradikale Frauen sich nicht mehr auf
die Rolle der Freundin beschränken, sondern selber aktiv werden
wollen." http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/329/31298/
Den SWR-Beitrag von Astrid von Friesen über den "Feminismus und die
Folgen" fanden wir so wichtig, dass wir ihn wegen eines offenbar
veränderten Links nach unserer 68. Ausgabe gleich nochmal rundmailten.
Das scheint noch einmal Probleme gegeben zu haben, darum hier ein
aktualisierter Link:
http://db.swr.de/upload/manuskriptdienst/eckpunkt/ep20040405_2479.rtf
Am 7. Mai meldete "dpa", die Bundesregierung wolle eine Frauenquote bei
der Bundeswehr verfügen. Frauen- und Verteidigungsministerium stünden
in Verhandlungen. Demnach sollen Soldatinnen "so lange Vorrang vor
männlichen Kollegen mit gleicher Qualifikation erhalten, bis jede
zweite Karriereposition im Sanitätsdienst und jede dritte dieser
Stellen in allen anderen Bereichen mit Frauen besetzt sind. Dies soll
nach Informationen des Blattes für alle Posten vom Feldwebel an
aufwärts gelten." Das wird für gute Stimmung sorgen bei unserer Truppe,
wenn für knapp zehn Prozent Mädels bei der Bundeswehr ein Drittel der
Offiziersränge freigehalten wird. Wir sind voll fröhlicher Zuversicht,
dass sich dieser krude Menstruationsbonus - wenn diese
Despektierlichkeit hier gestattet ist - ziemlich bald selbst erstickt.
Über den türkischen Vater, der seinen eigenen Sohn nicht einmal SEHEN
darf, weil das Jugendamt und das Oberlandesgericht (OLG) Naumburg ihn
lieber Adoptiveltern überlassen wollen, haben wir schon berichtet.
Bitte lest diesen Bericht der Leipziger Volkszeitung:
http://www.lvz-online.de/lvz-heute/111809.html Beanstandungen des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte beeindrucken ein richtiges
deutsches Gericht offenbar nicht. Mehr muss man eigentlich über diesen
Rechtsstaat nicht mehr sagen. Seit Roland Freisler und seinem
"Volksgerichtshof" nichts Neues. Hauptsache, das System behält Recht.
Und in dieses Recht verkeilt es sich notfalls. Mit Zähnen und Klauen.
SEIN Recht. Nicht das der Anderen!
Die "Zeit" brachte in ihrer aktuellen Ausgabe einen Schwerpunkt zum
Thema "Väter". http://www.zeit.de/leben/index Eine Woche vorher, in
der Ausgabe vom 6. Mai, waren bereits die "Mütter" dran.
http://www.zeit.de/leben/index_muetter Vielversprechend etwa Jörg
Laus Erkenntnis "Das Bild der Mutter kennt nur Extreme". Hier nur der
Hinweis für euch, wenn ihr's selbst nachlesen wollt, wir waren mit
anderen Themen ausgelastet, wie ihr gleich sehen werdet. Vielleicht
kommen wir aber nochmal darauf zurück. Jetzt erstmal zu unseren
aktuellen Schwerpunkten:
1. Bilder aus dem Irak, die die Beteiligung von Frauen an Folterungen
belegen, haben naheliegende Emotionen auf allen Seiten freigesetzt.
Ausgerechnet in einer Zeit, da uns Alice Schwarzer und Amnesty
International die Frauen als gefoltertes Geschlecht andienen wollen!
Jetzt werden hier und da aus Täterinnen rasch Opfer gemacht.
2. Eine liebe Freundin übt sich in Differenzierung und hat die
emanzipatorischen Wurzeln des Feminismus nicht ganz vergessen: Wann und
warum bei Heide Oestreich Hopfen und Malz noch nicht ganz verloren
sind.
3. Ein Mensch mit dem Namen eines Zirkusdirektors klärte uns in der
"Hamburger Morgenpost" über den Wert einer Ehefrau auf: 80.000 Euro!
Per Anno! Donnerkeil! Dafür muss ein alter Mann lange angeln.
4. Weil Maxim B. nicht nett zu seiner Ex-Schwiegermutter war, ließ Mama
Wutz seinen neuen Roman verbieten. Ein Denkfehler unsererseits:
Trüffeltiere lesen nicht!
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".PENETRIERT FÄHRT LYNNDIE ENGLAND NACH HAUSE, SCHWANGER!"
LÜGEN, IRRTÜMER UND UNERWARTETE WAHRHEITEN IN DEN ZEITEN DES KRIEGS
Man stelle sich nur für einen Augenblick vor, die Rollen der
Geschlechter bei den dokumentierten Folterszenen aus jenem irakischen
Knast von Abu Ghraib wären umgekehrt gewesen, und ein junger männlicher
Soldat hätte Gesten wie die, die der amerikanischen Soldatin Lynndie R.
England offenbar so saukomisch erscheinen, in Richtung auf den
Vaginalbereich einer Frau gemacht - mit breitem Grinsen und einer Kippe
im Mundwinkel. Man male sich nur für ein paar Minuten aus, welchen
Honig die Ideologinnen des "gefolterten Geschlechts" (Schwarzer)
umgehend daraus gesaugt hätten.
Andererseits: Sind Bilder, die Männer gegenüber Frauen in verleichbarer
Pose zeigen, denkbar? Abgesehen davon, dass die Kategorie des Denkbaren
ohnehin einigen Strapazen ausgesetzt ist, weniger WEIL amerikanische
Soldaten foltern (damit musste man in Zeiten von Dabbelju und
Gunatanamo Bay längst rechnen), sondern auf welch eine sadistische Art
und Weise sie dies tun und sich daran selbst in höchstem Maße
delektieren. Wäre ein eine Frau misshandelnder Mann in vergleichbaren
Triumpfposen denkbar? (Oder würde er nur die Pose und das Foto
vermeiden?) Achatz von Müller schreibt erfrischend böse in der "Zeit"
vom 13. Mai: "Die Slips und Büstenhalter an den Körpern der Gefangenen
erweisen sich ebenso wie die höhnischen Fingerübungen ihrer weiblichen
Bewachung als die Karikatur unserer eigenen Empörung über die
vermeintliche islamische Entwürdigung des weiblichen Körpers unter der
Burka. Handelt es sich also um pervertierte feministische Pornografie?
Nicht nur. Der Vertrieb der Bilder führt in das Herz der Finsternis, wo
Hohn in Vergewaltigung und Mord umschlägt." Dem wäre schon beinah'
nicht mehr hinzuzufügen.
Es waren Männer, die hier auf übelste Weise misshandelt wurden, physisch
und psychisch, so wie es im Krieg fast immer Männer sind, die den Kopf,
den Arsch und wohl auch ihre Schwänze hinhalten müssen. Das schließt
nicht aus, dass auch Frauen zu den Opfern von Abu Ghraub gehören. Im
Mittelpunkt jetzt aber ein weiblicher Täter: Eine zierliche junge Frau,
die ein besonderes Faible für sexuelle Demütigungen zu haben scheint.
Aufgewachsen in einem Land und einer Kultur, die bereits Fluchen und
Schimpfen in einschlägigem Vokabular zur Vergewaltigung erklärt -
jedenfalls wenn es gegenüber einer Frau geschieht.
"'Wir fanden, es sah so lustig aus, deshalb wurden Fotos gemacht', sagte
die US-Gefreite Lynndie England der Zeitung New York Times. Die
Misshandlungen in Abu Ghraib seien Routine gewesen und manchmal
amüsant, hätten jedoch fast nie die Grenzen des Erlaubten
überschritten, betonte England dem Blatt zufolge. Bislang hatte sich
England stets damit gerechtfertigt, dass sie lediglich Befehle befolgt
habe. Auf die Frage, ob sie selbst Gefangene misshandelt habe, sagte
die 21-Jährige: ,Ja, ich bin auf einigen von ihnen herumgetreten, habe
einige gestoßen und gezogen, aber nichts Schlimmes getan.'" schreibt
die "Süddeutsche" am 17. Mai. Nach eigener Aussage hat sie Gefangene
unter anderem vier bis sechs Stunden lang gezwungen, über den Gang zu
kriechen. Lediglich die erzwungene Selbstbefriedigung der Gefangenen
fand sie laut Verhörprotokoll unangemessen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,300167,00.html
Verwunderlich ist offenbar auf den ersten Blick nur: solch widerliche
Formen der seelischen Zermürbung und Zerstörung DURCH EINE FRAU. Nein,
die gequälten Gefangenen gehörten nicht Alice Schwarzers "gefoltertem
Geschlecht" an. Die Aufregung wäre dann zweifellos eine ganz andere
gewesen, aber zentral ist vor allem die Überraschung, dass eine Frau
der Täter ist. So schreibt Bernd Pickert in der "taz" vom 8. Mai: "Doch
wie kommt es, dass eine normale junge Frau jedes Gefühl verliert, was
richtig und was falsch ist, oder wenigstens, was erlaubt ist und was
verboten? Aber warum auch wird eine knapp 21-Jährige ohne Erfahrung,
Training und Ausbildung überhaupt Aufseherin von Gefangenen?"
Kann denn sein, was nicht sein darf? Eine solche Frage hätte Herr
Pickert bestimmt nicht bei einem 21-jährigen GI männlichen Geschlechts
aufgeschrieben. Aber seine Entrüstung trübt dies nicht, er sieht
durchaus die Ungleichbehandlung: "Gegen England wird derzeit nicht
ermittelt, gegen ihren Freund Graner schon. Sie verlor nicht einmal
ihren Job. Und doch wird ihr Leben nie mehr so sein wie vorher - genau
wie das derjenigen, die da vor ihr standen und lagen, nackt, gedemütigt
und mit Kapuzen über dem Kopf."
http://www.taz.de/pt/2004/05/08/a0204.nf/text
Der Widerspruch wurde dann offenbar auch den amerikanischen Weltmeistern
der Bigotterie allzu offensichtlich. Jetzt muss sich Frau England doch
vor einem Disziplinargericht verantworten. Das Schlimmste, was sie
dabei zu gewärtigen hat, ist der Ausschluss aus der Armee. Denn es ist
nicht sehr unwahrscheinlich (und wurde zwischen den Zeilen längst
bestätigt), dass der Umgang mit tatsächlichen oder mutmaßlichen
"Feinden" dieser Weltfriedensmacht längst Schule gemacht hat. An
anderer Stelle war zu hören, dass im Irak dieselben "Verhörmethoden"
wie auf Guantanamo Bay angewandt werden.
In der "Süddeutschen" vom 7. Mai schrieb Sonja Zekri über "die Illusion
vom weiblichen Krieg", dass Frauen wohl doch nicht, wie einst erhofft,
die "besseren Männer" seien, die das Kriegsgeschehen und die Truppen
insgesamt zu zivilisieren imstande wären. Bemerkenswert war nicht
zuletzt Frau Zekris Bewertung, der ganze Skandal sei eine "fahrlässige
Provokation", weil die Bilder nunmehr eine Verstärkung der Gegengewalt
gegen die Besatzer zur Folge haben werden - und inzwischen bereits
hatten. Vielerorts hat man den Eindruck, dass am meisten Bedauern
darüber herrscht, dass der ganze Skandal fotographisch dokumentiert ist
und somit die Emotionen besonders angefacht werden. Ein Bild sagt mehr
als tausend Worte. Auch - oder vielleicht gerade - wenn es Pornographie
ist!
Allerdings sieht Frau Zekri den geschlechterbezogenen Kern sehr wohl:
"Wer je an die Vision einer friedlichen, humanen, einer ,weiblichen'
Kriegsführung glaubte, der muss spätestens jetzt einsehen, dass das
Illusion war. Alexander Solschenizyn beschreibt schon im ,Archipel
Gulag' eine Sadistin des sowjetischen Geheimdienstes NKWD, deren
Spezialität darin bestand, Männern die Genitalien zu zerquetschen. Wir
wissen von grausamen KZ-Aufseherinnen und brutalen Partisaninnen. Und
nun eben von Specialist Lynndie England. (...) Die Entrüstung, dass
auch Frauen solcher Taten fähig sind, folgt jedoch einem Frauenbild,
das davon ausgeht, Frauen seien als mögliche Mütter sozusagen
biologisch unfähig, Leid und Tod zu verursachen. Das ist eine überholte
Position, auch wenn sie vielleicht manche Feministinnen noch immer
nicht abgelegt haben." - MANCHE?
Der "Soldatin" Lynndie England wird jetzt in einem dienstlichen
Verfahren zur Last gelegt, sie habe die amerikanischen "Streitkräfte in
Verruf gebracht". Das scheint in der Tat das Zentrale zu sein, was die
Bush-Krieger (und -Kriegerinnen) derzeit bewegt. Auch in der Presse
registriert man eine seltsame Mischung aus pflichtgemäßem Abscheu und
"Human-touch"-Berichterstattung: Private England als negativer Star,
als das Mädel von nebenan, das kindliche Gemüt, das sich halsüberkopf
erst in eine Ehe stürzt und dann, als diese nach wenigen Monaten wieder
geschieden wird, zur Army geht. Obwohl sie auf einer Hühnerfarm
arbeitete, habe sie immer davon geträumt "als Meteorologin das
Heraufziehen von Stürmen voraussagen zu können".
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,298686,00.html
Die "message" ist alles andere als klar, aber auf eine amorphe Weise,
als ob auch die Journalisten den ganzen Vorgang nicht in ihre
Sichtweise der Welt einordnen könnten: Die kleine Lynndie ist ein ganz
normaler Mensch, sie ist nicht VOM WESEN HER gewalttätig (wie natürlich
die Männer, die sowas tun!), geschweige denn sadistisch. Nein, Lynndie
war überfordert, sie war "zur falschen Zeit am falschen Ort", wie ihre
Eltern zitiert werden. Und schon haben wir unsere kleine Foltererin
ganz tief ins Herz geschlossen!
Irgendwo haben die Erklärungsbemühungen ihre Richtigkeit und treffen
doch auf junge männliche Soldaten, die in solche Situationen geraten,
genauso zu. Nicht aber auf Joseph M. Darby, männlich, der mithilfe
eines zunächst anonymen Briefes den ganzen Skandal ins Rollen brachte,
weil ihm bei den Bildern schlecht wurde, die in den Soldatenkreisen
zirkulierten. Auch nicht auf den Gefreiten und "bulligen Mann"
(Spiegel) Charles Graner, Lynndies Freund, über den jetzt
Gewaltvorwürfe aus einem weit zurückliegenden Scheidungsverfahren
erneut laut werden. Und DAS passt doch richtig schön ins Bild! Zumal
diese Vorwürfe jetzt endlich plausibel scheinen, andererseits damals
nicht verifiziert wurden.
Es ist naheliegend, dass zweierlei scheinbar Nebensächliches selbst zum
Thema wird: Die von den Medien praktizierte Pornographie der Bilder und
- das kritische Nachdenken über die im Zentrum vieler Bilder stehende
Frau. Reflexe sind unvermeidbar, sowohl die Unseren, die ihre
klammheimliche Freude über diesen Gegenbeweis zu Schwarzers Gepladder
üder das gefolterte Geschlecht nur mühsam zivilisiert; und dann
offenbar auch die Reflexe derer, die den Auftritt der Soldatin England
- von hinten durch die Brust ins Auge - EIGENTLICH als Beweis für das
männliche Foltersystem umzubiegen bemüht sind: "Bei den Worten Frau und
Militär assoziiert man das männliche Militär als Täter und den
weiblichen Menschen als Opfer, die dazugehörige Situation ist die
Vergewaltigung. Die Bilder von Lynndie drehen diese Vorstellung nur
scheinbar um." Weiß unvermeidlicherweise Heide Oestreich in der "taz"
vom 11. Mai. Für sie ist diese Soldatin "ein Instrument des Systems
Militär, das sich ihrer bedient, um die größtmögliche Demütigung zu
erreichen". So schnell wird aus dem Täter ein Opfer. Und Private
England kann demnach die größtmögliche Demütigung der irakischen Opfer
nur erreichen, weil sie eine Frau ist. Selbst wenn das zutrifft, macht
sie das aber keinesfalls weniger zur Täterin als alle anderen
Beteiligten, die sich weniger bereitwillig für die Kamera exponierten.
Dass Frau Oestreich die Vorgänge, die Folter und ihre Methoden selbst,
psychologisiert, ist naheliegend und legitim. Mehr als fragwürdig ist
aber die Art, wie sie eine inszenierte "Verteufelung" der Rolle der
Frau andeutet: "Wir sehen nicht die Frau als Opfer, wir sehen nur die
Frau als Täterin. Man soll keine Verschwörungstheorien schüren (sic!).
Aber es ist ungewöhnlich, dass immer nur Lynndie England voll im Bild
ist. Kaum spielen Frauen im Militär eine Rolle, sind sie teuflisch." So
liegt nahe, dass selbst daran zum guten Schluss nicht diejenige
schuldig ist, die hier nachweislich agiert, sondern die, die sie dabei
fotographierten. Insoweit es Männer waren! Allerdings ist anzumerken,
dass auch Lynndies Freund Charles Graner auf mindestens einem Bild
überdeutlich zusammen mit einer zweiten Frau zu sehen ist und
keineswegs "immer nur Lynndie England", die demnach gewissermaßen
gelinkt worden wäre.
Der Zweck dieser Oestreich'schen Tiefenpsychologie ist allzu deutlich,
dazu hätte es nicht auch noch des folgenden Fehltritts bedurft:
"Nachdem sie diesen Dienst versehen hat (!), ist die Rolle der Lynndie
England vorerst erfüllt, penetriert fährt sie nach Hause, schwanger."
Da haben wir es, also doch! Sie ist quasi selbst gefoltert worden, nein
viel schlimmer: "penetriert"! Damit hat Frau Oestreich endlich auch bei
der Lesbenfront Ovationen sicher.
http://www.taz.de/pt/2004/05/11/a0214.nf/text
Einen Tag später lief sie bei einem Interview mit ihrer früheren
Kollegin und Soziologin Karin Grabbert ein bisschen gegen die Wand:
"Haben diese Bilder auch Sie als Militärexpertin überrascht?" fragte
Frau Oestreich, und musste prompt hören: "Nein. Dass Frauen das Gleiche
machen wie Männer, wissen wir schon lange. Überraschender ist das
Ausmaß des Kontrollverlusts der US-Regierung, sowohl militärisch als
auch medienpolitisch." Wenig später versuchte sie es dann nochmal: "Sie
sagen so locker, dass sich Frauen betreffs Gewaltausübung so verhalten
wie Männer. Ist die Schwelle zur Gewalt nach einer traditionellen
Mädchenerziehung nicht doch höher?" Und dann wird Frau Grabbert mal
richtig gut: "Das ist meiner Meinung nach Quatsch. Männer unterliegen
öfter Bedingungen, die Gewalt hervorrufen können. Wenn Frauen diesen
Bedingungen auch ausgesetzt werden, handeln sie genauso." Schau mal an!
Freunde, das ist ein wirklich lesenswertes Interview, wenn auch mit ein
paar Ansichten der Frau Grabbert, die wir eher witzig finden: Wenn etwa
behauptet wird, die US-Army brauche weibliche Soldaten als
Kanonenfutter! Der Anteil der getöteten weiblichen Soldaten an den
eigenen Verlusten - und verglichen mit ihrem Anteil an der Truppe -
spricht diesbezüglich Bände (auch wenn wir uns hier bislang ermangels
neuerer Zahlen nur auf den ersten Golfkrieg beziehen können.) Aber
dieses Interview macht beispielhaft Irritationen und Verunsicherungen
deutlich, die die unleugbare Beteiligung von Frauen an den Folterungen
im Irak erzeugt haben. Man mag diese Verunsicherung heilsam nennen, so
pathologisch ihr Hintergrund auch ist. Die feministische Hybris hat
einen ordentlichen Knacks bekommen.
http://www.taz.de/pt/2004/05/12/a0205.nf/text
Nicht ganz unähnlich auch ein Interview in der "Frankfurter Rundschau"
vom 14. Mai mit der uns nicht näher bekannten "Kulturtheoretikerin"
Christina von Braun, wo man ähnlich bemüht war, möglichst häufig das
EIGENTLICHE Kriegsopfer Frau heraus zu kitzeln (mit nur ein wenig mehr
Erfolg als bei der "taz":
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/feuilleton/?cnt=437001
Es fällt wirklich schwer, in diesem ganzen Zusammenhang NICHT jenen gut
gemeinten Blödsinn zu erwähnen, den sich Amnesty International derweil
leistet mit seiner Aktion "Hinsehen & Handeln: Gewalt gegen Frauen
verhindern"
http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/windexde/KA2004010 Wir sind
scheinbar mal wieder bei jenem alten Pardon-Motto gelandet, das da
hieß: Pro bono, contra malum! (Für das Gute und gegen das Böse!)
Scheinbar! Denn wir sind diesmal nur gegen das Böse, wenn es sich gegen
Frauen richtet. Wenn das Gute Böses vollbringt, sprich: Wenn eine Frau
foltert, tja dann - ist wahrscheinlich jemand anders zuständig. Wenn es
aber Amnesty nicht darum ginge, Männer (als das Geschlecht der Täter
schlechthin) demonstrativ und exemplarisch zu exkommunizieren, dann
müsste doch auch eine Nachfolgeaktion "Gewalt gegen Männer verhindern!"
möglich sein - vielleicht unter speziellem Bezug auf die Ereignisse in
Abu Ghraib, wo MÄNNER gefoltert wurden. Das ist sie aber nicht! Und
deswegen hat Amnesty International tatsächlich mit dieser Aktion den
Boden der Aufklärung verlassen, die irgendwann mal die
Grundvoraussetzung für seine Entstehung war. Genau wie die USA.
Die stattfindende öffentliche Aufarbeitung hat durchaus ihre positiven
Aspekte. Etwa den, dass uns der latente westliche Rassismus inzwischen
überdeutlich auf die Nase gerieben wird, der ein irakischen Mord- oder
Folteropfer gering schätzt gegenüber jenem unschuldigen, weil
unbeteiligten Mann, Nicholas Berg, den feixende und triumpfierende
Fanatiker köpften. Oder auch den, dass "der Körper des Soldaten in
seiner Sinnlichkeit und Verletzlichkeit" endlich wieder ins Bewußtsein
dringt, wie die "Süddeutsche" am 13. Mai im Gespräch mit Klaus
Theweleit feststellte. Freilich, man hätte sich diesen Lernerfolg zu
weniger hohen Preisen gewünscht als denjenigen, die schon bezahlt
wurden, aber vor allem denen, die in Zukunft noch zu bezahlen sein
werden.
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IRRITIERENDES VON HEIDE OESTREICH
ÜBER "ERNSTHAFTE" UND ANDERE FEMINISTINNEN UND DIE DEUTSCHE KLEINFAMILIE
Seit langer Zeit schon ist Heide Oestreich von der "taz" unsere
Lieblingsgegnerin. Oft hat sie uns aus der Patsche geholfen, wenn es
sonst nichts gab, über das wir uns hätten aufregen und spotten können.
Ohne Zweifel auch sind ihre Offenbarungen (seien es nun freiweillige
oder unfreiwillige) die Krönung des vorangegangenen Beitrags.
Inzwischen bringen wir dennoch für einzelne Beiträge von ihr eine
bedenkliche Sympathie auf. Etwa wenn sie über die Familienpolitik unter
der Überschrift "Kluge Mütter wollen Arbeit" schreibt: "Nach wie vor
wird an Kindergeld, Steuererleichterungen für Familien und an viel zu
langen Erziehungszeiten herumgedoktert. Daran ist auch das
Verfassungsgericht schuld, das die finanzielle Entlastung von Familien
und damit eine Art Subventionsmentalität mit seiner Rechtsprechung
geradezu eingefordert hat. Dabei müsste dieses Geld dringend frei
gemacht werden für den Ausbau der Betreuungseinrichtungen."
http://www.taz.de/pt/2004/04/29/a0180.nf/text
Frau Oestreich kritisiert damit die Rolle eines Staates, die das
Attribut patriarchalisch, besser aber paternalistisch, durchaus
verdient: Huldvoll vergibt er monatlich größere Beträge an die
Kindesbesitzer, er subventioniert Kinder ebenso wie Windräder oder auf
dem Arbeitsweg zurückgelegte Kilometer. Darum nennt man ihn auch "Vater
Staat". Bisher hat das nicht gerade zu höheren Geburtenraten geführt.
Was unsere liebe Freundin von der "taz" dagegen einklagt - und wobei
sie unsere Unterstützung findet! - ist eine Politik, die Vätern und
Müttern mehr Autonomie gibt. Dazu allerdings gehört nach unserer
Ansicht noch weitaus mehr als ein bedarfsdeckendes System an
Kindertagesstätten! Diese Autonomie sollte mindestens voraussetzen,
dass es nicht - wie heute noch - geschlechtsabhängig Eltern erster,
zweiter, dritter und vierter Klasse gibt, nämlich Mütter, Väter,
geschiedene Väter und nichteheliche Väter.
Einen Gesinnungwandel - oder nennen wir es ruhig ein wenig zu gönnerhaft
einen Reifungsprozess - von Frau Oestreich dokumentierte dann auch
trefflich ein auf subtile Weise süffisanter Beitrag über das Verhältnis
der Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan zu den "ernsthaften
Feministinnen". (Letztegenannte Kategorie wäre allerdings noch ein
wenig zu präzisieren: Sind das die, die ihren Feminismus bierernst und
mit moralinsauer verzogenem Gesicht betreiben, und für die der
Lackmustest für die Zugehörigkeit zur menschlichen Rasse keinesfalls an
der Frage vorbeiführt, ob man nun für oder gegen Unisextarife und
Quotenbevorzugung ist?) "Schließlich habe sie sich wegen der Familie
nie von ihrer Uni wegbeworben, da könne man eben nicht so leicht
aufsteigen. Das ist es, was gestandene Feministinnen das Gesicht
schmerzlich verziehen lässt - und was andererseits Gesine Schwans
Vorteil ist: Nie würde es ihr einfallen, sich über ihre schlechtere
Bezahlung zu empören." Lesen wir für diese Verweigerung gegenüber der
weiblichen Opfermythologie bei dieser Kommentierung etwa eine gewisse
Sympathie heraus? http://www.taz.de/pt/2004/04/30/a0099.nf/text
Und noch ein weiterer Beitrag fand durchaus unsere Anerkennung, in dem
Frau Oestreich die Erziehung von Kleinkindern in Deutschland
kritisiert: "Seit die Pisa-Studie amtlich nachwies, dass die Deutschen
immer blöder werden", denkt man hier und da darüber nach, wieso
gruppenbetreute Kinder sich positiver und intelligenter entwickeln als
diejenigen, denen eine Trennung von den Eltern angeblich nicht
zuzumuten ist, weil sie den Kleinen bei den ersten Malen immer schwer
fällt. "Es ist der alte Muttermythos, der die bundesdeutsche Politik
immer noch im Bann hält. Internationale Forschung, die die
Überlegenheit guter Gruppenbetreuung gegenüber der Bemutterung
nachwies, wird ignoriert; staatliche Kinderbetreuung bedeutet schlechte
Kinderbetreuung, so ist es vor allem im Westen gespeichert."
http://www.taz.de/pt/2004/05/11/a0219.nf/text
Was in diesen Beiträgen zum Ausdruck kommt, ist ein Unbehagen an
feministischen Widersprüchen - oder auch nur an denen zwischen der
früheren emanzipatorisch-feministischen Theorie und der daraus (nicht!)
folgenden Praxis, wo eine Geburt den Sprung ins ersehnte
Hausfrauendasein mit auskömmlichem Unterhaltsrecht ermöglicht. Vielen
Altfeministinnen "gelang" mithilfe einer fantastischen
Selbstgerechtigkeit der Spagat, alle Rechte sowie die volle
Emanzipation zu fordern und sich gleichzeitig ökonomisch an den
Ehegatten zu binden. Diese ermöglicht es bis heute Vielen von ihnen,
auf Kosten eines Anderen zu leben und ihm das auch noch vorzuwerfen.
Wenigstens DIESE Opfermythologie macht Heide Oestreich nicht mit. Das
muss man dann auch mal anerkennen!
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ANSICHTEN EINES CLOWNS:
ÜBER DEN GEBRAUCHSWERT DER EHEGATTINNEN
Ein gewisser Rolf Zamponi klärte uns im "Hamburger Abendblatt" vom 13.
April darüber auf, dass eine glückliche Ehe oder Partnerschaft einen
Gebrauchswert von 80.000 Euro im Jahr habe.
http://www.abendblatt.de/daten/2004/04/13/283298.html Zu viele
Unwägbarkeiten, finden wir gleich zu Beginn! Was bedeutet schon
glücklich? Und noch schwerwiegender: Welche Ehe erfüllt schon dieses
Kriterium? Beobachtet doch nur die Witwen, die am Grab noch weinen.
Eine Stunde später tanzen sie oft schon Kasatschok beim Leichenschmaus
und buchen die ersten Fernreisen von dem Geld, das ihre Gatten ihnen
hinterlassen, das zu verdienen sie ihre Gesundheit geopfert und früh
ins Gras gebissen haben.
"Möchten Sie gern 80 000 Euro im Jahr dazuverdienen? Wer möchte das
nicht, meinen Sie? Na ja, dann machen Sie es doch wie knapp 37,6
Millionen andere Deutsche - heiraten Sie." Für Herrn Zamponi sind also
vorderhand schon mal ALLE Ehen glücklich. Wohl dem, der über solch ein
Urvertrauen noch verfügen kann. Hoffentlich wird's nicht auch ihm noch
ausgetrieben!
Der genannte Betrag lasse "sich mit einer Ehefrau sparen, was ja wohl
nur den 44,9 Millionen unverheirateten Menschen im Lande erklärt werden
muss." Dabei handelt es sich wohl um die wenigen unter 16jährigen,
glücklich-frustrierte Solitäre mit hohem Masturbationsfaktor, und den
Gesamtverband der Verwitweten und Verwaisten. Aber wie um alles in der
Welt, so fragen sich auch die glücklich Verbandelten unter uns, soll
man mit einer Frau 80.000 Euro sparen, wenn man überhaupt nur 25.000
brutto verdient? Wieso ersparen uns unsere Freundinnen überhaupt Geld,
wo wir längst selbst die Bügelwäsche erledigen und (unausgesprochen,
aber wahr) um Längen besser kochen können? Ist die Fortentwicklung der
Männer in den letzten 30 Jahren an Herrn Zamponi völlig vorbei
gegangen?
"Zunächst einmal: Was ist allein eine saubere und wohl gelüftete Wohnung
wert, in die wir abends nach der Arbeit zurückkehren? Was die
gebügelten Hemden oder der Nachwuchs, der wohl gesättigt und gesäubert
fertig fürs Bett ist? Und das an jedem Tag im Jahr. Wie schnell kommen
da fünfstellige Summen zusammen. Wer es nicht glaubt, sollte bloß
einmal in den jeweiligen Dienstleistungstarifen nachschlagen."
"Vorwärts in die Vergangenheit" statt zurück in die Zukunft? Wir sind
wieder im Amerika der 50er Jahre, in "Pleasantville" (für Kinogeher).
(Ortswechsel!) Die Wahlen in Bayern sind vorbei, und alles ist noch
einmal gut gegangen. (Filmwechsel!) Tara beherrscht den Hügel
majestätischer als je zuvor. Die Menschen strahlen und sind fröhlich
und freundlich. Die Neger pflücken draußen auf den Feldern Baumwolle
und singen dazu. Die Röcke der Frauen sind weißer als weiß, sie sind
strahlend weiß, und bedecken züchtig das erogene Zentrum dieser Zeit,
ihre Knie. Zu diesen Frauen kehren wir heim, nach einem schlimmen
Arbeitstag mit Grubeneinsturz, und dann sind sie für uns da, und "sie
finden einen Ausweg, egal, mit welchen Wehwehchen ihre Männer nach
Hause kommen."
Der eine oder andere Zweifel ist dann wohl auch Herrn Zamponi, den schon
sein Name als Zirkusdirektor ausweist, gekommen: "Zugegeben: In diese
Rechnung zu Gunsten der Ehefrauen sind die Ausgaben für Schuhe,
Friseur, Mode, Kosmetik und unvermeidliche Handys nicht eingerechnet.
(...) Das eigentliche Problem aber liegt woanders: Es ist die Frage,
was an einem Ehemann einer Ehefrau 80 000 Euro wert sein kann? Das
Raustragen der Mülltonne oder das fehlerfreie Handhaben der
Fernbedienung können es nicht sein."
Wäre Zamponi ein nicht gar so grell geschminkter Clown im eigenen,
längst bankrotten Familienbetrieb, dann wüßte er, dass auch seine
Ehefrauen keine 80.000 Euro haben, um sich durch Zukauf den Beschaffer
des Familieneinkommens leisten zu können. Und dass sie selbst nur für
DAS Hausarbeit leisten (WENN sie das denn tun), was ihnen selbst am
unmittelbarsten zugute kommt, weil die gemeine Hausmaus nämlich in
wachem Zustand oft mehr Zeit im zu bewirtschaftenden Raum verbringt als
Mann und Kinder zusammen. Wieso also sollte hier irgendwer irgendwem
80.000 Euro im Jahr wert sein, die er noch nicht mal hat? Aber
vielleicht legt der Name Zamponi ja auch nahe, dass es nicht um Euro,
sondern um Lire ging. Das allerdings wären dann noch 40 Euro und
erschiene selbst uns zu knapp bemessen für wöchentliches Staub saugen
und wischen. Ach ja, und für's Lüften!
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ZENSUR IM DIENSTE DER WEIBLICHEN EHRE
In unserer Ausgabe 68 haben wir die Zensur des Buches "Esra" von Maxim
Biller angesprochen. Zur Erinnerung: Billers Buch wurde gerichtlich die
Veröffentlichung untersagt, weil es angeblich die Persönlichkeitsrechte
seiner früheren Freundin und - delikat, delikat! - ihrer Mutter
verletzen würde. (Auf ein solch inniges Mutter-Tochter-Verhältnis nimmt
schon Astrid von Friesens SWR-Beitrag an einer Stelle stimmungsvoll und
aussagestark Bezug, den wir eingangs noch einmal empfahlen.) Dazu an
dieser Stelle eine weitere Bewertung unseres Hamburger Korrespondenten
Achim Amme (www.achim-amme.de ):
Wenn dieses Urteil Bestand hat - und die allgemeine Verunsicherung,
nicht nur in Opfer-Täter-Fragen, deutet darauf hin -, dann haben zwei
beleidigte Leberwürstchen etwas geschafft, was nicht einmal
Reichspropagandaminister Goebbels gelang, nämlich einen ideologischen
Flächenbrand auszulösen, der selbst eine Bücherverbrennung überflüssig
macht, weil sie bereits in die Gehirne von Dichtern und Schriftstellern
vorverlagert wird, um alles auszulöschen, was nur annäherungsweise
vorgefundene Realität spiegelt. Autoren und Verleger werden mit diesem
Urteil gezwungen, bevor auch nur eine Zeile zu Papier gebracht wurde,
ihre entlegensten Gehirnwindungen dahingehend zu überprüfen, ob
vielleicht irgend eine Person, die vielleicht nicht einmal gemeint ist,
sich möglicherweise, unter Umständen, die noch gar nicht bekannt sind,
verbal verletzt, gestalterisch falsch widergegeben oder sonstwie auf
ihre sensiblen Zehchen getreten fühlen könnte.Die unrühmliche Rolle der
Justiz bestünde wieder einmal in der Tatsache, daß sie sich zum Büttel
einer politischen Lobby machen ließe, die die künstlerische Freiheit -
abgesehen von der Freiheit der Meinungsäußerung, was schon schlimm
genug wäre -, nicht nur mit Quadratlatschen tritt, sondern auffordert,
das Denken am besten sofort einzustellen. Es ist sicher kein Zufall,
daß offenbar frustrierte Frauen hinter dieser Initiative stecken und
noch weniger, daß der Zeitgeist - Werbung, Medien und Politik lassen
grüßen -, sie damit durchkommen läßt.Anbei nur einige eklatante
Beispiele von Autoren, deren Werke unter diesem Gesetz nie und nimmer
hätten geschrieben werden dürfen, ohne Änderungswünsche
heraufzubeschwören:Goethes "Dichtung und Wahrheit", Thomas Manns
"Buddenbrooks", Scott Fitzgeralds "Der große Gatsby", nahezu sämtliche
Werke von Henry Miller und Philip Roth... Die Liste wäre nahezu endlos
erweiterbar.Grundsätzlich müßte die Frage erörtert werden, inwieweit
Literatur (abgesehen von andern Künsten) nicht immer auch reale
Vorbilder benötigt, um überhaupt entstehen zu können. Ein potentieller
Widerspruch solcher Vorbilder stellt einen massiven Eingriff in den
kreativen Prozeß dar, deren Folgen noch gar nicht abzusehen sind.
Autoren dürften im Grunde nur noch mit vorheriger Zustimmung Personen
portraitieren. Das Ergebnis wären Auftragsarbeiten, Biographien von
Leuten, die es sich leisten können, solche Aufträge zu vergeben. Der
Rest wäre Schweigen oder die hermetische Poesie von Teebeutellyrikern.
Und damit, meine Lieben, haben wir das Ende unserer Erzählungen für
heute wieder erreicht. Wir hoffen, unterhaltsam gewesen zu sein. Alles
andere wäre ruchlos. Für alle Fälle und zu euerer finalen Erheiterung
solltet ihr euch noch diese Karikatur ansehen (vor allem diejenigen von
euch, die irrigerweise glauben, die "taz" sei in ihrem Wesen schlecht):
http://www.taz.de/pt/2004/05/14.nf/kari
Mann sieht sich!
Euer RedManAlex
(18.05.04)
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