Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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MANNdat e.V. - offener Brief an den DGB

Bruno, Saturday, 16.04.2005, 00:13 (vor 6974 Tagen)

Offener Brief vom 11.04.05 an den

Deutscher Gewerkschaftsbund
Bundesvorstand
Henriette-Herz-Platz 2
10178 Berlin

Betr.: Ihre Maßnahmen gegen jungenpolitische Initiativen
- offener Brief

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten mit diesem offenen Brief Kritik an Ihrer ambivalenten Jugendpolitik üben.

Ihre Frau Helga Papendick-Apel kritisiert das Vorhaben Niedersachsens, auch Jungen zukünftig gleichberechtigt am Zukunftstag zu beteiligen. Angeblich würde das Ziel des Zukunftstages verwässert werden. Von einer Verwässerung kann jedoch keine Rede sein. Vielmehr ist die Beteiligung der Jungen am Zukunftstag nichts anderes als die konsequente Umsetzung der Empfehlung des Forum Bildung aus dem Jahre 2001, als dieses Gremium der bildungspolitisch Verantwortlichen aus Bund und Ländern die gleiche Teilhabe von Mädchen und Jungen an Maßnahmen zur Erweiterung des Berufswahlspektrums auf geschlechtsuntypische Berufe vorschlug. Seit 2001 werden jedoch Jungen gezielt aus dem Zukunftstag – eben einer solchen Maßnahme zur Erweiterung des Berufswahlspektrums –ausgegrenzt. Einzige Ausnahme war bislang Brandenburg, das Jungen am Zukunftstag Gleichberechtigung zugesteht. Jetzt ist auch Niedersachsen bereit, Jungen am Zukunftstag Gleichberechtigung zugestehen. Für den DGB Anlass zur Kritik.

Dabei bräuchten alle Jugendliche, Jungen wie Mädchen, neue Zukunftsperspektiven. Alle Gründe, die für einen Mädchenzukunftstag sprechen, sprechen auch für eine Jungenzukunftstag: Eingeschränktes Berufswahlspektrum, schlechte Zukunftsperspektiven, hohe Arbeitslosigkeit. Männliche Jugendliche haben eine um über 40% höhere Arbeitslosenquote und nicht erst PISA legte klar dar, dass Jungen entgegen den feministischen Klischees und Vorurteilen die großen Verlierer der deutschen Bildungs- und Jugendpolitik sind. Trotzdem gibt es neben den zahlreichen Fördermaßnahmen für Mädchen und junge Frauen, wie z.B. das Frauenkompetenzzentrum, spezielle Frauenstudiengänge oder Frauenstipendien, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, Integrationsfördermaßnahmen in Landesgleichberechtigungs- und Bundesgleichstellungsgesetzen, Frauenförderplänen, Equality-Programmen usw., nichts annähernd vergleichbares für Jungen, männliche Jugendliche oder junge Männer. Während in vielen Städten mittlerweile ganze Technik-Wochen nur für Mädchen angeboten werden, bleiben Jungen gezielt aus dem Zukunftstag ausgegrenzt – bis auf die genannten Ausnahmen. Und selbst diese will der DGB den Jungen nicht gönnen.

Die Aussagen, das bessere Bildungsniveau der Mädchen hätte sich noch nicht im Arbeitsmarkt niedergeschlagen oder Mädchen und junge Frauen wären auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt, sind nicht korrekt. Tatsache ist, dass die Jugendarbeitslosenzahl der männlichen Jugendlichen von 1991 zu 2002 von 201.442 auf 311.086 stieg (+ 54%), während die Arbeitslosenzahl der weiblichen Jugendlichen im gleichen Zeitraum von 194.296 auf 186.280 fiel (- 4%). Diese Zahlen sind Ihnen als Gewerkschaft bekannt. Wir finden es deshalb irritierend, dass Sie den Sachverhalt auf den Kopf stellen. Ihre Frau Jenter regte letztes Jahr sogar schon die Einführung einer Frauenquote für Ausbildungsstellen an.

Was, fragen wir Sie, würde es den Mädchen nehmen bei ihrem Blick in männerdominierte Berufe, wenn sich gleichzeitig Jungen in frauendominierten Berufen, wie z.B. im pädagogischen, sozialen oder erzieherischen Bereich umsehen würden? Die Forderung nach Chancengleichheit würde ehrlicher klingen, wenn man sie auch Jungen gewähren würde.

So positiv wir Ihr Engagement für die Zukunftsperspektiven von Mädchen finden, so negativ finden wir Ihre Untätigkeit für die Zukunftsperspektiven von Jungen. Dass Sie aber sogar Zeit und Geld aufwenden um gezielt dringend notwendige Maßnahmen für Jungen zu bekämpfen, halten wir für unpassend und überflüssig.

i.A. von MANNdat e.V. – geschlechterpolitische Initiative

Hinweis: Dieses Schreiben wird u.a. in verschiedenen Foren im Internet veröffentlicht. Eventuelle Rückantworten von Ihnen werden wir ggfs. ebenda veröffentlichen.

Weitere Informationen:
MANNdat e.V.
Telefon: 06233-2390043
Fax: 06233-2390042
E-Mail: info@manndat.de
Internet: www.manndat.de


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