Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Dschinns in unseren Slips, oder ...

Garfield, Monday, 08.05.2006, 14:56 (vor 6567 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: Dschinns in unseren Slips, oder ... von Ekki am 06. Mai 2006 11:56:

Hallo Ekki!

Ich glaube, die Kontrolle der sexuellen Triebe der Menschen waren den Mächtigen in früheren Zeiten deshalb so wichtig, weil diese Triebe die Menschen vom Dienst an den Mächtigen ablenkten.

In der arabischen Welt ging man sogar soweit, männliche Sklaven üblicherweise zu kastrieren. Auch die bekannte Elitetruppe der Mamelucken bestand aus kastrierten Sklaven.

Solche Kontrollen richteten sich besonders gegen die männliche Sexualität. Das hatte vermutlich vor allem zwei Gründe:

1. mündet die männliche Sexualität mehr in aktivem Verhalten als die weibliche. Eine Sklavin, die passiv auf einen Mann wartet, kann dabei immer noch arbeiten und wird höchstens durch den reinen Geschlechtsakt mal kurzzeitig abgelenkt. Ein männlicher Sklave dagegen, der auf der Suche nach einer Frau durch die Gegend zieht, ist damit sehr viel länger von seinen Pflichten abgelenkt. Dazu kommt noch, daß diese Ablenkung von den Pflichten nicht nur durch den reinen Zeitaufwand für die Partnersuche zustande kam. Männer neigen bekanntlich dazu, sehr viel für Frauen zu tun, an denen sie sexuell interessiert sind. So war es durchaus möglich, daß eine Frau von einem männlichen Sklaven etwas verlangte, das den Interessen seines Herren widersprach. Und daß der männliche Sklave dann mehr dieser Frau diente als seinem Herren. Das sollte ebenfalls vermieden werden, und aus diesem Grunde hielt man es auch für so wichtig, daß die Mamelucken kastriert waren - das wurde als wesentlicher Beitrag zur Sicherung ihrer Loyalität betrachtet. Auch die Mitglieder christlicher Ritterorden lebten teilweise im Zölibat.

2. hängt die Anzahl der Nachkommen mehr von der Zahl der gebährfähigen Frauen als von der Zahl der zeugungsfähigen Männer ab. Ein Sklavenbesitzer konnte ja auch selbst mit seinen attraktivsten Sklavinnen Sex haben und so Nachkommen zeugen. In der arabischen Welt war für diesen Fall festgelegt, daß diese Nachkommen dann ebenfalls Sklaven waren. Wenn den Vater dies störte, konnte er der Mutter allerdings die Freiheit geben und sie heiraten - dadurch wurden die Kinder dann zu freien Menschen.

Da Religionen von den Mächtigen immer auch zur Sicherung ihrer Machtstellung mißbraucht wurden, wurde die Kontrolle der menschlichen Sexualität zu einem wichtigen Punkt in vielen Religionen. In der Zeit, als viele Menschen in Europa leibeigen waren und katholische Würdenträger verkündeten, daß die existierende Ordnung "gottgegeben" sei und von den Menschen - insbesondere natürlich von den Untertanen - respektiert werden müsse, war auch die sexuelle Bevormundung der Bevölkerung am stärksten. Sex wurde als Mittel nur zur Kinderzeugung propagiert, und Spaß daran zu haben, galt als Sünde. Man schrieb den Menschen bestimmte sexuelle Stellungen vor, verbot alle anderen und etablierte strenge Bekleidungs-Normen, um jegliche Gedanken an Sex möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Idealerweise sollte der Sexualakt ohnehin im Dunkeln stattfinden, und am besten sollten sich nicht einmal Ehepaare gegenseitig nackt sehen. Natürlich wurde das von vielen Menschen so kaum eingehalten - aber man propagierte das so. In Europa schaffte man im Mittelalter die Badehäuser ab, weil viele Menschen dort nur spärlich oder gar nicht bekleidet hingingen und weil sie oft auch Betätigungsfelder für Prostituierte waren. In der islamischen Welt durften Männer in Moscheen (wenn es denn überhaupt gemeinsamen Gottensdienst von Männern und Frauen gab) nur vorn sitzen, damit sie die Frauen auch ja nicht zu sehen bekamen und nicht etwa von der Loyalität zur Kirche abgelenkt wurden. Die Katholiken führten aus demselben Grund ebenfalls eine getrennte Sitzordnung für die Geschlechter während des Gottesdienstes ein.

Das alles hat heute seine frühere Bedeutung verloren, wirkt aber immer noch nach, teilweise sogar noch in Gesetzen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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