Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Brad-Pitt-Darwinismus?

Arne Hoffmann, Saturday, 11.01.2003, 21:19 (vor 7790 Tagen)

Ich poste hier ja immer ganz gerne Dinge, die in meiner Mailbox landen. Diesmal hat ein Leser meines Buches "Sind Frauen bessere Menschen?" mich auf einige Punkte angesprochen, die ihm wichtig erschienen sind. Ich habe ihm natürlich geantwortet, wie ich die Dinge sehe, aber er hat gerne eingewilligt, seinen Text (von mir ein wenig gekürzt) auch hier noch mal zur Diskussion zu stellen - wobei wir dieses Thema ja schon verschiedentlich angerissen hatten.

--- Hallo Arne,

ich (m, 37, Kommunikationswissenschaftler und Texter in einer Agentur) habe in der Stadtbücherei in Münster Dein Buch gefunden und mit meiner Frau Nonstop gelesen. Ein dickes Kompliment! Die Materie interessiert mich schon lange. (...) Als Gastdozent in diversen Fortbildungen für die Bereiche Werbung, Medien und Bürokommunikation habe ich zudem fast nur mit Frauen zu tun.

Dabei sind mir nun allerdings ganz neue Tendenzen aufgefallen:

1.) Der Radikalfeminismus alter Schule ist bei den sogenannten Girlies nur noch eine Lachnummer. Das klingt bei Dir in einem Kapitel an und hat mittlerweile deutliche Züge angenommen: Vielleicht kann man das Phänomen als "Brad-Pitt-Darwinismus" bezeichnen. Die Diskriminierung dieser "Girlies" richtet sich nämlich eben nicht gegen alle Männer. Geächtet werden, am Campus der hiesigen Uni gut zu beobachten, nur die, die durch das Raster fallen, will heissen: nicht den "anzeigenüblichen" Attributen entsprechen.

2.) Die Medien spielen für das Aufkommen dieser Klischees anscheinend eine dramatische Rolle. Serien wie Marienhof oder GZSZ oder Boy Groups werden von Mädels in Kursen immer wieder genannt, wenns um die Definition eines Idealbildes geht. In der Medienwirkungsforschung der USA wird das ja als "Fawcett-Effekt" thematisiert.

3.) Betraf diese Idealisierung vor zwei, drei Jahren noch die Problemgruppe der 16 bis 21-jährigen jungen Frauen so heben jetzt auch immer mehr "ältere" Damen auf solche Ansprüche ab. Ein schönes Beispiel traf ich vor Weihnachten (36, alleinerziehende Mutter). Ihren Anspruch sah sie irgendwo bei "Robbie Williams". Ihre Tochter beweist, dass der Erzeuger davon weit entfernt war ... Immerhin ergänzte eine Teilnehmerin: "Dann träum mal weiter!" Solche Beobachtungen häufen sich: Eine 46-jährige (!) Marketingleiterin gestand meiner Frau: "unter EMINEM (sic!) fang ich gar nicht mehr an zu flirten!"

Einzelfälle? Vielleicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass der "Brad-Pitt-Darwinismus" zur hilflosen Gewaltbereitschaft vieler Männer zwischen 18 und 25 entscheidend beiträgt. Äußert man(n) diesen Verdacht, kommt allerdings sofort der Neid-Vorwurf auf.

Mich würde Deine Meinung interessieren:

Lohnt die Auseinandersetzung mit dem Radikalfeminimus überhaupt noch? Ist d e r nicht längst tot. Verlaufen die Frontlinien nicht vielmehr zwischen hübsch und nicht-so-hübsch, egal ob Mann oder Frau? Fans für Dein Buch wirst Du nämlich unter den Kai Pflaumes, Dieter Bohlens und Brad Pitts kaum finden, die haben längst ihren One-Night-Stand-Frieden mit der "new female generation" geschlossen. Umgekehrt pfeifen Verona Feldbusch und Co. auch auf Alice Schwarzer, nicht wahr?

Sitzen die Feinde nicht längst in Werbung und Medien? (Beauty, beauty, beauty ...)

Gruß

Stefan ---

Da Stefan sich für Anlaufstellen im Web interessiert, um selbst männerpolitisch aktiv zu werden, hab ich ihm erst mal unter anderem dieses Forum genannt.

Ein sehr nettes Antwortmail habe ich übrigens inzwischen auch von dem verantwortlichen Redakteur der Bayern-3-Sendung "Männer - das diskriminierte Geschlecht" erhalten, nachdem ich ihm zur Verleihung der "sauren Gurke" gratuliert hatte. Er zählt erfreulicherweise auch zu den Lesern von "Sind Frauen bessere Menschen?" und war über diesen feministischen Anti-Preis nicht allzu geknickt, sondern findet im Gegenteil, dass dieser das Thema in den Medien noch mal ein wenig gepusht habe. Wir fanden es beide wohl ganz bemerkenswert, dass die feministische Front, die vor Jahren noch als progressiv galt, inzwischen mehr ein reaktionäres Festhalten am Status Quo kennzeichnet, bei dem möglichst keine neuen Themen und abweichenden Meinungen eingebracht werden sollten.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Rüdiger, Saturday, 11.01.2003, 22:04 (vor 7790 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Mich würde Deine Meinung interessieren:
Lohnt die Auseinandersetzung mit dem Radikalfeminimus überhaupt noch? Ist d e r nicht längst tot?

Mag sein. Aber er hat, als er noch richtig lebendig war, für eine Gesetzeslage gesorgt (Scheidung, Unterhalt etc.), die erst mal weggeräumt werden muß. Von alleine geht so was leider nicht, auch wenn die dahinterstehende Geisteshaltung überholt ist ... Man denke nur an die Schaumweinsteuer: Von Kaiser Wilhelm zur Finanzierung seiner Flottenrüstung eingeführt, abgeschafft erst vor wenigen Jahren ... Und Girlie hin, moderne Frauen her - auf diese handfesten (geldlichen und sonstigen) Vorrechte, die ihnen der "überholte" Feminismus beschert hat, werden auch die heutigen Teenies nicht freiwillig verzichten wollen. Wenn's an Eingemachte geht, also an Macht und Geld, hört auch für die Spaß auf, auch wenn sie für "EMMA" nur noch ein müdes Lächeln übrig haben ...

Bei "EMMA" allerdings denke ich mir oft, daß Ignorieren und "Aussitzen" à la Kohl vielleicht besser ist, als darauf einzuhacken. Bloß denen nicht noch unnötig PR verschaffen. Die Auflage ist anscheinend stetig im Sinken, irgendwann wird sie eingehen wie eine Topfpflanze, die man nicht mehr gießt. (Und unnötige Aufmerksamkeit ist leider wie ein "Gießen" ;-) )

Gruß, Rüdiger

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Joseph S, Sunday, 12.01.2003, 01:11 (vor 7790 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Hallo,

dem Radikalfeminismus im Stiele Alice Schwarzers brauchen wir wirklich nicht viel Beachtung zu
schenken. Anti-Feminismus ist ja auch nicht das, was wir Männer brauchen. Wir brauchen Verbesserungen
in konkreten Diskriminierungen (Scheidung, Wehrpflicht, Verspottung als Gewaltopfer...), wie
sie hier auch hauptsächlich diskutiert werden.

Dieser "Brad-Pitt-Darwinismus" (Wer ist Brad Pitt?) ist nur eine weitere Facette in der unverschämten
Anspruchshaltung von einigen Frauen. Das bewirkt aber nur eine höhere Frustationsrate auf beiden
Seiten; Bei den Männern, weil sie aussortiert werden, und bei den Frauen, weil andere ihnen die
wenigen Exemlpare der "liebenswerten" Männer wegschnappen. Und wenn die Frauen sich doch mit
einem normalen Mann begnügen, leiden beide darunter, daß der Mann nicht die unerfüllbaren Erwartungen
erfüllen kann. Es ist bekannt, daß derartiger Frust zu höherer Gewaltbereitschaft bei Männern
(und Frauen?) führen kann. Von dem Neidvorwurf sollte man sich nicht irritiern lassen. Neid ist
keine ungewöhnliche Reaktion bei tatsächlichen Ungerechtigkeiten, deren Anklage dadurch nicht
verwerflich wird, daß man neidisch ist. Wenn jemand mit dem Neidvorwurf arbeitet, habe ich den
Verdacht, daß er ungerechte Zustände zementieren will.

Dies zeigt, daß nicht nur den Jungen, sondern auch den Mädchen keine vernünftigen Männerbilder
vermittelt werden, und dies bei den Mädchen und Frauen üble Folgen hat.

Ein vernünftiges Männerbild gehört zu den wichtigsten Sachen, die wir brauchen.
So wie etwas gedacht wird, so wird es auch behandelt.

Viele Grüße,
Joseph

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Maesi, Sunday, 12.01.2003, 12:18 (vor 7790 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Hallo Arne

[...]

1.) Der Radikalfeminismus alter Schule ist bei den sogenannten Girlies nur noch eine Lachnummer. Das klingt bei Dir in einem Kapitel an und hat mittlerweile deutliche Züge angenommen: Vielleicht kann man das Phänomen als "Brad-Pitt-Darwinismus" bezeichnen. Die Diskriminierung dieser "Girlies" richtet sich nämlich eben nicht gegen alle Männer. Geächtet werden, am Campus der hiesigen Uni gut zu beobachten, nur die, die durch das Raster fallen, will heissen: nicht den "anzeigenüblichen" Attributen entsprechen.

In der Politik, in staatlich geschaffenen feministischen Funktionaersstellen und in feministsch gepraegten Helferorganisationen sitzen diese Girlies allerdings nicht. Deshalb glaube ich schon, dass wir uns auch weiterhin mit dem orthodoxen Radikalfeminismus auseinandersetzen sollten. Das eine tun und das andere nicht lassen, sollte die Devise sein.

2.) Die Medien spielen für das Aufkommen dieser Klischees anscheinend eine dramatische Rolle. Serien wie Marienhof oder GZSZ oder Boy Groups werden von Mädels in Kursen immer wieder genannt, wenns um die Definition eines Idealbildes geht. In der Medienwirkungsforschung der USA wird das ja als "Fawcett-Effekt" thematisiert.

Diese Problematik wurde und wird vom Feminismus (gerade auch dem Radikalfeminismus) thematisiert. Hier koennte es sogar einen Beruehrungspunkt zwischen Feminismus und Maskulismus geben.

3.) Betraf diese Idealisierung vor zwei, drei Jahren noch die Problemgruppe der 16 bis 21-jährigen jungen Frauen so heben jetzt auch immer mehr "ältere" Damen auf solche Ansprüche ab. Ein schönes Beispiel traf ich vor Weihnachten (36, alleinerziehende Mutter). Ihren Anspruch sah sie irgendwo bei "Robbie Williams". Ihre Tochter beweist, dass der Erzeuger davon weit entfernt war ... Immerhin ergänzte eine Teilnehmerin: "Dann träum mal weiter!" Solche Beobachtungen häufen sich: Eine 46-jährige (!) Marketingleiterin gestand meiner Frau: "unter EMINEM (sic!) fang ich gar nicht mehr an zu flirten!"

Umgekehrt haben Maenner aehnliche Ansprueche an Frauen. Dabei sehe ich allerdings nicht so sehr ein Problem. Wenn eine Frau (oder auch ein Mann) solch hohe aesthetische Ansprueche an den potentiellen Partner stellt, dann muss sie (bzw. er) auch etwas dafuer bieten; vielleicht bleibt sie halt ohne Liebespartner oder verliert ihn womoeglich, wenn sie aelter wird und seinen Anspruechen selbst nicht mehr zu genuegen vermag.

Lohnt die Auseinandersetzung mit dem Radikalfeminimus überhaupt noch? Ist d e r nicht längst tot. Verlaufen die Frontlinien nicht vielmehr zwischen hübsch und nicht-so-hübsch, egal ob Mann oder Frau?

Die Frontlinie zwischen gutaussehend und nicht gutaussehend ist IMHO keineswegs neu sondern so alt wie die Menschheit selber. Es ist eben alles eine Frage der Wahrscheinlichkeit: je hypscher eine Person ist, je mehr Geld sie hat oder je hoeher ihr sozialer Status ist, desto eher kann sie auswaehlen. Wer diese Attribute nicht oder nur in geringem Masse besitzt, muss sozusagen nehmen, was uebrig bleibt. Natuerlich gibt es immer Ausnahmen, aber in der Regel funktioniert das so.

Fans für Dein Buch wirst Du nämlich unter den Kai Pflaumes, Dieter Bohlens und Brad Pitts kaum finden, die haben längst ihren One-Night-Stand-Frieden mit der "new female generation" geschlossen. Umgekehrt pfeifen Verona Feldbusch und Co. auch auf Alice Schwarzer, nicht wahr?

Naja, all diese gutaussehenden und erfolgreichen Maenner und Frauen bleiben ja nicht immer bis ins hohe Alter gutaussehend, ein grosses Vermoegen kann man verlieren und einen hohen sozialen Status einbuessen. Dann werden vielleicht auch diese Leute etwas weiser. Ehrlich gesagt, habe ich dann aber kein Mitleid mehr mit ihnen, wenn sie ploetzlich erkennen, dass es auch noch etwas anderes als das Aussehen und Geld gibt.

Gruss

Maesi

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Oberkellner, Sunday, 12.01.2003, 19:34 (vor 7790 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Ein sehr nettes Antwortmail habe ich übrigens inzwischen auch von dem verantwortlichen Redakteur der Bayern-3-Sendung "Männer - das diskriminierte Geschlecht" erhalten, nachdem ich ihm zur Verleihung der "sauren Gurke" gratuliert hatte. Er zählt erfreulicherweise auch zu den Lesern von "Sind Frauen bessere Menschen?" und war über diesen feministischen Anti-Preis nicht allzu geknickt, sondern findet im Gegenteil, dass dieser das Thema in den Medien noch mal ein wenig gepusht habe. Wir fanden es beide wohl ganz bemerkenswert, dass die feministische Front, die vor Jahren noch als progressiv galt, inzwischen mehr ein reaktionäres Festhalten am Status Quo kennzeichnet, bei dem möglichst keine neuen Themen und abweichenden Meinungen eingebracht werden sollten.

Es freut mich, dass der Redakteur das mit der "Sauren Gurke" so locker sieht. Der Widerhall in den Medien auf diese Auszeichnung war nach meinen Beobachtungen auch eher bescheiden. Trotzdem ist es gut, dass es die "Saure Gurke" weiterhin gibt. Die Frauen, die für 2002 diesen Beitrag ausgewählt haben, haben eine gute Wahl getroffen. Einige Männer sind womöglich erst durch diese Auszeichnung (die man in diesem Fall wirklich und ohne Ironie als Auszeichnung bezeichnen darf) auf das Thema Männerdiskriminierung aufmerksam geworden. Da haben wir unverhofft Schützenhilfe aus einer Ecke bekommen, aus der wir sie am allerwenigsten erhoffen konnten...

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Peter, Monday, 13.01.2003, 13:21 (vor 7789 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Hi Arne,

genau das beobachte ich schon seit Jahren! Gut das es mal jemand auf den Punkt bringt! Ich würde allerdings noch weiter gehen: Es gibt Untersuchungen nach denen Frauen in Test gutaussehenden (unbekannten) Männern bessere Charaktereigenschaften und eine höhere Intelligenz zugeordnet haben! Außerdem gibt es Untersuchungen, daß gutaussehende Menschen viel leichter Karriere machen...

Hauptschuld an diesen Zuständen ist für mich Werbeindustrie, Hollywood und diese daily soaps...

Ich poste hier ja immer ganz gerne Dinge, die in meiner Mailbox landen. Diesmal hat ein Leser meines Buches "Sind Frauen bessere Menschen?" mich auf einige Punkte angesprochen, die ihm wichtig erschienen sind. Ich habe ihm natürlich geantwortet, wie ich die Dinge sehe, aber er hat gerne eingewilligt, seinen Text (von mir ein wenig gekürzt) auch hier noch mal zur Diskussion zu stellen - wobei wir dieses Thema ja schon verschiedentlich angerissen hatten.
--- Hallo Arne,
ich (m, 37, Kommunikationswissenschaftler und Texter in einer Agentur) habe in der Stadtbücherei in Münster Dein Buch gefunden und mit meiner Frau Nonstop gelesen. Ein dickes Kompliment! Die Materie interessiert mich schon lange. (...) Als Gastdozent in diversen Fortbildungen für die Bereiche Werbung, Medien und Bürokommunikation habe ich zudem fast nur mit Frauen zu tun.
Dabei sind mir nun allerdings ganz neue Tendenzen aufgefallen:
1.) Der Radikalfeminismus alter Schule ist bei den sogenannten Girlies nur noch eine Lachnummer. Das klingt bei Dir in einem Kapitel an und hat mittlerweile deutliche Züge angenommen: Vielleicht kann man das Phänomen als "Brad-Pitt-Darwinismus" bezeichnen. Die Diskriminierung dieser "Girlies" richtet sich nämlich eben nicht gegen alle Männer. Geächtet werden, am Campus der hiesigen Uni gut zu beobachten, nur die, die durch das Raster fallen, will heissen: nicht den "anzeigenüblichen" Attributen entsprechen.
2.) Die Medien spielen für das Aufkommen dieser Klischees anscheinend eine dramatische Rolle. Serien wie Marienhof oder GZSZ oder Boy Groups werden von Mädels in Kursen immer wieder genannt, wenns um die Definition eines Idealbildes geht. In der Medienwirkungsforschung der USA wird das ja als "Fawcett-Effekt" thematisiert.
3.) Betraf diese Idealisierung vor zwei, drei Jahren noch die Problemgruppe der 16 bis 21-jährigen jungen Frauen so heben jetzt auch immer mehr "ältere" Damen auf solche Ansprüche ab. Ein schönes Beispiel traf ich vor Weihnachten (36, alleinerziehende Mutter). Ihren Anspruch sah sie irgendwo bei "Robbie Williams". Ihre Tochter beweist, dass der Erzeuger davon weit entfernt war ... Immerhin ergänzte eine Teilnehmerin: "Dann träum mal weiter!" Solche Beobachtungen häufen sich: Eine 46-jährige (!) Marketingleiterin gestand meiner Frau: "unter EMINEM (sic!) fang ich gar nicht mehr an zu flirten!"
Einzelfälle? Vielleicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass der "Brad-Pitt-Darwinismus" zur hilflosen Gewaltbereitschaft vieler Männer zwischen 18 und 25 entscheidend beiträgt. Äußert man(n) diesen Verdacht, kommt allerdings sofort der Neid-Vorwurf auf.
Mich würde Deine Meinung interessieren:
Lohnt die Auseinandersetzung mit dem Radikalfeminimus überhaupt noch? Ist d e r nicht längst tot. Verlaufen die Frontlinien nicht vielmehr zwischen hübsch und nicht-so-hübsch, egal ob Mann oder Frau? Fans für Dein Buch wirst Du nämlich unter den Kai Pflaumes, Dieter Bohlens und Brad Pitts kaum finden, die haben längst ihren One-Night-Stand-Frieden mit der "new female generation" geschlossen. Umgekehrt pfeifen Verona Feldbusch und Co. auch auf Alice Schwarzer, nicht wahr?
Sitzen die Feinde nicht längst in Werbung und Medien? (Beauty, beauty, beauty ...)
Gruß
Stefan ---
Da Stefan sich für Anlaufstellen im Web interessiert, um selbst männerpolitisch aktiv zu werden, hab ich ihm erst mal unter anderem dieses Forum genannt.
Ein sehr nettes Antwortmail habe ich übrigens inzwischen auch von dem verantwortlichen Redakteur der Bayern-3-Sendung "Männer - das diskriminierte Geschlecht" erhalten, nachdem ich ihm zur Verleihung der "sauren Gurke" gratuliert hatte. Er zählt erfreulicherweise auch zu den Lesern von "Sind Frauen bessere Menschen?" und war über diesen feministischen Anti-Preis nicht allzu geknickt, sondern findet im Gegenteil, dass dieser das Thema in den Medien noch mal ein wenig gepusht habe. Wir fanden es beide wohl ganz bemerkenswert, dass die feministische Front, die vor Jahren noch als progressiv galt, inzwischen mehr ein reaktionäres Festhalten am Status Quo kennzeichnet, bei dem möglichst keine neuen Themen und abweichenden Meinungen eingebracht werden sollten.
Herzlicher Gruß
Arne

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Jolanda, Tuesday, 14.01.2003, 01:33 (vor 7788 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Lieber Arne

Ich habe mir dieses Wochenende den deutschen Film "Der Campus" angesehen auf Video :-)

In der Hauptrolle Heiner Lauterbach. Oh Mann, war echt der Knüller, ich las kurz vorher im Zug auf meiner Fahrt nach Deutschland noch in deinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen". Ich las das Kapitel über diese Zeit in Amerika wo regelrechte "Hexenjagden" statt gefunden haben, im Bezug auf Missbrauch, vor allen an Kindern, nochmal durch, um mir gewissen Passagen raus zu streichen.

Und am nächsten Tag sah ich diesen Film!

Hier geht es zwar nicht um Missbrauch an einem Kind, aber ich musste so oft an dein Buch denken, als ich den Film sah und an dieses Forum und an so viele Dinge, über die wir schon diskutiert haben!

Kennst du den Film?

Das war echt so gut dargestellt und es unterstriech einige deiner Thesen bis fast ins Detail.

Ich kann nur allen wärmstens empfehlen, diesen Film einmal anzusehen ;-)

Liebe Grüsse
schickt dir
Jolanda

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Arne Hoffmann, Tuesday, 14.01.2003, 10:46 (vor 7788 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Brad-Pitt-Darwinismus? von Jolanda am 13. Januar 2003 23:33:31:

Hi Jolanda,

Ich habe mir dieses Wochenende den deutschen Film "Der Campus" angesehen auf Video :-)
Kennst du den Film?

Klar, Buch gelesen, Film gesehen, feministische Verrisse zu beiden studiert ... ;-)

Das Buch hab ich gelesen, als ich noch regulär auf die Uni ging, also noch in meiner eher feministisch orientierten Phase. Es war insofern sicher eines der Bücher, die mich überhaupt auf dieses Problem aufmerksam gemacht haben.

Ein anderes war Michael Crichtons "Disclosure"/"Enthüllung", das ja auch verfilmt wurde (mit Michael Douglas und Demi Moore). Das haben wir sogar in einem Amerikanistik-Seminar zur zeitgenössischen Literatur der USA besprochen. Ich fand es damals schon befremdlich, dass Angehörige der feministischen Fraktion sich im Unterricht ganz offen äußerten, sie hätten das Buch gar nicht gelesen und wüssten auch so, dass es Scheiße sei. Eine Haltung, die mir damals schon einiges über das akademische/intellektuelle Niveau von Feministinnen klar machte und meine Skepsis gegenüber dieser Bewegung verschärfte. Unser Seminarleiter nahm solche Bemerkungen eher mit mildem Amüsement zur Kenntnis. Allerdings war ihm wohlbekannt, mit welchen Hexenjagden wegen Unterstellungen sexueller Belästigung seine Kollegen in den USA zu diesem Zeitpunkt (1996) verstärkt zu kämpfen hatten und dass diese Gefahr prinzipiell auch für deutsche Unis bestand - wenn auch vermutlich nicht in diesem Ausmaß wie in den USA.

Lieber Gruß

Arne

Re: Brad-Pitt-Darwinismus?

Jolanda, Tuesday, 14.01.2003, 02:22 (vor 7788 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Brad-Pitt-Darwinismus? von Arne Hoffmann am 11. Januar 2003 19:19:18:

Hallo Arne

Wir fanden es beide wohl ganz bemerkenswert, dass die feministische Front, die vor Jahren noch als progressiv galt, inzwischen mehr ein reaktionäres Festhalten am Status Quo kennzeichnet, bei dem möglichst keine neuen Themen und abweichenden Meinungen eingebracht werden sollten.

---Das ist allerdings bemerkenswert, wenn man bedenkt, was für eine kämpferische Truppe die "Feministinnen" doch sind. Ich meine, wenn man Kritik im Keime ersticken muss, wenn man sich erst gar nicht bemüht, sich auch mit konträren Meinungen ernsthaft und sachlich auseinander zu setzen, wenn man wie verbissen an sogenannten "erkämpften" Rechten oder könnte man nicht auch sagen sagen, an "erkämpften" Vorteilen festzuhält, dann macht MICH das misstrauisch.

Wenn man starr wird, dann ist nicht mehr gut. Egal wohin man sich bewegt.

Ich frage mich schon, warum es so schwer ist, männliche Anliegen dort platzieren zu dürfen, wo man sie wahr nehmen kann. Ich meine, warum herrscht ein Boykott von Verlagen gerade, wenn es um Bücher geht, die ganz klar Männeranliegen vertreten. Männern, die etwas fordern, die sind wohl suspekt. So kommt es mir oft vor :-)

Nein, im ernst, ich habe viel darüber nachgedacht, warum ein Verlag dein Buch nicht druckt.

Es gibt so viele Bücher, da kommen die Männer kein bisschen besser weg, es gibt Bücher, das steht kaum ein gutes Wort über den Mann.

Man kann ganze Regale füllen mit solcher "Literatur". Das gehört doch schon fast zum guten Ton von einem zeitgemässen Verlag, dass er den Frauen eine eigene Ecke widmet.

Warum ist es denn so schwer, so ne Ecke für Männer zu bekommen?

Warum bekämpfen wir Frauen solche Bücher. Es ist ja nicht die Bibel. Ich meine, es heisst doch nicht, dass ich alles richtig finden muss, was jemand schreibt. Sonst hätten die Männer wohl gegen einige Bücher etwas einzuwenden :-)

Nein, im Ernst. Warum muss man über so etwas streiten. Jeder hat das Recht seine Meinung kund zu tun, wir leben nicht im Zeitalter der "Bücherverbrennungen", der "Hexenjagden"...oder etwa doch?

Ich kann diese Angst nicht verstehen. Angst vor was denn eigentlich?

Warum will man es nicht hören, nicht darüber reden, es lieber gleich im Keime ersticken, indem man es gar nicht erst aufkeimen lässt.

Leben ist Veränderung, ein steter Wandel, wer das nicht versteht :-)

Es grüsst dich
Jolanda

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