Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Arne Hoffmann, Tuesday, 14.01.2003, 11:09 (vor 7789 Tagen)

Eine These, die für mich im ersten Moment recht kühn wirkt, findet sich in den aktuellen Männer-News. Darin geht es um den Artikel "Strafrecht für Männer, Psychiatrie für Frauen" von Maud Kips in: "Kriminologisches Journal", 2/1991, S. 125-134.

Die Männer-News besprechen ihn wie folgt:

--- Die Autorin zeigt in ihrem interessanten Aufsatz, warum das Strafrecht im wesentlichen auf Männer zugeschnitten ist. Das Gefängnis als Kontrollmittel des männlichen Arbeitsmarktes, die Psychiatrie als Mittel der Kontrolle weiblicher Arbeitsformen. Dass die Frauenkriminalität statistisch in fast allen strafrechtlich bewehrten Bereichen bedeutend geringer als die Männerkriminalität ausfällt, ist nicht der Tatsache zuzuschreiben, dass "abweichendes Verhalten" bei Frauen geringer als bei Männern ist, so wie es ideologiebildend Emma-Leserinnen heute noch immer untergejubelt wird, sondern dass "abweichendes Verhalten" bei Männern und Frauen gesellschaftlich anders sanktioniert und kontrolliert wird. Oder anders gesagt, der normale "Männerknast" ist das Pendant zur "weiblich" besetzten Psychiatrie. Hinzu kommt, der traditionell männliche Arbeitsmarkt, hat im allgemeinen eine abkömmliche männliche "Reservearmee" zur Verfügung. Auf dem "weiblichen" Arbeitsmarkt (Haushalt, Kindererziehung), gibt es, wenn überhaupt nur eine sehr kleine Reservearmee. ---

Es wäre interessant, den Artikel mal im Original zu lesen.

Auffällig ist es ja schon, dass beide Geschlechter den neuesten Untersuchungen zufolge dasselbe Aggressionspotential haben, die Rate der Gewaltkriminalität bei Männern aber höher ist. Bisher habe ich mir das vor allem dadurch erklärt, dass Männergewalt im öffentlichen Raum stärker auftritt, wo sie dann auch für Außenstehende sichtbar ist, Frauen aber den hunderten von Studien zufolge im häuslichen Bereich mit Gewalthandlungen vorne liegen, wo diese Aggression für Außenstehende oft unsichtbar bleibt. Gewalttätig zu sein ist Männern kulturell/sozial eben eher "erlaubt" als Frauen, weshalb weibliche Gewalt sich eher in der Privatsphäre der eigenen vier Wände findet.

Dieser neue Ansatz, nach Sanktionen Knast vs. Psychiatrie zu trennen, klingt aber ebenfalls interessant. Ansatzweise haben ja verschiedene Autoren und Autorinnen (z. B. Patricia Pearson in "When She Was Bad") thematisiert, dass ein und dasselbe Aggressionsverhalten bei Männern eher als "kriminell" und bei Frauen eher als "krank" eingeordnet wird.

Herzlicher Gruß

Arne

Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Horst, Wednesday, 15.01.2003, 20:40 (vor 7787 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie? von Arne Hoffmann am 14. Januar 2003 09:09:38:

Wenn man schon immer vom Gewalttätigeren Anteil an Männern spricht, sollte man vielleicht auch mal beachten, das die Männer im Gegensatz zu den Frauen Wehrdienst leisten müssen, wo das töten als Handwerk gelernt wird.

Das Männer deshalb weniger zurückweichen bei Morden und anderen Extrem Gewalttätigen Verbrechen, lässt sich dadurch ja eigentlich automatisch ableiten...

Gruß von Horst

Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

pit b., Thursday, 16.01.2003, 17:53 (vor 7786 Tagen) @ Horst

Als Antwort auf: Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie? von Horst am 15. Januar 2003 18:40:58:

Wenn man schon immer vom Gewalttätigeren Anteil an Männern spricht, sollte man vielleicht auch mal beachten, das die Männer im Gegensatz zu den Frauen Wehrdienst leisten müssen, wo das töten als Handwerk gelernt wird.
Das Männer deshalb weniger zurückweichen bei Morden und anderen Extrem Gewalttätigen Verbrechen, lässt sich dadurch ja eigentlich automatisch ableiten...

Da stimme ich zu!
Im Zuge des Amokläufers von Erfuft ist in meinem Bekanntenkreis mal eine Diskussion entbrannt.
Soweit ich mich erinnere wurda damals der Zugang zu so genannten "Ballerspielen" erst mit 21 gefordert.
Was soll das bringen?
Wenn man das virtuelle Ballern erst mit 21 erlaubt und die JUngs mit 18 zwingt mit echten Waffen zu hantieren?

Eine verquere Welt ist dass.

gruß

Wehrpflicht! Sinn oder Unsinn?

Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Garfield, Friday, 17.01.2003, 17:26 (vor 7785 Tagen) @ Horst

Als Antwort auf: Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie? von Horst am 15. Januar 2003 18:40:58:

Hallo Horst!

Also, ich glaube nicht, daß die Männer-Wehrpflicht der Grund für den hohen Anteil von Männern bei Gewalt-Straftaten ist. Es werden ja gar nicht mehr so viele Männer zum Bund eingezogen. Und wenn, dann schießen sie da ja maximal auf Scheiben. Gerade beim Schießtraining wird im Allgemeinen sehr auf Sicherheit geachtet, und gerade da wird niemand zum wild in der Gegend herumballernden Rambo erzogen.

Ich glaube eher, daß die Männer-Wehrpflicht und die relativ hohe Zahl männlicher Gewalttäter ein und dieselbe Ursache haben, nämlich das althergebrachte Männerbild, nach dem ein Mann immer stark und durchsetzungsfähig sein muß. Viele Frauen behaupten heute zwar, daß sie ja vor allem auf sensible Männer stehen würden und gar keine Machos wollen. Wenn's dann aber drauf ankommt, macht doch meist der Macho das Rennen, weil er als guter Beschützer angesehen wird. Und der Softie sieht oft chancenlos in die Röhre. Der ist dann maximal der gute Freund, mit dem frau ja sooo toll reden kann und bei dem sie sich immer wieder darüber beklagt, daß die Männer, die sie kennenlernt, doch alle rücksichtslose Macho-Schweine wären...

Und das kann man den Frauen noch nicht einmal übelnehmen. Männer werden seit Jahrzehnten umerzogen. Sanftmütig und friedliebend sollen sie sein, sensibel und einfühlsam... Aber hat je jemand wirklich ernsthaft den Versuch unternommen, auch die Frauen umzuerziehen, mit dem Ziel, ihnen nahezulegen, sich bei der Partnerwahl vorrangig eben für solche sensiblen und friedfertigen Männer zu entscheiden und nicht immer einfach nur ihren uralten Instinkten nachzugeben, die ihnen sagen, daß sie den idealen Ernährer und Beschützer brauchen?

Man kann den Jungen noch so oft sagen, daß sie sich um gewaltfreie Lösung von Problemen bemühen sollen. In jungen Jahren wirkt das vielleicht auch noch. Sobald sie sich dann aber der Pubertät nähern und merken, daß diejenigen mit der großen Klappe auch die meiste Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich ziehen, wird das alles wieder zunichte gemacht. Sie lernen dann eben, daß man(n) mit Imponiergehabe und Machogetue oft eben doch weiter kommt als mit Sensibilität und Friedfertigkeit.

Und das prägt sie dann für's Leben. Und sie werden auch immer wieder Gelegenheit haben, ihre angeblich typisch männlichen Verhaltensweisen zu zeigen. Wenn beispielsweise ein Betrunkener ein Paar anpöbelt, dann wird höchst selten die Frau irgendetwas dagegen unternehmen. Nein, sie wird ihrem Partner signalisieren oder sagen, daß er dem Typen doch bitteschön den Mund stopfen soll. Egal wie. Und selbst, wenn sie ihm nichts dergleichen signalisiert, wird er sich dazu verpflichtet fühlen, denn sonst muß er damit rechnen, daß sie ihn für einen Schwächling hält und ihm das womöglich bei der nächsten Gelegenheit vorhält.

Viele Frauen finden das so völlig in Ordnung. Wieso auch nicht? Ihnen wurde und wird ja seit Jahrzehnten immer wieder vorgeleiert, daß sie das moralisch überlegene Geschlecht wären, gewissermaßen die Krone der Schöpfung. Wieso sich also ändern, wenn frau überall zu hören kriegt, wie toll sie doch im Gegensatz zum Mann ist? Also bleibt alles beim alten, und die Jungen werden so schnell wieder von den Mädchen entsprechend dem althergebrachten Männerbild umerzogen. Oder aber bleiben solo.

Dann kommt noch dazu, daß Männergewalt in breiter Front überall thematisiert, Frauengewalt dagegen immer noch häufig tabuisiert wird. Das verstärkt das Ungleichgewicht zwischen männlicher und weiblicher Gewalt in der öffentlichen Diskussion noch weiter und macht den Unterschied künstlich noch größer als er tatsächlich ist.

Freundliche Grüße
von Garfield


Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Ferdi, Friday, 17.01.2003, 18:22 (vor 7785 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie? von Garfield am 17. Januar 2003 15:26:23:

Hallo Garfield!

Also bleibt alles beim alten, und die Jungen werden so schnell wieder von den Mädchen entsprechend dem althergebrachten Männerbild umerzogen. Oder aber bleiben solo.

Dann bleibe ich viel lieber solo. Dann kann ich tun und lassen was ich will und brauche mich nicht mit renitenten Partnerinnen rumzuschlagen. "Umerziehen" und aehnliche Manipulationsversuche sind bei mir sowieso zum Scheitern verurteilt und Gelegenheit zum GV habe ich so auch genug.

Ich weiss wovon ich rede, ich war verheiratet und bin jetzt bewusst solo, ich habe also alle Vor- und Nachteile kennengelernt, aber so wohl wie jetzt habe ich mich noch nie in meiner Haut gefuehlt. Ich glaube eine Frau, die mich jetzt noch mal rumkriegt, die gibt es nicht! @Collantix: Auch Gundi und Uschi nicht!

Gruss,
Ferdi

Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Garfield, Friday, 17.01.2003, 19:09 (vor 7785 Tagen) @ Ferdi

Als Antwort auf: Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie? von Ferdi am 17. Januar 2003 16:22:53:

Hallo Ferdi!

Es wäre wünschenswert, daß mehr Männer so denken würden. Ich finde zwar nicht, daß kein Mann sich fest an eine Frau binden sollte. Aber ich meine eben, daß man(n) darauf achten sollte, dafür auch die Richtige zu erwischen.

Ich würde jedenfalls auch lieber als Single leben, als mit einer Frau, die mich vor allem als Ernährer und Samenspender sieht, sich dann, wenn sie sich für ein Leben als Hausfrau und Mutter entschieden hat und feststellt, daß das auf Dauer doch etwas langweilig und auch finanziell wenig einträglich ist, darüber beklagt, was sie angeblich alles für mich aufgeben mußte, dann fremdgeht und sich scheiden läßt und danach auch noch jahrelang gut auf meine Kosten lebt...

Da ist auch bei den Männern noch einiges an Erziehungsarbeit zu leisten. Denn wenn Männer Frauen es nicht mehr so einfach machen würden, dann würden sich viele Frauen auch mehr darum bemühen, ihren Männern wirklich gleichgestellte Partnerinnen zu sein.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie?

Collantix, Saturday, 18.01.2003, 22:58 (vor 7784 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Männer in den Knast, Frauen in die Psychiatrie? von Garfield am 17. Januar 2003 17:09:08:

Hallo Garfield,

Da ist auch bei den Männern noch einiges an Erziehungsarbeit zu leisten. Denn wenn Männer Frauen es nicht mehr so einfach machen würden, dann würden sich viele Frauen auch mehr darum bemühen, ihren Männern wirklich gleichgestellte Partnerinnen zu sein.
Das sehe ich auch so. Es gehören sehr häufig zwei Seiten dazu.

Gruß

Collantix

powered by my little forum