Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Radiodiskussion

Rüdiger, Friday, 17.01.2003, 14:44 (vor 7772 Tagen)

Heute morgen habe ich im Deutschlandfunk ab 11 Uhr 20 gerade noch die 10 letzten Minuten einer wahrscheinlich vormittagfüllenden Diskussion zum Thema "gewalttätige Mädels" (Zunahme der von Mädchen ausgeübten Gewalt) mitgekriegt. Interessanterweise wiesen viele ältere (60 bis 70 Jahre) Anruferinnen darauf hin, daß auch sie sich in ihrer Jugend schon geprügelt hätten und daß das alles doch nichts Neues sei. Auch die versammelten Experten schienen das ähnlich zu sehen; eine Frau Heiliger, aus München zugeschaltet, hatte sich schon wieder verabschiedet (kommt mir irgendwie bekannt vor, der Name ...).

Gruß, Rüdiger

Re: Radiodiskussion

Peter, Friday, 17.01.2003, 18:45 (vor 7772 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Radiodiskussion von Rüdiger am 17. Januar 2003 12:44:03:

eine Frau Heiliger, aus München zugeschaltet, hatte sich schon wieder verabschiedet (kommt mir irgendwie bekannt vor, der Name ...).

Vielleicht Anita Heiliger, Expertin beim Verein alleinerziehender Mütter und Väter, die gezeigt haben will, dass Kinder ihren Vater nicht so doll brauchen. In dem Fall hättest du wohl wenig verpasst.

Gruß,

Peter

Re: Radiodiskussion

Joseph S, Friday, 17.01.2003, 20:48 (vor 7772 Tagen) @ Rüdiger

Als Antwort auf: Radiodiskussion von Rüdiger am 17. Januar 2003 12:44:03:

Hallo Rüdiger,

die Sendung dauerte tatsächlich 1 1/2 Stunden, und den größten Teil habe ich zugehört.

Hier und hier sind Informationen zu der Sendung zu finden.

Wesentlich über das, was in diesen Links steht, hinausgehendes hat die Sendung kaum gebracht.
Wie zu erwarten war wurde, und das gerade auch von Anrufern, zunächst so intensiv über die
Frage, ob und wie Mädchen sich gegen Jungen auch mit Gewalt wehren dürfen, daß die Moderatorin
die Gesprächspartner dazu auffordern mußte, das Thema "Warum schlagen Mädchen" zu behandeln.
Eingeleitet wurde dies durch Anruferinnen die auf widerliche Weise das Thema auf Männergewalt
gegen Frauen, und wie frau darauf zu reagieren hat, verschoben. Paradoxerweise wurde auch gesagt,
daß Gewalt bei Jungen durch die Männerrolle legitimiert sei, aber praktisch sprachen die meisten
sich für Gewalt von Frauen als Verteidigung gegen Männer aus. Daß diese Verteidigungssituation
selten ist und eigentlich nicht das Thema war, und daß die Gewalt in den genannten Beispielen
gegen Mädchen gerichtet war, ging im Gespräch unter. Einen interessanten Beitrag brachte eine
Anruferin, die sich als ehemals sehr gewalttätiges Mädchen outete, und diese Gewalt klar als
nicht zu rechtfertigen kritisierte. Sie brachte die Diskussion auf das eigentliche Thema zurrück.
Eine weitere Tatsache, die sie berichtete, war, daß ihre Stiefmutter sie "fast totgeschlagen"
hatte, aber von Männern keine Gewalt erfahren hatte. Immerhin ist die Tatsache, daß gewalttätige
Mädchen oft gewalttätige Mütter haben, angesprochen worden. Jetzt, wo die Mädchengewalt
nicht mehr geleugnet werden kann, wird zugegeben, daß die Mädchen noch nie so gewaltlos waren,
wie sie bisher angesehen wurden.

Der Diskussionsverlauf war eigentlich informativer als die Diskussionsinhalte.
Er zeigte, daß die meisten Teilnehmenden sich weigerten, das Problem, daß Mädchen Gewalt, und
zwar nicht aus Notwehr ausüben, zu besprechen, sondern statt dessen über das Klische, Mann (Junge)
schlägt Frau (Mädchen), und wie darauf zu reagieren sei, redeten. Mädchengewalt wurde hauptsächlich
nicht in der Form, in der sie ausgeübt wird, nämlich hauptsächlich gegen Mädchen, sondern als
Reaktion auf männliche Gewalt behandelt, und als solche fast befürwortet.
Die Stimmen, die Mädchengewalt eindeutig ablehten, waren in der Minderheit und kamen erst nach
der Hälfte der Sendung richtig zu Wort.
Die Frage, warum Mädchen Gewalt anwenden, war nie im Zentrum der Diskussion, obwohl sie das
Thema der Sendung war.

Insgesamt war es ein lobenswerter Versuch des Deutschlandfunks dieses Thema zu behandeln, der
aber an den unangemessenen Höhrerbeiträgen gescheitert ist.

Gruß
Joseph

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