Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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aus den Rote-Männer-News

Arne Hoffmann, Tuesday, 21.01.2003, 17:28 (vor 7768 Tagen)

Ja, ich weiß, dass diese News auch in anderen Foren gepostet werden, aber gerade heute haben mir wieder mal zwei Beiträge so aus der Seele gesprochen, dass ich sie hier posten möchte. Mein persönliches Kompliment an Alexander Bark für Auswahl und Formulierungsgabe, selbstverständlich auch, was andere Ausgaben und Beiträge seiner News angeht.

Artikel 1 nimmt Bezug auf die wie immer wunderbare Wendy McElroy, die wieder mal herrlich auf den Punkt bringt, was am Trivialfeminismus gerade für Opfer so destruktiv ist:

--- MISSBRAUCH MIT DEM MISSBRAUCH:
FEMINISTIN FÜHLT SICH DISKREDITIERT - DURCH DEN FEMINISMUS

Die Herabwürdigung wirklicher Opfer von Gewalt durch einen - politisch korrekten - Feminismus, die die Tatbestände von Vergewaltigung und sexueller Belästigung zu einem reinen MITTEL im politischen Kampfes "gegen das Partriarchat" gemacht haben, ist das zentrale Thema von Wendy McElroy, die in Nordamerika für einen besseren, unabhängigen Feminismus kämpft. Am 26. November 2002 veröffentlichte sie einen weiteren wichtigen Beitrag zu dieser Debatte, den wir im folgenden wegen seiner Bedeutung mit einigen Kürzungen und eigens ins Deutsche übersetzt dokumentieren. Komplett und auf Englisch gibt's diesen Aufsatz unter http://www.foxnews.com/story/0,2933,71417,00.html.

Kampf der Feministinnen?

"Was halten Sie von Frauen, die sagen, sie seien von ihren Männern geschlagen worden oder sexuell belästigt worden? Reagieren Sie nicht auch skeptisch, würden gerne mal die "andere Seite" hören, und fragen sich, ob der beteiligte Mann wohl vor Gericht eine faire Chance haben wird? Wenn ja, dann ist ihre Skepsis möglicherweise eine Folge des gängigen Feminismus. Als Frau, die selbst schwer verprügelt wurde und mehr, geht mir das gegen den Strich - nicht wegen der Skepsis, sondern wegen jener Feministinnen, die die tatsächliche Opfer von Vergewaltigungen erniedrigen, indem sie die Leiden von Frauen um billiger Vorteile willen zum allgegenwärtigen politischen Tagesordnungspunkt gemacht haben. Der ideologische Opportunismus dieser Feministinnen hat Menschen, die ansonsten sehr mitfühlend sind, dazu gebracht, mit Argwohn die Berichte von "Opfern" zur Kenntnis zu nehmen. Wenn eine Frau behauptet, ihr Ex-Mann habe die gemeinsame Tochter belästigt, versucht sie dann nur das alleinige Sorgerecht für sich durchzusetzen? Wenn sie über sexuelle Belästigung während der Arbeit klagt, fragen Sie sich dann, ob womöglich nur ein unglückseliger Trottel zu ihr "Süße" gesagt hat?

Längst haben zu viele Leute Ehemänner, Söhne, Brüder und männliche Freunde, die sich bereits falschen Anschuldigungen ausgesetzt sahen. Wer noch klar im Kopf ist, der reagiert auf solche Beschuldigungen Dritter skeptisch. Schließlich sind es in solchen Fällen nicht nur die Schmerzen von Frauen, sondern ebenso die derjenigen, die mit diesen fühlen, die für feministische Zwecke missbraucht werden.

Welche Zwecke sind das? Es geht um die Verbreitung der "Erkenntnis", dass alle Frauen Opfer sämtlicher Männer sind! Das ist die Definition des Patriarchats: Eine Männerkultur, ein Männerstaat, der jede einzelne Frau übervorteilt zugunsten der Männer. Frauen werden überall und ständig von Männern unterdrückt. Um das Ganze mal in die Praxis umzusetzen, bedeutet dies: In Gerichtsverfahren um häusliche Gewalt und das Sorgerecht für Kinder sollten Männer als schuldig betrachtet werden bis zum Beweis ihrer Unschuld. Institutionen wie Hochschulen sollten so organisiert werden, dass sie Frauen vor Männern schützen. Etwa durch Tribunale über sexuelle Misshandlungen, die den angeklagten Männern nicht das Recht auf solche Nettigkeiten wie einen Anwalt oder die Befragung der Anklägerin einräumen.

Aber eine zunehmende Zahl von Frauen macht das nicht mehr mit. Sie verweigern die Verbeugung vor dem ehernen Bildes der Frau als Opfer, das zu einem Objekt der politischen Anbetung geworden ist. Das kann einen hohen Preis fordern, weil für einige Feministinnen jede Zurückhaltung und Solidarität mit Frauen dort aufhört, wo diese eigenständig zu denken anfangen und sich wehren. (...)"

(Im weiteren Verlauf des Beitrags schildert Wendy McElroy, wie sie selbst und ihre Mitstreiterinnen Opfer von Bedrohung und Diffamierung durch "politisch korrekte" Feministinnen wurde. McElroy, die aufgrund eigener Misshandlung ihr rechtes Auge verloren hat, bekam sogar Mails, in denen eine Feministin ihr triumpfierend zu verstehen gab, das sei wohl die Ursache ihrer politischen "Blindheit".)

"Welche Sorte Mensch amüsiert sich über den Schaden, der einer geprügelten Frau zugefügt wurde? Wer benutzt ihre körperliche Beeinträchtigung, um sie anzugreifen? Wie auch immer die Antwort ist, eine Feministin kann das doch wohl nicht sein und auch sonst niemand, der sich auch nur einen Hauch um geprügelte Frauen schert.

Das Ziel eines wirklichen Feminismus ist eine unveräußerliche rechtliche Gleichheit (...), die die Notwendigkeit beseitigt, dass ein Geschlecht vor den Gerichten und Institutionen unserer Gesellschaft bevorzugt wird, während das andere unterdrückt wird. Vielleicht ist es dann ja möglich, dass wirkliche Opfer von Gewalt das beanspruchen dürfen, was ihnen richtigerweise zusteht: das selbstverständliche Mitgefühl anständiger Menschen."

(Übersetzung: Joachim Bell) ---

Genau dieses Hochpuschen der Opferzahlen zum Schaden der eigentlichen Opfer geschieht natürlich auch in Deutschland. Das belegt ein Interview mit Alice Schwarzer, das mir etwas Sorgen macht. Der Reporter fragt nämlich dermaßen devot, dass ich fürchte, er könnte demnächst für mich eine ernsthafte Konkurrenz als SM-Autor werden:

--- ALICE SCHWARZER "MÄNNER AUF DEM WEG IHRER VERMENSCHLICHUNG"
BEI ERFÜLLUNG DER AUFNAHMEKRITERIEN MITGLIEDSCHAFT IN DER MENSCHHEIT
MÖGLICHERWEISE AB 2050

Zu ihrem 60. Geburtstag gab Alice Schwarzer dem Westdeutschen Rundfunk ein Interview, das - wie immer bei Tante Alice - sehr lesenswerte Passagen enthält. Und auch wieder, wie üblich, sehr verächtliche. Einfach schön ist es immer wieder, wie sie den sich unterwürfig anschwiemelnden Moderator an einigen Stellen auflaufen läßt, der sich ("was können wir Männer tun?") als Bündnispartner des Feminismus anzudienen versucht. Immer wieder erstaunlich ist es, dass Tante Alice tatsächlich gegenüber ihren feministischen Mitstreiterinnen gelegentlich Kritikpunkte parat hat, die denen des RoteMännerInfos alles andere als fern stehen. Aber umso erbärmlicher, dass sie es nicht unterlässt, mit absurden Tatarenmeldungen über den angeblichen Umfang der sexuellen Gewalt in unserer Gesellschaft Punkte sammeln zu wollen: "Also jedes dritte bis vierte Mädchen ist Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kindheit (...). Jede zweite Frau kennt Gewalt in der Beziehung." Selbst bei der wahrlich infamen Frauenministerin Bergmann seligen Angedenkens war es nur jede dritte Frau, und da musste sie noch selbst vor dem Bundestag zugeben, dass es keine verlässliche Datengrundlage, sondern nur unzuverlässige Schätzungen gebe - von interessierter Seite, versteht sich. Hier haben wir genau das, was Wendy McElroy in ihrem dokumentierten Betrag richtiger Weise als reine Operationalisierung von Geschlechtergewalt und ihre damit verbundene Inflationierung geißelt. Und müssen wir zu dem Dauerbrenner "5000 Jahre Unterdrückung der Frauen" noch was sagen? Hätte sie "35 Jahre Heribert Fassbender als Sportmoderator" beanstandet, sie hätte uns 100prozentig an ihrer Seite gewußt. Aber dieser blühende Blödsinn, dass wir uns wohl seit der Bedrängung der Penelope für das Verhalten der Männer schuldig fühlen sollen... tststs! Denn selbst diese war ja in letzter Konsequenz dem durch eine treulose Frau ausgelösten Krieg um Troja geschuldet.

Unser Leser Guido Lüchters setzte sich mit dem Interview unter einem anderen Aspekt auseinander. Ihm stieß vor allem dieser Satz auf: "Können Männer auf dem Wege Ihrer Vermenschlichung, was ja auch heißt, sich ein Stückchen von der verloren gegangenen Weiblichkeit wieder zu holen, auch wieder ein bisschen mehr lernen, ihren Nächsten aufmerksam und einfühlsam und fürsorglich zu behandeln, also Kinder, Frauen, Alte?" Etwas resignativ kommentierte Lüchters: "So bleiben wir Männer also weiterhin bestenfalls auf dem Weg zur Menschlichkeit. Selbst zum "Nächsten", den man aufmerksam, einfühlsam und fürsorglich behandelt, taugen wir scheinbar nicht."

Hier Auszüge aus dem Interview:

Alice wird 60: Erfolge und auch Niederlagen beim bewegten Einsatz für die Emanzipation der Frauen (und damit auch der Männer), WDR 5, Sendung vom 03.12.2002
Moderation: Thomas Schaaf

Moderator: Leben wir tatsächlich noch in einem Männerland?
Alice Schwarzer: Na ja, diese und jene kleinen Umstände deuten darauf hin. Ich rede jetzt mal nicht von der Bild-Werbe-Kampagne, von der reden ja schon alle. Aber die Sache mit den Verdiensten, die Sache mit den Kindern, die Sache mit der Gewalt. Also, es gibt noch ein bisschen was zu regeln, auch wenn in den Köpfen viel passiert ist.

Moderator: Liegt es hauptsächlich daran, dass Männer Frauen tatsächliche Gleichberechtigung in der Praxis noch immer verweigern?
Alice Schwarzer: Nein, nicht nur. Das Ding ist natürlich auch bei den Frauen selbst. Wissen Sie, so 5000 Jahre Hierarchie, die gehen weder an dem oben noch an der unten spurlos vorbei. Also, es gibt einfach reale Hindernisse, aber es gibt auch Zögerlichkeiten von Frauen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: 96 Prozent der Frauen, die in den Mutterschaftsurlaub gegangen sind (...), die haben noch nicht mal mit dem zukünftigen Vater darüber geredet, wie sie sich das teilen. Also, das muss sich schon ändern, Mädels!

Moderator: Was können Männer tun?
Alice Schwarzer: Was können Männer tun? Ja, Frauen dieser Welt, wir grüßen euch, um es mit den "Toten Hosen" zu sagen. (...) Also, wenn Sie mich ernsthaft fragen: Können Männer auf dem Wege Ihrer Vermenschlichung, was ja auch heißt, sich ein Stückchen von der verloren gegangenen Weiblichkeit wieder zu holen, auch wieder ein bisschen mehr lernen, ihren Nächsten aufmerksam und einfühlsam und fürsorglich zu behandeln, also Kinder, Frauen, Alte? Und das bedeutet ein Stück Arbeit. Und dafür könnten sie so ein kleines Stückchen von der Macht, die sie haben - nicht alle Männer, weiß Gott nicht alle, aber doch einige - abgeben. (...)

Moderator: Ja, freiwillig abgeben, das ist so 'ne Sache. Das machen Männer nicht gern.
Alice Schwarzer: Macht niemand gern.

Moderator. Ja, Sie haben das schon angedeutet. Es wird ja von Frauen inzwischen auch zunehmend selbstkritisch gesehen. Es gibt inzwischen Bücher von Frauen mit Titeln wie "Das dämliche Geschlecht". Kurz gefasst: Frauen werfen Frauen vor, einfach nicht aus dem Quark zu kommen, sich viel zu oft davor zu drücken, Verantwortung jenseits des Hauses zu übernehmen, im Beruf also. Macht Ihnen dieser selbstkritische Ansatz Mut?
Alice Schwarzer: Ja, wenn er nicht zynisch ist, wissen Sie. (...) Ich hatte noch nie geglaubt, dass Frauen das bessere Geschlecht sind. Und ich wünsche mir auch keine weibliche Zukunft. Wissen Sie, ich finde schon die männliche Gegenwart etwas anstrengend. Also, ich wünsche mir ganz einfach eine menschliche Zukunft. Und zu Veränderungen, dass wir uns wirklich wieder gleich in die Augen sehen können, gehört eben auch, dass die Frauen sich verändern. Nur es ist wahr, wenn Sie sich ansehen die Zahlen: Also jedes dritte bis vierte Mädchen ist Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kindheit - was das für eine Demütigung und Brechung ist. Jede zweite Frau kennt Gewalt in der Beziehung. Je mehr Kinder in einer Familie sind, umso weniger tun die Männer, weil die Frauen abhängiger sind und nicht so leicht gehen können. Also, es gibt auch wirklich äußerliche Hindernisse. Das ist ein Zusammenspiel. Ich bin für Selbstkritik, ich bin aber auch für ganz realistischen kritischen Blick auf die Realitäten. Und: Das heißt die Vorteile der Männer in dieser Welt.

Moderator: Zu dem Blick auf die Realitäten gehört, behaupte ich, dass Frauen noch immer die schlimmsten Feindinnen von Frauen sind. Eine, die das ist, was man "tough" nennt, muss sich am meisten vor ihren Geschlechtsgenossinnen in Acht nehmen; denn die lauern auf Schwächen, auf Fehler, um dann gnadenlos zuzustoßen.
Alice Schwarzer: (...) Wir haben 5000 Jahre Geschichte der Spaltung, der Selbstverachtung, wir Frauen, und damit auch der Verachtung anderer Frauen. Und das schüttelt man nicht in 30 Jahren ab. Das, was sie da benennen, ist wirklich ein großes Problem. Aber da bin ich wirklich dafür, dass wir das unter uns regeln, weil ich finde nichts furchtbarer als diesen öffentlichen Hennenkampf. Und ich weiß, dass, wenn Frauen sich kritisch miteinander auseinandersetzen, Männer immer die lachenden Dritten sind. Also sage ich: ja, kritische Auseinandersetzung mit Frauen, aber doch bitte hinter geschlossenen Türen. ---

Herzlicher Gruß

Arne

Re: aus den Rote-Männer-News

Jolanda, Tuesday, 21.01.2003, 17:49 (vor 7768 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: aus den Rote-Männer-News von Arne Hoffmann am 21. Januar 2003 15:28:26:

Hallo Arne :-)

Also Wendy McElroy spricht mir so sehr aus dem Herzen. Ich kenne ja viele Ihrer Aussagen auch aus deinem Buch. Mir ist sie da schon positiv aufgefallen.

Oh ja, sie spricht mir wirklich aus dem Herzen. Eine toller Beitrag finde ich, danke, dass du ihn uns hier hereingestellt hast. Kompliment an die "rotemännerinfo", wobei, die schreiben eigentlich immer gut :-)

Das Interview von Alice Schwarzer. Nun ja, ich mag sie nicht, ich habe sie noch nie gemocht. Sie hat sich in den letzen Jahren zwar gemässigt und ist in gewissen Punkten sogar einsichtiger geworden, aber ich finde ihre Aussagen oftmals trotzdem noch als viel zu extrem und einfach übertrieben und ich sehe da die gleichen Gefahren wie Wendy McElroy. Ich erlebe ja, wie ich hin und her gerissen bin, gerade beim Thema sexueller Missbrauch. Ich kenne eben auch viele richtigen Opfer und ich spüre doch auch, wie es immer schwerer wird für diese "wahren" Opfer, dass man sie noch ernst nimmt, dass man ihnen noch glaubt.

Und das haben die "wahren" Opfer schon auch Frauen wie Alice Schwarzer zu "verdanken". Ihre Blindheit wenn es um Missbrauch geht, ihre Zahlenspiele, ihr Mythos Mann Täter, Frau Opfer, der schadet sehr.

Danke für den Beitrag :-)

Liebe Grüsse
schickt dir
Jolanda

Re: aus den Rote-Männer-News

Garfield, Tuesday, 21.01.2003, 19:11 (vor 7768 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: aus den Rote-Männer-News von Jolanda am 21. Januar 2003 15:49:57:

Hallo Jolanda!

Ich weiß nicht so recht, was ich von Alice Schwarzer halten soll. Neulich hab ich mal eine Fernsehsendung gesehen, wo sie so eine Art Ansprache gehalten hat. Ich weiß nicht, vielleicht anläßlich ihres Geburtstages?

Als ich mir das so anhörte, hatte ich das Gefühl, daß die Frau in einer ganz anderen Welt lebt. Daß sie überhaupt noch nicht mitbekommen hat, wie sehr sich vieles in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Oder daß sie das nicht mitbekommen will. Denn ich halte sie für durchaus intelligent. Und als sie sprach, klang das irgendwie nicht echt. Es klang nicht so, als wenn sie selbst an das glaubt, was sie dort gesagt hat.

Ich glaube wirklich, daß sie die Realität ganz bewußt verdrängt. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Soll sie sowas sagen wie: 'Okay, ich hab in letzter Zeit ziemlich viel Unsinn verzapft und behaupte von nun an das Gegenteil'? Das wird sie niemals tun, weil sie dann viele ihrer Anhängerinnen und damit auch ihre finanzielle Existenzgrundlage verliert. Außerdem müßte sie dann vor sich selbst und vor anderen zugeben, sehr lange Zeit munter in die völlig falsche Richtung marschiert zu sein. Wer tut das schon gern, vor allem in ihrem Alter?

Also wiederholt sie gebetsmühlenartig immer dieselbe Leier. Wenn ihr nicht immer noch so viele Menschen glauben würden und sie somit nicht immer noch Schaden anrichten würde, könnte man mit ihr einfach nur noch Mitleid haben.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: aus den Rote-Männer-News

Jolanda, Tuesday, 21.01.2003, 23:06 (vor 7768 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: aus den Rote-Männer-News von Garfield am 21. Januar 2003 17:11:15:

Hallo Garfield

Ich weiss auch nicht recht. Sie hat sich im Alter verändert. Manchmal sagt sie ganz vernünftige Dinge, bringt ganz gute Ansätze in einer Diskussion, aber es ist dann echt immer so, dass sie früher oder später wieder auf der Missbrauchs-Tour landet und mit Aussagen und Zahlen um sich schmeisst, dass sich mir die Haare zu Berge stellen.

Ich weiss nicht, ob sie wirklich selbst daran glaubt, ob sie nicht selbst auch manchmal Zweifel hat. Nur auch wenn sie die hätte, ich weiss nicht, ob sie Grösse genug hätte, diese einzugestehen. Ich meine auch im Bezug auf Missbrauch einmal die Scheuklappen ein bisschen zu öffnen. Ich empfinde ihre Statements zu diesem Thema immer "schrecklich", ich werde wütend, ich sage dann ganz spontan vor mich hin: Die hat doch einen Knall, was erzählt die denn da für Müll.

Man nennt sie die Ikone der Frauenbewegung. Ich habe auch schon oft gehört, dass auch bei Alice Schwarzer "gemobbt" wurde. Dass auch dort die Frauen unter sich ganz schön "biestig" sein konnten.

Weisst du, sie hat für mich zu viel Macht, als dass ich das bagatellisieren möchte. Deshalb kommt wohl da auch viel Ablehnung von meiner Seite. Für mich verkörpert sie schon ganz direkt den Frauentyp; Wir brauchen die Männer nicht wirklich, wir können alles alleine schaffen.

Und ich mag keine Vereinigung, in der eine Frau, die freiwillig zu Hause bleibt und bei den Kindern ist und glücklich ist damit, dass die als schlechtes Beispiel und eher als Negativbeispiel von einer Frau dargestellt wird. Die entsetzte Frage:"Was du bist NUR Hausfrau?" Die wird dir als Frau öfters von Frauen als von Männern gestellt. Wie kannst du damit zurfrieden sein? Es klingt oft fast vorwurfsvoll!

Und dann die Prostituierten, die sind ja auch die absoluten "Negativbeispiele" von Frauen, sie entwürdigen das Wesen Frau, indem sie Ihre sexuellen Dienste gegen ein Entgelt anbieten. Sie sind die Verführerinnen, die das Patriarchat bedienen.

Also ganz ehrlich Garfield, wenn ich so etwas höre, dann kommt mir das kotzen. Feminismus der so viele Feindbilder schafft, der sogar das eigene Geschlecht bekämpft, wenn es nicht zu allem ja und amen sagt, wenn es sich erlaubt, eine andere Meinung zu haben.

Wo ist hier denn die Solidarität unter Frauen. Ich meine, solange ich nur Solidarität beweisen muss unter Gleichgesinnten, solange sollte ich damit nicht angeben oder es mir auf die Stirn schreiben lassen...oder was denkst du?

Nun ja, egal. Ich bin da einfach sehr skeptisch und bin mit vielem, dass sie sagt nicht einverstanden. Sehe es eben einfach anders.

Es grüsst dich
Jolanda

Re: aus den Rote-Männer-News

Arne Hoffmann, Thursday, 23.01.2003, 20:36 (vor 7766 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: aus den Rote-Männer-News von Garfield am 21. Januar 2003 17:11:15:

Ich glaube wirklich, daß sie die Realität ganz bewußt verdrängt. Was bleibt ihr auch anderes übrig? Soll sie sowas sagen wie: 'Okay, ich hab in letzter Zeit ziemlich viel Unsinn verzapft und behaupte von nun an das Gegenteil'? Das wird sie niemals tun, weil sie dann viele ihrer Anhängerinnen und damit auch ihre finanzielle Existenzgrundlage verliert. Außerdem müßte sie dann vor sich selbst und vor anderen zugeben, sehr lange Zeit munter in die völlig falsche Richtung marschiert zu sein.

Howdy, :-)

Am bezeichnendsten fand ich in dem Interview ja Alices letzte Äußerung, Kritik von Frauen solle am besten nur hinter geschlossener Tür stattfinden. Der Grund ist klar: Nach außen hin soll der Eindruck vermittelt werden, als ob Schwarzer wirklich für alle Frauen spricht, statt nur für eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Radikalemanzen und Fundamentalistinnen. Sie möchte sich ihren Führerinnenstatus gerne erhalten. Das ist aber außerhalb der öffentlichen Inszenierung längst gescheitert: Eine gute Bekannte von mir studiert in Berlin Gender-Studies, und sie wird regelmäßig unwirsch, wenn ich sie auf Alice Schwarzer anspreche, weil diese Person mit ihren oft dumpfen Parolen für den akademischen Feminismus einfach keine Rolle spielt, bestenfalls eine Peinlichkeit darstellt. Andererseits hat es anscheinend nie zu einer offenen Distanzierung gereicht.

Noch bezeichnender ist, wie Alice das begründet, dass Frauen sie nicht offen kritisieren und sich mit ihr auseinandersetzen sollten. Weil das sonst von den Männern nur ausgenutzt würde und sie die lachenden Dritten seien. Es ist schon kurios, sich diesen Spagat anzuschauen, wie Alice einerseits behauptet, sie plädiere für eine Aufhebung der Trennung zwischen Männern und Frauen, in Wahrheit aber ständig neue Fronten zieht, als ob beide Geschlechter völlig entgegengesetzte Interessen hätten und Männern nur daran gelegen sei, Frauen eins überzubraten.

Lieber Gruß

Arne

Re: aus den Rote-Männer-News

Garfield, Friday, 24.01.2003, 10:47 (vor 7765 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: Re: aus den Rote-Männer-News von Arne Hoffmann am 23. Januar 2003 18:36:55:

Hallo Arne + Jolanda!

Ich finde, daß die Schwarzer ohnehin weit überbewertet wird. Und zwar leider vor allem von Männern. Ich habe ebenfalls nicht das Gefühl, daß sie besonders viele weibliche Anhänger hat. Selbst die radikalfeministische Fraktion steht ihr ja teilweise kritisch gegenüber.

Nur wieso wird sie dann trotzdem so extrem hofiert? Wieso hat man ihr trotzdem das Bundesverdienstkreuz umgehängt? Ich denke, das liegt vor allem gerade daran, daß sie so weltfremde Positionen vertritt. Daß sie mit ihrer "Emma" einfach nur im Sand spielt, ohne wirklich etwas zu ändern.

Was wäre denn, wenn es eine positive feministische Leitfigur gäbe? Eine Frau, die sich für ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Männern und Frauen einsetzt? Die ernsthaft für bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten eintritt und auch für wirksamere staatliche Aktivitäten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit? Gerade letzteres ist doch auch bei der Geschlechterdebatte ein Schlüsselproblem. Denn wie sinnvoll ist es, zu fordern, daß noch mehr Frauen beruflich Karriere machen sollen, wenn es die dafür nötigen Arbeitsplätze einfach nicht gibt?

So eine positive feministische Leitfigur könnte die derzeit herrschende pro-feministische Stimmung nutzen, um sehr viele Menschen zu mobilisieren und den Mächtigen im Lande wirklich Druck zu machen. Und die wären dann wohl oder übel gezwungen, die eine oder andere Steuer-Milliarde nicht mehr in die eigenen Taschen zu schaufeln, sondern zum Wohle aller einzusetzen.

Das will man natürlich gern vermeiden, also braucht man Leitfiguren, die nur Papiertiger sind und bei denen man sicher sein kann, daß sie niemals etwas bewegen, sondern Teile der Bevölkerung sogar noch in die Irre führen und gegeneinander aufhetzen werden.

Ja, und in Alice Schwarzer hat man solch eine Person gefunden. Also hofiert man sie, sie wird überallhin eingeladen und kann sich dabei wichtig fühlen. Nicht trotzdem, sondern gerade weil sie nichts bewegt und nichts bewirkt.

Freundliche Grüße
von Garfield

ich denke, das ist der Punkt ...

Arne Hoffmann, Saturday, 25.01.2003, 21:08 (vor 7764 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: aus den Rote-Männer-News von Garfield am 24. Januar 2003 08:47:36:

... warum Radikalfeministinnen auch von vielen Konservativen Unterstützung erhalten: Statt dass sich Männer und Frauen vereinen, um gemeinsam für bessere Verhältnisse und gegen eine ungerechte/unsinnige Verteilung von Steuergeldern zu kämpfen, lassen sie sich gegeneinander aufhetzen. Alice Schwarzer nannte ja selbst 1998 noch die Pornographie ein größeres Problem als z. B. Arbeitslosigkeit oder fehlende Kindertagesstätten. Sorry, aber selbst wenn man Pornos nicht mag - was ist das denn für eine kuriose Gewichtung? Solche Wirrköpfinnen bündeln Energie, mit der man gesellschaftlich wirklich etwas verändern könnte, in einem unsinnigen Kampf der Geschlechter gegeneinander.

Was wäre denn, wenn es eine positive feministische Leitfigur gäbe? Eine Frau, die sich für ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Männern und Frauen einsetzt? Die ernsthaft für bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten eintritt und auch für wirksamere staatliche Aktivitäten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit?

Esther Vilar hat das ja in Ansätzen versucht. Das letzte Mal wurde ihr dahingehendes Konzept 1998 in dem Buch "Denkverbote" veröffentlicht. Aber da Vilar auch in anderer Hinsicht Klartext spricht, lässt sie sich durch manche demagogischen Sprüche der Radikalfeministinnen auch leicht zur Zielscheibe machen und konnte sich in Deutschland bisher nicht durchsetzen. Sie denkt in wesentlichen Dingen viel radikaler als Schwarzer und bekommt hierzulande deshalb keinen Fuß auf den Boden.

Herzlicher Gruß

Arne

AS hat doch recht

Norbert, Wednesday, 22.01.2003, 12:36 (vor 7767 Tagen) @ Arne Hoffmann

Als Antwort auf: aus den Rote-Männer-News von Arne Hoffmann am 21. Januar 2003 15:28:26:

--- ALICE SCHWARZER "MÄNNER AUF DEM WEG IHRER VERMENSCHLICHUNG"
BEI ERFÜLLUNG DER AUFNAHMEKRITERIEN MITGLIEDSCHAFT IN DER MENSCHHEIT
MÖGLICHERWEISE AB 2050
... Jede zweite Frau kennt Gewalt in der Beziehung." Selbst bei der wahrlich infamen Frauenministerin Bergmann seligen Angedenkens war es nur jede dritte Frau, und da musste sie noch selbst vor dem Bundestag zugeben, dass es keine verlässliche Datengrundlage, sondern nur unzuverlässige Schätzungen gebe - von interessierter Seite, versteht sich.

[Ironie on]
Aber aber.
Hier hat AS doch recht.
Sie sagte ja offenbar nicht, daß jede zweite Frau Opfer der Gewalt in der Beziehung sei, sondern diese kenne.
Klar, auch Frauen die selbst Gewalt ausüben, kennen diese.
[Ironie off]

Klar ist aber auch daß AS damit wieder nur Polemik betreiben wollte.
Täterinnen in Opferinnen umwandeln wollte.

So wie ich es sehe, wird AS aber auch von Frauen kaum noch wirklich ernst genommen.
Sie, und ihre Meinung haben sich überlebt.
Sie hat es nur noch nicht gemerkt.

Da hat Wendy McElroy offenbar ein anderes Format.

Gruß
Norbert

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