Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ...

Sven, Saturday, 05.11.2005, 18:15 (vor 6775 Tagen)

Die Dominetten zicken, nörgeln und lassen den Mann nach ihrer Pfeife tanzen

Von Martina Bortolani

Die Party verläuft perfekt. Die Gäste stehen im langen Jugendstilgang herum, trinken, reden, lachen. Man taucht in gelassener Heiterkeit langsam ins Wochenende ein, die Stimmung ist entspannt. Bis sie kommen. Nennen wir sie Marion und Tom. Ein kinderloses Paar, schon länger zusammen, attraktiv, von Kopf bis Fuss gestylt. Händchenhaltend stossen sie zu den Partygästen. Trällernd begrüsst sie ihre Freundinnen, schnell werden die Köpfe zusammengesteckt für den neuesten Klatsch. Er besorgt Drinks, und hält ihr das Glas hin. «Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich kein Eis will?!» Sie rollt die Augen und stöhnt. «Sorry Liebes, ich besorg dir gleich einen neuen.» Er zottelt ab. «Typisch für ihn», sagt sie mit Engelsgesicht in die Runde, «immer zuerst machen und dann denken.» Ein überdrehtes Lachen. Man könnte ihr auf der Stelle den Drink über ihr perfekt frisiertes Haupt kippen.

Er verdient zu wenig, fährt das falsche Auto und so weiter

Das sind sie. Die Dominetten. Aussen nett und adrett, innen Domina. Sie kommandieren, zicken, nörgeln und stänkern am meisten über ihre Männer. An der Seite der Dominette hat nur einer Platz: der Hampelmann der Grund für ihre schlechte Laune. Er verdient zu wenig, fährt das falsche Auto, erzieht die Kinder nicht, trägt spiessige Kleider, verkehrt mit den falschen Leuten und so weiter und so fort.

Zusammen verkörpern sie einen neuen Paartypus, der immer öfters auftaucht: die Königin und ihr Hofnarr. Solche wenig märchenhafte Paarkonstellationen gab es zwar schon immer, doch neu ist die öffentliche Bühne, auf denen die beiden spielen.

Frauen demonstrieren ihre Macht in der Gesellschaft. Und die Männer genieren sich nicht mehr, zuzugeben, dass sie die Hosen anhat. An der Party, bei einem Essen unter Freunden oder auf dem Fernsehschirm. Weibliche Dominanz in Beziehungen ist aus der Tabuzone gerückt und zum Gesprächsthema geworden.

Symptome dafür gibt es genug. Die amerikanische Fernsehsoap «King of Queens», in der Carrie ihren Mann Douglas unter der Knute hat, bricht alle Zuschauerrekorde. Obwohl die Darstellerin der aufopfernden und ständig leicht überforderten Mutter Lynette aus «Desperate Housewives» eben mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, bewundern die Zuschauerinnen insgeheim Missis Solis am meisten. Mit listiger Weiblichkeit hat sie ihren Mann Carlos unter Kontrolle.

Sie arbeitet 20 Prozent, er putzt die Wohnung

Im neuesten Schweizer Kinofilm «Undercover» (ab 3. 11.) mit Viktor Giacobbo bläst ausgerechnet eine Frau dem Hauptdarsteller den Marsch. Und Jerry Hall wirbt für die amerikanische VH1-Fernsehserie «Kept» («Ausgehalten») in machtvoller Pose mit zwölf halbnackten Kandidaten an der Leine. Die dekadent orchestrierte Botschaft im Stil von Pasolinis künstlerischer Verfilmung des Marquis-de-Sade-Klassikers «120 Tage von Sodom», ist nicht zu überhören: Ich bin der Boss, und ihr habt zu gehorchen! Die Dominetten etablieren sich.

Matthias B.*, 42, Vater zweier Töchter, verheiratet, hat keine Hemmungen, wenn er an einem Apéro sagt: «Ich putze jeden Samstag die ganze Wohnung.» Obwohl seine Frau nur zu 20 Prozent berufstätig ist und die Kinder im Schulalter sind, fragt sich der Vollzeit erwerbstätige Sozialpädagoge nicht, ob bei der Rollenverteilung vielleicht etwas schief gelaufen sei. Im Gegenteil, er und seine Frau sind überzeugt, «wahnsinnig modern» zu leben. «Er putzt einfach besser als ich», sagt sie. Und er betont, nie «ein Huscheli» gesucht zu haben, «das zu mir aufblickt».

Der Mann ist orientierungslos geworden. Als Macho verpönt und als Softie verschmäht, versucht er es nun in der Rolle des Angepassten, des Unterwürfigen. «Den Männern fehlen Rollenmodelle. In unserer Gesellschaft ist der Vater abhanden gekommen», sagt Markus Fäh, Psychoanalytiker und Autor des Buches «Der perfekte Mann». Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren viele Kinder ohne Vaterfigur aufwuchsen. 2004 wurden 43 Prozent der Ehen geschieden, knapp die Hälfte der betroffenen Kinder waren jünger als 10 Jahre. Buben, die deshalb in erster Linie die Mutter als Autoritätsperson erleben, suchen sich als Erwachsene häufig wieder eine dominante Frau.

Und weil diese dem Mann heute in der sozialgesellschaftlichen Position nicht nachsteht, wird die Machtdifferenz zementiert. Beide haben gute Jobs, fahren Auto, beide erziehen die Kinder, beide bezahlen Miete.

Gleichberechtigung in allen Lebenslagen: Das Pendel der Emanzipation schlägt zurück. Genau das nutzen bei allem Verständnis für die Gleichberechtigung die Frauen teils unbewusst, teils mit subtilen Machtspielchen aus. Während ein dominanter Mann als Macker und Unterdrücker gilt, wird weibliche Macht mit Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein gleichgesetzt.

Für Olivia H.*, 35, kinderlos und in fester Beziehung lebend, ist zum Beispiel klar, dass ihr Freund «nicht mit einer anderen Frau essen gehen darf». Weil sich Männer «immer mit Hintergedanken mit einer Frau treffen». Obwohl er sich eingeschränkt fühlt, wie er sagt, gehorcht er dem Frieden zuliebe.

In der Praxis der Psychologin reden sie vom «Fifi»

Schauspielerin Sienna Miller forderte in einem offenen Brief an ihren Partner Jude Law, der sie betrogen hatte, dass er sich nicht mehr mit Sadie Frost, seiner Ex-Frau und Mutter seiner Kinder, treffen darf. Das war, bevor Miller ihrerseits mit dem neuen James-Bond-Darsteller Daniel Craig, ein Freund von Jude Law, fremdging.

Wann der Einfluss einer Frau auf ihren Mann zu viel wird und wann er durchaus erwünscht ist, können nur die Betroffenen entscheiden. Wenn der Verleger Jürg Marquard in die Fernsehkamera sagt: «Meine Freundin Raquel Lehmann legt mir immer die Kleider zum Anziehen raus», dann stimmt das offensichtlich für ihn.

Weniger entspannt wird sich der Schauspieler Antonio Banderas fühlen, wenn ihm Melanie Griffith an einer Filmpremiere öffentlich eine Szene macht. Er habe das Hemd zu weit offen getragen und Frauen damit angemacht, so ihre abstruse Argumentation.

Dominette verwechseln Bevormundung mit Liebe. Ursina Ricklin-Feurer, Psychologin und Mediatorin in Zürich, wundert sich über Frauen in der Praxis, die von ihrem Mann als «Fifi» reden. Sich aber beklagen, weil sie von einem Mann träumen, «der wieder mal richtig auf den Tisch klopft».

http://www.sonntagszeitung.ch/dyn/news/trend/550857.html

Re: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ...

Zeitgenosse, Saturday, 05.11.2005, 22:20 (vor 6775 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ... von Sven am 05. November 2005 16:15:

Selber schuld, diese "Fifis". Dabei wäre es so einfach.

Die Männer, die am besten mit Frauen auskommen, sind auch immer diejenigen, die wissen wie man ohne sie auskommt. (Baudelaire)

Mann muß nur das rechte Maß finden, inwieweit Mann sich in eine Beziehung hineinziehen läßt. Wenn sie am meisten klammert, muß Mann sich am konsequentesten abgrenzen. Und wenn sie in "Dominetten"-Stimmung zur Party im Freundeskreis aufbrechen will, dann soll sie doch hin - allein. Ein Dominettchen, das plötzlich solo erscheint, sieht sich erst mal mit einem Sack fragen konfrontiert. "Was ist bei Euch denn los?" "Habt Ihr Euch getrennt?" "Wo hast Du ... gelassen?" Die wollen erstmal alle beantwortet sein. Danach ist die Luft raus aus dem Ballon.

Und eine Eifersuchts-Hybris erledigt Mann am besten, indem er tatsächlich was mit einer anderen hat.

Konfrontation ist die richtige Strategie, nicht Anpassung. Ich praktiziere es mit erstaunlichem - anfangs selbst nicht für möglich gehaltenen - Erfolg. Zur Nachahmung empfohlen.

Es grüßt der

Zeitgenosse

Re: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ...

Jeremin, Sunday, 06.11.2005, 08:53 (vor 6775 Tagen) @ Zeitgenosse

Als Antwort auf: Re: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ... von Zeitgenosse am 05. November 2005 20:20:

Den Baudelaire muss ich mir merken!

Ich hab das Glück, einen Kerl alter Schule zum Vater zu haben. Kann mich noch dunkel erinnern, dass ihm mal eine Affäre mit einer Betriebsekretärin angedichtet wurde. Er war klug genug, das ein einziges Mal zu dementieren,und ansonsten wochenlang weise vor sich hin grinsend alle Gerüchte in der Schwebe zu belassen. Sexentzug wollte Mutter dann doch nicht lange riskieren, im Gegenteil. Und das Essen hat vielleicht geschmeckt in dieser Zeit...;-)

Dumme Frage...

SiliKat, Sunday, 06.11.2005, 01:44 (vor 6775 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ... von Sven am 05. November 2005 16:15:

...Woher kommt das Wort "Dominette" ? Französisch ist es nicht. Auch im italienischen und im englischen Wörterbuch fand ich es nicht.

Sollte es gar eine deutsche Erfindung sein ?

Zum Inhaltlichen: solch eine Frau würde ich abservieren. Wer aber Masochist ist, der braucht meinen Ratschlag natürlich nicht.

SiliKat

Re: Dumme Frage...

Lucius I. Brutus, Sunday, 06.11.2005, 20:49 (vor 6774 Tagen) @ SiliKat

Als Antwort auf: Dumme Frage... von SiliKat am 05. November 2005 23:44:

...Woher kommt das Wort "Dominette" ? Französisch ist es nicht. Auch im italienischen und im englischen Wörterbuch fand ich es nicht.
Sollte es gar eine deutsche Erfindung sein ?
Zum Inhaltlichen: solch eine Frau würde ich abservieren. Wer aber Masochist ist, der braucht meinen Ratschlag natürlich nicht.
SiliKat

Iss eine Verniedlichung von "Domina" schätze ich. Erfinderisch muß man sein.

Re: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ...

alan, Sunday, 06.11.2005, 05:43 (vor 6775 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ... von Sven am 05. November 2005 16:15:

Lillith? ;-)

Re: Der

alan, Sunday, 06.11.2005, 06:23 (vor 6775 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ... von Sven am 05. November 2005 16:15:

Oder doch eher Sarai?

Sieh an, der Wahnsinn hat System!

pit b., Sunday, 06.11.2005, 14:01 (vor 6775 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Der "Fifi" - oder die Königin und ihr Hofnarr ... von Sven am 05. November 2005 16:15:

Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren viele Kinder ohne Vaterfigur aufwuchsen. 2004 wurden 43 Prozent der Ehen geschieden, knapp die Hälfte der betroffenen Kinder waren jünger als 10 Jahre. Buben, die deshalb in erster Linie die Mutter als Autoritätsperson erleben, suchen sich als Erwachsene häufig wieder eine dominante Frau.

Auch nicht schlecht:

Schauspielerin Sienna Miller forderte in einem offenen Brief an ihren Partner Jude Law, der sie betrogen hatte, dass er sich nicht mehr mit Sadie Frost, seiner Ex-Frau und Mutter seiner Kinder, treffen darf. Das war, bevor Miller ihrerseits mit dem neuen James-Bond-Darsteller Daniel Craig, ein Freund von Jude Law, fremdging.

Ich glaube der Unterschied zwischen einer Zicke und einer Dominette verläuft fliessend.

Gemeinsamkeiten von Zicken und Dominas ...

Sven, Sunday, 06.11.2005, 16:41 (vor 6774 Tagen) @ pit b.

Als Antwort auf: Sieh an, der Wahnsinn hat System! von pit b. am 06. November 2005 12:01:

"Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren viele Kinder ohne Vaterfigur aufwuchsen. 2004 wurden 43 Prozent der Ehen geschieden, knapp die Hälfte der betroffenen Kinder waren jünger als 10 Jahre. Buben, die deshalb in erster Linie die Mutter als Autoritätsperson erleben, suchen sich als Erwachsene häufig wieder eine dominante Frau."

"Ich glaube der Unterschied zwischen einer Zicke und einer Dominette verläuft fliessend."

Das Motiv der Frauen ist eine Mischung aus Machtgeilheit und Konditionierung.
Kinder hören nicht auf das, was ihnen ihre Eltern sagen, sie ahmen sie nach.

Im Gegensatz zu den meisten Männern, die sich schon in ihrem Job anpassen und mehr oder weniger unterordnen müssen, um in hierarchischen Strukturen zurechtzukommen, leb(t)en die meisten Frauen bisher in einer wesentlich komfortableren Situation. Die meisten Frauen haben und leben gegenüber ihren Kindern eine sehr machtvolle und dominante Rolle. Sie "erziehen" ihre Kinder nicht selten mit physischer und/oder psychischer Gewalt und
passen sie so ihren eigenen Bedürfnissen an.

Die meisten Männer haben in ihrem Job schon genug Kampf erlebt, so dass
sie nach Feierabend weder die Lust noch die Kraft für einen weiteren Machtkampf mit ihrer Frau haben. Viele geben des Hausfriedens zuliebe nach.

So lernen die kleinen Jungen dem Machtkampf aus dem Weg zu gehen.
Die kleinen Mädchen lernen, ihre Stimmungen und ihre Macht auszuleben und ihre Umgebung an sich anzupassen ("zu erziehen").
Die Domina (lateinisch: Herrin) ist geboren.

Mein Eindruck ist, die meisten Frauen haben diese Ader.
Auch wenn die meisten es erstmal nicht zugeben werden.

Gruss,
Sven

Re: Sieh an, der Wahnsinn hat System!

Odin, Sunday, 06.11.2005, 16:45 (vor 6774 Tagen) @ pit b.

Als Antwort auf: Sieh an, der Wahnsinn hat System! von pit b. am 06. November 2005 12:01:

Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren viele Kinder ohne Vaterfigur aufwuchsen. 2004 wurden 43 Prozent der Ehen geschieden, knapp die Hälfte der betroffenen Kinder waren jünger als 10 Jahre. Buben, die deshalb in erster Linie die Mutter als Autoritätsperson erleben, suchen sich als Erwachsene häufig wieder eine dominante Frau.

Das ist sicher richtig und trifft sehr häufig zu, aber zum Glück gibts regelmäßig auch eine entsprechende Gegenbewegung - das sind Männer, die gerade durch so eine Erziehung zum Widerstand finden.
Leider sind das aber auch oft Männer, die kein gesundes Männerbild, sondern eher ein überzeichnetes haben. Sie wissen ja nicht, wie Männer eigentlich sind. Haben ihre Infos nur aus Schwarzeneggerfilmen gesogen und benehmen sich entsprechend "männlich". Heraus kommen Zwangsneurotiker, die Porsche fahren mit Männlichkeit verwechseln, oder "Autobahn rasen", notorisches linksfahren oder ähnliches.

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