Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Dschinns in unseren Slips, oder ...

Ekki, Saturday, 06.05.2006, 14:56 (vor 6569 Tagen)

... wer ein Sex-Maniac ist und wer nicht

Hallo allerseits!

Heute habe ich Euch einen kleinen Streifzug durch die Geschichte anzubieten.

Rom, in vorchristlicher Zeit
Es besteht der Priesterinnenstand der Vestalinnen, die hochgeachtet sind und ... ein Keuschheitsgelübde ablegen müssen, bei dessen Bruch sie mit dem Tode bestraft werden. Näheres hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Vestalinnen

Griechenland, in vorchristlicher Zeit
Es besteht die sogenannte „Priesterehe” ]http://de.wikipedia.org/wiki/Hieros_gamos[/link], aus der später die Tempelprostitution hervorgeht ]http://de.wikipedia.org/wiki/Tempelprostitution[/link].

Hierzu schreibt Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika:

Das Christentum — meinte Friedrich Nietzsche — habe dem Eros Gift zu trinken gegeben; er sei zwar nicht daran gestorben, aber zum Laster entartet.<1> Damit drückte der deutsche Philosoph ein weit verbreitetes Empfinden aus: Vergällt uns die Kirche mit ihren Geboten und Verboten nicht das Schönste im Leben? Stellt sie nicht gerade da Verbotstafeln auf, wo uns die vom Schöpfer zugedachte Freude ein Glück anbietet, das uns etwas vom Geschmack des Göttlichen spüren läßt?

4. Aber ist es denn wirklich so? Hat das Christentum tatsächlich den Eros zerstört? Sehen wir in die vorchristliche Welt. Die Griechen — durchaus verwandt mit anderen Kulturen — haben im Eros zunächst den Rausch, die Übermächtigung der Vernunft durch eine ,,göttliche Raserei’’ gesehen, die den Menschen aus der Enge seines Daseins herausreißt und ihn in diesem Überwältigtwerden durch eine göttliche Macht die höchste Seligkeit erfahren läßt. Alle anderen Gewalten zwischen Himmel und Erde erscheinen so als zweiten Ranges: ,,Omnia vincit Amor’’, sagt Vergil in den Bucolica — ,,die Liebe besiegt alles’’. Und er fügt hinzu: ,,Et nos cedamus amori’’ — ,,weichen auch wir der Liebe’’.<2> In den Religionen hat sich diese Haltung in der Form der Fruchtbarkeitskulte niedergeschlagen, zu denen die ,,heilige’’ Prostitution gehört, die in vielen Tempeln blühte. Eros wurde so als göttliche Macht gefeiert, als Vereinigung mit dem Göttlichen.

Das Alte Testament hat sich dieser Art von Religion, die als übermächtige Versuchung dem Glauben an den einen Gott entgegenstand, mit aller Härte widersetzt, sie als Perversion des Religiösen bekämpft. Es hat damit aber gerade nicht dem Eros als solchem eine Absage erteilt, sondern seiner zerstörerischen Entstellung den Kampf angesagt. Denn die falsche Vergöttlichung des Eros, die hier geschieht, beraubt ihn seiner Würde, entmenschlicht ihn. Die Prostituierten im Tempel, die den Göttlichkeitsrausch schenken müssen, werden nämlich nicht als Menschen und Personen behandelt, sondern dienen nur als Objekte, um den ,,göttlichen Wahnsinn’’ herbeizuführen: Tatsächlich sind sie nicht Göttinnen, sondern mißbrauchte Menschen. Deshalb ist der trunkene, zuchtlose Eros nicht Aufstieg, ,,Ekstase’’ zum Göttlichen hin, sondern Absturz des Menschen. So wird sichtbar, daß Eros der Zucht, der Reinigung bedarf, um dem Menschen nicht den Genuß eines Augenblicks, sondern einen gewissen Vorgeschmack der Höhe der Existenz zu schenken — jener Seligkeit, auf die unser ganzes Sein wartet. ]http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20051225_deus-caritas-est_ge.html[/link]

Arabische Halbinsel, 622 n.U.Z.
Mohammed zieht mit seinen Anhängern von Mekka nach Medina. Dieses Ereignis, arab. „hidschra”, gilt als Geburtsstunde des Islam, welcher seinen Anhängern bis zu 4 Frauen erlaubt, unter der Bedingung, daß man alle 4 in jeder Hinsicht gleichbehandeln könne.
In neuester Zeit wird eine Koranauslegung vertreten, lt. der der Koran durch das Gleichbehandlungsgebot „mit feiner Ironie” die Polygamie verbiete, da kein Mann dieses Gebot erfüllen könne. Neueste Entwicklung: Der marokkanische König macht sich diese Interpretation zu eigen, delegalisiert die Polygamie und läßt in Marokko Frauenhäuser errichten, worauf traditionelle Marokkaner mit der Bemerkung reagieren: „Sollen sie nur so weitermachen, die Frauen. Werden schon merken, daß sie keine Männer mehr kriegen.”

Katholische Kirche, Zölibat
Neuerdings ist wieder stark umstritten, wann der Zölibat eingeführt wurde. Die Angaben schwanken zwischen 325 und 1139 ]http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%B6libat[/link].

Orthodoxe Kirche
Weihe und Amt
Das Sakrament der Weihe ist in drei Stufen aufgeteilt. Die erste Stufe ist das Diakonat, die zweite das Priestertum und die dritte die des Bischofs. Die Weihe können nur Männer empfangen. Nur die Bischöfe, die meist (fast immer) zugleich auch Mönche sind, sind zum Zölibat verpflichtet. Allerdings sind auch die Bischöfe oft nicht ursprünglich aus dem unverheirateten Klerus, denn es werden häufig verwitwete Priester zum Bischof geweiht. Priester und Diakone dürfen verheiratet sein, allerdings nicht nach der Subdiakonweihe heiraten. Wenn sie verwitwen oder sich von ihrer Frau trennen, müssen sie unverheiratet bleiben. Neben dem Weihesakrament kennen die orthodoxen Kirchen auch die sogenannten Niederen Weihen zum Lektorat und Subdiakonat (Hypodiakon).
]http://de.wikipedia.org/wiki/Orthodoxe_Kirchen[/link]
Kurz gefaßt: Alle Leitungsämter in der orthodoxen Kirche sind von Zölibatären oder Witwern besetzt. Eigene Information aus erster Hand: Der „niedere orthodoxe Klerus” darf nicht nur, er muß heiraten.

Deutschland, 16. Jh.
Martin Luther wird zum Begründer des Protestantismus. Als Gegner des Zölibats führt er die Verheiratung der protestantischen Pfarrer ein.

Vereinigte Staaten, 1830 bis heute
Die Mormonen praktizieren als christliche Glaubensgemeinschaft die Polygamie. Obwohl sie sich später offiziell davon distanzieren müssen, ist unter ihnen diese Praxis nach wie vor üblich.

Anti-Religion des „Satanismus” sowie viele Sekten:
„Sex-Messen” sollen zum festen Repertoire gehören.

FAZIT:

Die einzelnen Religionen, Sekten usw. nehmen eine höchst unterschiedliche Stellung zu Fragen der Sexualität ein.

<hr>

Man könnte jetzt hingehen und postulieren, daß man auch in unseren Breiten die Religion dadurch retten könne, daß man ihr ein positiveres Verhältnis zur Sexualität verpasse. Nicht wenige, die meine Postings über die Jahre verfolgt haben, werden genau dies von mir erwarten

Aber genau dies ist mitnichten mein Ansatz!

Ich frage vielmehr:

Was haben Religionen überhaupt in diesem Bereich zu suchen?!

Ich glaube nicht an irgendeinen Gott, weil sämtliche bisher bekannten Götter ihren Anhängern höchst Unterschiedliches abverlangen. Die obigen Ausführungen zur Sexualität sind dafür ein schönes Beispiel – aber beileibe nicht das einzige!

Nun steht es jedem frei, sich einen oder mehrere der angebotenen Götter auszusuchen. Das ist jedermanns Privatsache und stört micht nicht.

Es stört mich aber gewaltig, daß irgendwelche Götter und ihre Gebote von den irdischen Mächten als Knüppel-aus-dem-Sack zur Durchsetzung ihrer Ziele verwendet werden. Daß man Kinder zur Ehrfurcht gegenüber Göttern erzieht, die doch nie etwas anderes sind als die Popanze derjenigen, die sich auf sie berufen und damit ihre höchst weltliche Macht begründen, von der Einflußnahme auf die Politik bis hin zur elterlichen Gewalt – anstatt die Kinder vor derartigem Aberglauben zu bewahren und zu selbstständig denkenden Persönlichkeiten zu erziehen.

Von diesem Standpunkt aus sind für mich alle Götter gerade dasselbe wie irgendein Dschinn aus 1001 Nacht.

Und was, bitte schön, haben diese Dschinns in unseren Slips zu suchen? Mit wem wir es treiben oder nicht, das geht keinen Dschinn was an!

Und bevor hier wieder die Religionsvertreter mit ihrem Verdummungs-Argument ankommen, die Religionen könnten doch längst nichts mehr ausrichten gegen diese ach so verdorbene und unzüchtige Welt:

Unter denjenigen, die den Menschen Vorschriften bezüglich Kopulation machen wollen, sind Religionen jeglicher Couleur in der erdrückenden Mehrheit.

Und dabei ist es mir egal, ob irgendwelche Götter mir das Bumsen ver- oder gebieten! So wenig ich mit der katholischen Kirche am Hut habe - an den obigen Ausführungen Benedikts XVI. zur Priesterehe in der Antike dürfte einiges dran sein! Und die Berichte aus Sekten, in denen es Sex-Praktiken gab (z.B. der berüchtigten „Colonia Dignidad” in Chile), sprechen mitnichten dafür, daß die Betroffenen dadurch emotional bereichert worden wären - um es mal ganz, ganz zurückhaltend auszudrücken.

Was die nichtreligiösen Gemeinschaften betrifft, die das Sexualleben ihrer Mitglieder rigide regulierten:

Ich würde hier den Religionen die Ideologien an die Seite stellen – also Gedankengebäude, die auch ohne Berufung auf Übersinnliches den Menschen totatliär in allen Lebensbereichen reglementieren wollen. Wilhelm Reich hat detailliert nachgewiesen, wie dies in Bezug auf Sexualität im Terrorsystem des Stalinismus funktionierte.

Religion oder Ideologie – eines von beiden findet man fast überall. Und deshalb haben es Menschen, die ihren Geschlechtstrieb einfach aus Freude an diesem selbst ausleben wollen – ohne materielle Gegenleistung, ohne sich mit Haut und Haaren an eine Sekte zu verkaufen, ohne Sündhaftigkeits-Gewäsch – so unendlich schwer.

Ich kann mir sehr wohl vorstellen, ich halte es sogar für wahrscheinlich, daß in einem gesellschaftlichen Klima, in dem Sexualität auf die im vorstehenden Absatz beschriebene Weise gelebt werden könnte, Sexualität ganz schnell ein Thema unter vielen würde.

MEHR NOCH – ICH HIELTE GENAU DIES FÜR SEHR GESUND!

Aber leider, leider sind allüberall religiöse und/oder ideologische Sex-Maniacs zugange, deren Hauptsorge es ist, das Triebleben ihrer Mitmenschen zu reglementieren – im Falle der religiösen Sex-Maniacs im Namen der Dschinns, die sie „verkünden”!

Das allein ist eigentlich schon Unverschämtheit genug.

Der Gipfel der Unverschämtheit aber ist, daß diejenigen dieser Dschinn-Vertreter auf Erden, welche „Keuschheit” predigen, denjenigen, die offen sagen, daß ihnen ihre Sex-Reglementierung stinkt, vorwerfen ... Sex-Maniacs zu sein.

Und der Gipfel der BLÖDHEIT ist, daß Millionen und Abermillionen von Menschen darauf hereinfallen, anstatt diesen Dschinn-Vertretern auf Erden unmißverständlich klarzumachen:

„GEHT SELBER FICKEN UND FUMMELT UNS NICHT MIT EUREN DSCHINNS IN UNSEREN SLIPS HERUM!”

Die menschliche Dummheit scheint wahrhaftig die einzig unbegrenzte Ressource zu sein.

Gruß

EkkI

Re: Dschinns in unseren Slips, oder ...

Garfield, Monday, 08.05.2006, 14:56 (vor 6567 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: Dschinns in unseren Slips, oder ... von Ekki am 06. Mai 2006 11:56:

Hallo Ekki!

Ich glaube, die Kontrolle der sexuellen Triebe der Menschen waren den Mächtigen in früheren Zeiten deshalb so wichtig, weil diese Triebe die Menschen vom Dienst an den Mächtigen ablenkten.

In der arabischen Welt ging man sogar soweit, männliche Sklaven üblicherweise zu kastrieren. Auch die bekannte Elitetruppe der Mamelucken bestand aus kastrierten Sklaven.

Solche Kontrollen richteten sich besonders gegen die männliche Sexualität. Das hatte vermutlich vor allem zwei Gründe:

1. mündet die männliche Sexualität mehr in aktivem Verhalten als die weibliche. Eine Sklavin, die passiv auf einen Mann wartet, kann dabei immer noch arbeiten und wird höchstens durch den reinen Geschlechtsakt mal kurzzeitig abgelenkt. Ein männlicher Sklave dagegen, der auf der Suche nach einer Frau durch die Gegend zieht, ist damit sehr viel länger von seinen Pflichten abgelenkt. Dazu kommt noch, daß diese Ablenkung von den Pflichten nicht nur durch den reinen Zeitaufwand für die Partnersuche zustande kam. Männer neigen bekanntlich dazu, sehr viel für Frauen zu tun, an denen sie sexuell interessiert sind. So war es durchaus möglich, daß eine Frau von einem männlichen Sklaven etwas verlangte, das den Interessen seines Herren widersprach. Und daß der männliche Sklave dann mehr dieser Frau diente als seinem Herren. Das sollte ebenfalls vermieden werden, und aus diesem Grunde hielt man es auch für so wichtig, daß die Mamelucken kastriert waren - das wurde als wesentlicher Beitrag zur Sicherung ihrer Loyalität betrachtet. Auch die Mitglieder christlicher Ritterorden lebten teilweise im Zölibat.

2. hängt die Anzahl der Nachkommen mehr von der Zahl der gebährfähigen Frauen als von der Zahl der zeugungsfähigen Männer ab. Ein Sklavenbesitzer konnte ja auch selbst mit seinen attraktivsten Sklavinnen Sex haben und so Nachkommen zeugen. In der arabischen Welt war für diesen Fall festgelegt, daß diese Nachkommen dann ebenfalls Sklaven waren. Wenn den Vater dies störte, konnte er der Mutter allerdings die Freiheit geben und sie heiraten - dadurch wurden die Kinder dann zu freien Menschen.

Da Religionen von den Mächtigen immer auch zur Sicherung ihrer Machtstellung mißbraucht wurden, wurde die Kontrolle der menschlichen Sexualität zu einem wichtigen Punkt in vielen Religionen. In der Zeit, als viele Menschen in Europa leibeigen waren und katholische Würdenträger verkündeten, daß die existierende Ordnung "gottgegeben" sei und von den Menschen - insbesondere natürlich von den Untertanen - respektiert werden müsse, war auch die sexuelle Bevormundung der Bevölkerung am stärksten. Sex wurde als Mittel nur zur Kinderzeugung propagiert, und Spaß daran zu haben, galt als Sünde. Man schrieb den Menschen bestimmte sexuelle Stellungen vor, verbot alle anderen und etablierte strenge Bekleidungs-Normen, um jegliche Gedanken an Sex möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Idealerweise sollte der Sexualakt ohnehin im Dunkeln stattfinden, und am besten sollten sich nicht einmal Ehepaare gegenseitig nackt sehen. Natürlich wurde das von vielen Menschen so kaum eingehalten - aber man propagierte das so. In Europa schaffte man im Mittelalter die Badehäuser ab, weil viele Menschen dort nur spärlich oder gar nicht bekleidet hingingen und weil sie oft auch Betätigungsfelder für Prostituierte waren. In der islamischen Welt durften Männer in Moscheen (wenn es denn überhaupt gemeinsamen Gottensdienst von Männern und Frauen gab) nur vorn sitzen, damit sie die Frauen auch ja nicht zu sehen bekamen und nicht etwa von der Loyalität zur Kirche abgelenkt wurden. Die Katholiken führten aus demselben Grund ebenfalls eine getrennte Sitzordnung für die Geschlechter während des Gottesdienstes ein.

Das alles hat heute seine frühere Bedeutung verloren, wirkt aber immer noch nach, teilweise sogar noch in Gesetzen.

Freundliche Grüße
von Garfield

Re: Dschinns in unseren Slips, oder ...

Ekki, Monday, 08.05.2006, 15:13 (vor 6567 Tagen) @ Garfield

Als Antwort auf: Re: Dschinns in unseren Slips, oder ... von Garfield am 08. Mai 2006 11:56:14:

Hallo Garfield!

Wie immer eine profunde und sachkundige Analyse von Dir.

Das alles hat heute seine frühere Bedeutung verloren, wirkt aber immer noch nach, teilweise sogar noch in Gesetzen.

Und dieses Nachwirken ist ein Übelstand.

Gruß

Ekki

powered by my little forum