Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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WikiMANNia: Linke Männerrechtler (Projekte)

Mus Lim ⌂, Sunday, 08.04.2012, 02:44 (vor 4372 Tagen)

Linke Männerrechtler sind Männerrechtler, die sich selbst als politisch "links" definieren. "Rechte Männerrechtler" ist hingegen zumeist eine Fremdzuschreibung.

Menschenrechtler

Das Konzept der Menschenrechte geht davon aus, dass alle Menschen allein aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet und dass diese egalitär begründeten Rechte universell, unveräußerlich und unteilbar sind. Die Idee der Menschenrechte ist eng verbunden mit dem Humanismus und der im Zeitalter der Aufklärung entwickelten Idee des Naturrechtes.

Die Idee der Menschenrechte hat sich erst spät entwickelt. Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) ist der erste Aufklärer, der direkt von Menschenrechten spricht. Davor ging man von einer göttlichen Ordnung aus, in die sich der Mensch einfügen musste.

In der mittelalterlichen Ordnung befanden sich die Bauern im Zustand der Hörigkeit, sie waren also persönlich abhängig vom Grundherrn, der wiederum ein Vasall eines höhergestellten Adligen war, der einem König unterstand. In der mittelalterlichen Vorstellung war auch der König nur ein Vasall und Gott unterstellt.

Menschenrechtler gibt es also erst, seitdem sich der Egalitarismus verbreitete mit der Idee des Menschen mit gleichen Rechten.

Frauenrechtler

Mit den Menschenrechtler entstand bald eine Untergruppe der Frauenrechtler, die man auch als Lobbyisten für Frauenbelange nennen kann. Als eine frühe Frauenrechtlerin kann Olympe de Gouges genannt werden, die 1791 die Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne (Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin) verfasste. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Frauenrechtler für Frauen die gleichen Rechte wie für Männer erkämpfen wollten. Tatsächlich waren die in der französischen Revolution erkämpfen Bürgerrechte für Männer mit der allgemeinen Wehrpflicht verbunden, dass heißt der Pflicht, diese Rechte auch mit der Waffen in der Hand verteidigen zu müssen. In der Schweiz durften nur "wehrfähige Personen" wählen. Als nicht wehrfähig galten, Kinder, Ausländer und Frauen. Erst 1971 haben Schweizer Frauen eine Verfassungsänderung erreicht, welche die Einführung eines Frauenwahlrecht erlaubte. Frauenwahlrecht ist ein Wahlrecht ohne Wehrpflicht.

Linke Männerrechtler

Man ist geneigt zu fragen, warum es neben den Menschenrechtler noch die Untergruppen "Frauenrechtler" und "Linke Männerrechtler" geben muss. Andreas Kemper sagt in einem Interview der EMMA: "Die Männerbewegung kam mit etwa fünf bis zehn Jahren Verspätung nach der Frauenbewegung und orientierte sich stark am Feminismus." Der linke Männerrechtler ist also vom Ursprung her ein Profeminist. Ein Antifeminist wird von ihm deshalb als "rechter Männerrechtler" bezeichnet. Im Grunde ist der linke Männerrechtler ein männlicher Frauenrechtler. Antifeministen haben dafür auch die humorvoll-zärtliche Bezeichung Lila Pudel gefunden.

Andreas Kemper fährt fort:
"Ich war in der Alternativ-Szene, und da gab es die Bereitschaft, sein Leben grundsätzlich in Frage zu stellen und nach anderen Lebensmodellen zu suchen. Und es galt der Grundsatz: "Das Private ist politisch.'"

Männerrechtler, die nicht bereit sind ihr Leben grundsätzlich in Frage zu stellen und auf dem Grundsatz "Das Private ist privat", werden von ihm als "rechtsextrem" abgelehnt. Als Profeminist teilt der den feministischen Männerhass. Linke Männerrechtler haben gerne ihr Mannsein infrage gestellt und waren eifrig bemüht, sich auf Geheiß der Feministinnen zum Typ Neuer Mann zu entwickeln. Andreas Kemper beschreibt das so:
"Die Frauen in dieser Gruppe hatten sich auch in einer feministischen Gruppe zusammengetan und haben von uns erwartet, dass wir uns mit unserer Rolle, unserer Männlichkeit und unserer Sexualität auseinandersetzen. Es gab da also einen gewissen sanften Druck von den Frauen. Aber natürlich wollten wir auch selbst rauskommen aus dem ganzen Macho-Gehabe."

Männer mit antifeministischen Positionen wurden isoliert. Anfang der 1990er Jahre hatte sich die Männerbewegung institutionalisiert. In vielen Städten gründeten sich Männerbüros. Doch dann entwickelte sich ein Trend zur Entpolitisierung. Als Mitte der 1990er Jahre der "Männer-Rundbrief" eingestellt werden musste, wurden die Profeministen immer weiter an den Rand gedrängt. Das hing ausgerechnet damit zusammen, dass in akademischen Kreisen Judith Butler den Männern vorwarf: "Warum trefft ihr euch denn als Männer? Das ist doch Identitätspolitik!" Es wurde ihnen zum Vorwurf gemacht, dass sie sich als Männer definierten und ihre Geschlechtsrolle hinterfragten, denn nach Butlers Queer Theorie gibt es eigentlich gar kein Geschlecht. So wurde den Profeministen von dieser Seite das Wasser abgegraben. Andreas Kemper beklagt, dass es schließlich keine Männergruppen mehr gab, an die er den "Männerrundbrief" hätten verschicken können.[1]

Parallel zum Niedergang der Profeministen hat sich die antifeministische Männerrechtsbewegung formiert. Das ging los mit den Väterrechtlern, Ende der 1990er Jahre gründeten sich dann die ersten Internet-Foren und schließlich erste Organisationen wie MANNdat und Agens.

Ein Teil der linken Männerrechtler bemerkte schließlich doch, dass Feminismus eine Irrlere ist. Zumindest fingen sie an, den Feminismus kritisch zu hinterfragen. Warren Farrell war bis in die 1970er Jahre ein Vertreter der Frauenbewegung und wurde als einziger Mann dreimal in den New Yorker Vorstand der feministischen Organisation NOW gewählt, bis er 1993 das Buch Mythos Männermacht veröffentlichte. In Deutschland schrieb Arne Hoffmann 2001 das Buch Sind Frauen bessere Menschen?.

Arne Hoffmann ist ein Männerrechtler, der die Probleme des Feminismus zwar erkannt und genau analysiert hat, war seine Erkenntnissse trotzdem weiterhin mit einem linken Weltbild zu in Einklag zu bringen trachtet. Nachdem 2010 sich in der Schweiz die IG Antifeminismus wurden verschiedene Schriten lanciert, um die antifeministische Männerrechtsbewegung in der Naziecke zu verorten (Thomas Gesterkamp[2][3], Andreas Kemper[4] und Hinrich Rosenbrock[5], siehe Antifeminismuskritik), reaktivierte Arne Hoffmann am 11. März 2012 seinen Blog Genderama als "Blog des linken Flügels der Männerbewegung".[6] Offenbar versucht Arne Hoffmann mit seinem Netzwerk linker Männerrechtler, den Profeministen einen zweiten Frühling zu verschaffen. Dieses linke Verharren in Denkschemata, die Träumerei von einer linken Männerbewegung führt wohl letztlich zu nichts anderem, als zur Unterwerfung freier Männer unter die Befugnisverleihung und Berechtigung durch einen allmächtigen, weil von Linken ermächtigten Staat.[7]

Einzelnachweise
[1] EMMA Frühjahr 2012, S. 30-31
[2] Gleichstellungspolitik kontrovers - Eine Argumentationshilfe - Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2011 (68 Seiten)
[3] Geschlechterkampf von rechts - Wie Männerrechtler und Familienfundamentalisten sich gegen das Feindbild Feminismus radikalisieren - Friedrich-Ebert-Stiftung, März 2010 (28 Seiten)
[4] (R)echte Kerle - Zur Kumpanei der MännerRECHTSbewegung, Unrast Verlag 2011, ISBN 3-89771-104-4
[5] Die antifeministische Männerrechtsbewegung - Denkweisen, Netzwerke und Online-Mobilisierung, Eine Expertise von Hinrich Rosenbrock, Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung, ISBN 3-86928-073-5
[6] Warum ich wieder blogge, 11. März 2012
[7] WGvdL-Forum: Angebot einer Diskussion am 21. Januar 2012 - 03:39 Uhr

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