Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Roslin, Monday, 22.03.2010, 22:53 (vor 5121 Tagen) @ Mirko

Ich hätte geholfen. Einfach so. Die Geschichte ist ja noch harmlos. Stell
dir vor, solche Sachen wie Mund-zu-Mund-Beatmung ständen an; da würde ich
es mir auch zweimal überlegen.

Ein Beispiel:
Ich saß an einem sonnigen Werktagvormittag im Stadtpark, der einzige Mann weit und breit.
Ansonsten nur Frauen mit Kindern.
Ich sitze ganz friedlich auf der Bank. lese die Zeitung, die Beine übereinander geschlagen, nehme kaum etwas wahr von dem, was jenseits meiner Zeitung vorgeht.
Da zupft mich jemand am Hosenbein.
Ich lasse die Zeitung sinken.
Vor mir steht ein 4/5-jähriges Mädchen und grinst mich an.
Nichts weiter.
Sie sagt nichts zu mir, steht einfach nur da und grinst mich an.
Ich grinse zurück.

Sie lächelt verlegen und beginnt, am Reißverschluß der Brusttasche ihrer Hose zu nesteln, öffnet den und bringt ein Bonbon zum Vorschein, hält es mir hin.

Spontan will ich es nehmen und mich für das nette Geschenk bedanken, da zucke ich auch schon zurück: "Wie sieht das denn aus?! Gibt da nicht vielleicht ein Mann einem Mädchen ein Bonbon?!!"

Im selben Augenblick plärrt eine scharfe Frauenstimme "Julia, komm her!".
Die Kleine sieht zu der Frau hin, die etwa 10 m entfernt auf uns zueilt und rennt ihr entgegen.
Ich nehme an, es war die Mutter.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen, reißt die Frau die Kleine am Arm, eilt davon, das Mädchen hinter sich her zerrend, die kaum Schritt halten kann.
Außer Hörweite beobachte ich noch, wie sie auf die Kleine herunterschimpft.

Die ganze Aktion hat natürlich Aufsehen erregt.
Ich stehe im Blickpunkt der auf den Nachbarbänken sitzenden Frauen.
Wie werde ich mich wohl gefühlt haben?
Binnen kürzester Zeit sitze ich allein auf weiter Flur auf meiner Bank.
All die Frauen mit ihren Kindern hatten sich zurückgezogen in sichere Entfernung.
Und ich sass da, hätte mich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen, hielt nur deshalb trotzig auf meiner Bank aus, versteckt hinter meiner Zeitung, weil ich dachte, wenn ich nun auch den Rückzug anträte, wirkte das doch wie ein Schuldeingeständnis.

So vergiftet ist das Klima.

Nein, ich hätte mich dem Mädchen nur genähert, wenn sie erkennbar schwerer verletzt gewesen wäre.
Ansonsten hätte ich anderen den Vortritt bei der Hilfe gelassen.
Die Unschuldsvermutung gilt für Männer beim Umgang mit Kindern auch nicht mehr.
Jede Zärtlichkeitsgeste kann mißverstanden und gegen einen verwendet werden.

Das ist so, traurig, aber wahr.
Mann konditioniert sich also hin zur Gleichgültigkeit.
Das ist sicherer.


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