Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Kommentar: Ein interessanter Artikel (Männer)

AmRande, Thursday, 19.04.2012, 03:42 (vor 4389 Tagen) @ Werner

Am_Rande schrieb am 18. April 2012 at 21:37 (Spiegelfechter)

Ein interessanter Artikel. Ein interessanter Artikel, weil er einmal mehr streiflichtartig zeigt, wie sich die linke Denkungsart einmal mehr selbst in die Ecke manövriert hat. Der Autor propagiert die Anerkennung dessen, was er eine "linken Männerpolitik" nennt. Und zwar als Reaktion auf die, wie er schreibt, "feministische[n] Gesellschaft, [in der] immer mehr der Mann zu diesem ausgegrenzten Sündenbock erklärt wurde."

Zudem schreibt er:
"Linke Männerpolitik widersetzt sich einer sturen Beibehaltung des Status quo, insbesondere wenn dieser sich darin äußert, eine 50 Jahre alte Ideologie wie den Feminismus als ein Dogma vor sich her zu tragen."

Diese Reaktion scheint verständlich in einer Zeit, wo selbst die Arbeitsministerin einer vermeintlich konservativ-liberalen Regierung, eine verbindlichen Frauenquote von 30 % für Aufsichtsräte und Vorstände von Dax-Konzernen fordert.

Er beklagt zudem die derzeit vom linken Lager betriebene[n] einseitige[n] Geschlechterpolitik.
Als Gegensatz dazu (oder sollte man besser schreiben: als komplementäres Pendant?) fordert er nun also eine "linke Männerpolitik".

Ich gebe zu, hier ist der Text in der Frage, was die konkreten Ziele einer solchen Politik wären, (noch) ziemlich unkonkret. Aber geht man nur einmal vom Schlagwort "linke Männerpolitik" aus und zieht Max Webers Definition von Politik zu Rate, nämlich: "Politik ist [...] die Leitung oder die Beeinflussung der Leitung eines politischen Verbandes, heute also: eines Staates." Dann wird deutlich worauf "linke Männerpolitik" in letzter Konsequenz nur abzielen kann:
Auf Subvention für Männeranliegen! Auf Ausnahmetatbestände für Männeranliegen! Auf Beihilfen für Männeranliegen! Auf Steuerschlupflöcher für Männeranliegen! Auf Fördermittel für Männeranliegen! Auf (nicht zu vergessen): Kommunal-, Landes- und Bundes-Beauftragte für Männeranliegen! Und schließlich auf ein Ministerium für Männerangelegenheiten!

Hierauf liefen die Forderungen des Autors - in letzter Konsequenz - hinaus, obwohl ihm (zu Recht) bewußt ist,
dass die Quoten- und Gleichstellungspolitik keine linke, sondern eine privilegierende, also rechte Politik ist: eine reine Klientelpolitik, [...].

Er fordert also - trotz besserer Einsicht -, dass die (wie auch immer dingbar zu machenden) Sonderinteressen "der Männer" genauso ins politische Kalkül gezogen werden sollen, wie es mit den Sonderinteressen "der Frauen" bisher geschehen ist und noch immer geschieht. Ihn stört also nicht die Privilegierung der einen Gruppe, ihn stört nur, dass er nicht auch - qua Mann-Sein - privilegiert wird.

Aber was wäre die Alternative zu diesem linken Denken? Ein verwegener Gedanke wäre es wohl, das Konzept des liberalen Rechtsstaats aufzugreifen. Friedrich August von Hayek schrieb dazu:

"[...] für einen echten Rechtsstaat [ist] die Existenz einer Norm, die immer ohne Ansehung der Person angewandt wird, wichtiger ist als die Art dieser Norm selbst."

und:

"Es ist kein Zufall, dass im Altertum die Blindheit ein Attribut der Göttin der Gerechtigkeit war."

Die Alternative wäre ein liberaler Rechtsstaat, der ohne Anschauung der Person gleiches Recht für alle garantiert und alle Bürger/innen gleich behandelt. Ein Staat, der keine Vorzugsbehandlung für von ihm favorisierte Bevölkerungsteile, keine Sonderinteressen kennt. Ein Staat, der zwischen Staat und Gesellschaft zu trennen weiß. Ein Staat, der (im Idealfall) seine Bürger/innen in gleichem Maße in Ruhe lässt.

Es könnte so einfach sein - aber, ach nein, der Staat hat ja die sittliche Pflicht den Menschen ins Handwerk zu pfuschen. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen ...


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