Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Ergänzung (3) "fahrlässig daher schwatzende Frauen" (Recht)

Lentze, Monday, 25.06.2012, 02:59 (vor 4321 Tagen) @ Lentze

http://histor.ws/hexen/d-opfer3.htm

Historische Zeugnisse bestätigen, daß unverantwortlicher Dorfklatsch über angebliche Zauberei aus Dummheit, Wichtigtuerei oder Aberglaube wichtiger Motor der Verfolgungen war. Die Zauberverfolgung wird deshalb auch als Gerüchte- Justiz bezeichnet, an der vor allem fahrlässig daherschwätzende Frauen eine tragische Mitschuld trugen. Denn die von ihnen produzierten Klatschgerüchte galten in den Tribunalen als halber Beweis, der laut Artikel 44 der Reichskriminalordnung Carolina Verhaftung und Folterverhör rechtfertigte, worauf Geständnisse und neue Anschuldigungen erzwungen wurden.

Neurotische Frauen, die mit Hilfe abergläubischer Dummschwätzerei im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen wollten, sind in vielen Zeitzeugnissen als Trägerinnen der Verfolgungen nachweisbar, so in Regionalstudien zu Kurmainz und dem Fürstentum Lippe. In der Reichsstadt Köln (Fall Katharina Plum) oder im Kurfürstentum Köln (Fall Grete Hardt) wurden die abenteuerlichen Phantasien jeweils einer Frau, die sich in Verhören als Eingeweihte wichtig tat, zum Verderben für 50 bis 100 Todesopfer der örtlichen Tribunale. Insofern verbrannte die Hexenverfolgung ihre eigenen Mütter.

Friedrich Spee (Cautio Criminalis), der heute als "Anwalt der armen Hexen" bezeichnet wird, hatte als Kerkerseelsorger Einblick in die Hintergründe und bezeichnete ebenso wie der Schöffe Hermann Löher (Wehmütige Klage) vor allem die von ihm beobachteten Denunziantinnen von Zaubergerüchten als "teuflisch, närrisch, läppisch und töricht".

Sie seien die Mörderinnen vieler unschuldiger Tribunalsopfer geworden durch ihr verrücktes Gerede über angeblichen Beischlaf mit dem Teufel und Hexenspuk.

In der Abtei Siegburg lehnte es der Abt Bertram laut erhaltener Gerichtsakten schließlich ab, sich als Gerichtsherr noch länger mit dem "Gekläff mißgünstiger Weiber" zu befassen, die sich gegenseitig der Zauberei beschuldigten.

Es wurden aber auch Frauen von Männern bezichtigt und umgekehrt sowie Männer von Männern, diese von Kindern und jene von Männern und Frauen. An manchen Verfolgungsorten wurden tendenziell eher alte Leute von jungen Leuten der Zauberei verdächtigt, doch an anderen Orten war das Gegenteil der Fall. Aberglaube und bösartige Verdächtigungen unter den Bürgern selbst waren insgesamt typisch für jene Zeit und wurden Ursache der tragischen Verfolgungen.

(Fettdruck durch mich.)


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