Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Kachelmanns Buch: Gestern bestellt, heute geliefert (Feminismus)

Mus Lim ⌂, Friday, 12.10.2012, 21:39 (vor 4203 Tagen) @ Nihilator

Gestern bestellt, heute geliefert

Ich habe die ersten Kapitel durch, jetzt muss ich es erstmal beiseite legen. Man macht sich ja gar keine Vorstellungen davon, was es heißt, wegen Falschbeschuldigung "einzufahren".

"Ich war immer ein institutionengläubiger Spießer gewesen, war außer durch ein paar Kleinstverkehrsverstöße nie auffällig geworden bei der Polizei und glaubte im Übrigen an die Justiz in Deutschland - und in Baden-Württemberg, wo ich geboren bin, sowieso." (S. 17)

"... Claudia Simone Dinkel ..." (17)

"Der Knast und die virtuellen Kinder" (41)

"In Österreich rechnen Polizei und Justiz inzwischen mit einer Falschbeschuldigungsquote von achtzig Prozent, die vermutlich auf Deutschland übertragbar ist." (43)

"Es ist relativ sinnlos, mit einer halben bis maximal einer Stunde pro Monat als möglicherweise unschuldiger Untersuchungshäftling Kontakt mit seiner Familie halten zu wollen. Das Briefeschreiben ist ebenso sinnlos, weil sich die Zensurbeamten der Justiz Zeit lassen. Ein Brief eines Untersuchungshäftlings der JVA Mannheim wird üblicherweise nach zwei bis drei Wochen zugestellt und braucht ebenso lange vom Absender in den Knast. Ein fröhlicher Vater-Kind-Dialog ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil jedes zu besprechende Ereignis schon lange vorbei ist. Vom Brief seines Kindes bis zur Antwort des Vaters darauf dauert es einen bis anderthalb Monate, und das nur, wenn der Vater nichts geschrieben hat, was der Staatsanwaltschaft verdächtig oder unangenehm ist." (44)

"Unter dem Druck einer halben Stunde pro Monat passiert nichts von alledem. Kind und Vater sitzen einander steif und unsicher gegenüber (ein Justizbeamter hockt unmittelbar daneben und überwacht den Besuch optisch und akustisch), Mutter und Vater können wegen des Kindes nicht miteinander reden, und nach Ablauf der halben Stunde sind sich alle einig, dass es furchtbar war und dass es vielleicht besser ist, diese Besuche dem Kind in Zukunft nicht mehr anzutun. So verschwinden die Kinder häufig schon in den ersten Wochen der U-Haft aus dem Leben der Väter, und es wird unmittelbar zur Legende, dass es ja doch auch darum gehe, die Gefangenen zu resozialisieren und auf eine Rückkehr in ein geordnetes Leben vorzubereiten. Bullshit. Das normale Leben der Gefangenen wird schon in der U-Haft systematisch zerstört; vom Begriff Unschuldsvermutung ganz zu schweigen. Es gibt nach kurzer Zeit kein normales Leben mehr. Noch nicht einmal Pakete von wem auch immer sind erlaubt. Schon nach kurzer Zeit gibt es nichts mehr zu resozialisieren, geschweige denn nach Jahren der Haft." (45)

Danach kann und mag man erstmal nicht weiterlesen.

"Der Justiz gelingt es meistens gut, Selbstmorde in U-Haft geheim zu halten." (54)

"Justiz heute: der Deal." (70ff)

Echt übles Thema!

"Beschuldigte haben kein Lobby, im Gegensatz zu selbst erklärten Opfern." (73)

"Wer mit der deutschen, insbesondere der baden-württembergischen Justiz konfrontiert wird, sieht die Bundesrepublik Deutschland des 21. Jahrhunderts nicht mehr als Rechtsstaat." (73)

"Ich lernte von den Mitgefangenen, dass es ihnen genauso ging: Kaum war man im Knast, meldeten sich Leute, mit denen man schon viele Jahren zu tun hatte, und erzählten irgendeinen Scheiß, um sich zu rächen. Nicht für etwas, was real passiert war, sondern einfach, um als Trittbrettfahrer die Situation auszunutzen, dass ein Knastinsasse niemals recht hat. Wie gesagt: Es gibt keine Unschuldsvermutung, das ist nur eine lächerliche Behauptung." (83)

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