Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wikipedia: Nach Löschung von "Makulismus" ist nun der Artikel "Arne Hoffmann" dran. (Projekte)

Chato, Tuesday, 06.01.2009, 06:33 (vor 5561 Tagen) @ Pööhser Frauenfeind
bearbeitet von Chato, Tuesday, 06.01.2009, 06:37

Ein Typ wie Schwarze Feder ist lediglich das Symptom einer Krankheit. Die
Leute sind demokratiemüde. Die Zugehörigkeit zu einer Partei und deren
propagierte Weltanschauung sowie die Durchsetzung des Parteiprogramms gilt
mehr als die Achtung der Freiheitsrechte. Die Postmoderne kennt keine
Moral, keine Gerechtigkeit, keine Ethik. Wo Moral, Ethik und Gerechtigkeit
bemüht werden, sind sie nur Vehikel, die zur Erreichung der politischen
Ziele benutzt werden, solange sie ihren Zwecken dienen. Diese Krankheit,
und das ist das Übel, ist hochansteckend.

Ich stimme dir vollkommen zu. Aber die Wurzeln reichen mittlerweile viel tiefer und greifen, ebenso wie das Laub am "Baum der menschlichen Erkenntnis des Guten und des Bösen", viel weiter aus, als es einem bei oberflächlicher Betrachtung scheinen mag.

Totalitarismus bzw. das intensive Streben danach gibt es heute überall auf der Welt, wenn auch lokale Einfärbung und Ausmaß (noch) etwas differieren mögen. Aber die ganze innere Bewegungsrichtung und bösartige Logik geht mit großer Macht dahin, solche Besonderheiten allesamt einzuebnen und sich selbst bis in den letzten Winkel der Erde hinein zu globalisieren. Das wird, wie alles Böse, erst zum Ende kommen, nachdem es sich vollständig entfaltet hat, denn alles, was an sich selbst zugrunde- und untergehen muß, auf daß es für immer aus der Welt verschwinde, muß zuvor erst ganz zu sich selbst kommen.

Deshalb gibt es angesichts dieses Grauens, das sich da anschleicht, keine aktuell herstellbare "politische Lösung"; es fehlen dafür, wie du ganz richtig sagst, schlicht und einfach die konkreten Menschen, dies praktisch und tatsächlich zu tun, und die wenigen, die es noch gibt, sterben nun unerbittlich weg und hinterlassen keine Nachkommen, die dazu etwa besser (sofern überhaupt noch!) willens und fähig wären. Die Sache geht jetzt einfach weiter "bis zum Endsieg", der dann, wie es derartige Endsiege nun einmal so an sich haben, in rauchenden Ruinen stattfindet - und der Endsieg der Gegenseite sein wird.

Jeder Totalitarismus ist im Prinzip und seinem inneren Wesen nach die Aufblähung des niederträchtigen Egoismus des Einzelnen ins Ganze eines großen – nun sogar des globalen – Kollektivs, in dem dieser Einzelne dann zwar aufgeht, erlischt und verschwindet, nicht aber sein Egoismus selbst mit ihm. Dieser besteht vielmehr als kollektives, metaphysisches Prinzip nicht nur weiter fort, sondern er steigert sich sogar noch in dem Maße, wie er sich das einzelne Ego unterwirft und es zerstört, ins völlig Monströse und absolut Schrankenlose – ins Totalitäre eben.

An einer totalitären Gesellschaft kann nur noch derjenige partizipieren, der sich dieses metaphysische Kollektiv-Ego fugendicht zueigen macht, sich ihm bedingungslos unterwirft... es gewissermaßen frißt, kaut, widerkäut, verdaut und assimiliert. Was er dabei ausscheißt ist das, worauf es diesem Prinzip ankommt. Das vollkommen amoralische Kollektiv-Ego wird schließlich keinerlei noch so kleine Abweichung mehr dulden. Eine solche wird entweder erfolgreich zur totalen Unterwerfung gezwungen - oder restlos vernichtet.

Dieses metaphysische Kollektiv-Ego besitzt keinerlei positive Ziele mehr, weil es keine Zukunft hat (und auch keine will), sondern es ist sich selbst einziges und letztes Ziel und Selbstzweck schlechthin. Das ist im Wortsinne die Hölle auf Erden - in Gestalt des Versprechens des menschengemachten Paradieses auf Erden. Es ist die innere Logik der Geschichte seit der französischen Revolution von 1789, die sich seither in immer maßloseren Anläufen über die arrogante Menschheit hergemacht hat und sie sich unterwirft. Aber das ist eben keine Unterwerfung durch irgendwelche "äußeren Mächte", sondern durch die geballte Macht des gottvergessenen Menschen selbst. Die Vertreibung aus dem Paradies findet jetzt sozusagen ihren allerletzten Abschluß.

Die ideale politische Gestalt des totalitären Kollektivegos ist die "Volksgemeinschaft", wie sie die Nazis erstmals explizit zu verwirklichen versuchten – aber damit seinerzeit noch scheitern mußten, da es nicht wenige grundimmunisierte, völlig resistente Kräfte gab, die von außen einfach nicht zu knacken waren. Die Nazis benötigten noch KZ's, Gestapo, RSHA, SA, SS usw. usf. Ohne diese brutale Terrormaschine nach innen wäre ihre "Volksgemeinschaft" damals noch eine Denkunmöglichkeit gewesen. An genau diesem "notwendigen Terror" sind sie denn letztlich auch gescheitert. Vergleichbares gilt für den Kommunismus, der zwar ein nicht mehr bloß völkisches, sondern bereits globales Menschenkollektiv unter der Herrschaft seines eigenen, kollektivierten Egoismus anstrebte, aber rein ökonomisch noch weniger als die Nazis fähig gewesen ist, dies auch praktisch in die Tat umzusetzen.

Das ist in unserer postmodernen Welt der völlig beliebigen Dekadenz beides ganz anders. Die materiell-ökonomischen Voraussetzungen sind vorhanden und die Zerstörung alles Alten, aus dem noch vor ganz wenigen Jahrzehnten erheblich viele Menschen eine von außen nicht zu brechende Kraft schöpften, ist so gut wie abgeschlossen. Es gibt kaum noch Menschen, die wissen, wofür man denn sein kann, wenn man gegen all dies hier ist. Und sie wollen es auch nicht wissen. Warum? Weil sie überhaupt nicht mehr wissen, was ihnen eigentlich fehlt.

Die Menschheit ist weitgehend aufgekauft worden. Ich würde sagen: es kann jetzt losgehen.

Gute Nacht.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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