Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Erfahrungen

Roslin, Sunday, 12.07.2009, 16:21 (vor 5394 Tagen) @ A Stranger in a strange World
bearbeitet von Roslin, Sunday, 12.07.2009, 16:36

@Stranger

Ich überpringe mal mein übliches >"Die" Frau gibt es nicht«, ok?<

Richtig, DIE Frau gibt es nicht.
Es gibt individuelle Frauen und Männer in vielfältigsten Abschattierungen, die sich aber empirisch grob rastern lassen in 2 Großgruppen: Männer und Frauen. 2 Gruppen, die sich in ihren statistischen Durchschnitten bei vielen Merkmalsausprägungen empirisch nachweisbar deutlich unterscheiden.
Das ist einfach so.
Es zu leugnen, hilft nicht weiter.

Nur darf ich diese feststellbaren Unterschiede bei der Beurteilung eines Individuums nicht heranziehen, weil es eben viele gibt, die nicht dem durchschnittlichen Eigenschaftsprofil der Gruppe, der sie angehören, entsprechen.
Trotzdem gibt es diese typischen Eigenschaftsprofile.
Nur nicht bei JEDEM Individuum.

Aber warum sollte ein Mann sich seiner Partnerin überlegen fühlen? So wie er Dinge kann, die sie nicht kann, kann sie doch auch Dinge die er nicht kann. Und zwar nicht als "die" Frau, sondern als anderer Mensch. So wie Du Dinge kannst, die ich nicht kann und umgekehrt.<

Ein Mann SOLLTE sich nicht überlegen fühlen, eine Frau nicht unterlegen.
Trotzdem ist es häufig so.
Das ist nicht Folge irgendeiner Böswilligkeit, sondern hat gute Gründe, die nicht leicht aus der Welt zu schaffen sind.

Als Gruppen sind Männer und Frauen, s.o., natürlich verschieden, bei großer individueller Varianz innerhalb der Gruppen.
Schematisch gesprochen: Frauen sind tendenziell eher dafür entworfen, Kinder aufzuziehen, haben dort ihre Begabungsschwerpunkte, Männer sind dazu designed, Frauen und Kinder zu schützen und Ressourcen heranzuschaffen, sind fürs Konkurrieren eher begabt, fürs Jagen und haben da ihre Begabungsschwerpunkte.
Im Schnitt.
Auf der individuellen Ebene des Paares, das sich zusammenfindet, kann es ganz anders aussehen.

Empirisch meßbar ist auch, dass Frauen (IM SCHNITT) ein geringeres Selbstbewußtsein haben als Männer, dass sie gefährdeter sind, den Mann als überlegen zu erleben, zumal Frauen tendenziell "nach oben" begehren.
Männer dagegen sind eher gefährdet, Frauen zu unterschätzen, abzuwerten.

Das hängt wohl mit dem weiblichen Zyklus zusammen, der es schwerer macht, ein stabiles Selbstwertgefühl auszubilden (massive zyklische Stimmungsschwankungen, auch hier nicht bei JEDER Frau, aber bei sehr vielen), mit Testosteron, das Leistungswillen, Wettkampfbereitschaft und Selbstbewußtsein stärkt (Leistunssportler dopen mit anabolen Steroiden, nicht nur wg. des muskelaufbauenden Effektes, sondern auch wg. der psychischen Wirkungen, ein Östrogendoping gibt es nicht) und Östrogen (Östrogenabfall korreliert positiv mit depressiver Verstimmung, mit Minderwertigkeitsgefühlen, erleben Frauen über Jahrzehnte ihres Lebens, gerade in den aktivsten Jahren).

Trotz aller Verschiedenheit sind DIE Männer und DIE Frauen als Gruppen gleichwertig, auf Ergänzung hin entworfen.
Nur wissen das leider nicht alle, noch weniger fühlen es auch.

Frauen neigen dazu, zu Männern aufzublicken - der berühmte Kopf größer, nicht nur körperlich, das macht für viele Frauen den Traummann aus.
Männer neigen dazu, auf Frauen herabzublicken.
Das Schwache, Hilfsbedürftige lässt sich besonders gut schützen.
Mann fühlt sich gebraucht, in seiner natürlichen, instinktiven Rolle bestärkt.

Verwechsele bitte nicht, Beschreiben mit Gutheißen.
Ich beschreibe nur und habe Zweifel an der prinzipiellen Veränderbarkeit dieser instinktiv gebahnten Verhaltensweisen, weil sie evolutionär Sinn machen, wir dazu disponiert sind oder verdammt, wie Du willst, meiner Überzeugung nach.

Ist es nicht eher so, dass in einer solchen Beziehung die wirkliche Liebe, das gegenseitige Akzeptieren fehlt?<

Natürlich ist es so.
Aber das fällt doch so vielen Menschen so schwer, Männern wie Frauen: DIE GLEICHWERTIGKEIT in der Verschiedenheit zu erkennen.
Neid und Verachtung/Mißachtung begleiten uns ständig.
Die könnte nur "wahre" Liebe überwinden, die den Anderen wahrhaftig erkennte.
Aber die ist wohl so selten wie ein wahrhaft mystischer Zugang zu Gott.

Einen starken Mann zu begehren bedeutet nicht, wie ein starker Mann sein zu wollen.<


Der Mensch ist selten eindeutig, fast immer ambivalent.
Aus Frauensicht gesprochen:
Wenn ich gelernt habe, mich nur dann als gleichwertig zu betrachten, wenn ich gleichartig bin, stehe ich permanent unter dem Druck, mich zu messen, zu vergleichen mit dem begehrten Partner.

Besonders dumm für ein Geschlecht, das instinktiv eher den "stärkeren" Mann begehrt, das nach oben begehrt, dessen Vertreter also rein statistisch in Begehrensverhältnissen häufiger das Gefühl der Inferiorität erleben als umgekehrt Vertreter jenes Geschlechtes, das sich häufiger nach unten verliebt, weil seine Instinkte es nur dazu verleiten, eine schöne und jugendliche Frau zu suchen, die aber nicht auch leistungsstark sein muss, um begehrenswert zu sein.

Wenn mein ohnehin schwächeres Selbstbewusstsein auch noch davon abhängt, dass ich genauso gut bin in allem wie mein Partner, mir aber meine Instinkte den Streich spielen, dass ich nur stärkere Männer begehrenswert finde, dann beginne ich ihn abzuwerten, wenn ich ihm schon nicht gleich werden kann.

Dass ich ihm nicht gleich werden kann, dafür haben meine Instinkte doch gesorgt, die mich als Frau dazu bringen, den Qualitätsmann zu begehren, der einen Kopf größer ist.
Dass ich mich nicht gleichwertig fühle, dafür sorgt eine Ideologie, die nur das Gleichartige als gleichwertig anerkennt und der ich, feministisch mehr oder weniger stark indoktriniert, bewusst mehr oder weniger anhänge.

All das setzt mich einem unlösbaren Widerspruch aus zwischen Bauchgefühl (Ich will den "starken" Mann, begehre den instinktiv) und Denken (verdammt, er ist klüger, konkurrenzfähiger usw. als ich, ich bin ihm nicht gewachsen, bin ihm nicht gleich, bin also weniger wert, er muss dann wenigstens ein Arschloch sein, dann bin ich ihm immerhin moralisch überlegen).

Soviel zur "Schuld" der Frau.

Nun könnte man genauso viel über die Schuld der Männer reden, die nicht geringer ist, die spezifische Schuld der Männer, die von ihren Instinkten begünstigt wird, die ihren spezifischen Begabungs - u. Begehrensdispositionen entwächst.
Aber dazu habe ich im Moment keine Lust.

Ich kann Dir nur versichern, dass ich zutiefst der Überzeugung bin, dass Männer und Frauen gleichwertig, wenn auch, ALS GRUPPEN betrachtet, nicht gleichartig sind.

Individuell sieht es noch einmal ganz anders aus.
Da gibt es einfach, auch das empirisch unzweifelhaft nachweisbar, viele "männliche" Frauen und "weibliche" Männer, nur die Mehrheiten ihrer Geschlechter, die stellen sie nicht, sie sind in diesem Sinne, statistsich gesehen, nicht "normal".

Jedoch die "unnormalen" Frauen, die "männlich" disponierten, führen das große Wort, beanspruchen die Definitionsmacht über das Frausein schlechthin und haben sie erreicht als feminsitische Wortführerinnen.
Sie sind der Überzeugung, Männer und Frauen seien gleichartig.
Sie irren sich, haben aber dummerweise, auf ihre individuelle Ausprägung bezogen, Recht.
Das macht sie so ehrlich, so überzeugend, so erfolgreich, so gefährlich.
SIE SIND MÄNNLICHE FRAUEN, die von der fixen Idee besessen sind, ALLE FRAUEN müssten so streben und fühlen wie sie.
Tun diese das nicht, dann nur, weil sie unterdrückt sind.
Also muss man sie befreien.
Vertrackt.
Und die weiblichen Frauen schweigen, scheuen die öffentliche Bühne, ziehen sich zurück, sind nicht sonderlich selbstbewußt, WEIL sie weibliche Frauen sind.
Doppelt vertrackt.

Weil viele Frauen dieses Urvertrauen nicht hatten. Weil sie in den 1950ern und 1960ern als Statussymbole, als minderwertige Wesen, als bessere Haustiere behandelt wurden.<

Ich weiß nicht, ob sie tatsächlich als minderwertige Wesen betrachtet wurden oder ob sich nicht vielmehr nur viele Frauen so FÜHLTEN.
Allerdings auch mit gutem Grund.

Ich denke, all das ist nur ein Teil der Wahrheit. Es ist komplizierter, hat einen längeren Vorlauf, hängt damit zusammen, dass die Sphäre der Frau, ihr Machtbereich(Kinderaufzucht, Kindergebären, Stillen, Haushalt, Familie) eine massive Entwertung erfahren hat, weniger wichtig wurde (geringere Kindersterblichkeit>weniger Geburten nötig, Sozialstaat>außerfamiliare Absicherung, Haushaltsmaschinen>Hausarbeit wurde leichter aber auch stumpfsinniger usw.).
Gleichzeitig bedeutete diese "Arbeitslosigkeit" auch Freiheit: Frauen gewannen mehr frei verfügbare Zeit, die sinnvoll gefüllt werden musste (nur noch max. 2-3 Schwangerschaften im Leben, früher 5,6,10 und entsprechend viele Stillphasen, bei insgesamt höherer Lebenserwartung, von 40 auf 84 Jahre gesteigert).

Die freie Zeit wollte sinnvoll genutzt werden.

Parallel dazu gab es zum ersten Mal jenseits der Muskelökonomie produktive Erwerbsarbeitsplätze für Frauen in großer Zahl, die deren Selbsterhalt durch eigene Arbeit ermöglichten.
Die Möglichkeit, zur Erwerbsarbeit wurde aber auch zum Zwang, zur Verpflichtung, bedeutete ein Eindringen, ein Eindringenmüssen in eine nach männlichen Regeln organisierte Welt, in der Frauen sich nicht wohl fühlen, WEIL SIE EBEN ANDERS SIND, im Schnitt, bedeutete, sich als nicht so konkurrenzfähig zu erleben wie die Männer, gegen die man nun auf dem selben Fußballfeld, im selben Match antritt, Schluss mit Frauenfußball.
Es erzwang eine "Vermännlichung", die unzufrieden macht.

Schlecht für's Selbstbewußtsein, für's ohnhin schwächere.
Lösung: MAN FÜHLT SICH BENACHTEILIGT, gehindert, gehemmt, unfair behandelt.
Der ideale Nährboden für eine Ideologie wie den Feminismus.
Und wenn er als Butlerscher Genderismus auch noch verspricht, alle Bedingtheiten des biologischen Geschlechtes seien abstreifbar, umso besser.
Aber der ist nicht das eigentliche Problem.
Genderismus ist nicht populär, ist nur die Ideologie einer kleinen, aber einflußreichen Gruppe, hat eine beschränkte Massenbasis nur bei den Hinübergeschlechtlichen, die endlich ihre sexuellen Identitätsprobleme lösen können, indem sie der großen Mehrheit ihre Geshlechtsidentität bestreiten, denen Identitätsprobleme schaffen, die vorher keine hatten.
Bin ich neurotisch, kann ich mich gesund fühlen, indem ich die ganze Gesellschaft neurotisiere.

Wirksamer, wichtiger, verbreiteter ist der Opferfeminismus, der Benachteiligungsfeminismus, der Feminismus, der mit den Männern auf dem selben Plstz, im selben Match Fußballspielen will und spürt, dass die Männer im Schnitt einfach besser Fußballspielen können (ALS GRUPPE, beim Individuum kann es ganz anders aussehen), der deshalb Quoten fordert, Frauenförderung, Frauenprivilegien.
Dieser Feminismus möchte den männlichen Fußballspielern Bleigewichte an die Füße hängen, damit weibliche Stürmer endlich genauso viele Tore schießen können wie männliche.
Das ist der Feminismus des Alltags, der Feminismus der Strasse, der Frauenzeitschriften, der normalen Frau.
Butler ist Spätscholastik, intellektueller Elfenbeinturm.

Eben. Sondern nur durch liebevolles Akzeptieren der (bzw. des) Anderen um ihrer (bzw. seiner) selbst willen. Leben wir "den" Frauen dieses Akzeptieren endlich vor, dann kommt die positive Antwort der meisten Frauen von ganz alleine. Und die gestörte Minderheit steht endlich so isoliert da, wie sie es verdient.<

Diese Hoffnung hätte ich auch, wäre der Mensch im Wesentlichen vernünftig, edel, hilfreich und gut.
Das wäre dann die idealpolitische Lösung.

Die realpolitische wird wohl die Etablierung und politische Vertretung eines selbstdefinierten, männlich-egoistischen Interesses sein, das sich dem weiblich-egoistischen des Feminismus gegenüber stellt und so die Gegenseite zu Verhandlungen, zu Kompromissen zwingt.

Denn der reale Mensch als Mann und Frau ist eher selbstsüchtig als gut.
Von der gegenwärtigen Großwetterlage profitieren eher Frauen, der durchschnittliche Mann leidet.
Weiblicher Egoismus segelt mit zeitgeistigem Rückenwind, ist cool, stark, emanzipiert, befreit usw
Der Mann ist häufiger arbeitslos, obdaclos, chronisch krank, tötet sich häufiger selbst.
Er stirbt 6 Jahre früher, er muss Zwangsdienste leisten, er subventioniert Frauen mit seiner Arbeit sehr viel mehr als umgekehrt.
Das wird sich nicht ändern, indem wir zu Frauen nun ganz besonders nett sind und ihnen unsere Nettigkeit beweisen.
Das haben Männer die ganze Zeit über bereits getan.
Ändern wird sich nur etwas, indem wir selbstbewusst Gerechtigkeit einfordern und uns weigern, die Bleigewichte, die man Männern anhängen will, zu akzeptieren.


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