Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Zweiter Versuch

Kurti, Wien, Monday, 07.06.2010, 21:56 (vor 5420 Tagen) @ Kurti

13. 5. Das spezifische Anzeigeverhalten von Männern - eine wichtige Einflussgröße!

13. 5. 1. Ein Bericht von "MANNdat"

"Eine weitere Einschränkung der Aussagekraft von Hellfeldzahlen ergibt sich durch eine Analyse, die Mansel (2003) in seinem Artikel: Die 'Selektivität strafrechtlicher Sozialkontrolle' vorgelegt hat. Auf der Basis von unterschiedlichen Datenquellen analysierte er u. a. Hellfelddaten. Dabei handelte es sich um die vorliegenden Individualdaten der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und der Strafverfolgungsstatistik (jeweils Daten von 1999) von 13 Bundesländern, sowie Daten aus Opferbefragungen. So analysierte er anhand dieser Daten, 'inwiefern sich für weibliche Tatverdächtige die Wahrscheinlichkeit, später auch durch ein Gericht sanktioniert zu werden, von der bei männlichen Tatverdächtigen unterscheidet'. Er konnte zeigen, dass Opfer, wenn Sie vermuten oder wissen, dass der Täter ein Mann war, seltener auf die Erstattung einer Anzeige verzichten als gegenüber weiblichen Tätern. Männern bereitet es Probleme, sich als Opfer von Frauen zu begreifen.

Vor diesem Hintergrund interpretieren sie die gegen sie gerichteten Aktionen der Frauen seltener als Straftaten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann bei Behandlungsbedürftigkeit des Opfers angezeigt wird, ist gegenüber einer Frau um das Fünffache erhöht, d. h. männliche Täter werden fünf mal häufiger von den betroffenen Opfern angezeigt, als Täterinnen. Frauen haben innerhalb des bundesdeutschen Strafrechtssystems deutlich geringere Chancen, inhaftiert zu werden.

Aus der Analyse dieser Datenquellen zieht Mansel folgendes Fazit: 'Die Unterschiede in den Anteilen von männlichen und weiblichen Tätern in den offiziellen Statistiken auf der einen und in der Opferbefragung auf der anderen Seite zeigen an, dass beide Statistiken kaum eine verlässliche Grundlage bilden, um über den Verbreitungsgrad von Straftaten und deren Verteilung auf männliche und weibliche Täter Aussagen zu machen.'"
(Quelle: www.manndat.de/index.php?id=57)

13. 5. 2. Bastian Schwithal

Der Soziologe Bastian Schwithal - er wurde hier im Buch schon mehrfach erwähnt - unterzog in seiner Dissertationsarbeit "Weibliche Gewalt in Partnerschaften. Eine synontologische Untersuchung" mehrere hundert internationale Studien zum Thema Gewalt einer Metaanalyse. ("Synontologie" ist die Soziologie der Partnerschaft.) Einige aufschlussreiche Details aus seinen Forschungsarbeiten veröffentlichte am 22. Februar 2009 der Internet-Informationsdienst http://genderama.blogspot.com.

So hieß es beispielsweise auf Seite 229:

"Eine andere Studie untersuchte die Akzeptanz von Gewalt in Intimpartnerschaften mit Hilfe von Daten, die durch eine repräsentative telefonische Befragung auf nationaler Ebene von 5238 Erwachsenen gewonnen worden waren. Die Befragten akzeptierten in höherem Maße Frauen, die ihre Männer schlugen. Ferner zeigten sie eine höhere Toleranz gegenüber Gewalt in Partnerschaften, wenn sie zuerst von Gewalthandlungen von Frauen gegenüber Männern befragt wurden. Eine Umfrage des U.S. Department of Justice kam zu folgendem Ergebnis: 41 % der befragten Amerikaner finden es weniger gravierend, wenn eine Frau ihren Mann tötet als umgekehrt."

In diesem Zusammenhang zitierte Schwithal auch eine Studie der australischen Kriminologin Catriona Mirrless-Black. 39 Prozent der von ihr befragten weiblichen Opfer permanenter häuslicher Gewalt bezeichneten das ihnen Angetane als Verbrechen. Bei den Männern waren es sage und schreibe nur ein Prozent!
Überflüssig, zu erwähnen, welche Auswirkungen das auf das Anzeigeverhalten hat ...

13. 6. Gewalt von Frauenseite höher als bisher angenommen

Nachfolgend einige Studien zu dem Thema - Studien, bei denen man eine Erwähnung in den breiten Medien leider völlig vergebens sucht ...

13. 6. 1. Anke Habermehl

Das "Männerbüro Trier" berichtete:

"Habermehl befragte 553 Männer und Frauen zwischen 15 und 59 Jahren aus der Bundesrepublik Deutschland. Die nachfolgenden Aussagen sind dem Ergebnisteil entnommen.

Seite 195: 'Von allen Männern und Frauen zwischen 15 und 59, die schon einmal einen Partner hatten bzw. die einen Partner haben, waren 63,2 % schon einmal Gewalt ausgesetzt: 68,1 % der Männer und 58 % der Frauen haben schon einmal Gewalt in der Partnerschaft erlebt. 43,3 % der Männer und 34,7 % der Frauen sind schon einmal von einem Partner misshandelt worden, d. h. sie waren einer Form von Gewalt ausgesetzt, die ein Verletzungsrisiko einschließt.'

Seite 265: 'Bei der partnerschaftlichen Gewalt besteht nicht nur, wie die Literaturanalysen ergeben haben, ein ausgewogenes Täter-Opfer-Verhältnis zwischen Männern und Frauen, sondern sogar ein leichter Frauenüberschuss auf der Täterseite: Mehr Frauen als Männer setzen Gewalt gegen ihren Partner ein - mehr Männer als Frauen haben schon Gewalt durch ihren Partner erlebt.'
(...)
'Nicht nur partnerschaftlicher, sondern auch der elterlichen Gewalt sind mehr Vertreter des männlichen als des weiblichen Geschlechts ausgesetzt. Auch hier stimmen die vorliegenden empirischen Untersuchungen mit denen der Literatur-Analysen überein.'

Seite 265 f.: 'Darüber hinaus konnte festgestellt werden, das sich bereits im Kindesalter weibliche Individuen gewalttätiger verhalten als männliche - zumindest ihren Geschwistern gegenüber. Diesen leichten Vorsprung, den sie schon als Kinder erringen, behaupten die Frauen auch als Partnerinnen und Mütter.'"

(Quelle: Anke Habermehl {1989}: "Gewalt in der Familie. - Ausmaß und Ursachen körperlicher Gewalt.". Dissertation, Universität Bielefeld.
In dieser Form gefunden auf www.maennerbuero-trier.de.)

13. 6. 2. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Auszüge aus dem Band 105 der Schriftenreihe des Ministeriums:

Seite 157: "Der Befund ähnlicher Opferraten bei Männern und Frauen ist im übrigen ein typisches Resultat."

Seite 160: "(...) so ergibt sich, daß 1991 in der BRD insgesamt ca. 1,59 Mio. Frauen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren mindestens einmal Opfer physischer Gewalt in engen sozialen Beziehungen waren, für Männer beträgt die entsprechende Anzahl 1,49 Mio.."

Seite 163: "Werden für eine Gesamtschätzung erneut nur die unteren Grenzen der Schätzintervalle verwendet, so ergibt sich, daß 1991 in der BRD mindestens 246.000 Frauen zwischen 20 und 59 Jahren sowie mindestens ca. 214.000 Männer dieser Altersgruppe Opfer schwerer Gewalthandlungen in engen sozialen Beziehungen wurden."
(Quelle: "Kriminalität im Leben alter Menschen". Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Schriftenreihe Band 105. Kohlhammer-Verlag, Stuttgart, 1995.)

Ein Nachtrag zum zuvor zusammengefassten Inhalt der Seite 163. Eine im Jahr 2005 kolportierte Medienmeldung berichtete von einer Untersuchung dieses Instituts, der zufolge in Deutschland jährlich 240.000 Frauen und 214 000 Männer Opfer von häuslicher Gewalt würden. Möglicherweise handelt es sich bei der differierenden weiblichen Opferzahl aber auch nur um einen Tippfehler. Wie auch immer, der Vollständigkeit halber veröffentliche ich hier mal beide Angaben.

13. 6. 3. Eine Meldung aus dem "novo-magazin"

"US-Statistiken zufolge hat die Gewalt, die von Männern verübt wurde, seit 1975 weiter abgenommen, die von Frauen nahm hingegen zu. Während über die Ursachen häuslicher Gewalt nicht mehr sachlich diskutiert werden kann, werden die Prognosen der Experten immer düsterer. Ein Autorenteam ermittelte für die Fachzeitschrift Social Work, dass schon bei Teenagern in romantischen Liebesbeziehungen die Mädchen insgesamt häufiger gewalttätig reagierten als die Jungen. 'Es gibt so viele gewalttätige Frauen wie Männer', erklärt auch Erin Pizzey, die Gründerin des ersten modernen Frauenhauses der Welt. 'Aber es steckt viel mehr Geld darin, Männer zu hassen, vor allem in den Vereinigten Staaten - Millionen von Dollar. (...)'"
(Quelle: www.novo-magazin.de, März/April 2000, Ausgabe 45)

13. 6. 4. National Center for Injury Prevention

Im Jahr 2001 wurde am amerikanischen National Center for Injury Prevention, Teil des Centers for Disease Control and Prevention (CDC), unter der Leitung des Soziologen und Teamleiters Daniel Whitaker, Ph.D., eine repräsentative Studie unter 11.370 in heterosexuellen Intimpartnerschaften lebenden Personen zum Thema "Häusliche Gewalt" durchgeführt.
Dabei kam heraus, dass in 70,7 Prozent aller registrierten Gewaltfälle nicht-gegenseitige körperliche Gewaltaktionen von Frauen ausgingen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im gleichen Jahr in der Maiausgabe des "Journal of Public Health".

13. 6. 5. Yvonne Peer

"Die Zeitschrift 'Trierischer Volksfreund' vom 7. 2. 2000 führt dazu Zahlen von amerikanischen Untersuchungen in Neuseeland an. Die Universität von Wisconsin ermittelte 1997 unter 861 jungen Erwachsenen, dass 36 Prozent der Frauen, was gut ein Drittel ausmacht, und 22 Prozent der Männer physische Gewalt gegen ihren Partner bzw. ihre Partnerin ausgeübt haben. Zu diesen Gewaltanwendungen zählen z. B. Ohrfeigen sowie Werfen mit Gegenständen. 19 Prozent der Frauen gaben zu, schwere körperliche Gewalt angewendet zu haben. Bei den Männern waren es aber nur 6 Prozent."
(Quelle:
Gewalt gegen Männer in heterosexuellen Beziehungen - Ein gesellschaftliches Tabu
D i p l o m a r b e i t
am Fachbereich Sozialwesen
an der Hochschule Zittau/Görlitz
(FH) - University Of Applied Sciences
vorgelegt von: Yvonne Peer
Erstgutachterin: Prof. Dr. phil. Ulrike Gräßel
Zweitgutachter: Prof. Dr. habil. Rolf Wirsing
Görlitz, den 23. 5. 2001)

13. 6. 6. Österreichische Bundesregierung

Die österreichische Bundesregierung ging in ihren Berichten über Gewalt in der Familie vom Jahr 2001 an von einer ungefähren Gleichverteilung der Gewalt aus.

13. 6. 7. Katholische Universität Eichstätt-Ingolstatt

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstatt berichtete in der Ausgabe 1/2002 ihrer Universitätszeitschrift "Agora" über eine an ihrem "Lehrstuhl für Soziologie II" durchgeführte Studie zur Gewalt in der Familie. Erhoben wurden die Daten mit Hilfe der computerunterstützten telefonischen Befragung (CATI). Grundgesamtheit waren Familienhaushalte in Bayern mit mindestens einem Kind im Jugendalter. Die Feldphase fand zwischen Mitte Februar und Mitte März 2002 statt. Die Befragung erfolgte im CATI-Labor der KU Eichstätt-Ingolstadt.
Als Ergebnis zeigte sich, dass Männer signifikant häufiger angaben, schon einmal Opfer körperlicher Gewalt durch den Partner geworden zu sein, als Frauen (6,0 Prozent gegenüber 2,7 Prozent).

13. 6. 8. Luedtke & Lamnek

Laut einer Studie von Luedtke & Lamnek 2002 gaben mehr Männer als Frauen signifikant häufiger an, Gewalt erfahren zu haben. Befragt wurden dabei insgesamt 2008 Haushalte.

13. 6. 9. "L'Express"

"(...) und zwar insbesondere auf die jüngste Untersuchung von Denis Laroche für das Institut de la statistique du Québec, deren Statistiken im Februar 2005 von dem sehr feministischen Conseil du statut de la femme du Québec abgesegnet wurden. So weit ich weiß, ist die die erste umfangreiche französischsprachige Untersuchung hinsichtlich Partnergewalt, die sich sowohl der männlichen als auch der weiblichen Gewalt widmet. Es ist auch die erste Untersuchung, die zwischen schwer wiegender Gewalt und Gewalt minderen Ausmaßes unterscheidet, was in Form einer Liste mit 10 Situationen physischer Gewalt geschieht, die von der Bedrohung bis zur tatsächlich ausgeübten Handlung reichen. Darin sind vier grundlegende Informationen enthalten: in den letzten fünf Jahren vor der Untersuchung erklärten 92,4 % der Männer und 94,5 % der Frauen, nicht von körperlicher Gewalt betroffen zu sein. Im Jahr 2002 bezeichneten sich in Quebec 62.700 Frauen und 39.500 Männer als Opfer von Partnergewalt (alle Arten von Gewalt eingeschlossen). Zwischen den von Männern und von Frauen erlittenen aggressiven Akten bestehen Unterschiede. Frauen werden häufiger Opfer schwer wiegender körperlicher Gewalt als Männer. Von ihnen wurden 25 % geschlagen (gegenüber 10 % der Männer), 20 % wurden fast erwürgt (4 % der Männer), 19 % wurden mit einer Waffe bedroht (8 % der Männer). Sieben Mal mehr Frauen als Männer wurden Opfer sexueller Übergriffe. Hingegen stehen sich gemäß den kanadischen Studien Männer und Frauen im Hinblick auf psychische Gewalt in nichts nach."
(Quelle: Aus einem Vortrag der französischen Philosophin und Historikerin Elisabeth Badinter unter dem Titel "Die Wahrheit über Partnergewalt". Veröffentlicht in "L'Express" vom 20. 06. 2005. Gefunden am 04. Juni 2007 auf www.vev.ch.)

13. 6. 10. Gerhard Amendt

"MANNdat" berichtete über eine 2006 veröffentlichte Studie:

"Physische Gewalt, die unter Partnern in der Scheidungs- und Trennungsphase auftritt, hat Amendt in seiner sog. Väterstudie mit erhoben (die hier berichteten Zahlen sind ein Zwischenergebnis:
www.vaeterstudie.de/newsletter/newsletter_1.htm):

'Von bislang 700 anonym befragten Männern der zweiten Befragungswelle gaben 203 an, dass es kurz vor oder während ihrer Trennung zu Handgreiflichkeiten gekommen sei. Dazu zählten beispielsweise Schläge ins Gesicht, der Wurf einer Tasse, schmerzhafte Fußtritte wie auch Angriffe mit einem Messer und der Sturz von einer Treppe, den Exfrau und Schwiegermutter vereint herbeiführten. (...) In 18 % Prozent der erhobenen Fälle gehen die Handgreiflichkeiten von Männern, in 60 Prozent von ihren Partnerinnen aus. In 22 Prozent der erhobenen Fälle gehen die Handgreiflichkeiten von beiden Partnern aus.'"
(Quelle: www.manndat.de/index.php?id=57)

13. 6. 11. Prof. Dr. Dr. Michael Bock

"Inzwischen liegen erstrangige wissenschaftliche Arbeiten vor, in denen die entsprechenden Studien methodisch hinterfragt, kritisch gewürdigt und bezüglich der Haupttendenz der Ergebnisse zusammengefasst werden. Der britische Wissenschaftler John Archer ('Sex differences in aggression between heterosexual partners: A meta-analytic review'; Psychological Bulletin 2000, S. 651 - 680) kommt dabei zu folgenden Befunden: Aggressives Verhalten legen Frauen und Männer nahezu gleich häufig an den Tag. Messmethoden, Art und Größe der Stichproben sowie einige sonstige Unterschiede der in die Analyse einbezogenen insgesamt 82 Untersuchungen bewirkten nur geringe Abweichungen von diesem Gesamtbefund. Bei den wahrgenommenen Verletzungen gibt es ein leichtes Übergewicht für die Frauen (bei einer Gesamtberechnung 62 % der Fälle). Aus Deutschland ist allein die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgegebene Untersuchung (Wetzels, Peter u. a.: 'Kriminalität im Leben alter Menschen', 1995) bekannt geworden. Sie nennt Opferzahlen von 246.000 Frauen und 214.000 Männern."
(Quelle: www.vev.ch, 28. Mai 2007)

13. 6. 12. Julia Frei, Andrea Goetschi, Judith Nussbaum-Indermühle

Auszüge aus der Diplomarbeit der drei Schweizer Studentinnen:

"Bei einer weiteren interessanten, gross angelegten Studie in fünf Städten Kanadas ... wurden zwischen je 133 bis 329 Personen befragt. ... Frauen legten in 4 von 5 Universitäten, bezogen auf die Gesamtgewaltrate, ein gewalttätigeres Verhalten an den Tag als Männer. Auch bei den schweren Gewalthandlungen gegenüber ihren Intimpartnern waren, ausser in Winnipeg, die Frauen in der Mehrzahl ... Diese Studie bestätigt somit, dass der Anteil der gewalttätigen Frauen in vier der untersuchten Städte höher ist, als der Anteil der gewalttätigen Männer. Besonders hervorzuheben gilt es, dass Frauen zugleich auch mehr schwerwiegende Gewalt gegenüber ihren Partnern ausüben, als die Männer gegenüber ihren Partnerinnen.

(...)

Männliche Opfer von Gewalt im Allgemeinen und von häuslicher Gewalt im Speziellen haben meist nicht nur unter der Demütigung, die durch die Gewalttat an sich entsteht, zu leiden, sondern müssen zugleich einen Umgang mit unserer auf Männergewalt sensibilisierten Gesellschaft, die Frauengewalt nicht sonderlich ernst nimmt, finden. Gegen Männer gerichtete Frauengewalt gilt weithin als komisch und trivial. Hoffmann (2002) führt mit einer - bei weitem nicht abschliessenden - Aufzählung vor Augen, wie häufig die Gewalt von Frauen gegenüber Männern als witziges Phänomen verwendet wird. So bekommen Männer in Werbespots von Frauen ein blaues Auge verpasst (gmx), Männer werden von Frauen verprügelt (alltoys), Männern werden unter der Parole 'Dress for the moment!' weibliche Knie in die Genitalien gerammt oder sie werden von Frauen aus fahrenden Autos geworfen (Ikea) (S. 11). Heiterkeit würden die geschilderten Szenarien in der umgekehrten Geschlechterbesetzung nicht hervorrufen und werben liesse sich damit erst recht nicht.

(...)

Es wird davon ausgegangen, dass von häuslicher Gewalt betroffenen Männern oft kein Glaube geschenkt wird, wenn sie von ihren Erlebnissen erzählen. Der Grund dafür liegt darin, dass sie Männer sind. Ein Mann sollte sich doch wehren können, das grössere und stärkere Glied einer Zweiergemeinschaft kann kaum zum Opfer von häuslicher Gewalt werden. 'Aufgrund ... der gesellschaftlichen Ignoranz gegenüber der häuslichen Gewalt gegen Männer glauben viele, sie seien der einzige, dem so etwas passiert. Zudem steht das Widerfahrene im Widerspruch zur gesellschaftlichen Konstruktion von Männlichkeit. In dieser Konstruktion ist ein Mann, der Opfer seiner Partnerin - einer Frau - wird, kein Mann mehr' ... Für Männer bedeutet dies, dass sie sich, genau wie Frauen auch, oft schämen, wenn sie von ihrer Partnerin oder ihrem Partner geschlagen werden; die empfundene Scham wird jedoch aufgrund des fehlenden gesellschaftlichen Bewusstseins anders erlebt.

(...)

Wird Aggression gesellschaftlich bewertet, geschieht dies meist nach geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Massstäben. So wird weibliche Gewalt dementsprechend häufig - und davon muss ausgegangen werden, insbesondere im Bereich der häuslichen Gewalt - als notwendige Gegenwehr und daher als gerechtfertigt und konstruktiv betrachtet ...

(...)

Während der Recherche für diese Arbeit musste festgestellt werden, dass das Phänomen der aggressiven und gewalttätigen Frau noch weniger erforscht zu sein scheint als jenes des männlichen Opfers.

(...)

Gewalttätige Frauen werden meist einfach als verrückte und bizarre Individuen abgetan. ... Sich also mit gewalttätigen Frauen zu beschäftigen ist demnach der Mühe nicht wert. So erstaunt es auch nicht, dass bis anhin keine bemerkenswerten Forschungen oder Studien zu dieser Thematik veröffentlicht wurden und auch in der psychosozialen Beratung keine Ansatzpunkte zum Umgang mit gewalttätigen Frauen vorliegen."
(Quelle:
"Über Frauen, die austeilen und Männer, die einstecken.
Gewalttätige Frauen in (heterosexuellen) partnerschaftlichen Beziehungen/Männer als Opfer von Gewalt."
Diplomarbeit an der Berner Fachhochschule
Soziale Arbeit
Diplomstudium
Vorgelegt von
- Julia Frei,
- Andrea Goetschi,
- Judith Nussbaum-Indermühle.
Bern, Dezember 2007
Gutachterin: Prof. Dr. phil. Anna Ryser)

13. 6. 13. Murray A. Straus

Eine Studie von Murray A. Straus, veröffentlicht 2007, hatte Dominanz und Symmetrie in den Partnerbeziehungen von Universitäts-Studenten in 32 (!) Ländern zum Gegenstand. Das Ergebnis war sogar, dass Gewalt eher von Frauen als von Männern ausgehe. Als Ausnahmen erwiesen sich Iran, Tansania, Griechenland und Brasilien.

13. 6. 14. Martin S. Fiebert

Martin S. Fiebert vom Department of Psychology an der California State University, Long Beach, sprach September 2008 von der Existenz von 187 empirischen Studien und 59 Untersuchungen und/oder Analysen, welche demonstrieren, dass Frauen in Beziehungen ihren Gatten oder männlichen Partnern gegenüber genauso physisch gewalttätig oder noch gewalttätiger sind wie Männer umgekehrt. Die Gesamtsumme der dabei untersuchten Studien betrug 237.750. Diesen wiederum lagen Daten über mehr als 77.000 befragten Personen zugrunde.

Dazu ein paar Angaben zum "Selber-Googeln", wer sich näher in die Metastudie vertiefen möchte:

REFERENCES EXAMINING ASSAULTS BY WOMEN ON THEIR SPOUSES OR MALE PARTNERS:
AN ANNOTATED BIBLIOGRAPHY
Martin S. Fiebert
Department of Psychology
California State University, Long Beach

13. 6. 15. "Forum Intervention"

Auszug aus einem Referat der Leiterin von "Forum Intervention" einer Hamburger Anti-Gewalt-Beratungsstelle, die sich zunächst nur auf gewalttätige Männer konzentrierte, dann aber parallel dazu auch Beratung für gewalttätige Frauen ins Programm aufnahm:

"(...) Wir haben erst seit circa fünf Jahren ein 'offizielles' Angebot und eine ständig steigende Zahl von Täterinnen, die bei uns Beratung suchen. (...) Und das, obwohl wir den Bereich der Täterinnenarbeit bisher noch nie konkret beworben haben. (...) Doch bereits in den Anfängen unserer Arbeit wurden wir von einigen Männern (Männer, die eine Beratungsstelle für gewalttätige Männer aufgesucht hatten, Anm.) immer wieder darauf hingewiesen, dass sie in ihren Beziehungen selbst Prügel bekommen hatten. Prügel von einer Frau. (...)
Zu Beginn der Neunziger Jahre machten wir die Erfahrung, dass sich im Anschluss an die Veranstaltungen oder am Abend nach einem Seminar manche Teilnehmerinnen als Täterinnen outeten.
Wir konnten und wir wollten dies zuerst kaum glauben. (...) Erst die Häufung der Erzählungen der betroffenen Männer und die Häufung unserer Seminarerfahrungen in Verbindung mit der Tatsache, dass sich trotz des Namens 'Männer gegen Männer-Gewalt' auch zunehmend Täterinnen an unsere Beratungseinrichtungen gewandt haben, ließen uns aufhorchen. (...)
So kam zu Beginn dieses Jahrzehnts unsere bis dahin immer wieder vertretene Position, dass Männer hauptsächlich häuslich gewalttätig wären, nicht zuletzt aufgrund unserer eigenen Befragungen ins Wanken. (...)
Ausblenden von weiblicher Täterschaft im Allgemeinen (...) Frauen als Täterinnen werden offiziell per se ausgeblendet (...) Die Wissenschaftlichkeit musste einer Ideologie weichen. (...) offen die eine Hälfte der Bevölkerung dämonisiert, die andere Hälfte als mögliche Täterinnen jedoch komplett ausblendet. (...) Einnahme der weiblichen Opferhaltung (...)
Oder er zieht Entschuldigungen für das Verhalten seiner Partnerin heran. Zu hoch ist die Scham, geschlagen worden zu sein, zu massiv der eigene Wertekonflikt, als Mann 'unter den Pantoffeln der Frau zu stehen'. Die Konsequenz davon ist, dass die Frau sich überhaupt nicht mehr in der Verantwortung sieht.
Wiederherstellung der weiblichen Integrität:
Die Frau steckt in einem inneren Dilemma. Einerseits verstößt sie durch ihre Tat gegen alle gesellschaftlichen Stereotypen. Sie ist Frau und somit das schwache Geschlecht, hilfsbedürftig und friedfertig. Andererseits wird die Gewalttat in ihr Weiblichkeitskonzept integriert, indem es umgedeutet wird: Ich lasse mir von einem Mann nicht alles gefallen, ich bin wehrhaft und durchsetzungsstark. (...)
Rechtfertigung und vorauseilende weibliche Absolution im gesellschaftlichen Mainstream:
Frauen machen manchmal ihre Gewalttat öffentlich und vertrauen sich der 'besten' Freundin, Mutter und/oder einer Beratungsstelle an. Die Offenbarung geschieht jedoch zur Legitimation ihrer Tat, um eine Absolution zu erhalten. Die Legitimation gelingt leichter durch die gesellschaftlichen Zusammenhänge, im Speziellen durch die weibliche Sozialisation und den darin implizierten weiblichen Opferstatus. Frauen kennen sich im Opferstatus gut aus. (...)
Sind Frauen immer Opfer, sozusagen per Geschlechtszugehörigkeit?
Nein. Aber sie erhalten aufgrund ihres zementierten Opferstatus die gesellschaftlich bedingte, gleichsam vorauseilende Absolution, falls sie einmal Täterin werden.
Dies alles führt zur Leugnung der weiblichen Täterschaft und die gesellschaftlich anerkannte Lüge von der friedfertigen Frau kann aufrecht erhalten werden. Fatalerweise wird Gewalt unter Frauen beinahe ausschließlich in der Opferhaltung thematisiert. Frauen, die Männer geschlagen haben, erzählen anderen Frauen davon, indem sie sich darstellen als Frauen, die die Demütigung durch den Mann überwunden zu haben scheinen. Durch Schlagen erhält die Frau sogar eine positive weibliche Integrität wieder und: sie verharrt gleichzeitig wieder im Opferstatus. (...)
'Schwach zu sein', 'kein ganzer Kerl zu sein', 'ein Weichei, wie es im Buche steht', 'unter den Pantoffeln der Frau zu stehen' etc. (...)
das manipulative Einsetzen von Tränen (...), mit dem die Täterin sich (...) als Opfer widriger Umstände sieht."
(Quelle: Sabine Seifert-Wieczorkowsky, B. Oelemann: "Genderorientierte Gewaltberatung. Beratung von Täterinnen im Dunkelfeld". Vortrag, gehalten auf: "TÄTERINNEN - Befunde, Analysen, Perspektiven. Fachtagung der Kriminologischen Zentralstelle e. V. vom 28. bis 30. Oktober 2008".)

13. 6. 16. www.bluewin.ch

Das Schweizer Internetprojekt www.bluewin.ch schrieb dazu im Jahr 2008:

"Kriminalstatistiken aus verschiedenen Kantonen im Bereich 'Häusliche Gewalt' belegen, dass die Anzahl der Frauen, die Männer oder Frauen schlagen, in den letzten Jahren markant gestiegen ist. In den Kantonen Zürich und St. Gallen hat sich die Anzahl der gegen Frauen eröffneten Verfahren innerhalb von vier Jahren fast verdreifacht. In St. Gallen verdoppelte sich die Zahl der weiblichen Täter zwischen 2005 und 2007 (...)."

13. 6. 17. Britisches Innenministerium

13. 6. 17. 1. "Heise"

Das Internetportal "Heise" berichtete darüber:

"Nach Zahlen des britischen Innenministeriums sollen junge Männer ebenso sehr wie Frauen unter ihren jeweiligen Partnern leiden und misshandelt werden - zumindest wenn man den Begriff relativ weit fasst. Nach der offiziellen Definition gilt als 'häusliche Gewalt' (abuse) durch einen Partner nicht nur Bedrohungen und Gewalt, sondern auch nicht gewalttätige Formen wie emotionales Tyrannisieren oder Mobbing.
Statistisch würden in England und Wales 6,4 Prozent der Männer zwischen 20 und 24 Jahren sagen, dass sie im letzten Jahr zum Opfer wurden, während dies nur 5,4 Prozent der Frauen angeben, heißt es bei der BBC. (...) Allerdings gaben für 2007/2008 2,2 Prozent der Frauen jeden Alters an, von ihrem Partner leichte oder schwere körperliche Gewalt erlitten haben. Bei den Männern waren es mit 2 Prozent nicht viel weniger."
(Quelle: www.heise.de, 11. 02. 2009)

13. 6. 17. 2. "Tages-Anzeiger"

Auch der Schweizer "Tages-Anzeiger" nahm sich des Themas in einem Artikel an:

"Hohe Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt gegen Männer (...) Was psychische Formen der Gewalt angeht, sind nun vermehrt auch Männer Opfer. Die Dunkelziffer ist allerdings hoch.
Eine Studie des britischen Innenministeriums zeigt, dass in England Männer bis 24 in jungen Partnerschaften häufiger Opfer von häuslicher Gewalt werden als Frauen. Denn häusliche Gewalt beinhaltet nicht nur physische Formen der Gewalt, sondern auch psychische. Während Frauen häufiger und wiederholt Opfer von physischer Gewalt würden, seien Männer eher Opfer emotionaler Gewalt."
(Quelle: "Tages-Anzeiger", 16. 02. 2009)

13. 6. 18. Bastian Schwithal

Auf Seite 111 der Dissertationsarbeit des bereits mehrfach erwähnten Soziologen hieß es (dort jeweils mit Quellenangaben in den Fußnoten):

"Eine Reihe weiterer Studien zeigte, dass Gewalthandlungen nicht nur im privaten Bereich und in beträchtlichem Ausmaß von jungen Frauen und Mädchen - anders als oftmals glauben gemacht wird - ausgehen. So kam eine repräsentative Untersuchung von Heitmeyer et al. aus dem Jahr 1995 zu dem Ergebnis, dass neben 15 % der westdeutschen und 18 % der ostdeutschen männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 22 Jahren, die angaben, im vergangenen Jahr Körperverletzungen begangen zu haben, es bei den weiblichen Jugendlichen 9 % bzw. 7 % waren. Höhere Verbreitungsraten fanden Mansel und Hurrelmann (1998) in ihrer in Nordrhein-Westfalen durchgeführten Studie. 43 % der Schüler und 22 % der befragten Schülerinnen gaben körperverletzende Handlungen gegenüber anderen zu. Tillmann et al. (2000) fanden in ihrer Untersuchung heraus, dass 8 % der männlichen und 4 % der weiblichen befragten Schüler einer hessischen Schule angaben, zur 'Kerngruppe' von gewalttätig agierenden Jugendlichen zu gehören. Heitmeyer et al. (1995) sprechen von einem 'weiblichen Aufholprozess'. Ein Vergleich der Anteile jugendlicher Gewalttäter in den Jahren 1986 und 1994 kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Anteil der weiblichen Befragten, die Gewaltdelikte begangen haben, von 25 auf 42 % erhöht hat und der Anteil der männlichen Befragten von 47 auf 64 %."
(Quelle: Bastian Schwithal: Dissertation "Weibliche Gewalt in Partnerschaften. Eine synontologische Untersuchung". Mehrere hundert internationale Studien zum Thema Gewalt wurden darin einer Metaanalyse unterzogen. - "Synontologie" ist die Soziologie der Partnerschaft.
Gefunden auf http://genderama.blogspot.com, 22. Februar 2009.)

Und auf Seite 136 stand geschrieben:

"Übersicht 'Studien: Severe Violence' gibt die Ergebnisse von 94 Studien und Untersuchungen hinsichtlich schwerer Gewaltformen ('severe violence') wieder. Ähnlich wie bei 'minor violence' lässt sich auch hier die Beobachtung machen, dass ein höherer Anteil an Frauen schwere Gewalt gegenüber einem Intimpartner gebraucht als umgekehrt. Das Verhältnis von Männern und Frauen im Hinblick auf 'verübte Gewalt' ist 47,0 % zu 53,0 %. Bei 'erlittener Gewalt' ergibt sich hinsichtlich der Geschlechtsverteilung folgendes Bild: 52,3 % Männer gegenüber 47,7 % Frauen hatten schwere Gewaltformen durch einen Intimpartner erlitten."
(Quelle: Bastian Schwithal: Dissertation "Weibliche Gewalt in Partnerschaften. Eine synontologische Untersuchung". Mehrere hundert internationale Studien zum Thema Gewalt wurden darin einer Metaanalyse unterzogen. - "Synontologie" ist die Soziologie der Partnerschaft.
Gefunden auf http://genderama.blogspot.com, 22. Februar 2009.)

13. 6. 19. Ein Artikel auf "Zeit Online"

"Gewalt von Frauen (...) Auch Frauen üben Gewalt aus. Die Bereitschaft, darüber zu reden, ist allerdings immer noch gering. (...) Es wäre falsch verstandene Emanzipation, nun zu jubeln. In der Tat lässt sich aber die Zunahme weiblicher Gewalt mit der Veränderung von Rollenbildern erklären.
Barbara Kavemann, Professorin an der Universität Osnabrück, hat an der bislang einzigen Studie in Deutschland mitgearbeitet, die sich dem Phänomen Gewalt an Männern annimmt. Sie sagt: 'Man muss alle Formen und Stufen von Gewalt sehen, nicht nur körperliche Gewalt.' Psychische Gewalt, Einschüchterungsversuche und Mobbing zählen dazu. Trotzdem beschränken sich Frauen nicht auf seelischen Zwang: 'Frauen schlagen tatsächlich weniger häufig zu, sehr wohl aber üben sie physische Gewalt aus.' Insgesamt gleicht sich die Gewaltausübung von Frauen und Männern in Beziehungen an.
In der Pilotstudie 'Gewalt an Männern' des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2004 heißt es: 'Jedem vierten der befragten Männer widerfuhr einmal oder mehrmals mindestens ein Akt körperlicher Gewalt durch die aktuelle oder letzte Partnerin.' Die Männer gaben zum Beispiel an, geschlagen worden zu sein. Deutlich häufiger allerdings wurde von leichteren Gewaltformen wie Kratzen oder Schubsen berichtet.
Interessanterweise steigt die Bereitschaft von Frauen, Gewalt anzuwenden, in der Trennungsphase, erklärt Barbara Kavemann: 'Im Streit mit dem Partner wenden Frauen viel häufiger körperliche Gewalt an als in anderen Konflikten.' Um den Nachteil gegenüber den meist kräftigeren Männern auszugleichen, greifen Frauen dabei auch oft zu Hilfsmitteln, berichtet Kavemann: 'Es klingt jetzt witzig, aber Frauen nehmen alles, was herumsteht. Von der Blumenvase über den Regenschirm bis zur Bratpfanne. Die Verletzungen, die dabei entstehen, sind dann oft nicht so stark, dass sie zur Anzeige gebracht werden.'
Wesentlich häufiger allerdings sind Männer in Beziehungen von psychischer Gewalt betroffen. Demütigungen, Herabsetzungen und Beleidigungen kommen vor, belegt die Studie. Eine andere Form von Gewalt, über die Männer sich beklagen, ist, dass Frauen ihre sozialen Aktivitäten kontrollieren. Jeder fünfte Mann gibt an, dass seine Partnerin eifersüchtig ist und den Kontakt zu anderen unterbindet. Jeder sechste Mann sagt: 'Meine Partnerin kontrolliert genau, wohin ich mit wem gehe, was ich mache und wann ich zurückkomme.'
Der aktuelle Gender Datenreport des Bundesfamilienministeriums kommt zu einem überraschenden Ergebnis: 'Von körperlicher Gewalt in heterosexuellen Paarbeziehungen scheinen zunächst Männer - rein quantitativ - in annähernd gleichem Ausmaß wie Frauen betroffen zu sein.' Dass davon niemand weiß, liegt an einem männlichen Dilemma: In anonymen Studien outen sie sich durchaus als Opfer von Gewalt seitens ihrer Partnerin. Ihren Freunden oder Kollegen aber erzählen sie nicht davon, eine Anzeige bei der Polizei ist undenkbar. Die Scham ist einfach zu groß.
(...)
Der Blick in die Vergangenheit zeigt allerdings eine unschöne Entwicklung. Die körperliche Gewalt von Frauen nimmt zu. Besonders deutlich ist die altersspezifische Erhebung: Seit 1996 ist die Gewaltkriminalität von 14- bis 18-jährigen Mädchen um 62 Prozent gestiegen.
Xenia Bade hat Soziale Arbeit an der Universität Lüneburg studiert und sich in ihrer Diplomarbeit mit dem Phänomen der Mädchengewalt befasst: 'Mädchen prügeln sich nicht - das war früher mal. (...) holen die Mädchen auf.'
Von Mädchengangs, die in Großstädten Gebiete erobern, war in den Medien des Öfteren die Rede. (...)
Männliches Verhalten wird imitiert, die Straße erobert. Bade erklärt: 'Gewalt wird zu einer möglichen Ausdrucksform für Mädchen, das hängt sicherlich mit der langsamen Aufweichung traditioneller Geschlechterkonzepte zusammen. (...)'"
(Quelle: "Zeit Online", 8. 3. 2009)


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