Textsicherung + Kommentare
Männerorganisationen machen gegen die «Unterdrückung der Männer>mobil. Bestsellerautorin Julia Onken verrät, was sie davon hält und warum die Männer in ihrer Rolle verunsichert sind.
Verschiedene Männerorganisationen organisieren für den 30. Oktober eine Antifeminismus-Tagung -was halten Sie davon?
Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Diese Männergruppen sollten mit den Feministinnen zusammenarbeiten. Einfach zu sagen: Die Feministinnen sind schuld, ist keine Lösung.
Anscheinend gehen die Männer davon aus, dass sie im Gespräch nichts erreichen können.
Sie haben es ja gar nicht versucht. Wissen Sie, mir stehen auch die Haare zu Berge, wenn ich sehe, wie Männer vom Kontakt mit ihren Kindern abgeschnitten werden. Das ist entsetzlich. Es ist verständlich, dass die Männer wütend sind. Aber der Weg ist falsch. Sie sollten mit den Frauen zusammenarbeiten.
Die Antifeministen sehen sich in vielen Bereichen der Gesellschaft benachteiligt, Stichworte sind das höhere Rentenalter für Männer, grosszügigere Witwenrenten, Scheidungsrecht usw. - Haben sie nicht Grund, sich zu wehren?
Nein, das kann ich nicht unterschreiben. Was hier passiert, lässt sich mit dem so genannten Opferfeminismus vergleichen. Das waren Frauen, die die Nase voll hatten, schwer gekränkt waren und deshalb auf die Barrikaden stiegen. Analog dazu haben sich hier ein paar Männer zusammengerottet, die tatsächlich Opfer sind. Aber es gibt sicher genau so viele Frauen, die sich benachteiligt fühlen, auch was Scheidungen anbelangt. Nur sind die Männer sich grundsätzlich nicht gewohnt, unter die Räder zu kommen. Bisher machten sie ihre Leidenserfahrungen im Sport, oder im Militär. Und jetzt erleben sie das plötzlich auch in andern Bereichen. Deshalb jaulen sie auf und wehren sich. Was ich gut finde, denn das setzt eine Diskussion in Gang.
Stichwort Scheidung. Warum wehren sich die Männer gerade jetzt gegen die Machtstellung der Frau in der Familie?
Es gibt ein neues Bewusstsein und ein neues Bedürfnis von Männern, sich um ihre Kinder kümmern zu wollen. Das ist sehr lobenswert. Aber es ist abstrus, dass sie sich diesbezüglich gegen die Feministinnen wenden. Dass Frauen ihren Machtanspruch in der Familie so ausleben, kommt doch eher aus der alten Kiste der traditionellen Familienfrau, die denkt, dass der Mann für sie verantwortlich ist, sie glücklich machen und sich so verhalten muss, wie sie es sich wünscht. Und bei einer Scheidung muss er dafür sorgen, dass es ihr gut geht. Wenn er das nicht tut, wird er bestraft, indem ihm die Kinder entzogen werden. Die emanzipierte Frau hingegen sagt: Glücklich mache ich mich selbst.
Heute arbeiten immer noch 90 Prozent der Väter Vollzeit, verbringen mehr Zeit mit der Arbeit als mit der Familie. Das scheint sich aber zu ändern, wenn es zur Scheidung kommt. Wie ist es zu erklären, dass die Männer nicht von Anfang an mehr Verantwortung in der Familie tragen?
Das Problem ist, dass man nicht Teilzeit arbeiten und eine Karriere verfolgen kann. Hier wäre die Wirtschaft gefordert, auch Männer Karriere machen zu lassen, die in Teilzeitpensen arbeiten. Schliesslich haben Männer, die sich um Kinder kümmern auch eine höhere Selbstkompetenz usw. Das müsste auch in der Wirtschaft honoriert werden.
Appelle an die Wirtschaft sind gut und schön, aber man könnte ja auch an die Männer appellieren: Wenn ihr mehr Verantwortung in der Familie wollt, müsst ihr dasselbe Opfer bringen, wie die Frauen auch und temporär auf Karriereschritte verzichten.
Hier kommt auch die Frau ins Spiel. Das ist eine Rechnung: Wenn der Vater sein Pensum reduziert, wird auch das Geld reduziert. Das muss die Frau mittragen.
Dann liegt es vielleicht auch daran, dass die Frauen ihre Machtposition in der Familie nicht aufgeben wollen?
Ich sehe das nicht so plakativ. Frauen haben eine Geschichte. Lange war die Familie der einzige Bereich, wo sie etwas zu sagen hatten. Und vielleicht haben sie noch gar nicht begriffen, dass sie auch ausserhalb der Familie mehr Verantwortung übernehmen können.
Die Frauen sind heute so gut ausgebildet wie nie zuvor und trotzdem entscheiden sich viele lieber für die Familie als für die Arbeit.
Es ist einer der wenigen Bereiche, wo Frauen tatsächlich mehr Ahnung haben. Und zudem sind die Jobs, die viele Frauen eben Teilzeit neben der Familie machen, irgendwelche langweiligen Bürojobs, mit denen sie sich nicht gross identifizieren und auch wenig Macht haben. Frauen, die Teilzeit arbeiten, sind ja behindert, sie können nicht so loslegen, wie es ihren Fähigkeiten entspräche.
Sind die Männer heute ganz grundsätzlich in ihrer Rolle verunsichert?
Ich glaube schon. Beide Geschlechter wurden doch bislang in zu enge Kostümchen gesteckt. Der Feminismus hat das traditionelle Frauenbild gesprengt und das war positiv. Aber der Mann steckt immer noch in seinem grauen Anzug, ein emotional verhungertes «Gstabig>, das Sinnlichkeit nur in Sex und Erotik auslebt. Schaut man dazu noch die Gesundheitsstatistik an, wird es noch düsterer. Männer müssen einen Herzinfarkt bekommen, damit sie sich erinnern, dass sie auch noch leben.Von zehn Männern über 40 hat einer einen besten Freund, im Gegensatz zu den Frauen, wo neun eine beste Freundin haben. Das sind die Oasen, die Futterplätze, wo man über Schwächen und Stärken reden kann und nichts verbirgt. Der Mann hat dagegen nur die Frau als emotionale Tankstelle, die er über die Sexualität anzapft. Da kann man dann einige Male seufzen und das wars dann. Das ist natürlich traurig. Der Mann sollte sich doch auch aus diesen Mustern befreien können. Und deshalb unterstütze ich alles, was auf der Männerbewegungsseite passiert, weil es viel nachzuholen gibt.
Warum fällt es den Männern so schwer, aus dem auszubrechen?
Das hat mit dem Klischee des Mannes zu tun, dass alles unmännlich ist, was da ausserhalb liegt. Männer sollten einfach mehr Menschen sein dürfen, nicht immer alles im Griff haben müssen usw. Das sollte auch die Gesellschaft unterstützen. Männer sollten sich so zeigen dürfen, wie sie sind, mit dem ethischen Grundwert der Wahrhaftigkeit. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)
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Kommentare:
Lucas Orellano
11:54 Uhr
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Das Problem ist doch, dass uns Feministinnen (wie zB Frau Onken) vorschreiben wollen, wie wir zu sein haben. Was ein Mann will, interessiert doch viele Frauen gar nicht, solange sie ihre persönlichen Ziele erreichen können. Er will kein Kind? Ach, dann setz ich eben heimlich die Pille ab. Vergesst nicht: Wir sind nicht dazu da, so zu sein wie die Frauen uns haben wollen.
Urs Bleiker
11:51 Uhr
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Wir arbeiten mit Frauen, nicht aber mit Feministinnen zusammen. Und Fragen, deren Einleitung in der zutreffenden Feststellung besteht, dass Männer von Anfang an die finanzielle Hauptverantwortung für die Familie übernehmen, dann aber als Hauptfrage zum Gegenstand haben, warum Männer sich vor der Verantwortung in der Familie drückten, wirken schlicht grotesk! Urs Bleiker, antifeminismus.ch
André Rebenow
11:50 Uhr
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Hätte man, wenn man Erkundigungen zum Antifeminismus-Treffen einholen will nicht eher Rene Kuhn fragen sollen? Dafür zu einer Feministin zu gehen ist ja nun wirklich völlig sinnfrei. Und: Wenn man die Augen aufmacht sieht man, daß es für ein solches Treffen allerhöchste Zeit ist! - Und nein: Man kann mit Feministinnen nicht sprechen. Das ist sinnlos. Ich wünsche dem Treffen viel Erfolg! A. Rebenow
Peter Meyer
11:50 Uhr
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Zitat: "..ein emotional verhungertes «Gstabig>, das Sinnlichkeit nur in Sex und Erotik auslebt." oder "Von zehn Männern über 40 hat einer einen besten Freund, im Gegensatz zu den Frauen, wo neun eine beste Freundin haben.." (Kommt doch drauf an wie mans definiert!) exakt mit solcher Klischee-Verbreitung treiben Sie vorher normale Maenner in die Enge und somit die Arme der "Anti-Feministen-Taliban"
Werner Sugi
11:46 Uhr
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Dank solchen Frauen nimmt die Zahl der Hetero derart rasant ab...
Roger Baumer
11:46 Uhr
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Jammern, immer nur jammern! Die SVP-Seuche greift langsam zu weit... Vielleicht wären diese Herren in der Pfadi oder in einem Kloster besser aufgehoben als im richtigen Leben.
Ralf Eschweiler
11:39 Uhr
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Heutzutage im Zeitalter der Tagesschulen und Kinderkrippen können der alleinerziehende Mann / die alleinerziehende Frau zu 100% arbeiten. Man sollte endlich mit der Mär aufhören, die Kinder könnten nur ausreichend erzogen werden, wenn ein Elternteil zu Hause bleibt! Deshalb ist es nicht verständlich, dass vorwiegend die Frau bei einer Scheidung die Kinder zugesprochen bekommt.
Thomas Balmer
11:38 Uhr
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Frau Onken, war ihr Vater entteuscht, dass sie nicht als Sohn geboren worden sind? Und das hat er sie spüren lassen? Vielleicht haben sie darum ein gestörtes Verhältnis zu Männern.
Christian Dürig
11:36 Uhr
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Unser Zuhause ist die CH. Die Väter gehen alle arbeiten und die Probleme der Öffentlichkeit lösen die Ehefrauen im Bundeshaus. Männer, Frauen, Jugendliche müssen draussen bleiben. Bitte keine Einwände: Die Vertrauensbasis, die Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit ist garantiert. Es sind ja unsere Partner. Wir sind ja verheiratet und haben einen Bund. Wer das noch nicht hat, muss es zuerst nachholen.
christof litz
11:32 Uhr
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Wie ich als Mann zu einem entspannten Verhältnis zu Frauen kam. Solange ich denken kann habe ich eine Affinität zu Windeln, Gummihosen und zum in die Hosen machen. Dies als Mann anzunehmen war nicht leicht. Seit ich mich getraue, so bekleidet aus dem Haus zu gehen werde ich von Frauen oft mit einem fröhlichen Lachen beschenkt. Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber ein Ansatz.
Martin Kvasnicka
11:32 Uhr
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Und schon wieder eine "Fachfrau", die Männern sagt, was und vorallem wie sie es zu tun haben. Das kommt mir vor, als würde mir ein Vegetarier vorschreiben, wie ich mein Steak zu grillen habe. Ist das Thema nicht langsam ausgelutscht?
Marcel Zufferey
11:20 Uhr
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Auf jeden Fall wird man die Männer gesellschaftspolitisch nicht mehr länger aus dem Geschlechterdiskurs ausschliessen können, wie man das in den vergangenen 40 Jahren ganz gezielt- und mittels einseitiger Feindbilder (Mann = böse, Frau = gut) getan hat. Die Frauen sind heute weiter denn je von der Unschuldvermutung in allen Lebensbelangen entfernt - dank der Männerbewegung.
Markus Niederberger
11:14 Uhr
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Männer versuchen wieder und wieder mit Femnistinnen ins Gespräch zu kommen. Das geht aber von Seite der Hardcore-Feministinnen nur nach dem Motto "It's my way or the highway". Diese Bewegung hat einen Typ Frau gezüchtet, der im Elfenbeinturm lebt und die Welt und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern nur noch durch einen Zerrfilter wahrnimmt. Gegen *diesen* Feminismus wehren sich Männer.
Stefan Soffner
10:50 Uhr
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Wie sieht es mit den Männern / Frauen aus, die 100% Angestellt sind, 120% Arbeiten und am Abend nach der Arbeit das Abendessen vorbereiten, die Kinder ins Bett bringen und am Wochenende ein Familienvater sind? Was ist mit den Frauen /Männern, die als Alleinerziehende neben der Kinder- und Hausarbeit noch einem Job nachgehen und dabei auch erfolgreich sind?
Peter Gut
10:47 Uhr
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Die Antworten von Julia Onken finde ich grundsätzlich zutreffend. Die Individualisierung und Kurzfristigkeit hat ihren Preis. Nur in einem Punkt bin ich dezidiert nicht einverstanden. Bezüglich Familie sollen Frauen tatsächlich mehr Ahnung haben? Nein, das haben sie nicht! Sie gehen es einfach anders an! Genauso, wie sie ein Geschäft anders leiten, grundsätzlich nicht schlechter und nicht besser!
gesamter Thread:
- Tagesanzeiger reagiert! Kommentieren!!! -
Manhood,
16.09.2010, 14:33
- richtiger Link -
Statistiker,
16.09.2010, 14:39
- kT: Vielen Dank!!!
- Manhood, 16.09.2010, 15:59
- richtiger Link -
Kurti,
16.09.2010, 17:20
- kT: Vielen Dank!!!
- Findet das Anti-Feminismus-Treffen immer noch statt oder ist es abgesagt? -
Los Wochos,
16.09.2010, 14:52
- Wir kapitulieren bedingungslos!!! -
Manhood,
16.09.2010, 15:10
- Wir kapitulieren bedingungslos!!! -
Los Wochos,
16.09.2010, 16:01
- Wir kapitulieren bedingungslos!!! -
Manhood,
16.09.2010, 16:06
- Wir kapitulieren bedingungslos!!! -
Manhood,
16.09.2010, 16:06
- Wir kapitulieren bedingungslos!!! -
Los Wochos,
16.09.2010, 16:01
- Wir kapitulieren bedingungslos!!! -
Manhood,
16.09.2010, 15:10
- Die Olle is blöd! -
TMerten,
16.09.2010, 15:12
- Die Olle is blöd! -
Kokosnuss,
17.09.2010, 12:56
- Die Olle is blöd! -
Kokosnuss,
17.09.2010, 12:56
- Textsicherung + Kommentare -
Antifeminist (adaG),
16.09.2010, 15:43
- Weitere Kommentare + Kommentare, die zensiert werden -
Antifeminist (adaG),
16.09.2010, 15:53
- Ergänzung -
Antifeminist (adaG),
16.09.2010, 15:56
- Genetisch bedingt ? -
Deutschlehrer,
16.09.2010, 16:38
- Nix zu tun? Arbeitsloser Deutschlehrer? (kT)
- Frost, 16.09.2010, 17:20
- Nix zu tun? Arbeitsloser Deutschlehrer? (kT)
- Genetisch bedingt ? -
Deutschlehrer,
16.09.2010, 16:38
- Ergänzung -
Antifeminist (adaG),
16.09.2010, 15:56
- Weitere Kommentare + Kommentare, die zensiert werden -
Antifeminist (adaG),
16.09.2010, 15:53
- ZENSUR! ZENSUR! -
TMerten,
16.09.2010, 16:23
- Tagesanzeiger reagiert! Kommentieren!!! -
Oliver,
16.09.2010, 19:07
- welch Liebreiz in den weiblichen Mundwinkeln! ;-) -
Oliver,
17.09.2010, 09:05
- welch Liebreiz in den weiblichen Mundwinkeln! ;-) -
Oliver,
17.09.2010, 09:05
- richtiger Link -
Statistiker,
16.09.2010, 14:39