Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Roß und Reiter der 68-er Revolution - Eine Buchbesprechung

Chato, Thursday, 26.04.2007, 13:37 (vor 6182 Tagen) @ Lude

Wirfst du einen Kommunisten zur Tür hinaus, kommt er als Grüner durchs Fenster wieder herein.

...oder neuerdings auch als CDUFDPSPD durch den Kamin :-)

Oder in Gestalt eines "höheren Töchterchen" aus "gutbürgerlichem Hause" als hibbelige Hornissenkönigin im männerhassenden, lesbischen Gedöhnsministerium. Der einzige Mensch auf der Welt, bei dem ich mir wirklich völlig sicher bin, daß er hundertpro kein fellow traveller der trotzkistischen Kadernetze ist, ist der Papst. Aber sonst? Weiß man's wirklich? :-)

Im Ernst: Der Opportunismus aufgrund totalen Tugend- und Orientierungsausfalls ist so gut wie lückenlos geworden. Tugenden oder Orientierung selbst sind ja schon in sich anrüchig bzw. verpönt. "Der will was Gutes! I gitt! Wie kann man nur? Sowas gehört sich nicht! Das ist gegen die Freiheit!" Heute muß man nicht mehr extra Kommunist sein, um Kommunist zu sein. Heute heißt das nämlich nicht mehr so, sondern es heißt zum Beispiel "neu" oder "modern" oder "fortschrittlich" oder "Sachzwang" oder "demokratisch" oder... Es ist aber kommunistisch. Immer. Heute ist der Kommunismus nämlich kein Traum für die Zukunft mehr, sondern er ist Tatsache geworden: "Jeder nach seinen Fähigkeiten (also keinen) - jedem nach seinen Bedürfnissen (= grenzenlose Gier)".

Heute sind sogar die Manager der kapitalistischen Konzerne kommunistisch, ohne daß das jemand weiß. Nicht mal sie selbst - weil es nämlich egal geworden ist, wie etwas heißt oder was irgend jemand will oder nicht will. Man "kann" nur noch eines wollen! Und was? Das was alle wollen. Und warum? Weil es halt alle wollen. Wer was anderes will, hat einfach eine falsche Meinung. Und von der muß er sich sofort öffentlich distanzieren. Sonst kommt er am anderen Tag im Fernsehen. Und danach wird es ihn niemals gegeben haben, außer als dunkle Erinnerung an irgendeinen "Skandal", von dem aber keiner mehr etwas Genaues weiß. Wer sich nicht sofort von sich selbst distanziert, wenn alle (d.h. die Fernsehsender) es wollen, verstößt nämlich gegen die Meinungsfreiheit, die besagt, daß jeder das Recht hat, die richtige Meinung zu sagen. Und nur die. Weil die nämlich sein Recht ist!

Was übrig bleibt, ist keifende Erbsenzählerei und Radau um Pipifax und Gaga-Geschnatter unter all denen (also allen), die zwar alle die eine und einzige, richtige Meinung haben (also alle), aber halt nicht ganz genau dieselben Mosaiksteinchen aus dem einen und einzigen Bild der "Schönen Neuen Welt" haben "dürfen", sondern verschiedene. Prinzipielle Ablehnung des ganzen Mists - wo gibt es das denn noch? Fernsehen, Zeitungen, Radio, Regierung, Opposition, Parlamente, Verwaltungen, Behörden, Experten, Berater, Wähler... alle tragen ihr kleines Puzzlesteinchen zum Gesamtbild herum und warten darauf, wann auch sie es endlich ins große Glück einer völlig aufgeklärten Menschen-Brüder-Familie einbauen "dürfen".

Dann haben sie nämlich 100 Punkte. So sieht's aus!

Und wer verzichtet schon freiwillig auf 100 Punkte?

Nick


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