Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die armen Frauen ...

Garfield, Monday, 15.05.2006, 16:15 (vor 6528 Tagen) @ ChrisTine

Hallo Christine!

"Ich lese da heraus, daß die baltischen Staaten führend sind. Gibt es dort Feminismus in dem Ausmaße, wie es ihn bei uns gibt? Ich meine nein und von daher sollte man sich doch eher Gedanken darüber machen, das man die Gelder, die bei uns für Frauenförderung ausgegeben werden, doch wohl viel sinnvoller eingesetzen könnte."

Ein weiteres Beispiel dafür ist die arabische Welt. Angeblich werden Frauen dort ja gar furchtbar unterdrückt, und feministisch dominiert sind die dortigen Länder wirklich nicht. Interessanterweise liegt der Frauenanteil an den Universitäten in diesen Ländern aber üblicherweise sehr hoch. Auch im angeblich so frauenfeindlichen Iran studieren mehr Frauen als Männer.

Ich vermute allerdings, daß dies vor allem darauf zurück zu führen ist, daß Männern in der arabischen Welt noch viel stärker die Ernährer-Aufgabe zugewiesen wird. Ein junger Mann, der kein eigenes Haus und auch keine Eigentumswohnung hat, wird dort als Ehemann und Schwiegersohn oft gar nicht akzeptiert. Männer können so oft erst mit über 30 heiraten, so wie es früher in Europa auch war. Wenn nun ein junger Mann in eine Frau verliebt ist und sie heiraten möchte, dann muß er erst einmal Geld haben. Wenn er das nicht hat und es auch nicht von den Eltern bekommen kann, dann kann er nicht heiraten. Wenn er dann erst einmal jahrelang studiert, verdient er später vielleicht gut - aber dann ist die Frau längst mit jemand anderem verheiratet. Also studiert er nicht, sondern sucht sich einen Job, um möglichst schnell Geld zu verdienen. Junge Frauen dagegen können sich problemlos ein Studium leisten. Solange sie noch bei den Eltern wohnen, muß der Vater sie ernähren (in Ägypten kann eine unverheiratete Frau sogar die Rente des Vaters erben, wenn er stirbt), ist sie aber verheiratet, dann muß der Ehemann das tun. So können Frauen so lange studieren, wie sie wollen.

In Deutschland erreicht man einen ähnlichen Effekt durch Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem.

Allerdings gibt es noch einen Unterschied zwischen Deutschland und der arabischen Welt: Während hierzulande viele junge Frauen Fachrichtungen wie Germanistik, Literatur, Soziologie oder ähnliches studieren und naturwissenschaftliche und vor allem technische Fächer meiden, ist in arabischen Ländern der Frauenanteil in allen Fachrichtungen hoch, auch in Fächern wie Informatik.

Es gab dazu mal eine Studie (ich glaube von der OECD, ein Artikel dazu wurde mal im alten gelben Forum verlinkt). Die ergab ebenfalls, daß in der Türkei mehr junge Frauen Männerberufe erlernen als in Deutschland. Gleichzeitig stellte man auch einen Unterschied in den Schulsystemen fest. In Deutschland ist es so, daß die Schüler relativ viele Wahlmöglichkeiten haben. Sie können Fächer wählen und abwählen, sie können Fächer zu Leistungskursen ernennen usw. In Ländern wie der Türkei gibt es solche Wahl-Möglichkeiten kaum. Da muß jeder denselben Unterricht absolvieren. Auffällig war nun, daß die Mädchen überall dort, wo der Unterricht viele Möglichkeiten bietet, unbequeme Fächer für die Gesamtnote geringer werten zu lassen oder gar ganz abzuwählen, eher dazu neigen, sich für typischen Frauenberufe zu entscheiden. Dort, wo sie diesen unbequemen Fächern in der Schule jedoch nicht entgehen können, entscheiden sie sich auch häufiger für bisher typische Männerberufe.

Für Jungen scheint das keine große Rolle zu spielen - weil sie auch hierzulande generell mehr unter Druck stehen, später genug Geld heranschaffen zu müssen. So entscheiden sie sich dann eben für dementsprechende Jobs.

Es ist also ganz offensichtlich wirklich so, daß die teure "Frauenförderung" in Deutschland absolut kontraproduktiv ist und nur dazu dient, ein Heer von Berufsfeministinnen zu ernähren.

Freundliche Grüße
von Garfield


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