Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Alices Totenkopf

Chato, Monday, 20.08.2007, 10:57 (vor 6066 Tagen) @ adler

Guten Morgen, lieber Adler!

Leider ist es so, daß die Vernunft lange keine Chance hat gehört zu werden, wenn eine Ideologie,
ein Wahnsinn die Macht ergreift. Seht euch nur mal die Naziführer an, all diese hühnenhaften,
blonden Germanen. Allein durch bloßes hingucken, da hätte es gar keinen Verstand gebraucht,
müßte klar geworden sein, daß die einen für blöd verkaufen.

Das war vielen Leuten durchaus klar. In meiner Familie zum Beispiel wurden viele (mit Vorliebe natürlich die selbst hergestellten) Witze aus der Nazi-Zeit weitergegeben. Sobald irgendwo ein neuer aufkam, der zur aktuellen Lage oder zum laufenden Propagandageschmarre paßte, verbreitete er sich in Nullkommanix im Reich, Freiburg - Königsberg in zwei bis drei Tagen war wohl Durchschnitt.

Einer davon ging so, passend zu deiner Bemerkung: "Schlank wie Göring, groß wie Goebbels, blond wie Hitler!" So ein Zeug wurde ziemlich offen herumerzählt und manche machten sich geradezu ihren Spaß und eine Art Volkssport daraus, damit genau dann anzufangen, wenn ein ortsbekannter Nazi den Raum betrat. Der war dann nämlich in der peinlichen Klemme, entweder protestierend aufzutrumpfen und damit hinter den Spruch noch sein Ausrufezeichen zu setzen, oder lieber die Klappe zu halten, schon um es sich mit seinen Nachbarn nicht zu verderben.

Die Gestapo hat regelmäßig Berichte über solche Witzchen und Sprüchlein und über die Stimmung im Volke nach oben an Goebbels weitergemeldet. Passiert ist meistens nichts, wenn's eine gewisse Subtilitätsschwelle nicht überschritt. Die brauchten die Leute schließlich noch für ihren Krieg und für ihre Volksgemeinschaft und so. Ich glaube, wenn sie alle ins KZ gesteckt hätten, die sich mal in trauter Runde über die Nazis lustig gemacht haben, wäre der Zweite Weltkrieg ausgefallen.

Das heimtückische dabei ist, daß Ideologien, wenn sie die Bühne betreten alle auch ein Körnchen
Wahrheit enthalten. Damit treten sie an. Und wenn dieses Körnchen einen Trend erwischt, haben sie
Erfolg. Sie bekommen dann eine wachsende Zahl von Mitläufern, die sich angesprochen fühlen und
lauthals mitschreien. Sie schreien so laut, daß all die anderen, die nur zufrieden und träge vor sich
hinleben wollen, gar nicht mehr gehört werden mit ihren kleinlauten Zweifeln. Dann hat die Ideologie
die Meinungshoheit. Jetzt kann sie den Kokon Vernunft abwerfen, mit dem sie angetreten ist.
Zweifel dürfen erst nicht mehr gehört (veröffentlicht) und später auch nicht mehr gesagt werden.
Die zweifelnde Vernunft wird mundtot gemacht, ein Wahn regiert das Land und die Wahrheit
bleibt auf der Strecke. Jedenfalls für lange Zeit.

Genau so läuft das ab, ja. Was freilich völlig anders ist, als bei Adolf Nazi oder bei den Kommis: heute glauben die Leute tatsächlich an den Scheiß, während seinerzeit der Irrsinn vielen voll bewußt war, aber eben von einer bestimmten Renitenzstufe an aufwärts lebensgefährlich wurde. Heute hingegen sorgen das Fernsehen und die anderen Medien dafür, daß sowieso alle dasselbe meinen und finden und sich dabei ganz frei und informiert fühlen. Jeder darf schließlich sagen, was er will! Deshalb braucht man heute keine Gestapo und keine KZ's. Die Leute dürfen sagen, was sie wollen, weil es ja sowieso bei allen dasselbe ist. Geistreiche, oppositionelle Milieus wie früher gibt es heute ja fast nicht mehr, weil die meisten derart "pluralisiert" sind, daß sie bloß noch aus sich selber und ihre Götzenkiste bestehen und das für das Schlaraffenland der Meinungsfreiheit halten. Einen derart durchgängigen Verblödungs- und Gleichheitsgrad, wie er heute eingetreten ist, gab es damals nicht! Ich halte diesen Unterschied für sehr wesentlich, und zwar dramatisch zu unseren Ungunsten.

Jetzt dürfen diejenigen, welche noch sehen nicht aufgeben. Sie müssen die Wahrheit immer und immer
wieder sagen, damit diejenigen, welche sie noch besitzen nicht ganz entmutigt werden. Das ist die
einzige Chance auf Heilung, die einzig mögliche Therapieform für eine an sich kranke Gesellschaft.
Und sie wird, wenn wir uns nicht entmutigen lassen, bei manchen sehe ich Anzeichen, Erfolg
haben. Der Wahrheit besitzt nämlich eine eigen innere Kraft, welche die DemagogInnen nicht haben.
Ihre nach außen wirkende Kraft ist die Aufklärung. Auch wenn sie immer wieder lange gegen eine
Wand fährt, jedem individuellen und sozialen System wohnen Selbstheilungskräfte inne. Es liegt an uns,
diese zu stärken, indem wir nicht aufhören die Wahrheit zu sagen, auch wenn wir ver-rückt sind innerhalb
eines wahnsinnigen Systems.

Ich denke, daß es die Wahrheit heutzutage viel schwerer hat als in den diktatorischen Totalitarismen des vorigen Jahrhunderts, denn die Frage, ob überhaupt eine objektive Wahrheit als solche existiert, wird ja von einer Mehrheit inzwischen verneint. Die Seuche des Relativismus ist zur Epidemie geworden! Frag doch mal hier im Forum, wer noch begründet davon überzeugt ist, daß es eine objektive Wahrheit gibt, die nicht zufällig mit der eigenen "persönlichen Meinung" identisch ist, sondern unabhängig von seinem Dafürhalten und dem Grad seiner persönlichen Einsichtsfähigkeit existiert. Heute hält sich jeder Trottel für Gott und meint gewissermaßen, die Welt erschaffen zu haben, oder daß er es wenigstens hätte tun können, wenn man ihn bloß rangelassen hätte. Gott und Scheiße ist ja ungefähr dasselbe geworden - sehr zum Nachteil derer, die das glauben, aber sie wissen es halt nicht mehr.

In den meisten Debatten, nicht nur bei denen in der Glotze, geht es doch gar nicht mehr darum, was stimmt und was nicht, sondern darum, wer "Recht behält". Es geht um "Mehrheit" an und für sich als "Wahrheitsinstanz" und nicht darum, was diese Mehrheit denn nun für wahr hält und ob das auch wirklich stimmt. Um Mehrheiten wird deshalb "gekämpft" wie um's Fressen beim Vieh, also mit Stimmungen und Emotionen. Es geht um narzißtische Eitelkeiten und öffentlichen Applaus. Wer Applaus erhält, hat recht, wer nicht, der liegt falsch. Wer sich hinzustellen wagt und für seine Ansichten ganz ernsthaft den Anspruch auf Wahrheit erhebt, der gilt allein dieses Anspruches wegen als "intolerant, dogmatisch und totalitär", erst recht dann, wenn er sich erdreisten sollte, seine Ansichten argumentativ zu begründen, denn das ist dann ein "Zwang", der die "Pluralität der Meinungen" einschränkt und diejenigen "unterdrückt", die "eine andere Meinung haben". So geistlos geht's doch inzwischen zu. Das lernen die doch jetzt so in der Schule, und in der Götzenkiste sowieso.

Bei einem derart dämlichen Gesocks braucht es natürlich keine Gestapo mehr und kein MfS. Der heutige Totalitarismus ist völlig anders, als die früheren Formen. Er ist auf's Äußerste perfektioniert und sagenhaft subtil, weil er alle Maßstäbe aufgelöst bzw. wirksam neutralisiert und kaltgestellt hat. Er kann sich die "Freiheit" erlauben, weil er nicht mehr außen, sondern innen angesiedelt ist, in den glaubens- und bindungslosen Seelen selbst, die sich "ihre freie Meinung" vermeintlich "selber bilden", aber dafür keine Wirklichkeit mehr zur Verfügung haben, sondern bloß noch die mediale Simulation einer sogenannten Welt. "Beziehungen" (schon dieses Wort!) werden zum Beispiel im Fernsehen als Blaupause vorgelebt und dann von infantilen Leuten jeglichen Alters irgendwie nachgelebt, bis es zum unvermeidlichen Bruch kommt. Familien, in denen man sowas menschlich lernt, wurden ja entmachtet und millionenfach bewußt zerstört, unter tätiger Mithilfe von verdummten Meinungssklaven beiderlei Geschlechts. Für immer mehr Menschen gibt es schlicht und einfach keine Wirklichkeit mehr, Adler, sondern nur noch mediale Simulationen von synthetischen Kunstwelten für die singuläre Menschenmonaden. Sogar die Natur gibt es für viele bloß noch im Fernsehen!

Gleichwohl, du hast dennoch Recht: am Ende siegt die Wahrheit trotzdem! Bloß werden das wohl viele leider nicht mehr erleben, weil sie vorher in irgendeinem der kommenden Zusammenbrüche hilflos draufgehen, ohne überhaupt zu schnallen, wieso ihre gewohnte Welt auf einmal einfach weg ist. So trist diese Aussichten auch sein mögen, es bleibt als Ausweg menschlich nur das übrig, was Rudyard Kipling in einem Gedicht mit dem Titel "If" folgendermaßen ausgedrückt hat:

If you can keep your head when all about you
Are losing theirs and blaming it on you;
If you can trust yourself when all men doubt you,
But make allowance for their doubting too;
If you can wait and not be tired by waiting,
Or, being lied about, don't deal in lies,
Or, being hated, don't give way to hating,
And yet don't look too good, nor talk too wise;
If you can dream - and not make dreams your master;
If you can think - and not make thoughts your aim;
If you can meet with triumph and disaster
And treat those two imposters just the same;
If you can bear to hear the truth you've spoken
Twisted by knaves to make a trap for fools,
Or watch the things you gave your life to broken,
And stoop and build 'em up with wornout tools;
If you can make one heap of all your winnings
And risk it on one turn of pitch-and-toss,
And lose, and start again at your beginnings
And never breath a word about your loss;
If you can force your heart and nerve and sinew
To serve your turn long after they are gone,
And so hold on when there is nothing in you
Except the Will which says to them: "Hold on";
If you can talk with crowds and keep your virtue,
Or walk with kings - nor lose the common touch;
If neither foes nor loving friends can hurt you;
If all men count with you, but none too much;
If you can fill the unforgiving minute
With sixty seconds' worth of distance run -
Yours is the Earth and everything that's in it,
And - which is more - you'll be a Man my son!

Rudyard Kipling
Rewards and Fairies
(1909)

Meine Übersetzung:

Wenn du den Verstand behältst und alle ander'n
ihn verlieren und dich tadeln: "Du bist schuld!";
wenn niemand dir mehr, nur du selber dir vertraust
und du die Zweifel mit Geduld ertragen kannst;
wenn du, nicht müde werdend, warten kannst,
und die, die dich belügen nicht mit Lügen,
die dich hassen nicht mit Haß bestrafst
und dich trotz Weisheit nicht zu weise gibst;
wenn du dich nicht verlierst in deinen Träumen
und dein Denken nicht sein eigner Zweck wird,
wenn Triumph und Niederlage für dich Eins sind
und du diese zwei Betrüger gleich willkommen heißt;
wenn du die Worte, die du mal gesprochen
aus Narrenmäulern umgedreht vernimmst
und siehst dein Lebenswerk vor dir zerbrochen
und niederkniest, wenn du es neu beginnst;
wenn du auf eine Karte alles setztest
und nicht traurig wirst, wenn du verlierst
und noch einmal von vorn beginnst
und schweigst, was du dabei riskierst;
wenn du dein Herz bezwingst und alle Sinne
nur das tun läßt, was du von dir verlangst,
selbst wenn es drinnen nichts mehr gibt,
als deinen Willen, der dir sagt: "Du kannst!";
wenn in der Menge du bei dir bleibst
und den König wie den Bettler ehrst,
nicht Feind noch Freund dich treffen können
aber immer mit dir rechnen sollten;
wenn du in unverzeihlicher Minute
sechzig Sekunden lang verzeihen kannst:
Dann ist die Welt und alles was darin ist dein,
und was noch mehr ist - dann bist du ein Mensch, mein Sohn!

Die Ursache dafür fand ich bisher bloß im kollektiven Ausnutzen männlich- instinkt- und triebhaften
Verhaltens für die eigenen Zwecke. Denn das haben sie uns voraus, daß sie über sich, ihr instinkthaftes
Handeln und ihre gesellschaftliche Rolle, die sie damit spielte hinterfragt hat. Sie haben anscheinend
ihren Kant nicht nur gelesen, sondern ihn auch verstanden und für sich nutzbar gemacht.

Das sehe ich genau umgekehrt. Die sozialistischen Theoretiker hatten Kant natürlich gelesen, aber die Feministinnen, die von ihnen erdacht und politisch hergestellt worden sind, haben Kant bestimmt nicht gelesen, denn wenn sie's getan hätten, hätten sie ihn sowieso nicht verstehen können. Ich halte den vulgären Prol-Feminismus, wie er in weiblichen Gehirnen üblicherweise stattfindet, für eine rein instinkthafte Angelegenheit, ein dumpfes, ungeistiges "Fühlen", ein hühnerhaufenartiges "Zusammenfühlen" ohne Sinn und Verstand, das vom vorübergehend überreichen Freßangebot für Hühner herrührt. Sobald dieses Futter ausbleibt, endet das schlagartig.

Der Fehler liegt bei den Männern, die keine mehr sind und nun selber so instinkthaft geworden sind, wie es die Weiber im Durchschnitt schon immer waren. Sexualität wird nicht mehr sublimiert, schon der Gedanke ist ja fast undenkbar geworden, sondern es geht wie beim Vieh um's Ficken. Dann braucht's doch keinen zu wundern, wenn das von den weiblichen Instinktprofis instinktiv ausgenutzt wird. Für's Fickerchen haben sich so viele Männer selber zum Affen gemacht, anstatt sich Höheres zu erobern und den Sex, der dann nicht mehr diese Überwertigkeit hätte, dazuzunehmen. Aber woher hätten sie es denn auch lernen sollen bei der zuvor eingetretenen Vaterlosigkeit?

Solange es den Männern nicht auch gelingt, über sich nachzudenken, werden sie immer wieder
gegen die gläserne Wand ihrer Instinkthaftigkeit knallen. Das Kindchenschema läßt immer nur ein
engelhaftes Wesen erkennen. Es die eigentliche Ursache dafür Frauen in Watte zu packen, nichts
bößes von ihnen zu erwarten und jede Untat verstehen und verzeihen zu wollen.

Diese angeborenen Verhaltensweisen sind an sich etwas Gutes und Natürliches, aber sie sind es nur im Kontext der Partnerwahl mit anschließender, fester Bindung. Danach sollte Mann eigentlich darüber hinaus sein und die Sache gelassen von oben betrachten, anstatt von unten. Was aufgegeben worden ist, ist der kulturelle Rahmen, in dem das sinnhaft ist als eine Reifestufe, die danach transzendiert wird. Wer bis ins Greisenalter hinein hinter "Kindchenschemata" herrennt, weil er selber nicht viel reifer geworden ist, der verhält sich natürlich auch entsprechend und lernt sein Lebtag nicht, was danach eigentlich folgt. Das ist kein Vorwurf an Individuen, aber ein Urteil über die Folgen von Vaterschwäche und Materialismus. Die Heilung besteht weniger im "Nachdenken", als im Nachreifen - bei denen jedenfalls, die zu solcher Einsicht überhaupt noch fähig sind - und der Rekonstruktion einer patriarchal geordneten Gesellschaft, in der wieder der Geist wichtiger ist, als der Trieb und seine Befriedigung. Alles für die meisten undenkbar geworden, ich weiß...

Und wenn frau dann diese Maske der Hilflosigkeit, diesen Auslöser für Ritterlichkeit, Galanterie
und Beschützerinstinkt fallen läßt, dann ist mann überrumpelt und kann nur noch dastehen, staunend,
verblüfft, mit offenem Mund. Er hat nur eine Chance, dem Frauenwahn, der sich über das Land
gelegt hat zu begegnen, wenn er endlich auch über sich nachdenkt, seiner Instinkthaftigkeit und der
Rolle, die er damit spielt bewußt wird.

Die Frage ist, wie Mann erwachsen werden soll, wenn Mann das nicht mehr lernen kann, weil es fast keine Vorbilder mehr dafür gibt. Feminismus ist gewissermaßen die destruktive Parasitenbesiedlung einer freigewordenen Ökonische. Wenn die wieder richtig besiedelt ist, verschwinden die Parasiten von selbst. Andernfalls werden sie nur dadurch verschwinden, daß alles und jeder an diesen Parasiten abkratzt. Die Lage ist also sehr ernst und erfordert weit mehr Arbeit an sich selbst, als "politischen Kampf", noch dazu unter Bedingungen des gegenwärtigen Zeitgeistes. Bloß, wer will das? Und wer tut es dann auch, fängt ganz von unten an und hält durch, bis er wieder oben ist... oder die Söhne... oder die Enkel? Da braucht es mehr als "Theorien".

Es wird diejenigen unfehlbar geben, die es tun. Die Frage ist bloß, wie viele das sind.

Gruß vom
Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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