Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Absolut zynisch.

Maesi, Wednesday, 22.08.2007, 02:31 (vor 6064 Tagen) @ Flint

Hallo Flint

Beschluss: Lebensschutz ist "sozialethisch desorientierend"

- Pressemeldung zur Indizierung von babycaust.de -

(Kirche zum Mitreden, 17.05.2007)

Die "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM)" hat die
Internetseite des
Lebensschützers Klaus Günter Annen
indiziert, d.h. in die Liste
jugendgefährdender Medien aufgenommen. Die Folge der Indizierung:
"Indizierte Medien dürfen weder beworben noch Kindern und Jugendlichen
zugänglich gemacht werden. Sie dürfen nicht an Kiosken oder im
Versandhandel verkauft und nicht im Rundfunk und Fernsehen gesendet
werden" (BPjM, Wegweiser Jugendmedienschutz, Bonn 2005).
Die BPjM behauptet, Kinder und Jugendliche würden durch Annens Seite eine
Gefährdung erleiden; insbesondere eine Gefährdung ihrer Entwicklung zur
Verantwortlichkeit sei zu befürchten. Kinder und Jugendliche würden durch
die Internet-Informationen verroht, die Bilder förderten Sadismus,
Gewalttätigkeit, Hinterlist und gemeine Schadensfreude. Sozialethisch
desorientierend sei bereits die Wortschöpfung "Babycaust".

Eines von mehreren Wahrheitsministerien hat gesprochen. Zweifellos ist Annens Website schwere Kost; das liegt in der Natur der Sache, denn die massenhaft durchgefuehrte Toetung von ungeborenen Kindern selbst ist sozialethisch desorientierend und nicht etwa die ungeschminkte Berichterstattung darueber. Aber es liegt ebenfalls in der Natur eines Wahrheitsministeriums, dass es diesem nicht um die Wahrheit an sich geht, sondern die ideologisch erwuenschte 'Wahrheit' vom betreffenden Ministerium definiert wird. Deshalb soll die ungeliebte Wahrheit zensiert werden, denn die steht offensichtlich im Widerspruch zur ministerial protegierten 'Wahrheit', sonst muesste man die Website ja gar nicht indizieren.

Seitens der katholischen Kirche wird hiermit zum Beschluss der BPjM
öffentlich erklärt: Der Beschluss ist objektiv nichtig und erfüllt u.a.
den Straftatbestand der Verleumdung. Die Ausführungen der BPjM sind
sozialethisch desorientierend und müssen als solche strengstens verurteilt
werden.

Klare Worte. Die Wahrheit kann nie sozialethisch desorientierend sein. Es sei denn, die Sozietaet (also die Gesellschaft) waere schon derart der Unwahrheit und Unethik anheimgefallen, dass die Wahrheit und die Ethik als verstoerend empfunden werden. Die Verlautbarungen des BPjM zeigen IMHO recht deutlich, wie weit wir schon gekommen sind, wenn es 'ethisch' ist, die Wahrheit zu zensieren.

Im einzelnen: Es ist richtig, dass Annen Bilder und Texte veröffentlicht,
aus denen der verbrecherische Charakter der Abtreibung klar erhellt.
Angesichts von ca. 300.000 Abtreibungen pro Jahr allein in Deutschland ist
es allerdings unleugbar notwendig, der Gesellschaft den Spiegel
vorzuhalten. Die Kinder sind bereits im Mutterleib Menschen, und das eben
nicht bloß hinsichtlich der - objektiv entscheidenden - Erbinformationen,
die sofort bei der Befruchtung endgültig festgelegt sind; es bilden sich
schon früh die Gliedmaßen aus, d.h. auch das äußere Erscheinungsbild ist
sehr früh das eines Menschen. Vor dieser einfachen Tatsache möchte die BRD
die Augen verschließen - gerne auch gewaltsam z.B. durch Indizierung.

Volle Zustimmung

Zugegebenermaßen ist es richtig, dass die BRD endgültig entschieden hat,
dass Menschen im Mutterleib keine Menschen sind; wer also Menschen im
Mutterleib trotzdem als Menschen bezeichnet, muss mit langen
Gefängnisstrafen rechnen. Nur stellt sich dabei die Frage: Was kann die
BRD dann ernsthaft gegen Bilder von abgetriebenen Menschen haben? Diese
sind ja nach dem höchsteigenen unanfechtbaren Beschluss der BRD keine
Menschen, folglich können auch diese Bilder ja nur Bilder von
"nichtmenschlichem Material" sein. Natürlich fragt sich dann auch, wogegen
sich die angeblich von Annen geförderten "Sadismus, Gewalttätigkeit,
Hinterlist und gemeine Schadensfreude" überhaupt richten sollen, wenn es
sich doch nur um "nichtmenschliches Material" handelt, das durch einen
"medizinischen Eingriff" aus der Frau entfernt wurde.

Die Behauptung, dass ein Mensch im Mutterleib kein Mensch sei, ist naturwissenschaftlich voellig unhaltbar. Alle, die solcherlei behaupten, ziehen sich in der Folge entweder auf juristische Spezialdefinitionen (Leibesfrucht) zurueck oder benutzen biologische Termini (Embryo/Foetus), die zwar tatsaechlich so in der Naturwissenschaft verwendet werden, aber eben keineswegs die Nichtmenschlichkeit implizieren sondern nur bestimmte Entwicklungsstufen bezeichnen, die Menschen und viele Tiere durchlaufen. Wer so argumentiert, zeigt somit lediglich, dass er von Biologie absolut keine Ahnung hat.

Aber die naturwissenschaftliche Tatsache, dass der Embryo/Foetus im Mutterleib selbstverstaendlich ein Mensch und nicht etwa ein Fisch, eine Raupe oder ein Haselstrauch ist, ist ja lediglich die eine und IMHO eher unbedeutendere Seite der Medaille. Die andere Seite ist jene, was wir dem kleinen Menschen durch dessen Toetung antun. Wir stehlen ihm saemtliche Entwicklungs- und Entfaltungsmoeglichkeiten; wir nehmen ihm alles weg, was er als geborener Mensch haette tun und empfinden koennen. Kurzum: wir sprechen ihm seine Lebensberechtigung grundsaetzlich ab. Diese unwiderlegbare Wahrheit ist es, die viele derart verstoert, dass sie sich in ein Gewirr von Unwahrheiten und Euphemismen fluechten muessen, weil sie sie anders offenbar nicht ertragen koennen. Dem verstoerenden Charakter, den die Wahrheit fuer all jene beinhaltet, die sich konsequent selbst beluegen, traegt das Wahrheitsministerium BPjM nun mit seinen Zensurambitionen Rechnung. Es gibt nur wenige Abtreibungsbefuerworter, die den Schneid haben, hinzustehen und zu sagen: 'Ja, wir toeten seit ueber 30 Jahren jedes Jahr ohne Not weit ueber 100'000 ungeborene Menschen allein in Deutschland'; diese Zahlen kann jeder, der noch lesen kann, beim Statistischen Bundesamt nachlesen. Dass diese Toetungsakte haeufig noch von den Krankenkassen finanziert werden, setzt dem ganzen die Krone des Zynismus auf.

Was nun Annens Wortschöpfung "Babycaust" betrifft, so ist dieser Begriff
in der Tat seit Jahren zahlreichen öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt.
Zunächst muss natürlich klargestellt sein, dass dieser Begriff, der ganz
bewusst in Anlehnung an "Holocaust" formuliert wurde, nicht die
Abtreibungsverbrechen verharmlosen soll. Das wurde seitens der
katholischen Kirche in zahlreichen öffentlichen Schreiben, die oft sogar
noch zusätzlich direkt an konkrete Ministerien und Gerichte verschickt
wurden und immer unwidersprochen geblieben sind, nachdrücklich erklärt.
Seitens der katholischen Kirche wird uneingeschränkt zugegeben, dass
allein in der BRD weitaus mehr Menschen durch Abtreibung ermordet wurden,
als Menschen in sämtlichen nationalsozialistischen Konzentrationslagern
zusammen auf irgendeine Weise ermordet wurden. Es wird auch
uneingeschränkt zugegeben, dass die Abtreibung niemals Verbrecher trifft,
während in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern durchaus auch
echte Verbrecher untergebracht waren. Es wird zudem uneingeschränkt
zugegeben, dass die Kinder der Abtreibung praktisch nicht entkommen
können, während viele Häftlinge nationalsozialistischer
Konzentrationslager eindeutig die Möglichkeit gehabt hatten, etwa vorher
durch Auswanderung oder sogar im Lager noch durch Flucht dem Terror zu
entkommen, und dass insbesondere sehr viele den Lageraufenthalt überlebt
haben. Die Wortschöpfung "Babycaust" dient vielmehr dazu, ein Unrecht
möglichst einprägsam dadurch zu thematisieren, indem sie an ein anderes,
derzeit zweifellos in der Bevölkerung hinsichtlich der Vokabel relativ
bekanntes Unrecht wie die nationalsozialistische Judenverfolgung erinnert.
Deshalb ist der Begriff auch legitim und kann nicht verboten werden.

Astreine Argumentation. Der Begriff Babycaust mag dem einen oder anderen unangemessen erscheinen. Massenmord ist es auf jeden Fall, was da praktiziert wird. Wem der Inhalt wichtiger ist als die Etikettierung, der wird sich an solchen Bezeichnungen ohnehin kaum stossen. Etikettierungen kommen und gehen, wie's der Zeitgeist gerade will; das Faktum des Massenmordes bleibt.

Nach all dem bleibt die Frage, inwiefern Lebensschutz dann "die
Entwicklung zur Verantwortlichkeit gefährden" kann. Die Lösung liegt - wie
so oft - in einer völligen Verdrehung der Begriffe. So wie Unrecht als
Recht, so wie Unmoral als Moral, so wie Unmenschlichkeit als
Menschlichkeit ausgegeben wird, so wird nun Unverantwortlichkeit als
Verantwortlichkeit ausgegeben.

Die typischen Methoden eines Wahrheitsministeriums eben...

Gegen die BPjM wurde heute seitens der katholischen Kirche Strafanzeige
wegen Verleumdung und Volksverhetzung erstattet.

Ob's was nuetzt, wird sich zeigen. Dass viele Advokaten in Wort- und Sinnverdrehungen ebenso geuebt sind wie die Leute vom Wahrheitsministerium, war bereits in der Antike bekannt; die Sophisten im alten Griechenland erlangten nicht zuletzt auch deshalb einen schlechten Ruf, weil manche von ihnen angehende Juristen in der Kunst der Rabulistik unterwiesen - gegen Geld versteht sich. Insofern erhoffe ich nicht allzuviel von dieser Anzeige. Und der Volksverhetzungsparagraph gehoert ohnehin schon laengst abgeschafft.

Das Abtreibungsproblem laesst sich IMHO weder politisch noch juristisch loesen sondern vielmehr nur auf einer individuell-ethischen Ebene. Die Gesamtheit der Menschen (die Gesellschaft) wird dann aufgrund der einzelnen ethischen Auseinandersetzungen, denen sich die Individuen gestellt haben, eine ihr entsprechende politische/juristische Form geben, die wiederum Aussagen ueber die ethische Verfassung ebendieser Gesellschaft erlaubt. Wer partout abtreiben will, die wird immer auch jemanden finden, der es fuer sie tut. Wer aber ohne zwingende Indikation abtreibt, der soll auch klipp und klar gesagt werden, was sie da tut: sie begeht naemlich einen Mord und laedt dementsprechend Schuld auf sich; daran aendern auch politisch-juristische Umdefinitionen des ethischen Begriffs 'Mord' nichts, die Untat bleibt nichtsdestotrotz dieselbe. Moeglicherweise faengt die betroffene Frau dann an, nicht bloss ueber ihre eigene Befindlichkeit nachzudenken sondern auch darueber, was das fuer das Kind bedeutet - das nennt man dann Mitgefuehl. Das ist aber das Wesen eines echten Liberalismus: sich Gedanken machen ueber die eigene individuelle Verantwortung. Es faengt alles mit diesem Nachdenken an...

Gruss

Maesi


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