Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Pille für den Mann - pff

XRay, Tuesday, 16.05.2006, 13:02 (vor 6526 Tagen) @ Stadtmensch

Hi Folks,

Zunächst habe ich mich gefragt, ob die Markteinführung der Pille für die
Frau in den 1960ern denn überhaupt etwas anderes ausgelöst hat als den
Pillenknick. Ist die Pille für die heutigen, veränderten
Geschlechterverhältnisse verantwortlich? War sie ein zentrales Thema oder
ein Motor der Emanzipation? Ich habe da meine Zweifel. Der Pillenknick ist
unbestreitbar passiert, aber abgesehen von der Tatsache, dass er existiert,
finde ich nicht viel von dem wieder, was der Pille einst angedichtet wurde.
Sie sollte ja die Droge der modernen Zeit werden, sexuell befreite Menschen
kreieren, Sexualität aus dem Muff von moralinsauren Verboten und
Restriktionen holen. Die Aussichten auf sexuell selbstbestimmte Menschen
wurden in leuchtenden Farben auf die gesellschaftliche Leinwand gemalt -
als kulturelle Befreiung insgesamt. Das alles ist (wie wir wissen) nicht
passiert, die Geschlechterverhältnisse sind scheinbar komplizierter denn
je. Von dieser Warte aus betrachtet, wird sich am Geschlechterverhältnis
(also am Verhältnis, wie miteinander umgegangen wird) wahrscheinlich
aufgrund der Einführung der Pille für den Mann wohl eher wenig ändern,
denn hierzu gibt es keine plausible Erfahrung aus der Vergangenheit.

Man darf auch nicht vergessen: Das Vorrecht, in bestehenden
Partnerschaften den sexuellen Rhythmus und die erotische Erlebnisqualität
zu dominieren, hatten die Frauen schon vor der Pille und sie haben dieses
Vorrecht immer noch (was übrigens immer wieder zu extrem langweiligem
Herumgerutsche führt). Auch darauf hat die Pille kaum einen Einfluss.
Sexualität wurde (und wird) häufig von Frauen als Druckmittel benutzt (das
Wort "Waffe" habe ich gerade gelöscht), um ihre Interessen in
Partnerschaften durchzusetzen. Die Frauen wären schön blöd, wenn sie so
einen Hebel aus der Hand legen würden. Deshalb allein ist der Gedanke
"mehr Pille = mehr Vögeln = zufriedenere Sexualbeziehungen" irreführend,
weil er nicht der Strategie in gewöhnlichen Beziehungen entspricht. Leider
ist es ja so, dass "gewöhnliche Beziehungen" die Masse der Beziehungen
darstellt und gerade viele Männer solche Grundprinzipien gedankenlos
akzeptieren. Wir im Forum dürfen uns durchaus als Exoten fühlen. Ich
glaube, die "Veränderungen", die wir erlebt haben und möglicherweise
erleben werden, spielen sich auf ganz anderen Ebenen ab als auf dieser
etwas medizinisch-staubtrockenen Ebene rund um das Thema "Pille für den
Mann/die Frau".

Noch ein letzter Gedanke: Wer ist eigentlich bereit, sich über Jahre und
Jahrzehnte (Männer können ihr Leben lang zeugen) solche Cocktails
einzufahren? Dass manche Frauen die Pille über Jahre nehmen, finde ich
schon beschissen; weshalb sollte ich das also bei Männern akzeptabel
finden? Außer ein paar Gedankenspielen, wie man mal den Spieß umdrehen
könnte beim Thema Familienplanung, finde ich nichts Attraktives daran. Das
hat für mich aber eher kaberettistischen Charakter als dass es was mit
Partnerschaft zu tun hätte. Für pharmazeutische Spielchen mit ungewissen
Langzeiteffekten wäre mir der Einsatz zu hoch und meine Freude an meiner
"Selbstbestimmung als Mann" zu niedrig; schließlich kann man diesen Gag
"Ätsch Baby, ich nehme aber die Pille!" nur einmal pro Beziehung bringen.
Danach ist man sie los, die Beziehung. Und dann wieder neu losziehen und
den Rosenlieferanten machen? Also nö, ich weiß meine Zeit besser zu
verplempern.

Gruß
Stadtmensch

--------
also mal ernsthaft. Wenn ich mir die Entwicklung der "Pille" für den Mann ansehe, dann frag ich mich mitunter, ob man da nicht manchmal unbedingt Pharmazie haben will. Da gibt es Methoden, da muß irgendwas unter die Haut implantiert werden und zusätzlich noch eine Spritze, also größere Hämmer. Schon irgendwie intressant, daß man das ganze dann noch "Pille" nennt. Ich denk halt, daß man vielleicht kleine mechanische Geräte bauen könnte, eine Art Ventil, das eine Unterbindung der Samenleiter nach Bedarf möglich machte.
Bei Erektionshilfen ist man da kreativer. Vielleicht fehlt für sowas auch nur der Markt. Aber wenn er da fehlt, dann erst recht für die Pille, die keine ist.


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