Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Die Dominette" - Martina Bortolani

adler, Kurpfalz, Sunday, 11.05.2008, 23:20 (vor 5837 Tagen) @ Lustig

Bei meinen Streifzügen durchs Netz stieß ich bei -> Arne auf diesen Begriff. Der link zur "Schweizer Sonntagszeitung" führt inzwischen leider ins Leere.

Schon der Begriff der "Dominette" ist es wert, diesen Artikel der Onlinewelt zu erhalten.

Er beschreibt aber auch sehr schön das unsägliche Geschlechterverhältnis, welches der Feminismus in natürlicher Symbiose mit weiblicher Egozentriertheit und männlicher Unterwerfungslust hervorgebracht hat und bietet zudem Erklärungsversuche.

Er paßt nun hier ganz vorzüglich als Antwort und gibt mir somit die Gelegenheit dazu [Hervorhebungen von mir].

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AW: schöne grüsse aus zürich
Von: "Bortolani Martina"
25.04.08 20:44:05 Uhr

die rechte liegen bei der sonntagszeitung und bei mir.
wenn sie das copyright vermerken, dürfen sie gerne veröffentlichen in ihren forum
beste grüsse
martina bortolani
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© SonntagsZeitung; 16.10.2005; Seite 91
Trend

AUSSEN ADRETT, INNEN DOMINA
Die Dominetten zicken, nörgeln und lassen den Mann nach ihrer Pfeife tanzen
Von Martina Bortolani

Die Party verläuft perfekt. Die Gäste stehen im langen Jugendstilgang herum, trinken, reden, lachen. Man taucht in gelassener Heiterkeit langsam ins Wochenende ein, die Stimmung ist entspannt. Bis sie kommen. Nennen wir sie Marion und Tom. Ein kinderloses Paar, schon länger zusammen, attraktiv, von Kopf bis Fuss gestylt. Händchenhaltend stossen sie zu den Partygästen. Trällernd begrüsst sie ihre Freundinnen, schnell werden die Köpfe zusammengesteckt für den neuesten Klatsch. Er besorgt Drinks, und hält ihr das Glas hin. «Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ich kein Eis will?!> Sie rollt die Augen und stöhnt. «Sorry Liebes, ich besorg dir gleich einen neuen.> Er zottelt ab. «Typisch für ihn>, sagt sie mit Engelsgesicht in die Runde, «immer zuerst machen und dann denken.> Ein überdrehtes Lachen. Man könnte ihr auf der Stelle den Drink über ihr perfekt frisiertes Haupt kippen.


Er verdient zu wenig, fährt das falsche Auto und so weiter

Das sind sie. Die Dominetten. Aussen nett und adrett, innen Domina. Sie kommandieren, zicken, nörgeln und stänkern - am meisten über ihre Männer. An der Seite der Dominette hat nur einer Platz: der Hampelmann - der Grund für ihre schlechte Laune. Er verdient zu wenig, fährt das falsche Auto, erzieht die Kinder nicht, trägt spiessige Kleider, verkehrt mit den falschen Leuten und so weiter und so fort.

Zusammen verkörpern sie einen neuen Paartypus, der immer öfters auftaucht: die Königin und ihr Hofnarr. Solche wenig märchenhafte Paarkonstellationen gab es zwar schon immer, doch neu ist die öffentliche Bühne, auf denen die beiden spielen.

Frauen demonstrieren ihre Macht in der Gesellschaft. Und die Männer genieren sich nicht mehr, zuzugeben, dass sie die Hosen anhat. An der Party, bei einem Essen unter Freunden oder auf dem Fernsehschirm. Weibliche Dominanz in Beziehungen ist aus der Tabuzone gerückt und zum Gesprächsthema geworden.

Symptome dafür gibt es genug. Die amerikanische Fernsehsoap «King of Queens>, in der Carrie ihren Mann Douglas unter der Knute hat, bricht alle Zuschauerrekorde. Obwohl die Darstellerin der aufopfernden - und ständig leicht überforderten - Mutter Lynette aus «Desperate Housewives> eben mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, bewundern die Zuschauerinnen insgeheim Missis Solis am meisten. Mit listiger Weiblichkeit hat sie ihren Mann Carlos unter Kontrolle.


Sie arbeitet 20 Prozent, er putzt die Wohnung

Im neuesten Schweizer Kinofilm «Undercover> (ab 3. 11.) mit Viktor Giacobbo bläst ausgerechnet eine Frau dem Hauptdarsteller den Marsch. Und Jerry Hall wirbt für die amerikanische VH1-Fernsehserie «Kept> («Ausgehalten>) in machtvoller Pose mit zwölf halbnackten Kandidaten an der Leine. Die dekadent orchestrierte Botschaft im Stil von Pasolinis künstlerischer Verfilmung des Marquis-de-Sade-Klassikers «120 Tage von Sodom>, ist nicht zu überhören: Ich bin der Boss, und ihr habt zu gehorchen! Die Dominetten etablieren sich.

Matthias B.*, 42, Vater zweier Töchter, verheiratet, hat keine Hemmungen, wenn er an einem Apéro sagt: «Ich putze jeden Samstag die ganze Wohnung.> Obwohl seine Frau nur zu 20 Prozent berufstätig ist und die Kinder im Schulalter sind, fragt sich der Vollzeit erwerbstätige Sozialpädagoge nicht, ob bei der Rollenverteilung vielleicht etwas schief gelaufen sei. Im Gegenteil, er und seine Frau sind überzeugt, «wahnsinnig modern> zu leben. «Er putzt einfach besser als ich>, sagt sie. Und er betont, nie «ein Huscheli> gesucht zu haben, «das zu mir aufblickt>.

Der Mann ist orientierungslos geworden. Als Macho verpönt und als Softie verschmäht, versucht er es nun in der Rolle des Angepassten, des Unterwürfigen. «Den Männern fehlen Rollenmodelle. In unserer Gesellschaft ist der Vater abhanden gekommen>, sagt Markus Fäh, Psychoanalytiker und Autor des Buches «Der perfekte Mann>. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren viele Kinder ohne Vaterfigur aufwuchsen. 2004 wurden 43 Prozent der Ehen geschieden, knapp die Hälfte der betroffenen Kinder waren jünger als 10 Jahre. Buben, die deshalb in erster Linie die Mutter als Autoritätsperson erleben, suchen sich als Erwachsene häufig wieder eine dominante Frau.

Und weil diese dem Mann heute in der sozialgesellschaftlichen Position nicht nachsteht, wird die Machtdifferenz zementiert. Beide haben gute Jobs, fahren Auto, beide erziehen die Kinder, beide bezahlen Miete.

Gleichberechtigung in allen Lebenslagen: Das Pendel der Emanzipation schlägt zurück. Genau das nutzen - bei allem Verständnis für die Gleichberechtigung - die Frauen teils unbewusst, teils mit subtilen Machtspielchen aus. Während ein dominanter Mann als Macker und Unterdrücker gilt, wird weibliche Macht mit Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein gleichgesetzt.

Für Olivia H.*, 35, kinderlos und in fester Beziehung lebend, ist zum Beispiel klar, dass ihr Freund «nicht mit einer anderen Frau essen gehen darf>. Weil sich Männer «immer mit Hintergedanken mit einer Frau treffen>. Obwohl er sich eingeschränkt fühlt, wie er sagt, gehorcht er dem Frieden zuliebe.


In der Praxis der Psychologin reden sie vom «Fifi>

Schauspielerin Sienna Miller forderte in einem offenen Brief an ihren Partner Jude Law, der sie betrogen hatte, dass er sich nicht mehr mit Sadie Frost, seiner Ex-Frau und Mutter seiner Kinder, treffen darf. Das war, bevor Miller ihrerseits mit dem neuen James-Bond-Darsteller Daniel Craig, ein Freund von Jude Law, fremdging.

Wann der Einfluss einer Frau auf ihren Mann zu viel wird und wann er durchaus erwünscht ist, können nur die Betroffenen entscheiden. Wenn der Verleger Jürg Marquard in die Fernsehkamera sagt: «Meine Freundin Raquel Lehmann legt mir immer die Kleider zum Anziehen raus>, dann stimmt das offensichtlich für ihn.

Weniger entspannt wird sich der Schauspieler Antonio Banderas fühlen, wenn ihm Melanie Griffith an einer Filmpremiere öffentlich eine Szene macht. Er habe das Hemd zu weit offen getragen und Frauen damit angemacht, so ihre abstruse Argumentation.

Dominette verwechseln Bevormundung mit Liebe. Ursina Ricklin-Feurer, Psychologin und Mediatorin in Zürich, wundert sich über Frauen in der Praxis, die von ihrem Mann als «Fifi> reden. Sich aber beklagen, weil sie von einem Mann träumen, «der wieder mal richtig auf den Tisch klopft>.

An der Seite der Dominette hat nur einer Platz: Der Hampelmann


6 Merkmale der Dominette

sie stellt ihren Mann in der Öffentlichkeit bloss

sie verwaltet Termine und Geld

sie darf alles, er nichts

seine Freunde sind ihr suspekt

sie korrigiert ihn vor anderen

ihre Freundinnen wissen alles von ihrem Mann

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Gruß
adler

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"Benachteiligungen von Männern beseitigen ... das ist nicht unser politischer Wille" -Grüne, Ortsgruppe Goslar


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