Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Rechtsstaat und Meinungsfreiheit

Magnus, Thursday, 18.05.2006, 04:56 (vor 6546 Tagen) @ Andreas Reich

Deine Forderung lautet nun, Leuten mit genau dieser Einstellung die
Möglichkeit des Unterrichtens an Hochschulen einzuräumen, die
vernünftigeren Argumente würden die Wahrheit letztlich schon durchsetzen.

Das würde es nicht ausschließen, aber auch nicht voraussetzen.

Entschuldige bitte: Wie naiv bist Du eigentlich? Wer - um bei diesem
besonders deutlichen Beispiel zu bleiben - ein den Holocaust leugnendes
Geschichtsbild vertritt, tut das nicht in Auseinandersetzung mit
historischen Fakten und sicher nicht mit dem Anliegen der
Wahrheitsfindung.

Tatsächlich? Um was geht es ihm dann? Glaubst du tatsächlich, dass jeder dies mit einer bestimmter Absicht tut? Mit welcher? Welche Absicht vertritt z.B. Paul Rassinier, David Cole oder nehmen wir Gilad Atzmon? Erster saß im KZ Buchenwald, letztere beiden - Cole und Atzmon - sind Juden. Der letzte z.B. hat in Deutschland in einer öffentlichen Rede behauptet, dass "...die uns bekannte Geschichtsschreibung über den Holocaust eine komplette, von Amerikanern und Zionisten initiierte Fälschung" sei. "Der wahre Feind sei nicht. Hitler, sondern Stalin gewesen." Eine Anzeige gegen den jüdischen Musiker bei bei der Staatsanwaltschaft wurde übrigens u.a. mit der Begründung: "Es ergebe sich jedoch aus der Gesamtschau aller verfügbaren Informationsquellen, dass der Vortragende den NS-Völkermord an den Juden weder zu leugnen noch zu verharmlosen versucht habe." abgelehnt - und das obwohl man vorher zugab, die Gesamtschau gar nicht zu kennen, sondern eben nur besagte Äußerung.

Ist das für dich ein haltbarer Zustand, ich meine dass so mit zweierlei Maß gemessen wird? Allein schon dass du pauschal Personen unterstellst, dass diejenigen, die den Holocaust leugnen, dies nicht aus rein wissenschaftlichen Motiven tun, ist schon eine Interessante Äußerung. Die Motive von Rassinier, Atzmon und Cole wirst du mir sicherlich erklären können.

Nicht wissenschaftliche Dummheit ist das Verbrechen: Heribert Illigs
Thesen vom "erfundenen Mittelalter" sind - rein geschichtswissenschaftlich
- genauso schwachsinnig. - Was ihnen fehlt ist das demagogische Moment.
Deshalb bekommt Illig einen Platz im Privatfernsehen, statt hinter
Gittern.

Wie kann jemand bei diesem Thema Demagoge sein, wenn doch alles offenkundig ist? Ich gebe dir ein Beispiel:

Offenkundig ist z.B. dass Regen von Oben nach unten fällt. Jeder der etwas anderes behauptet, kann noch so demagogisch auftreten, er wird niemanden vom Gegenteil überzeugen, erst recht nicht aufhetzen können. Der Holocaust ist genauso offenkundig und zweifelsfrei wie die Tatsache, dass der Regen von Oben nach unten fällt, nicht wahr, so ist es doch? Warum also Strafgesetze?

Anzunehmen, Diskurse könnten nur in völliger Regellosigkeit wirklich
gedeihen und würden das Beste zutage fördern, bzw. umgekehrt es zu
kritisieren, dass dieser Zustand nicht verwirklicht ist, demonstriert ein
etwas schiefes Verständnis von "Rechtsstaat": Dieser wird nicht deshalb zu
einem solchen, weil er alles erlaubt, alles zulässt und niemals
korrigierend oder verhütend eingreift, sondern weil er die Rechte seiner
Bürger gleichermaßen schützen soll.

Einverstanden.

--->Fortsetzung


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