Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wir brauchen die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau

Garfield, Thursday, 18.05.2006, 14:08 (vor 6547 Tagen) @ Klausz

Hallo KlausZ!

Ich denke, ich verstehe dich schon richtig.

Aber: Fändest du es schön, wenn du wüßtest, daß deine Frau nur bei dir bleibt, weil sie dich als Ernährer braucht? Und wenn es so wäre: Was sollte sie denn daran hindern, dich zu verlassen, wenn sie einen anderen Ernährer gefunden hat? Wie sollten Ehen so stabiler werden?

Du machst dir offenbar auch ein zu idealistisches Bild von der Vergangenheit. Noch im frühen Mittelalter heirateten oft nur reiche Leute. Und noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gab es im einfachen Volk gar nicht wenige unverheiratete Paare, oder Paare, die zwar verheiratet waren, aber getrennt lebten, oft mit jeweils neuen Partnern. Als es noch Leibeigene gab, war es für diese Menschen manchmal auch nicht so einfach, zu heiraten. Wenn sie nämlich jemanden aus einem anderen Dorf kennenlernten und dieses Dorf aber einem anderen Grundherren gehörte, dann mußten die beiden Grundherren sich darüber einig werden, wie sie das regeln. Üblicherweise wurden dann Dorfbewohner getauscht. Wenn die Grundherren das aber nicht wollten, gaben sie ihre Erlaubnis zur Heirat nicht, und schon konnte man nicht heiraten. Dann mußte man sich entweder jemanden im eigenen Dorf suchen, oder aber man traf sich ab und zu heimlich.

Generell muß man dabei auch bedenken, daß die Menschen ja in früheren Zeiten oft noch nicht einmal 40 wurden. Da ein Mann aber für eine Heirat ein gewisses Vermögen haben mußte, konnten viele Männer erst mit Anfang 30 heiraten. Somit hielt kaum eine Ehe länger als 10 Jahre - nicht etwa, weil man sich scheiden ließ, sondern weil der Mann bald starb. Da war es keine Kunst, die Ehe aufrecht zu erhalten.

Trotzdem gingen die Menschen schon damals fleißig fremd, Männer wie Frauen. Auch Scheidungen kamen immer wieder vor - meist in den höheren Kreisen. Im einfachen Volk machte man sich die Mühe einer Scheidung oft gar nicht, sondern trennte sich einfach ohne Scheidung. Es kam auch vor, daß Männer oder Frauen die Partnerin bzw. den Partner einfach allein mit den Kindern sitzen ließen. Die heile Familienwelt, die du dir vorstellst, war also keineswegs die Regel. Im 19. Jahrhundert waren beispielsweise in den ländlichen Regionen Österreichs etwa 60% aller Kinder unehelich. Auf dem Land sah man das weniger eng, weil dort auf dem Feld jede Hand gebraucht wurde.

Das, was dir da vorschwebt, hat so also schon früher oft nicht funktioniert.

Freundliche Grüße
von Garfield


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