Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Der Drachen im Haus

Garfield, Thursday, 18.05.2006, 21:14 (vor 6547 Tagen) @ Klausz

Hallo Klausz!

"Meine betrachtung geht doch viel weiter zurück als ein paar hundert Jahre."

Das spielt keine wesentliche Rolle. Der Drang zur Bevorzugung von Frauen ist so tief in den Menschen verankert, daß er sich schon vor langer Zeit eingebürgert haben muß. Früher war diese Bevorzugung auch tatsächlich nötig, weil Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit für Frauen weitaus größere Belastungen waren und weil Frauen sich dabei mangels Sozialamt und Supermärkten auch kaum selbst ernähren konnten. Wer die Frauen unterstützte, unterstützte dabei gleichzeitig meist auch die Kinder. Und wer die Kinder optimal unterstützte, sicherte damit das Überleben der Familie, des Stammes, des ganzen Volkes.

Heute ist diese Bevorzugung von Frauen so gut wie nicht mehr nötig. Es gibt heute keinen Grund mehr, Frauen zu ernähren. Das sind Bedingungen, die es so früher nicht gab. Diesen veränderten Bedingungen muß man Rechnung tragen.

"Angenommen, 10 Männer und 10 Frauen stürzen mit dem Flugzeug auf eine
unbewohnte Insel ab, ohne Hoffnung auf Rettung.
Was für ein Rollenbild wird sich hier wohl entwickeln, bzw. ist für das
Überleben allein tauglich?"

Das hängt von den Bedingungen ab. Gibt es reichlich Nahrung, die man relativ einfach bekommen kann, dann kann sich durchaus eine Art Matriarchat entwickeln. Auf manchen Pazifikinseln soll es so etwas tatsächlich gegeben haben.

Ist es jedoch schwierig, sich Nahrung zu verschaffen, oder gibt es gar gefährliche Tiere, gegen die man sich verteidigen muß, dann sind männliche Qualitäten gefragt - und das bringt Männern automatisch mehr Achtung ein. Dann sind die Frauen nämlich von den Männern abhängig.

"Wer garantiert uns, daß wir nicht mal wieder "schlechtere Zeiten" bekommen?"

Natürlich werden schlechtere Zeiten kommen. Wir steuern geradenwegs darauf zu. Es werden immer weniger Menschen für Produktion und Dienstleistungen benötigt, so daß immer mehr Menschen ohne Einkommen durch Erwerbsarbeit dastehen. Je höher die Erwerbslosenzahlen steigen, umso mehr werden die Löhne gedrückt, und so haben dann auch diejenigen, die noch Jobs haben, immer weniger Geld. Da sie so auch immer weniger Steuern zahlen, aber immer mehr Sozialleistungen gezahlt werden müssen, erhöht der Staat die Steuerlast immer weiter. So nimmt die Kaufkraft zunehmend ab, der Binnenmarkt wird immer schwächer und uninteressanter für die Unternehmen. Die Zeiten für Männer, die ihre Familien allein ernähren müssen, werden also immer schwieriger. Erstens werden das immer weniger Männer überhaupt schaffen und zweitens ist dann beim Verlust des Jobs die Kacke so richtig am Dampfen.

Irgendwelche Rollenbilder nützen uns da gar nichts. Selbst wenn Frauen jetzt massenweise aus dem Job aussteigen würden: Dann würden Millionen männliche Erwerbslose ihre Plätze einnehmen, aber viel mehr verdienen würden die dann auch nicht, eher im Gegenteil. Die nächste Wirtschaftskrise kommt bestimmt (wer glaubt, daß wir gerade in der Krise sind, irrt sich gewaltig - wir erleben gerade eine Konjunkturphase...) - dann geht die Erwerbslosenzahl nochmal ordentlich hoch. Überhaupt muß man ja bedenken, daß wir real natürlich weitaus mehr als etwas über 4 Millionen Erwerbslose haben. Die Einkommen werden also weiter sinken, und so wird es für Normal- und natürlich erst recht für Geringverdiener immer schwer werden, eine Familie allein zu ernähren. Also können die Frauen dann gar nicht aus dem Berufsleben aussteigen.

Wir brauchen ganz neue Gesellschaftskonzepte. Wir müssen der Tatsache Rechnung tragen, daß eben in Zukunft immer mehr Menschen keine Möglichkeit mehr haben werden, sich legal durch eigene Erwerbsarbeit zu ernähren. Du solltest dir mal Connys Beiträge zu dem Thema gründlich durchlesen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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