Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Leider nicht begriffen worum es geht. - allerdings!

Andreas Reich, Thursday, 18.05.2006, 22:02 (vor 6524 Tagen) @ Magnus

Und ob es nun eine "Ideologie" ist oder nicht - spielt auch keine Rolle, die Frage ist nur, jemanden wegen einer Ideologie ins Gefängnis zu werfen,

Wer doch mal konkret - welcher Historiker geht hier ohne ihn anzuhören ins Gefängnis, nur weil er eine andere Interpretation einzelner historischer Fakten hat (das würde übrigens eine ganz eindeutige Wahrheit(TM) voraussetzen - die es im wirklich wissenschaftlichen Bereich nicht gibt)?

sofern es nur seine Gedanken betrifft, und nicht sein Handeln - was in der Geschichtswissenschaft ja üblicher weise leicht getrennt werden kann.

Schon mal was von Sprechakttheorie gehört? Oder aus welchem Jahrhundert beziehst Du Deinen theoretischen Apparat?

Du verwechselst Sozialwissenschaft mit Geschichtsforschung, das heißt einem rationalen faktenbasierten Forschungszweig, der heute u.a. mit modernsten Methoden der Technik arbeitet. Geschichtswissenschaft und aufrichtige Historiker interessiert sich nur für die Wahrheit und nicht wie diese in der Gesellschaft aufgenommen wird.

Entschuldige bitte, aber das ist Blödsinn. Erstens: Keine Verwechslung. Sozialwissenschaftliche Methoden finden auch nicht erst seit gestern Anwendung in der Geschichtswissenschaft. Zweitens: Die modernsten Methoden der Technik - interessant. Worauf bezieht sich das? Altersbestimmung? Dass historische Fakten für sich ständen und keiner Interpretation noch der Anwendung verschiedener Theorien bedürften, willst Du aber nicht behaupten, oder?!! - Und "aufrichtige" Historiker interessierten sich also nur für die Wahrheit(TM)? - Mann, Mann, Mann ...

Diejenigen, die mit bestimmten Ergebnissen dann nicht umgehen können, unterstellen anderen eine Ideologie, weil sie ihre eigenen nämlich in Gefahr sehen, aber die Geschichtswissenschaft als solche verfolgt selber keine!

Trennen wir mal ein paar Sachen: a) Die Geschichtswissenschaft war - wie andere Wissenschaften auch - in ihrer Geschichte sehr wohl auch ideologiegeleitet. Korrekt wäre, sie sollte sich dieser enthalten. Das dies auch gegenwärtig nicht selten der Fall ist, ist u.a. Thema dieses Forums. b) Mit solchen Psychologisierungen kannst Du übrigens alles so drehen, wie Du brauchst: Jede Ideologiekritik wird damit unmöglich, da es immer als Projektion des Anklägers gedeutet werden kann. Dann wäre der Dir wohl vorschwebende "Idealzustand", in dem Meinung gleichberechtigt und ohne Wertung neben Meinung steht, erreicht. Mit Wahrheitsfindung hat dies allerdings nichts mehr zu tun.

Deswegen wird ja die "Freiheit der Forschung" so sehr angepriesen,

Freiheit der Forschung endet z.B. dort, wo sie Ressentiments vorbereiten hilft oder direkt herbei führt. Die Haltung, die Überlebenden des Holocaust als Lügner zu bezeichnen und ihre Berichte als pure berechnende Fantasie, ist falsch verstandene Freiheit.

Du unterstellst pauschal der Holocaustleugnung die Verfolgung einer Ideologie, genauso wie es der Staat pauschal tut, ohne sich genötigt zu sehen, mit den Argumenten derer auseinanderzusetzen.

Es gibt zahllose Filmdokumente und Berichte von ehemaligen KZ-Häftlingen, ebenso den Befreiern. Sind das Fälschungen? Was wäre eine angemessene Reaktion auf die fortgesetzte Behauptung, in den Konzentrationslagern wären keine Menschen umgebracht worden?

Letzten Endes ist es ja alles eine Frage der Perspektive.

Schon klar: Wahrheit(TM)!!

Und wer hat Recht? Offenbar der Stärkere, der den Schwächeren einsperrt!

Wenn man Deine Schilderung liest, könnte man denken, jeden Tag gingen Historiker zu Dutzenden prozesslos ins Zuchthaus, weil sie eine von welcher Vorgabe auch immer abweichende historische Meinung verträten, auch wenn diese begründet sei.

Wenn du das als erstrebenswert erachtest? Ich nicht, denn so entstehen Diktaturen.

Interessante Verknüpfung: Ich sprach der Holocaustleugnung wissenschaftliche Fundierung ab und forderte, der Staat müsse die Pflicht wahrzunehmen, Diskriminierungen und volksverhetzenden Tendenzen - inklusive der Nivellierung von Verbrechen - entgegenwirken. Dies sei Deiner Interpretation zufolge Kennzeichen einer Diktatur, von der ich mich nun zu distanzieren hätte, oder andererseits ja eben dies - DIKTATUR!!! - befürworten würde. Hey, mal schaun, wer Dir aufspringt und diese Konstruktion abkauft. :-D

Wenn Meinungen verboten werden, entstehen Diktaturen,

"Meinungen" haben doch wohl - wenn ich mich da an Deinen Kommentar oben erinnere - rein gar nichts mit der Wahrheit zu tun?!

Strafmaß? Rechtsstaat? Irgendwie vergessen?

Lies es noch mal!

Wenn dem so wäre, warum rechtfertigt das, eine bestimmte Opfergruppe in den Schutz zu nehmen, und andere nicht? ...

Ich würde Dich so gerne in die Welt des logischen Denkens herüberziehen, aber irgendwie finde ich keinen Griff: Das Verbot der Diskriminierung einer Gruppe wird nicht dadurch ausgehebelt, dass an anderer Stelle dagegen verstoßen wird! Die Schwäche liegt dann an dem Punkt, an dem die einen Opfer nicht erkannt werden (z.B. auf Grund einer vorherrschenden Macht über Medien), nicht dort, wo andere Opfer geschützt werden.

Gibt es Unterschiede bei den Opfern oder ist ein Toter einer bestimmten ethnischen Gruppe weniger beachtenswert als dasjenige einer anderen Gruppe? Ist ein Mensch, welcher aufgrund rassischer Motive getötet wurde, beachtenswerter als ein Mensch, der aufgrund ideologischer Motive getötet wurde?

Ich wüsste vor allem gerne, wo Du das aus meiner Antwort herausgelesen haben willst. Du postulierts fortwährend, der Schutz von Opfern einer Kategorie müsse zur Diskriminierung derjenigen einer anderen führen - woraus Du schließt, auch die Diskriminierung der Angehörigen der ersten Gruppe müsse gestattet sein. Gehts noch?

Abgesehen davon: in vielen Ländern - wie z.B. Spanien, USA - ist Holocaustleugnung von der Meinungsfreiheit abgedeckt. Warum hier nicht?

Das kannst Du nicht ernst meinen!

Tatsachen werden generell nie beeinflusst. Dinge sind geschehen oder sie sind eben nicht geschehen. Tatsachen können nur vertuscht werden.

Oh Mann, und Du willst mir etwas über Geschichtswissenschaft erzählen.

Also Fazit: Du bist dafür, Menschen aufgrund bestimmter Meinung bzgl. Vergangener Geschehnisse ins Gefängnis zu werfen, ich bin dagegen und favorisiere den Disput. Deswegen willst du nicht mir in Bezug gesetzt werden. Ich akzeptiere das.

Schön dass Du das akzeptierst. Nur hast Du nicht verstanden, was ich gesagt habe, unterstellst mir aber dafür so einiges. Dafür hast Du Dich - für Dich - erfolgreich zum Kämpfer gegen Ignoranz und Diktatur hochstilisiert.

Ich sage nur noch eines: solang jemand die Meinung vertritt, andere Menschen aufgrund von Gedanken, Weltanschauungen oder Äußerungen betreffend der Vergangenheit ins Gefängnis zu werfen, der braucht sich nicht über den Feminismus zu beschweren,

Aha. Und fallen feministische Meinungsäußerungen - bzw. feministische Wahrheitsfindung - nicht unter die von Dir favorisierte Freiheit des Disputs?

Den Rest Deines Sermons spar ich mir, er steht in keiner Beziehung zu dem, was ich sagte (wie das meiste Deiner Reaktion - gegen welche Dämonen Du kämpfst, weiß ich nicht). - Die Stelle mit dem Hetzer würde ich Dir aber selbst mal nahelegen: Ja, Du hast sie geschrieben, offenbar aber nicht darüber reflektiert. Genausowenig wie über das, was ich tatsächlich schrieb. - Arm, ziemlich.


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