Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Nicht gleich aber gleichwertig?

Maesi, Wednesday, 15.07.2009, 01:16 (vor 5392 Tagen) @ Robert

Hallo Robert

Der gedankenlosen Rede von der Gleichwertigkeit von Mann und Frau liegt
eine ganz zentrale Leugnung (also eine Häresie) zugrunde, und zwar ist

es

die Leugnung der Hierarchie der Schöpfung selbst.


Die biologische Welt ist nicht hierarchisch. Kleines Beispiel: welches
deiner Organe steht über dem anderen? Wie willst du Gehirn, Magen, Leber,
Darm, Herz usw. hierarchisch einordnen? Die sind alle "gleichwertig", denn
wenn eines davon versagt, ist der gesamte Organismus tot.

Offensichtlich weisst Du nicht, was Hierarchie bedeutet. Hierarchie heisst einfach heilige Ordnung. Und selbstverstaendlich sind die oben von Dir genannten Organe in eine (hoehere) Ordnung eingebettet. Der Organismus funktioniert nur als ganzes mit allen notwendigen Organen, die wiederum sinnvoll miteinander interagieren; wir haben es also mit einer natuerlichen Ordnung, einer Hierarchie zu tun. Du widerlegst Nicks Behauptung der Existenz einer Hierarchie nicht sondern belegst sie sogar mit einem Beispiel und merkst es noch nicht einmal.

Ohne Ausdifferenzierung, die zwangslaeufig nichts anderes als eine Hierarchie darstellt, gaebe es absolut nichts. Alles waere amorph, ohne jegliche Struktur; selbst auf der Stufe der Elementarteilchen gibt es Strukturen und Ordnungen. Auch Mann und Weib sind in eine Ordnung eingebettet. Unsere gesamte Welt ist auf Ordnung aufgebaut. Nick nennt diese Ordnung goettlich, ein Atheist mag sie meinetwegen natuerlich nennen. Unabhaengig von der Benennungsart ist sie vorhanden, nicht wir Menschen haben sie uns ausgedacht sondern sie war schon vor uns da.

Menschen haben freilich zu allen Zeiten die strukturierte Welt, die sie vorfanden, kulturell und intellektuell unterschiedlich interpretiert. Es gibt genuegend Spielraum innerhalb der goettlichen Ordnung, dass der Mensch das in zig Varianten tun kann. Sobald aber der Mensch entgegen der goettlichen Ordnung handelt, sich also eine eigene Ordnung ausdenkt, erleidet er Schiffbruch damit. Er leugnet Gott bzw. dessen Ordnung und handelt folglich gottlos. Das ist der Kern von Nicks Aussage.

Und deswegen sind auch Männer und Frauen "gleichwertig", denn wenn eines
davon seine Funktion (bei der Fortpflanzung) aufgibt, ist die Gesellschaft
in kürzester Zeit ausgestorben.

Hierarchie ist nur nötig in "Entscheidungsstrukturen", also gut für die
Beantwortung der Frage "wer kann etwas entscheiden". Und ok: das war
bislang meist Männerdomäne (und erklärt wohl, warum so viele Männer
überall, auch wenn es faktisch nicht nötig wäre, hierarchisch denken
wollen).

Genau das ist Dein Problem. Du denkst Dir irgendwas aus, wie z.B. Entscheidungsstrukturen und stellst damit eine kuenstliche Ordnung her. Dabei ist es genau umgekehrt. Maenner und Frauen existieren tatsaechlich und bilden durch ihre blosse Existenz eine Hierarchie, eine Heilige Ordnung, die sie an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten kulturell unterschiedlich interpretieren moegen.

Auch der 'Wert' eines Menschen ist lediglich etwas von Menschen Ausgedachtes. Insofern ist es auf der Basis einer goettlichen Ordnung voellig sinnfrei von Gleichwertigkeit zu reden, denn die kann es logischerweise nur geben, wenn man sich ueberhaupt einen Wert (z.B. fuer die Geschlechter) ausdenkt. Nick (und nicht bloss er) bestreitet aber konsequent, dass man einen solchen Wert objektiv postulieren kann. Man kann ihn sich nach subjektiven Kriterien ausdenken; einen solchen subjektiv definierten Wert kann man allenfalls noch per politischen Machtmitteln anderen Menschen, vielleicht sogar einer Mehrheit aufzwingen, aber objektiv bestimmbar wird er dadurch auch nicht.

Kurzum: Wer Gleichwertigkeit von Menschen postuliert, postuliert implizit auch einen 'Wert' des Menschen. Wer hingegen bestreitet, dass dem Menschen irgendein 'Wert' zugewiesen werden kann, fuer den kann es logischerweise weder eine Gleichwertigkeit noch eine Ungleichwertigkeit geben; der Mensch ist fuer ihn Wert-los, im wahrsten Sinne des Wortes. Alle vom Begriff 'Wert' abgeleiteten Folgebegriffe sind schlichtweg sinnlos.

Uebungsaufgabe: Der geneigte Leser moege einmal darueber nachdenken, welche weitreichenden Konsequenzen die von Menschen gemachte Zuweisung von 'Wert' an irgendein materielles (z.B. ein Pfund Brot) oder immaterielles (z.B. Liebe) Objekt hat. Weshalb macht man sowas wie Wertzuweisung ueberhaupt und welche Ziele verfolgt man damit? Desweiteren moege er die daraus folgenden Konsequenzen mit der Tatsache abgleichen, dass unsere Gesellschaft in weiten Teilen bereits dem Materialismus unterworfen wurde. Welche Schluesselstellung nimmt etwa die soziale Wohlfahrt bei der wachsenden Oekonomisierung unserer Gesellschaft ein? Wie laeuft das mit der Wertzuweisung an die Geschlechter im Rahmen der Geschlechterpolitik?

Vieles wird einem klar, wenn man erst einmal eine solch grundlegenden Frage der Wertzuweisung an den Menschen im konkreten politischen Kontext stellt. Insbesondere erkennt man auch sehr zielsicher, wes Geistes Kind die politischen Interessenvertreter sind, die Wertzuweisungen politisch installieren. Kein Wunder, will Nick mit diesen kollektivistischen Interessenvertretern absolut nichts zu tun haben.


Gruss

Maesi


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