Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Bitte nicht rumbrüllen

Garfield, Monday, 10.08.2009, 19:01 (vor 5344 Tagen) @ Mirko

Hallo Mirko!

Schwulen und Lesben können in Absprache mit einem Dritten ebenfalls eigene
Kinder bekommen.

Ähm, ja, aber welcher geistig gesunde Mann wird freiwillig Samen für solche Kinder spenden, für die er danach mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Alimente zahlen muß, eventuell, ohne sie dann auch sehen zu dürfen und auf jeden Fall ohne bei ihrer Erziehung mitreden zu können?

Auch wenn die beiden Mütter vorher beteuern, daß sie auf jegliche Ansprüche verzichten, heißt das noch lange nicht, daß sie sich nach der Geburt auch daran halten. Das muß eben jeder halbwegs intelligente Mann in Betracht ziehen und so etwas verweigern.

Immerhin gibt es mittlerweile genügend Fälle, in denen selbst eigentlich anonyme Samenspender erfolgreich auf Alimente verklagt wurden, obwohl die Samenspende über eine Samenbank gelaufen war.

Das wird wohl bewirken, daß sich die Bereitschaft von Männern, Samen für lesbische Paare zu spenden, sehr in Grenzen hält. Und auch deshalb wollen sie gern Kinder adoptieren.

Du schreibst, die Gesellschaft wäre daran schuld, wenn Kinder ausgegrenzt werden, weil ihre Eltern "anders" sind.

Das ist ja richtig, aber was ändert sich dadurch an der Situation dieser Kinder? Werden die Hänseleien für sie leichter zu ertragen sein, wenn die Gesellschaft daran schuld ist?

Und wer ist überhaupt "die Gesellschaft"? Wer hat denn früher den Kindern z.B. erzählt, daß ein Kind mit Brille eine "Brillenschlange" ist?

Das haben sie sich ganz allein beigebracht. Wie war und ist so etwas möglich?

Wo immer Menschen zusammenleben, bilden sich Normen heraus. Diese richten sich danach, was man in seinem Umfeld am häufigsten antrifft. Das wird als "normal" empfunden. Alles, was "anders" ist, gilt dagegen als "unnormal". Und "Unnormales" wird grundsätzlich abgelehnt.

Dies kann man auch im Tierreich beobachten, wo ebenfalls Tiere mit ungewöhnlichen Merkmalen von ihren Artgenossen ausgegrenzt und oft sogar getötet werden. Ich kann mir mehrere Gründe dafür vorstellen, aber das spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle.

Fakt ist, daß es so ist, offensichtlich auch beim Menschen. Während man erwachsene Menschen mit Aufklärung noch dazu bringen kann, "Unnormales" zu akzeptieren, ist das insbesondere bei kleinen Kindern sehr viel schwieriger. Ihr Verstand ist weniger entwickelt, deshalb neigen sie stärker zu rein instinktivem Verhalten.

Nun wird gern behauptet, daß Kinder aus "Regenbogenfamilien" doch oft gar keine Probleme hätten. Dabei wird übersehen, daß diese Kinder im Moment eben eher selten schon von Anfang an mit homosexuellen Eltern zusammen gelebt haben. Häufig wird es wohl so sein, daß sie erst eher spät in solch eine "Regenbogenfamilie" geraten sind. Je älter Kinder aber werden, um so weiter ist ihr Verstand entwickelt, und dann kann Erziehung schon bewirken, daß andere Kinder, die irgendwie "anders" sind, zumindest nicht mehr gehänselt werden. Außerdem können Kinder, die trotzdem noch gehänselt werden, dann auch besser damit umgehen. Diese Kinder mußten also auch entsprechend weniger darunter leiden!

Was kann man nun dagegen tun? Das Problem mit dem Hänseln von Kindern mit Brille hat sich heute vielleicht schon zumindest etwas abgeschwächt. Ich kriege jedenfalls in meinem Umfeld immer wieder mit, daß da Kinder schon für geringste Sehschwächen sofort Brillen verschrieben bekommen - Augenärzte und Optiker möchten ja auch gut verdienen. Mit Zahnspangen sieht es genauso aus - die kriegt heute wohl auch schon nahezu jedes Kind verpaßt. Damit werden solche Dinge wohl heute häufiger als "normal" oder zumindest als nicht ganz so "unnormal" empfunden, und es wird wohl entsprechend weniger Ausgrenzung geben.

Wie soll man so einen Effekt aber in Bezug auf homosexuelle Eltern erreichen? Sollen sich heterosexuelle Eltern nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen dürfen, damit Kinder keine entsprechenden Normen bilden können? Oder muß es eine Quote für homosexuelle Eltern geben, damit die Kinder möglichst viele von ihnen zu Gesicht bekommen?

Das kann natürlich so nicht funktionieren. Und bessere Aufklärung der Kinder wird immer nur einen begrenzten Effekt haben. Zuviel Aufklärung kann sogar letztendlich einen gewissen Trotz-Effekt bewirken, der dann die Ablehnung "unnormaler" Kinder noch verstärken kann. Ist eine Kindergärtnerin dabei, läßt man das "unnormale" Kind in Ruhe, ist dagegen mal keine da, wird alles voll ausgelebt, was vorher unterdrückt werden mußte. Dann bleibt es auch nicht unbedingt bei kleinen Hänseleien.

Das Problem ließe sich nur lösen, indem man die Zahl der homosexuellen Partnerschaften deutlich erhöht. Der Anteil der Homosexuellen an der Gesamtbevölkerung ist aber nun einmal eher niedrig. Müssen dafür nun Menschen per Quote zur Homosexualität gezwungen werden?

Das kann so also auch nicht funktionieren. Und eine natürliche deutliche Erhöhung der Zahl der homosexuellen Paare würde die Geburtenrate noch weiter herunter drücken - dann gäbe es ohnehin sehr schnell keine Kinder mehr zum Adoptieren. (Es ist ja schon heute schwierig, ein Kind zu adoptieren.)

Homosexualität muß also zwangsläufig weiterhin "unnormal" bleiben - ansonsten sterben wir noch viel schneller aus. Kinder werden also homosexuelle Eltern weiterhin als "unnormal" empfinden. Daran werden auch keine Kinderbücher mit Bildern von homosexuellen Paaren oder ähnliches etwas ändern. Die Kinder sehen ja in ihrem Umfeld, was häufig vorkommt und was nicht.

Und das mit den Hänseleien ist ja nicht das einzige Problem. Mädchen brauchen weibliche Identifikationsfiguren, Jungen männliche. Es gibt schon genügend Studien, die ganz klar darauf hindeuten, daß Söhne alleinerziehender Mütter gewisse Defizite haben, die offenbar auf die Abwesenheit der Väter zurück zu führen sind.

Könnte es also sein, daß sich diese Probleme am einfachsten dadurch lösen ließen, daß homosexuelle Paare ihren Kinderwunsch zurück stellen und die wenigen Kinder, die es hier noch zu adoptieren gibt, heterosexuellen Eltern überlassen, was diesen Kindern dann wiederum mit höherer Wahrscheinlichkeit ein normales Aufwachsen ermöglicht?

Es gibt gar nicht wenige Menschen, die ihren Kinderwunsch zurück stellen müssen. Z.B. junge Männer, die erwerbslos sind und noch nicht einmal eine Partnerin finden. Oder Paare, bei denen ein Partner unfruchtbar ist. Es gibt auch Menschen, die gern Kinder hätten, aber diesen Kindern auch einen optimalen Start ins Leben ermöglichen wollen und deshalb ihren Kinderwunsch zumindest solange zurück stellen, bis ihnen dies finanziell möglich ist. Es gibt auch katholische Priester, die sich wirklich an das Zölibat halten und vielleicht auch manchmal bedauern, daß sie keine Väter sein können. All diese Menschen kriegen es hin, ohne Kinder zu leben. Wieso sollten homosexuelle Paare das nicht hinbekommen?

Und warum adoptieren heterosexuelle Eltern Kinder? Doch wohl, weil sie keine eigenen Kinder bekommen können. Konsequenterweise müsste man also Adoption generell verbieten.

Nein, denn da ist ja nicht auf den ersten Blick ersichtlich, daß da etwas ungewöhnlich ist. Manche Eltern verschweigen den Kindern sogar, daß sie adoptiert wurden (was dann natürlich später auch problematisch sein kann, aber das ist wieder ein anderes Thema). Nach außen hin wirken solche Familien völlig "normal". Weil es einfach normal ist, daß ein Kind eine Mutter und einen Vater hat!

Das ist so elementar, daß man das aus den Köpfen niemals heraus bekommen wird, ohne dabei massive Schäden anzurichten.

Freundliche Grüße
von Garfield


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