Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Gleichberechtigung heißt nicht Gleichschaltung

Beelzebub, Saturday, 20.05.2006, 03:25 (vor 6545 Tagen) @ Rainer
bearbeitet von Beelzebub, Saturday, 20.05.2006, 03:34

Hallo

Immer wieder betonst Du in Deinen Beiträgen, man könne nicht
"gleichberechtigen, was ungleich ist". Diese Logik geht mir nicht ein.


Eine "Gleichberechtigung" setzt ein "Recht" voraus. Das "Recht" ist aber
nichts Fundamentales. "Das "Recht" ist genau so ein menschliches
Konstrukt, wie die "Moral".

Das stimmt so nicht ganz. Es gibt, darüber herrscht seit 1945 weitestgehende Einigkeit, ein von Natur aus vorhandenes Recht, das in Extremfällen (wie etwa dem "Recht" des 3. Reiches) über dem menschlichen Konstrukt "Gesetz" steht.

Wenn dich das Thema interessiert, sei dir die Lektüre eines Aufsatzes empfohlen, aus dem ich hier einen Auszug wiedergebe:

"Der Konflikt zwischen der Gerechtigkeit und der Rechtssicherheit dürfte dahin zu lösen sein, daß das positive, durch Satzung und Macht gesicherte Recht auch dann den Vorrang hat, wenn es inhaltlich ungerecht und unzweckmäßig ist, es sei denn, daß der Widerspruch des positiven Gesetzes zur Gerechtigkeit ein so unerträgliches Maß erreicht, daß das Gesetz als "unrichtiges Recht" der Gerechtigkeit zu weichen hat. Es ist unmöglich, eine schärfere Linie zu ziehen zwischen den Fällen des gesetzlichen Unrechts und den trotz unrichtigen Inhalts dennoch geltenden Gesetzen; eine andere Grenzziehung aber kann mit aller Schärfe vorgenommen werden: wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts bewußt verleugnet wurde, da ist das Gesetz nicht etwa nur "unrichtiges" Recht, vielmehr entbehrt es überhaupt der Rechtsnatur. Denn man kann Recht, auch positives Recht, gar nicht anders definieren als eine Ordnung und Satzung, die ihrem Sinne nach bestimmt ist, der Gerechtigkeit zu dienen."

Zitat aus Gustav Radbruch, Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht, SJZ 1946, 105 (107)

Der "Gleichberechtigung" fehlt das Fundament. Die schlausten Gedanken sind
zum Scheitern verurteilt, wenn sie auf falschen Axiomen basieren.

Das Axiom, dass alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe, sozialer Herkunft, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Nationalität etc. vor dem Gesetz gleich sind, ist nicht nur ein sehr solides, sondern auch das einzig denkbare Fundament für eine gerechte Gesellschaftsordnung.

Mir scheint, du verwechselst Gleichberechtigung, also Gleichheit vor dem Gesetz, mit Gleichschaltung und Gleichmacherei.

Gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter ist m.E. nichts einzuwenden. Nur: dem zum Femifaschismus degenerierten Feminismus geht es schon lange nicht mehr um Gleichberechtigung sondern um eine durch nichts zu rechtfertigende Frauenbevorzugung, die dann unverschämterweise als "Gleichberechtigung" verkauft werden soll.

Ein schönes Beispiel, wie eine einst berechtigte Forderung nach Gleichbehandlung zur Forderung nach Privilegierung geworden ist, konnte man unlängst in Monitor sehen:

Es gab bis in die 70er Jahre in zahlreichen deutschen Firmen "Leichtlohngruppen" für Frauen, die bewirkten, dass Frauen, die am selben Fließband wie Männer standen und dort in derselben Zeit die gleiche Stückzahl der gleichen Geräte in der gleichen Qualität fertigten, trotzdem weniger Lohn bekamen. Ein Zustand, der von Gewerkschaften zu Recht bekämpft wurde. Mit Erfolg übrigens.

An die Stelle der berechtigten Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit ist heute die mehr als fragwürdige (und in der Monitor-Sendung propagierte) Forderung nach gleichem Lohn für ungleiche Arbeit getreten - soweit es zugunsten der Frauen geschieht.

Dass Femifaschistinnen mit dem Begriff "Gleichberechtigung" Schindluder treiben ändert aber nichts daran, dass Gleichberechtigung (echte Gleichberechtigung und nicht etwa als "Gleichberechtigung" bezeichnete Privilegierung) durchaus erstrebenswert ist.

Gleichberechtigung das Gegenteil von Gleichmacherei. Gleichberechtigung heisst, dass Gleiches gleich und ungleiches ungleich zu behandeln ist.

Greets

Beelzebub

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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