Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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@ Arne: Warum Beschneidung scheiße ist

Rüdiger, Sunday, 25.10.2009, 15:44 (vor 5258 Tagen) @ Verräter?
bearbeitet von Rüdiger, Sunday, 25.10.2009, 15:54

@ Arne: Sorry, daß ich hier antworte, aber in der PP ist der Thread geschlossen, und für den Fall, daß Du hier nimmer mitliest, schreib ich Dir ne Mail ...

Insgesamt rät mein Anwalt sowohl der Männerrechtsbewegung als auch der
Piratenpartei dringend davon ab, ausgerechnet die männliche Beschneidung in
Deutschland zum Thema zu machen.

http://forum.piratenpartei.de/viewtopic.php?f=150&t=11882&start=45#p172786

Du schriebst im Piratenforum:
Erstens hält er das hierzulande für kein gravierendes Problem. Anders als in Entwicklungsländern oder Ländern wie Südafrika (wo verpfuschte Beschneidungen in den letzten Monaten zu Dutzenden von toten Jungen führten), seien bei türkischen Beschneidungsfeiern fast immer Ärzte dabei und sie würden auch behördlich gut überwacht.

Ach so ist das? Eine kleine Amputation muß nur hygienisch einwandfrei und unter Narkose durchgeführt werden (werden die muslimischen Beschneidungen hier in Deutschland unter Narkose durchgeführt?), und schon ist alles in Ordnung? Man stelle sich vor, eine neue Religionsgemeinschaft würde als Zeichen der Zugehörigkeit allen Neugeborenen den Mittelfinger um ein Glied kürzen, selbstverständlich unter Narkose und ärztlicher Aufsicht. Sind ja bloß zwei Zentimeterchen. Was würde wohl der Rest der Welt dazu sagen? (Das war eine rhetorische Frage - alles wäre eine Flamme der Empörung).

Du schriebst im Piratenforum:
Mein Anwalt ist, ähnlich wie ich, selbst beschnitten (er aber, anders als ich, gleich nach der Geburt aus hygienischen Gründen), und wir erleben unser sexuelles Empfinden eigentlich nicht als beeinträchtigt. Natürlich kann man einwenden, dass wir beide den Unterschied nicht kennen und dass die Vorhaut des männlichen Gliedes über die höchste Vielfalt und zugleich die größte Konzentration von Sinnesnerven, sogenannten Meissner-Korpuskeln, verfügt, was sie für erotische Reize hochempfänglich macht. Das spätere sexuelle Erleben ist also vermutlich nicht mehr so intensiv. Allerdings wendet hierzu mein Anwalt ein: "Herrgott, dafür können wir eben länger!!" Was man ja durchaus auch als Bonus verzeichnen kann.

"Herrgott, dafür MÜSST ihr eben länger!" wäre ein passenderer Satz. Die Vorhaut hat den leicht erkennbaren Sinn, die empfindliche und empfindsame Eichel zu schützen. Jeder probiere es mal bei sich selbst: Zieht die Vorhaut zurück und lauft so eine Stunde lang rum. Bei jeder unbedachten Bewegung, bei der die Eichel irgendwo anstößt, zuckt man zusammen. Läuft man auf Dauer ohne Vorhaut rum, stumpft die Eichel ab, als Selbstschutz, die Haut an der sensiblen Eichel wird bis zu siebenmal so dick wie bei Unbeschnittenen. (Man stelle sich vor, durch irgendeinen traditionellen Eingriff würde bei Frauen die Haut an der Klit dick, pelzig und unempfindlich, und man ginge mit einem achselzuckenden "Was soll's - dann können sie eben länger" darüber hinweg?) Hab ich all diese Argumente nicht sogar ursprünglich aus "Sind Frauen bessere Menschen?" *grübel* Lang, lang ist's her ...

Wer beschnitten ist, der muß länger "pumpen", um auf das gleiche Erregungsniveau zu kommen - mit dem größeren Risiko, daß er "unterwegs" mangels Reizempfindlichkeit abschlafft und gar nicht zum Ende kommt. Weil seine Eichel desensibilisiert ist.

Du schriebst im Piratenforum:
Zweitens weist mich mein Anwalt darauf hin, dass wenn man Beschneidung verbiete, zwingend auch die elterliche Einwilligung zu Piercings, dem Stechen von Ohrringen und Schönheitsoperationen bei Minderjährigen untersagen müssten, weil sie alle nicht aus medizinischer Notwendigkeit dem Kindeswohl dienen.

Der Wunsch nach einem Piercing geht wohl zu 99 % von den Kindern selbst aus, und die Eltern sagen wohl in den meisten Fällen eher gequält ja dazu.

Die Beschneidung hingegen geht von den Eltern aus, von dem konservativen jüdischen bzw. muslimischen Umfeld, und die Chancen der acht Tage alten jüdischen Knaben sind Null und die der 14 Jahre alten muslimischen Knaben gering, sich dem Druck der Tradition und des familiären Umfelds zu entziehen. Und jetzt stehen die noch mehr im Regen, wenn Teil der Männerbewegung ihnen in den Rücken fällt, "ist doch alles nicht so schlimm, ist doch Tradition" sagt, während der Beschneider das Messer wetzt. Ich glaub, ich werd nicht mehr ...

Wenn der Wunsch nach Beschneidung von den Kindern selbst ausginge, ja, dann wäre es vielleicht was anderes. Vielleicht. Aber das kann ich mir kaum vorstellen (es sei denn, man tütert den Knaben schon von klein auf ein, erst nach einer Beschneidung seien sie vollwertige Männer und gehörten richtig dazu).

Davon abgesehen wär's nicht tragisch, wenn die Kiddies mit Piercings, Tattoos und Beschneidungen bis 18 warten müßten, dann erledigte sich manch unbedachter Wunsch ganz von selbst ...

Du schriebst im Piratenforum:
Und er weist ebenfalls darauf hin, dass die Leute, die sich hier gegen muslimische Beschneidungen wandten, offenbar übersehen hatten, dass die Beschneidung zwar bei Muslimen nicht religiös vorgeschrieben ist, sondern nur dem Brauchtum entspricht, bei Juden hingegen durch die mosaischen Gesetze vorgeschrieben sei.

Na, dann ist ja alles in Butter - da fühlt man(n) sich doch gleich ganz anders beschnitten, wenn es statt eines Brauchs ein Gesetz ist ...

Tut mir leid, aber bei manchen Deiner Ausführungen fällt mir nur noch Sarkasmus ein. Du schreibst, die Beschneidung sei in vielen Ländern auf dem Rückzug - warum ihr dann nicht den Todesstoß geben (wie der Wehrpflicht), warum ängstlich zurückweichen vor Feministinnen, Juden und Moslems? Es mag schwierig sein, die Religionsfreiheit abzuwägen gegen die körperliche Unversehrtheit, aber es ist möglich. (Aus meiner Sicht ist die Glaubensfreiheit gar nicht berührt. Glauben kann jeder, was er will, nur das an den Glauben anschließende Handeln ist eben durch Gesetze eingeschränkt. Wenn mein Glaube mir etwa sagt, daß nur geschächtete Tiere koscher seien, eine Schächtung aber wg. Tierschutz untersagt ist, na, dann muß ich mich eben vegetarisch ernähren. Mein Glaube bleibt mir ja, der ist ja primär etwas rein Geistiges).

Arne, so sehr ich einerseits verstehe, daß Du Dich von radikalen Schreihälsen distanzieren willst, so wenig verstehe ich Deine anscheinende immer größere Furcht vor "Islamophobie". Warum sollte ich keine Phobie haben vor einer Religion, die Frauen Gardinen vors Gesicht hängt, Männern das Zipfelchen kürzt, ob sie wollen oder nicht (Islam = Unterwerfung), und Abtrünnigen, die von all dem die Schnauze voll haben, noch dazu Todesdrohungen hinterherschickt? "Aber 90 % der Muslime sind gemäßigt und vernünftig"? Mag sein. Dann bleiben bei vielleicht drei Mio. Muslimen in Deutschland also nur 300.000 Unvernünftige, zu allem Bereite - na, das ist ja ein Klacks, damit läßt sich ruhig schlafen.

Gruß, Rüdiger


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