Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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WikiMANNia-Artikel "Genitalverstümmelung" überarbeitet (Projekte)

Mars, Tuesday, 25.08.2009, 22:03 (vor 5329 Tagen)

Meine Überarbeitung des Artikels ist fast abgeschlossen.
Habt ihr noch einen Idee, was da drin stehen sollte / Verbesserungsvorschläge?

http://wikimannia.org/index.php?title=Genitalverst%C3%BCmmelung

Danke im Voraus
Mars

--
Mars macht mobil!

Einige Fragezeichen...

T.R.E.Lentze, Tuesday, 25.08.2009, 23:52 (vor 5328 Tagen) @ Mars

Habt ihr noch einen Idee, was da drin stehen sollte /
Verbesserungsvorschläge?

Unter "Kurz und knapp" lese ich:

"Überall, wo es weibliche Genitalverstümmelungen gibt, gibt es die männliche Form auch; umgekehrt gibt es das nicht."

Bist du dir sicher? Mir wäre neu, daß in den matriarchalen Gebieten Schwarzafrikas, die nicht zugleich muslimisch geprägt sind, an Jungen Beschneidungen vorgenommen werden. Genau weiß ich es nicht, es würde mich selbst interessieren. Ich habe mehre Jahre in Benin gelebt, die Mutter meines Kindes ist moderat beschnitten, die Gegend ist überwiegend muslimisch. Folglich habe ich auch beschnittene Penisse gesehen. Aber historisch ist überhaupt kein Zusammenhang zwischen beiden Beschneidungs-Gebräuchen.


"Gründe u. a.: Um für Frauen attraktiver zu sein, um sie besser befriedigen zu können."

Das ist mir eine ganz neue Idee! Zumindest Muslime würden so niemals argumentieren, sondern ausschließlich auf ihre Tradition hinweisen.


"Männliche Genitalverstümmelung IST mit der weiblichen vergleichbar."

Medizinisch - ja. Wichtig für den rechtlichen Aspekt bei uns. Ethnologisch jedoch nicht richtig.


Weiterhin möchte ich aus meiner persönlichen Erfahrung entschieden bestreiten, daß Beschneidung die Organismusfähigkeit herabsetzt. Aber gut - ich könnte ein Einzelfall sein. Insofern zähle ich nicht.


Das Argument "Doppelmoral bei Gewalt an Kindern" ist m.E. das entscheidende Argument!

Grüße
Student

Einige Fragezeichen...

Joe, Wednesday, 26.08.2009, 00:28 (vor 5328 Tagen) @ T.R.E.Lentze

Weiterhin möchte ich aus meiner persönlichen Erfahrung entschieden
bestreiten, daß Beschneidung die Organismusfähigkeit herabsetzt.

Ein Organismus bleibst Du als Beschnittener weiterhin. ;-)

Fast alle relevanten Nervenenden befinden sich in der Vorhaut, nicht in der (später desensibilisierten) Eichel. Diese medizinischen Erkenntnisse haben sich allerdings noch nicht überall herumgesprochen, da diese Forschung beim Mann bekanntlich um ein halbes Jahrhundert der Frau hinterherhinkt.

Die Orgasmusfähigkeit ist zweifelsfrei herabgesetzt. Den meisten Männern reicht auch die herabgesetzte Empfindungsfähigkeit völlig aus, erst in hohem Alter müssen sie dann zu blauen Pillen greifen.

Einige Fragezeichen...

Gismatis, Basel, Wednesday, 26.08.2009, 02:58 (vor 5328 Tagen) @ Joe

Hallo Joe

Fast alle relevanten Nervenenden befinden sich in der Vorhaut, nicht in
der (später desensibilisierten) Eichel.

Dem setze ich meine Erfahrung als Spätbeschnittener entgegen. Mit dem Verschwinden der Vorhaut verschwand natürlich auch die typische Tastempfindlichkeit derselben. Das hat mich am Anfang irritiert. Die Eichel ist etwas unempfindlicher geworden, aber nicht stark. Das sexuelle Empfinden hingegen, und darauf kommt es ja vor allem an, ist gleichgeblieben. Von daher gehe ich davon aus, dass die für diese Funktion nötigen Nerven sich in der Eichel und im Schaft befinden.

Die Orgasmusfähigkeit ist zweifelsfrei herabgesetzt.

Bei mir nicht, und da bin ich nicht der einzige. Es gilt zu erreichen, dass die Beschneidung nur noch freiwillig oder aus medizinischer Notwendigkeit sowie unter geeigneten Bedingungen erfolgt. Dazu braucht man nicht die Beschneidung an sich verteufeln.

Gruß, Gismatis

--
www.subitas.ch

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Tomatenfisch, Wednesday, 26.08.2009, 02:20 (vor 5328 Tagen) @ T.R.E.Lentze

Das Argument "Doppelmoral bei Gewalt an Kindern" ist m.E. das
entscheidende Argument!

Doppelmoral ist immer ein gewichtiges Argument.

Gruß, André

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Mars, Wednesday, 26.08.2009, 03:12 (vor 5328 Tagen) @ T.R.E.Lentze

"Überall, wo es weibliche Genitalverstümmelungen gibt, gibt es die
männliche Form auch; umgekehrt gibt es das nicht."

Ich habe jetzt die Quelle als Fußnote eingetragen: http://www.vafk-schwaben.de/downloads/Beschneidung.pdf

"Gründe u. a.: Um für Frauen attraktiver zu sein, um sie besser
befriedigen zu können."

zur Attraktivität:
"So gilt die Beschneidung in afrikanischen Ländern in erster Linie als Initiationsritus bei Jugendlichen in der Pubertät. Die Fähigkeit, den mit ihr einher gehenden Schmerz aushalten zu können, gilt in vielen Stämmen als Voraussetzung zur Mannwerdung. Oft ist sie Voraussetzung dafür, überhaupt eine Frau zu bekommen, da die Frauen Wert darauf legen, einen Mann zu ehelichen, der diese Tortur über sich hat ergehen lassen."
zur Befriedigung:
Einnähen von Metallglöckchen in die Haut (Indien) Dadurch sollen die Männer Frauen besser befriedigen können.
Einnähen von Bambus- oder Metallkugeln (Ampallangs) in Eichel oder Penisschaft (Indonesien, Korea, Ureinwohner von den Philippinen) Dadurch soll die Klitoris der zukünftigen Partnerin besser stimuliert werden.

"Männliche Genitalverstümmelung IST mit der weiblichen vergleichbar."

Wie ernst das Thema zu nehmen ist.
1. Rein mengenmäßig.
2. von der möglichen Schwere von Beschneidungen, bzw den Folgen

Medizinisch - ja. Wichtig für den rechtlichen Aspekt bei uns. Ethnologisch
jedoch nicht richtig.

Wie meinst du das?

--
Mars macht mobil!

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T.R.E.Lentze, Wednesday, 26.08.2009, 06:32 (vor 5328 Tagen) @ Mars

Ich habe jetzt die Quelle als Fußnote eingetragen:
http://www.vafk-schwaben.de/downloads/Beschneidung.pdf

Das ist gut so! Und am besten noch die Seitenangabe, nämlich Seiten 59 und 60.

Allerdings sollte man sich auf die dort veröffentlichten Diagramme nicht unbedingt verlassen. Sie sind ungenau. Diejenigen Länder Westafrikas, für welche "Islamic child circumsision prevalent" angegeben ist, sind nämlich höchstens zur Hälfte islamisch, und zwar dann im nördlichen Bereich. Im südlichen, d.h. küstennahen Bereich ist Westafrika eher christlich und animistisch. Das sind auch die Kernzonen des Matrizentrismus und also der weiblichen Beschneidung. Wobei ebenso häufig aber das Gegenteil vorkommt: Die Schamlippen werden über Jahre hinaus so in die Länge gezogen, daß sie heraushängen! Ob Beschneidung oder Verlängerung, das variiert von Stamm zu Stamm.

"Gründe u. a.: Um für Frauen attraktiver zu sein, um sie besser
befriedigen zu können."

Das sind eigentlich zwei sehr verschiedene Motive: Attraktivität, die aus der Einhaltung traditioneller Regeln folgt, also aus der Zugehörigkeit; und eine Frau individuell befriedigen zu wollen/sollen/müssen. - Die speziellen Riten, die du angibst, sind für Ethnologen interessant, aber doch sehr speziell!

Medizinisch - ja. Wichtig für den rechtlichen Aspekt bei uns.

Ethnologisch

jedoch nicht richtig.

Wie meinst du das?

Beides tut weh, insofern vergleichbar. Aber die Traditionen weiblicher und männlicher Beschneidung sind -naja, sie sind auch vergleichbar, aber sehr ungleich. Denn matriarchale Bräuche sind nicht schriftlich fixiert; keine der Beschneiderinnen wird uns sagen können, warum sie beschneidet. Sie würde immer sagen: "Das war schon immer so." Und die Schamlippen-Langzieherinnen würden auch sagen: "Das war schon immer so." - Dagegen geht die männliche Beschneidung zumindest im Islam auf überlieferte Vorschriften zurück.


Noch was:

Wenn man muslimische Jungen fragt, ob sie die Beschneidung "wollen", dann ist das eigentlich gemeinschafts- und kultur-gefährdend. Denn einerseits will natürlich jeder Mensch dem Schmerz ausweichen, also auch der Beschneidung. Anderseits würde ein unbeschnittener Muslim sich aus seiner Gemeinschaft nicht nur ausgestoßen fühlen; er würde ausgestoßen sein.

Die Selbstbestimmung, wie sie bei uns durch Kulturzerfall irreversibel notwendig geworden ist, wird hier einfach auf bestehende Kulturen übertragen, so als sei gut für sie, was gut für uns sei.

Sehr interessant auch der Einzelnachweis (15.) mit dem Titel: "Genitalverstümmelung: Rache der Beschneiderinnen." Da sieht man, daß die weibliche Beschneidung nicht nur durch Frauen erfolgt, sondern - vor Allem - von Frauen gewollt ist. Sie ist ein Kulturbestandteil. Warum maßen sich einige Leute ein, die Vertreter anderer Völker belehren zu müssen? Wenn es darum geht, Menschen vor sich selbst bzw. vor ihren Bräuchen zu schützen, dann müßten gerade viele unserer zweifellos schädlichen und gefährlichen Gewohnheiten verboten und ihre Ausübung unter Strafe gestellt werden.


Das Kernproblem ist doch dieses:

Feministen haben eine neue Facette des weiblichen Opfer-Seins entdeckt. Nicht bei uns, aber anderswo. Schlimm genug, daß sie Frauen anderer Völker "belehren" wollen, wollen sie jetzt auch noch uns Männer belehren: "Frauen sind überall die Leidtragenden; und ihr habt es zugelassen, ja ihr zieht Vorteile daraus!"

Maskulisten reagieren jetzt so, daß sie antworten: "Nein nein, wir haben dasselbe Problem doch auch. Bei uns ist es sogar viel weiter verbreitet. Die eigentlichen Opfer der Beschneidung, das sind wir!"

Stimmt ja auch. Ich neige allerdings dazu, umgekehrt zu argumentieren: Frauen, löst euer Problem unter euch. Und wir Männer lösen unser Problem unter uns.

Ob Frauen sich beschneiden, sich zu Tode fressen, oder ob sie sich durch den Feminismus in die (Alters-)Einsamkeit treiben: sie werden immer Opfer männlicher Gleichgültigkeit sein wollen. Wir sollten ggf. mehr Härte, ja Zynismus entwickeln und sagen: "Belästigt uns nicht in unserer Verantwortung, die wir in unserer Arbeit für die Erhaltung der Zivilisation ausüben. Kinder und Frauen gehören nicht auf die Baustelle!"

Wir können also - entweder - der Tatsache der weiblichen Beschneidung die der männlichen Beschneidung gegenüberstellen, und somit den Vorwurf neutralisieren. Oder - wir können sagen: Das sind doch Probleme, welche von den Geschlechtern jeweils für sich entschieden werden müssen.

Das soll aber kein Einwand sein gegen einen Artikel, wie du ihn geschrieben oder redigiert hast!

Gruß
Student

Einige Fragezeichen...

phaidros52 @, Wednesday, 26.08.2009, 08:12 (vor 5328 Tagen) @ T.R.E.Lentze

EIne Kleinigkeit noch.

"So gilt die Beschneidung in afrikanischen Ländern in erster Linie als Initiationsritus bei Jugendlichen in der Pubertät.

Beim ersten lesen verstehe ich hier, dass es ein Ritus bei pubertären Jugendlichen ist.

Besser finde ich:

"So gilt die Beschneidung in afrikanischen Ländern in erster Linie als Initiationsritus, der an Jugendlichen in der Pubertät durchgeführt wird

Ph.

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