Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Geschlitzte - Die Wahrheit

Wladimir, Tuesday, 27.10.2009, 21:40 (vor 5296 Tagen)

Schlitzohr/Geschlitzter

Auf der Walz Gesellen auf Wanderschaft
[...]
Der Ohrring: Der Wanderer hatte kein großes Kapital zur Verfügung. Deshalb war es Brauch, sich einen goldenen Ohrring in das linke Ohr zu stechen. Wenn dem Reisenden auf der Walz etwas zustoßen sollte, diente der Ohrring als Kapital für ein ordentliches Begräbnis. Auch der Begriff "Schlitzohr" leitet sich von der Tradition des Ohrringtragens ab: Zimmerer, die auf der Walz Regeln brachen, wurde der Ohrring ausgerissen, um so andere Wanderer vor ihnen zu warnen.


Oder auch aus dieser Quelle:

[...]
... ein großes Schlitzohr sein
Wird man von einem Menschen betrogen, so hat man gewiss manchmal das Bedürfnis, den Übeltäter am Ohr zu packen und ihm “... du großes Schlitzohr” in dasselbe zu brüllen. Im Mittelalter griff man zu drastischeren Maßnahmen: Einem Gesellen wurde bei Regelverstoß der Ohrring, das Zeichen der Zunftzugehörigkeit, ausgerissen. Auch Betrügern soll in jener Zeit das Ohr geschlitzt worden sein. Das Ergebnis jedenfalls war für alle sichtbar. Da läuft ein Schlitzohr! - Dafür, dass Übeltäter mit dem Ohr an die Kirchentür genagelt wurden, wurde allerdings kein Beweis gefunden.

So bekommt der Zimmerer übrigens das Ohrloch (Minute 1:19): http://www.youtube.com/watch?v=wK7cgwsxiwQ&feature=related

Da es mittlerweile auch weibliche Zimmermänner(männinnen?) auf der Walz gibt entspricht "die Geschlitzte" oder "das Schlitzohr" wohl am ehesten der weiblichen Zimmer(/frau? oder Zimmermännin?) die gegen den Kodex verstoßen hat. Es könnte sich aber auch um eine Transe handlen denn es heißt "die Transe". Wobei mir auch hier nicht bekannt ist ob Transen Ahnung von Holz haben. Bleibt zu überlegen, ob Frauen überhaupt generell etwas auf dem Dachstuhl verloren haben, wenn bereits das Wort "Zimmermann" nur unter großen Bedenken in die weiblichen Form umzusetzen ist.

Geschlitzte - Die Wahrheit

Max, Fliegentupfing, Wednesday, 28.10.2009, 00:34 (vor 5295 Tagen) @ Wladimir

Dankeschön, Wladimir! Genau das waren die Gedanken, die ich damals hatte, als ich das Wort Geschlitzte zum ersten Mal auf (bestimmte) Frauen bezog. Zwar spielt es einerseits schon auf ihr Genital an, andererseits schafft es aber auch eine Assoziation zum Schlitzohr. Geschlitzte, das waren tatsächlich welche, vor denen die Gesellschaft gewarnt worden ist eben dadurch, daß sie "geschlitzt" waren.

Hoch erfreut - Max

--
"Wenigstens bin ich Herr der Fliegen", sagte der stinkende Scheißhaufen.
(Baal Zebub/Beelzebub - wird übersetzt mit "Herr der Fliegen")

Geschlitzte - Die Wahrheit

Wladimir, Wednesday, 28.10.2009, 01:53 (vor 5295 Tagen) @ Max

Genau das waren die Gedanken, die ich damals hatte, als ich das Wort Geschlitzte zum ersten Mal
auf (bestimmte) Frauen bezog. Zwar spielt es einerseits schon auf ihr Genital an, andererseits schafft es
aber auch eine Assoziation zum Schlitzohr. Geschlitzte, das waren tatsächlich welche, vor denen die
Gesellschaft gewarnt worden ist eben dadurch, daß sie "geschlitzt" waren.

Der Begriff "Geschlitzte" bezüglich einer Frau ist eine Verniedlichung, denn bei der ursprünglichen Bedeutung handelte es sich um ein vergleichsweise geringes Vergehen (Kodexverletzung), auf das eine drakonische Bestrafung erfolgte (Entzug der Existenzgrundlage).

Verniedlichung deshalb, weil die "Geschlitzten", drakonische Vergehen auf dem Kerbhloz haben (Vernichtung von meist mehreren Existenzen) und dafür sogar belohnt werden. Daher hattest du bei dem Strang Euphemismen Recht als du "Geschlitzte" als Euphemismus angeführt hattest. Ist schon lustig, wie sich einige aufregen, wenn du derart mit Verniedlichungen provozieren kannst.

Geschlitzte - Die Wahrheit

Diana, Sachsen, Wednesday, 28.10.2009, 01:25 (vor 5295 Tagen) @ Wladimir

Ich liebe Zimmerleut [image] - sie sind sozusagen "der Adel" auf dem Bau, die "oberste Kaste" [image]

Und ja, "früher" hieß es wirklich "ZimmerMANN", mit Sicherheit nicht ohne Grund. Neusprech sagt "Zimmerer" - für mich hat das einen eher abwertenden Klang. Wenn man sich nur überlegt, dass es oft abfällig heißt "etwas zusammenzimmern"...

Die weibliche Form von "Zimmermann" ist zu Recht albern bis dämlich. Ich vermute, genau DESHALB hat man überhaupt Zimmerer genommen, um "irgendwie" eine weibliche Form bilden zu können. Die ist aber immer noch dämlich. "Zimmerfrau" geht nicht - das ist schließlich ganz was anderes. Aber die weibliche Form von "Zimmerer" müsste doch folgerichtig "ZimmererIN" heißen - tut es aber nicht, sondern "ZimmerIN". Was meiner Meinung nach den Schwachsinn komplett macht, weil bei Weglassen der "-IN"-Endung nämlich nur "der Zimmer" übrig bleiben würde. Hier wird für mich offenbar, dass es für diesen Beruf und diese Berufsbezeichnung offenbar niemals eine "weibliche Form" geben sollte.

Am ehesten logisch wäre da wirklich noch "Zimmermännin" - was den Dummfug aber genauso offenbart. [image]

Geschlitzte - Die Wahrheit

Max, Fliegentupfing, Wednesday, 28.10.2009, 01:34 (vor 5295 Tagen) @ Diana

... ich hab´s: Frauenzimmer! - [image] - Max

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"Wenigstens bin ich Herr der Fliegen", sagte der stinkende Scheißhaufen.
(Baal Zebub/Beelzebub - wird übersetzt mit "Herr der Fliegen")

Geschlitzte - Die Wahrheit

Diana, Sachsen, Wednesday, 28.10.2009, 20:27 (vor 5295 Tagen) @ Max

... ich hab´s: Frauenzimmer! -
[image]
- Max

[image] - wie überaus naheliegend! Aber ICH möchte bittschön von keinem "Frauenzimmer" einen Dachstuhl gebaut haben *nää* [image]

Zimmermännin wäre richtig

Dragman, Vogelsberg, Wednesday, 28.10.2009, 16:07 (vor 5295 Tagen) @ Diana

"Am ehesten logisch wäre da wirklich noch "Zimmermännin" - was den Dummfug aber genauso offenbart."

Nein, 'Männin' wäre eine korrekte, wenn auch veraltete Form. Zudem ermöglichte sie den Verdacht, dass doch eine Restbildungsfähigkeit bei den Protagonistinnen der totalitären Femfaschsprech-Linguistik vorhanden sein könnte.

Quelle

--
Vergil: "Varium et mutabile semper femina." (Immer schwankend und wechselnd ist das Weib.)

Zimmermännin wäre richtig

Diana, Sachsen, Wednesday, 28.10.2009, 20:34 (vor 5295 Tagen) @ Dragman

Ich könnt ja mit der Zimmermännin leben - wenn's denn wirklich eine wäre, die Ahnung hat [image] Ich kenn eine, die diese Ausbildung gemacht hat - deren Vater ist auch Zimmermann (oder Dachdecker, bin mir nicht sicher). Jedenfalls hat die in der Firma gelernt, wo auch ihr Vater arbeitet.

Das Mädel hat jedenfalls konkrete Pläne: sie will Restauratorin im Handwerk werden, quasi die höchste Qualifikationsstufe, die es im Handwerk gibt. Dahin führt der Weg aber eben NUR über eine entsprechende handwerkliche Ausbildung - halt Zimmermann oder Maurer o. ä. Und erst nachdem man dort auch noch den Meister hingelegt hat, kann man den Restaurator machen. Das ist anscheinend für ein Mädchen derart selten, dass man ihr vor ein oder zwei Jahren einen halbseitigen Zeitungsartikel mit Foto (in der hiesigen Regionalzeitung) gewidmet hat. [image]

Zumindest kommt sie an der ARBEIT auf dem Bau und den handwerklichen Gesellen- und Meisterstücken nicht vorbei. Die ist jetzt 19 oder 20 und müsste ihre Ausbildung inzwischen beendet haben. Und die Gefahr, dass ein Mädchen hier im Osten in dem Alter freiwillig ein Kind kriegt, ist nicht mehr sooo hoch... [image]

Ach, mir fällt noch eine ein - dürfte inzwischen um die 40 sein, die hat den Dachdeckermeister gemacht und die Firma ihres Vaters übernommen. Und ja, dieser Besen ist sehr wohl auf dem Dach rumgestiegen - allerdings war sie bei den Leuten nicht sonderlich beliebt, weil sie eine blöde Art an sich hat.

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