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Keine Sorge, der Zins stirbt nicht aus!! (Gesellschaft)

Torsten, Sunday, 18.08.2019, 19:23 (vor 1706 Tagen) @ Kliemann

Niedrig- oder Nullzinsen: Diese Schlagworte sollte der Anleger mit Vorsicht deuten. Denn der Zins kann nicht, und wird nicht, verschwinden.
Der Zins - man spricht an dieser Stelle am besten vom "Urzins" - ist gewissermaßen in jedem von uns. Er lässt sich aus unserem menschlichen Handeln nicht wegdenken. Der Urzins steht für den Wertabschlag, den Zukunftsgüter gegenüber Gegenwartsgütern erleiden: Ein gegenwärtig verfügbares Gut wird höher wertgeschätzt als das gleiche Gut (also ein Gut von gleicher Qualität und unter gleichen Umständen), das erst in der Zukunft verfügbar ist.
Gäbe es keinen Urzins, würde niemand sparen, also auf Konsum verzichten und investieren. Es gäbe keine Unternehmen. Die Menschen verharrten in einer primitiven und ärmlichen Subsistenzwirtschaft. Die Vorstellung, den modernen Volkswirtschaften könnte plötzlich der Urzins abhandenkommen, ist daher eine geradezu apokalyptische Vorstellung: Sie würde so etwas wie den sicheren Hungertod für den Großteil der etwa 7,7 Milliarden Menschen auf dieser Welt bedeuten.
Da mag es tröstlich sein, dass die Zentralbanken bislang "nur" ausgewählte Zinsen im Kreditmarkt (die sich aus dem Zusammenspiel der Spar- und Investitionsentscheidungen der Individuen ergeben und damit gewissermaßen den volkswirtschaftlichen Urzins reflektieren) auf und zuweilen auch unter die Nulllinie zwängen. Der Grund: Auserkorene Schuldner - die finanziell maroden Staaten und Banken etwa - sollen so über Wasser gehalten werden. Das aber schafft den Zins nicht ab.
Der Zins findet sich nämlich nicht nur im Kreditmarkt, sondern in allen Märkten, in denen Gegenwarts- gegen Zukunftsgüter getauscht werden - wie beispielsweise in den Märkten für Aktien, Häuser und Immobilien. Allerdings hinterlässt die Null- und Negativzinspolitik der Zentralbanken auch hier ihre Spuren.
Sie zieht unweigerlich viele andere Zinsen mit nach unten. Die erwarteten Erträge von zum Beispiel Aktien und Häusern werden mit einem verringerten Zinssatz abdiskontiert, und das erhöht ihre Barwerte und damit auch ihre Marktkurse - so dass die künftigen Aktienrenditen nachgeben. Über diese Preisinflation freuen sich die Besitzer von Aktien und Häusern. Diejenigen
aber, die Geld halten, freuen sich nicht. Schließlich haben sie das Nachsehen: Sie bekommen nunmehr weniger Aktien und Häuser für ihr Geld. Volkswirtschaftlich gesehen ist das Ganze natürlich eine Katastrophe.
Die künstlich niedrig gedrückten Zinsen verleiten Firmen zu Fehlinvestitionen. Anfänglich sorgt das zwar für einen Konjunkturaufschwung ("Boom"). Doch der ist auf Sand gebaut. Irgendwann schlägt der Boom in einen Abschwung ("Bust") um. Die Altersvorsorge für viele Menschen wird erschwert oder gar unmöglich gemacht. Sie werden später, im Rentenalter, mehr denn je von Zuweisungen aus staatlichen Kassen angewiesen sein - und das kann nur finanziert werden, wenn denjenigen, die
noch Einkommen schaffen, immer stärker in die Tasche gegriffen wird.
Es ist absehbar, dass freiheitsfeindliche Agitatoren das schamlos ausnutzen: Sie schieben dem System der freien Märkte die Schuld für Rezession und Arbeitslosigkeit und Altersarmut in die Schuhe und preisen der größtenteils uninformierten Öffentlichkeit staatliche Zwangs- und Knebelmaßen zur Lösung der Misere an - wie zum Beispiel Mietpreisbremsen, Mindestlöhne, Handelsbeschränkungen und vieles andere mehr.
Die Krise, für die die Niedrigzinspolitik sorgt, ist daher ein gefundenes Fressen für Kollektivisten und Sozialisten. Denn gerade in Krisenzeiten lassen sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Freiheitsgrade einfach reduzieren. Ganz besonders gut gelingt das in einer "anhaltenden Ausnahmesituation".
Das marxistische Denken kennt die "permanente Revolution", und seit der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, für die die staatlichen Zentralbankpolitiken gesorgt haben, ist sie längst zur Realität geworden. Sie lässt die letzten verbliebenen Hemmungen, die die sozialistische Zinsfeindschaft noch eingehegt haben, auch noch schwinden, begünstigt durch die allmähliche Gewöhnung der Öffentlichkeit an die Niedrig- beziehungsweise Null- und Negativzinsen als die "neue Normalität".
So kann das, was an kapitalistischer Substanz noch da ist, auch noch verzehrt werden. Der Gegenwartskonsum geht zusehends auf Kosten der künftigen Einkommen, die dann geringer ausfallen werden, als sie könnten; unter den herrschenden Zinsbedingungen drohen sie sogar absolut zurückgehen. Willkommen in der Verarmungsfalle!
Der gutgläubig-naive Keynesianer mag denken, die Niedrigzinsphase werde helfen, die Volkswirtschaften wieder flott zu machen; und dafür könne man schon mal eine gewisse Zeit auf den Zins verzichten; und übrigens es sei doch durchaus vertretbar auszuprobieren, ob es vielleicht künftig nicht doch auch ganz ohne Zins geht. Solange aber den Menschen der logische Verstand nicht ganz abhandenkommt, ist eine Welt ohne Zins so unwirklich und undenkbar wie der Satz "1 plus 1 ist nicht gleich 2". Doch selbst gegen das logische Denken geht man mittlerweile vor, und zwar mit einer Art Polylogismus.
Nach dem Motto: "Meine Logik ist anders als deine Logik, und meine Logik ist die richtige". Ökonomen, die sagen, das Phänomen eines immer und überall positiven Urzinses ließe sich mit der Logik erklären, werden als wissenschaftlich nicht ganz auf der Höhe stehend beäugt, als ideologisch eingenommen, als starrsinnig abgetan. Dadurch lässt sich zwar der Widerstand gegen die Politik des Niedrig- und Negativzinses entmutigen, im Extremfall vielleicht sogar mundtot machen. Aber es ändert nun einmal nichts daran, dass das Herabdrücken des Zinses durch die Zentralbank verheerende wirtschaftliche und politische Schäden herbeiführt.
Der Zins stirbt nicht aus, solange es handelnde Menschen gibt. Auch wenn die Zentralbank die Marktzinsen auf null setzt oder unter die Nulllinie zwingt: Der Urzins verschwindet dadurch nicht, er bleibt positiv. Das ist tröstlich. Zeigt es doch, dass es Dinge auch auf Erden gibt, die die Macht des Staates und seiner Zentralbank übersteigen. Das, was das künstliche Herunterdrücken der Marktzinsen den meisten Menschen zuleide tut, ist das Ergebnis von Machtmissbrauch; es ist, weil es nicht einmal durch Unwissenheit entschuldigt werden kann, im wahrsten Sinne des Wortes asozial.


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