Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Die Familie steht wieder im Mittelpunkt der Betrachtung und WikiMANNia wird prominent genannt (Genderscheiss)

Wiki, Sunday, 05.07.2020, 10:23 (vor 1391 Tagen)
bearbeitet von Wiki, Sunday, 05.07.2020, 10:36

Liebe Leser*innen,
in euren Händen haltet ihr die neueste Publikation des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Uni Frankfurt, welche sich dem Thema Antifeminismus und Hochschule widmet. Nach der positiven Rückmeldung auf die Veröffentlichung des Readers »Autoritär, Elitär, Reaktionär: Studentenverbindungen, Burschenschaften und ›Neue Rechte‹« im Januar 2018, sahen wir uns als Redaktion dazu ermutigt, weiterhin zur Förderung eines antifaschistischen Bewusstseins in der Studierendenschaft und Gesellschaft beizutragen. Angesichts der zunehmenden politischen Erfolge reaktionärer Kräfte in Deutschland, Europa und international erachten wir ein solches Bewusstsein und sich daraus ableitende politische Aktivitäten für eine absolute Notwendigkeit.]
- Einleitung: Feindbild Emanzipation - Antifeminismus an der Hochschule

Wenn die Frage lautet: Gibt es eine diskursive Verschiebung von Antifeminismus zu Antigenderismus? Ist die Antwort: Nein, die gibt es nicht in dem Sinne, denn »Antigenderismus« wäre eher ein Teil antifeministischer Selbstbeschreibung, nicht etwas, das Antifeminismus ablöst. Gleichzeitig: Ja, in den letzten Jahren kann eine Verschiebung beobachtet werden von einer Variante von Antifeminismus zu einer anderen Variante von Antifeminismus.

Vom männerzentrierten zum familienzentrierten Antifeminismus.

Ich möchte diese Verschiebung vorläufig benennen als von einem männerzentrierten Antifeminismus hin zu einem familienzentrierten Antifeminismus, oder genauer: zu einem Vater-Mutter-Kind-zentrierten Antifeminismus. Andere Autor_innen haben diese neue Phase »Familienfundamentalismus« oder »Familienpopulismus« genannt. Oder man könnte die Verschiebung benennen als von einem maskulistischen Antifeminismus zu einem familialistischen Antifeminismus.

Vorher standen im Zentrum der antifeministischen Argumentation die Männer: Vorstellungen von Männerdiskriminierung, Männlichkeitsabwertung, Männerfeindschaft, Legitimationen von männlicher Herrschaft – verschiedene Varianten, aber als gemeinsames diskursives Zentrum: »Der Mann«. Beispielhaft für diese vorherige Phase können Gruppen genannt werden wie Väteraufbruch für Kinder (VafK), MANNdat, oder das Internetforum WGvdL (Wieviel ›Gleichberechtigung‹ verträgt das Land?) und die damit verbundene antifeministische Wikipedia-Imitation WikiMANNia. Jetzt, sagen wir seit 2010 oder 2011, hat sich das verschoben: Jetzt stehen im Zentrum der antifeministischen Argumentation spezifische Familienkonstellationen: miteinander verheiratete heterosexuelle Cis-Gender inklusive gemeinsam in die Welt gesetzter Kinder. In der Sprache des politischen Gegners heißt diese Konstellation schlicht »die Familie«, als naturgemäße Einheit aus Vater-Mutter-Kind.
(Seite 23/24) - Sebastian Scheele: Von Antifeminismus zu »Anti-Genderismus«? Eine diskursive Verschiebung und ihre Hintergründe

1. Wieder prominent genannt: WGvdL und WikiMANNia.
2. Die Familie steht wieder im Mittelpunkt der Betrachtung und die Linken schäumen ob dieses Erfolges. :-D
3. MANNdat wird wieder in einer Reihe mit WGvdL und WikiMANNia genannt.

Es geht um eine auf spezifische Weise rassistisch, nationalistisch, klassistisch, sexistisch, homophob aufgeladene Familien-Norm

Oho, da braucht aber jemand sehr viele Etiketten… ;-)

Bezüglich der "Wikipedia-Imitation" hat sich Sebastian Scheele nicht mit Koautor Manfred Köhnen abgesprochen, der nämlich "Abwerten und lächerlich machen" als antifeministische "Kommunikationsstrategie" kategorisiert hat. (Seite 32) :-D

4. Explizit antifeministische Akteurinnen und Akteure

Diese Gruppe bedient sich des Unwissenschaftlichkeits-Vorwurfs, versteht sich aber gleichzeitig selbst als explizit politisch – sei es im Selbstverständnis als Männerrechtler_innen, als Antifeminist_innen, als Maskul(in)ist_innen oder in einem Eintreten für »Geschlechterdemokratie«, das primär als Zurückdrängen »des Feminismus« verstanden wird. Dieses Spektrum umfasst beispielsweise Vereine wie MANNdat oder Agens, Autoren wie Gerhard Amendt oder Arne Hoffmann und Internetprojekte wie WikiMANNia oder die wgvdl-Foren (Wieviel ›Gleichberechtigung‹ verträgt das Land?). Die Gruppe ist politisch schwer zu verorten. In den Foren finden sich sehr autoritäre Haltungen und Gewaltphantasien, wie sie sonst eher aus der rechtsextremen Szene bekannt sind.

5. Rechte Organisationen

[…]
(Seite 23/24)

1. MANNdat und Arne Hoffmann werden in einem Zug mit WikiMANNia und WGvdL genannt.
2. "Die Gruppe ist politisch schwer zu verorten." Soso, man ist also in den Formulieren schon etwas vorsichtiger geworden. :-D

Gleichstellungspolitische (Rück-)Entwicklungen

Entwicklungen in der Gleichstellungspolitik könnten zur diskursiven Verschiebung beigetragen haben, darunter: Die Verengung von Geschlechterpolitik auf Familienpolitik. Das junge Politikfeld Gleichstellungspolitik, das in den 1980er Jahren als Frauenpolitik begonnen hat und sich dann zum Beispiel in Form von Gender Mainstreaming seit Mitte der 90er institutionalisierte, wurde bereits Mitte der 2000er Jahre wieder zurückgeschraubt. Manche sagen sogar, es wurde als eigenständiges Politikfeld wieder abgeschafft, und zu einem Teilbereich von Familienpolitik degradiert. […]

Auf der bundesdeutschen Ebene ist Gender Mainstreaming tot. […] (Uups!) :-P

Im Zuge des Rückbaus von Gender Mainstreaming sind die Anstrengungen eingestellt worden, Gender Mainstreaming zu kommunizieren oder gegen Angriffe zu verteidigen. Das hat der Hetze 2006 und 2007 nichts mehr entgegengesetzt. Die antifeministische Diskurshoheit über Gender Mainstreaming stellt sich aus dieser Perspektive als Versäumnis politischer Institutionen dar, ihre eigene Gleichstellungspolitik offensiv zu vertreten und öffentlich zu vermitteln.
(Seite 31) - Manfred Köhnen: Die Freiheit der Wissenschaft und ihre Feinde - Angriffe auf die Geschlechterforschung bringen alle Sozial- und Geisteswissenschaften in Gefahr

"antifeministische Diskurshoheit über Gender Mainstreaming"? Uups!?!! Sollte WikiMANNia was damit zu tun gehabt haben? *kicher*
Ich würde mal sagen, da hat jemand eine echte Niederlage eingestanden!
s_zigarre

Und:
"Angriffe auf die Geschlechterforschung bringen alle Sozial- und Geisteswissenschaften in Gefahr"
Da geht einigen wohl der Arsch auf Grundeis!
s_happy

Auch an den Hochschulen in Deutschland macht sich seit einigen Jahren eine neue Variante des Antifeminismus breit, zumeist tritt sie in Form des Feindbildes »Genderismus« in Erscheinung. Auf studentischer Ebene sind vor allem die Hochschulgruppen der rechtspopulistischen »Alternative für Deutschland« (AfD) Träger dieser Entwicklung, aber auch die Hochschulgruppen der konservativen Unionsparteien und der liberalen (FDP) bedienen sich dieses Feindbildes. (Seite 54)

Uups, verlieren gerade die Linken ihre Deutungshoheit an den Universitäten?
Und offen regt sich sogar bei der FDP noch etwas! ;-)

AntifeministInnen1 üben keine irgendwie geartete Kritik am Feminismus, es handelt sich vielmehr um ein ausgewachsenes Feindbild.
Dass sie selbst dieses Feindbild haben und keine Kritik zulassen wollen (sie versuchen sich einzureden, es gäbe gar keine Kritik am Feminismus), zu dieser Selbsterkenntnis können sie sich (noch) nicht durchringen…

Zu befürchten ist, dass sich dadurch zukünftig in den Studierendenvertretungen Allianzen oder Kooperationen ergeben könnten. Es ist jedenfalls ein relativ wirkmächtiges Feindbild, auch weil antifeministische Einstellungen in Teilen der Bevölkerung verbreitet sind und auch Universitäten hier keine Ausnahme darstellen. Gerade auch an den Hochschulen zeigt sich, dass der stark akademisch geprägte feministische Diskurs noch immer auch ein Vermittlungsproblem hat, da hier die Realität von progressiver, komplexer Gender-Forschung mit der von nichtsoziologisch studierten Menschen aufeinandertrifft.
Ihr habt kein "Vermittlungsproblem", sondern ein Wahrnehmungsproblem mit der Wirklichkeit! ;-)


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