Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Dr. Ramona Myrrhe (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 28.12.2014, 10:36 (vor 3429 Tagen)

F319 Dr. Ramona Myrrhe geboren 1973 – Studium der Germanistik und Geschichte in Magdeburg - Fakultätsmanagerin des Instituts für Humanwissenschaften an der Universität Magdeburg – Leiterin der Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - Buchveröffentlichungen: Leben in der Stadt. Eine Kultur- und Geschlechtergeschichte Magdeburgs. (Böhlau Verlag, 2004); Patriotische Jungfrauen, treue Preußinnen, keifende Weiber (2004); Familienbande – Familienschande. Mit Eva Labouvie(Böhlau Verlag, 2007) - Anschrift: Ramona Myrrhe, Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung, Universitätsplatz 2, 39016 Magdeburg, Tel. 0391/671945 - Ramona.Myrrhe@ovgu.de - ramona.myrrhe@gse-w.uni-magdeburg.de - https://www.xing.com/profile/Ramona_Myrrhe


Die sachsen-anhaltische Landesgeschichte hat Themen und Ansätze der Frauen- und Geschlechterforschung bisher kaum berücksichtigt. Erstmals werden mit diesem Buch Ergebnisse sowohl zur Geschichte der Frauen als auch zur geschlechterhistorischen Landesgeschichte Sachsen-Anhalts in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgelegt. Das Werk verweist dabei auf neuartige Überlegungen zu einem geschlechtsspezifischen Konzept von Öffentlichkeit auf regionaler Ebene.

In ihrem Buch zeichnet die Autorin verschiedene Lebenswelten von Frauen nach und macht zugleich die vielfältigen Möglichkeiten der Aneignung öffentlicher Räume durch Frauen transparent. Denn Zugänge zur Öffentlichkeit und Wege in die Öffentlichkeit fanden Frauen nicht nur über das Alltags-, Erwerbs- und Vereinsleben, über literarische Betätigung und Religion, sondern auch durch das Entstehen neuer öffentlicher Räume während der Freiheitskriege gegen Napoleon und der Revolution von 1848/49.

Dr. Ramona Myrrhe, geb. 1973, Studium der Geschichte und Germanistik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Promotion 2004, ist derzeit Leiterin der Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

http://www.fwpf.de/index.php?isbn=9783939348016

Am 17. November 2007 fand unter der Leitung von Eva Labouvie (Institut für Geschichte, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) und Ramona Myrrhe (Koordinationsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die nunmehr fünfte interdisziplinäre „Konferenz zur Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt“ statt. Diesmal wandte sich die Konferenz wieder an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, denen eine Plattform zur Vorstellung neuester Fortschungsprojekte und zum Austausch gegeben wurde. Sechs junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus der genderorientierten Geschichtswissenschaft sowie den Literatur- und Erziehungswissenschaften nahmen dies zum Anlass, um ihre Promotionsarbeiten den rund 50 TeilnehmerInnen aus Sachsen-Anhalt, den neuen und alten Bundesländern vorzustellen. Im Anschluss an die Konferenz fand das Jahrestreffen des „Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland“ für den Bereich der Neuen Bundesländer unter der Koordination von Labouvie statt.
Die diesjährige Konferenz eröffnete ein Vortrag von MAGDALENA SUTARZEWICZ (Universität Opole/Polen, Literaturwissenschaften) zum Thema „‚Wir sind mindere Geschöpfe, gerade gut genug zur Unterordnung’ oder: Femininer Masochismus und Misogynie bei Claire Goll“. Die Schriftstellerin Claire Goll, so konstatierte die Referentin zu Beginn ihres Vortrages, habe lange als ‚femme scandaleuse’ und ‚femme des lettres’ des Expressionismus und Surrealismus gegolten, sei von berühmten Künstlern ihrer Zeit umschwärmt worden und zugleich in der literarischen Öffentlichkeit umstritten gewesen, bevor sie in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geriet. Den Ausgangspunkt ihrer Betrachtungen bildeten biographische Bezüge der Schriftstellerin zu ihren Werken, insbesondere die Kindheits- und Jugenderinnerungen Claire Golls, geprägt von einem kalten, kaum anwesenden Vater und einer kranken Mutter, die ihre Tochter mit körperlichen und seelischen Misshandlungen, sexuellen Demütigungen bis hin zu Liebes- und Essensentzug, gezüchtigt habe. Magdalena Sutarzewicz ging in ihrem Vortrag vor allem der Frage nach, ob bei der in den Werken und Äußerungen Claire Golls aufscheinenden Misogynie einer Frau von einer inneren Überzeugung oder eher einer wohl kalkulierten Pose, ja Inszenierung, auszugehen sei. Dabei bezog sie ihre Analyse vor allem auf die autobiographische Schrift „Ich verzeihe keinem“, in der Goll dezidiert äußerte, sie könne „Frauen nicht ausstehen“, sowie auf weitere Werke der Autorin aus den 1930er-Jahren, in denen sich ihr Frauenhass nachweisen ließ. Zwar habe sich Goll durchaus kritisch mit den traditionellen Frauenrollen und Beziehungsmustern auseinander gesetzt, ihre Heldinnen seien dennoch naive und mindere Wesen, zeichneten sich durch Passivität und Identitätslosigkeit aus und erlangten erst durch den männlichen Schöpfer, der sie nach seinen Vorstellungen kreiere, eigene Identität. Mit dem älteren Konzept der Mimikry und neueren Ansätzen der Performanz hinterfragte die Referentin weiter, wie diese weibliche Misogynie einer Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts zu verorten sei, ob Goll lediglich versucht habe, Handlungs- und Denkweisen von Männern ihrer Zeit nachzuahmen, um dem von ihr positiv gezeichneten Männlichen näher zu sein, oder – anknüpfend an ihren biographischen Ausgangspunkt – ob über Golls negative Beziehung zur eigenen Mutter die gestörten Frau-Frau- und Frau-Mann-Beziehungen eine Erklärung finden können.
JULIA KAFFARNIK (HU Berlin, Geschichtswissenschaft) ging bei der Vorstellung ihres Promotionsprojektes zu „Sexueller Gewalt gegen Frauen im antiken Athen“ von der Feststellung aus, dass man in schriftlichen wie sachlichen Quellen, etwa in Mythen, der attischen Tragödie oder den neuen Komödien des Meander (4. Jh. v. Chr.), in einzelnen Textstellen der attischen Redner bis hin zu textilen und Vasenabbildungen, erstaunlich häufig Darstellungen sexueller Angriffe auf Frauen wie auf Göttinnen finde. Zielstellung ihrer Arbeit sei es, anhand von narrativen Quellen, insbesondere Mythen, Tragödien und Komödien, weniger das Vorkommen und die Ahndung tatsächlicher sexueller Gewalt in der attischen Gesellschaft denn die Art und Weise zu analysieren, in der sexuelle Gewalt behandelt werde, in welchen Kontexten sie stehe und durch welche Motive sie thematisiert werde. In den Mythen als auch auf der Bühne seien hauptsächlich junge, unverheiratete Frauen als Opfer sexueller Gewalt dargestellt, Frauen also, die außerhalb des Oikos (Haus/Haushalt) und in Abwesenheit ihren Kyrios (Herr/Vormund) schutzlos den Angriffen von Männern ausgeliefert gewesen seien. In der Regel seien solcherlei gewaltsamen Angriffen auf irdische Frauen oder Göttinnen Kinder entsprungen, in der Regel habe man die Frauen auch als passiv, einerseits als den Vergewaltigern und deren Familienmitgliedern, andererseits als ihren eigenen männlichen Familienmitgliedern ausgeliefert dargestellt. Nicht die Frauen, sondern Personen ihres Umfeldes bestimmten in den schriftlichen Zeugnissen das Geschehen, ohne weibliche Spielräume zu gewähren. Die Gewaltszenen spiegelten damit in nachdrücklicher Weise die Verfügungsgewalt über den Körper und die Sexualität von Mädchen und Frauen, die vor ihrer Heirat ihrem Vater oder einem anderen männlichen Verwandten und später dem Ehemann zugestanden habe. Sexuelle Gewalt sei, so ein weiterer Argumentationspunkt, insgesamt im antiken Athen nur dann in den Quellen thematisiert worden, wenn es zu Problemlagen zwischen männlichen Herrschaftsbereichen gekommen sei. Als eigenständiges Gewaltverbrechen, Gewaltakt oder als Vergewaltigung sei sie nicht erwähnenswert gewesen. Auszugehen sei vielmehr von einer interfamiliären Beilegung nur der aus sexueller Gewalt entstandenen Konflikte, wofür auch die fehlende Präsenz der sexuellen Gewalt als eigenständiges Verbrechen in Gesetzestexten und weiteren normativen Texten spreche.
KATRIN MOELLER (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Geschichtswissenschaft) näherte sich in ihrem Beitrag zur „Wahrnehmung von Geschlecht, Familie und Gerechtigkeit in mecklenburgischen Hexenprozessen“ ihrem Vortragsthema zum einen durch quantitative Methoden, zum anderen durch eine Konzentration auf den Aspekt der „Gerechtigkeit“, insbesondere der geschlechtsspezifischen Gerechtigkeit im Kontext der frühneuzeitlichen Hexenforschung. Insgesamt habe man die Frage nach dem Stellenwert von Gerechtigkeit in der frühneuzeitlichen Gesellschaft bislang noch kaum bei der Untersuchung von Hexenverfolgungen thematisiert, doch ziehe sich bei Betrachtung individueller Prozessfälle die Frage nach Vorstellungen von Gerechtigkeit, ob als Standes- oder Geschlechtergerechtigkeit, wie ein rotes Band durch die Verfahrenswellen des 16. und 17. Jahrhunderts. Exemplarisch entwickelte Katrin Moeller ihre Fragestellungen anhand einer Prozesswelle in der mecklenburgischen Kleinstadt Plau und zeigte in diesem Kontext trotz der Beteiligung unterschiedlicher sozialer und gesellschaftlicher Gruppierungen typische Entwicklungsverläufe und Konfliktkonstellationen sowie geschlechtsspezifische Handlungsspielräume auf. Da Anschuldigungen wegen Hexerei zumeist vor dem Hintergrund intensiver fehdeartiger Auseinandersetzungen zwischen Familien bzw. Familienclans erfolgt seien, habe die familienbezogene Rache oder Vergeltung eine ganz wesentliche Rolle bei der Denunziation und Verfolgung gespielt. ‚Soziale Gerechtigkeit’ im Sinne einer ständeübergreifenden, einheitlichen Ausübung der Justiz sei aus der Perspektive der Bevölkerung nicht nur ein Leitthema der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen, sondern der Kriminaljustiz insgesamt gewesen, während sich davon das auffällige Fehlen von Belegen abhebe, die Ungerechtigkeiten im Sinne der Geschlechterdifferenz beklagten. Weder sei die juristische Gleichbehandlung der Geschlechter thematisiert worden, noch seien Frauen je auf den Gedanken gekommen, die geschlechtsspezifische Zuschreibung des Hexereidelikts anzusprechen oder gar anzumahnen. Vielmehr, so das Resümee, sei Gerechtigkeit auch in Form der Geschlechtergerechtigkeit nur aus dem Blickwinkel der familienzentrierten Ordnung und Anordnung der Vormoderne und damit anders als heute zu begreifen.
KATJA LISSMANN (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Erziehungswissenschaften) stellte in ihrem Promotionsvorhaben zur „Korrespondenz Anna Magdalena von Wurms mit August Hermann Francke (1692-94) – Rekonstruktion der Frömmigkeitspraxis von Frauen im Pietismus (17./18. Jh.) aus biographietheoretischer Perspektive“ eine Analyse der Briefe Anna Magdalena von Wurms an ihren zukünftigen Ehemann August Hermann Francke zur Diskussion. Ihre zentrale Fragestellung zielte auf die religiös vermittelten Sinnkonstruktionen und Bedeutungsbezüge von Frauen im Pietismus des 17. und 18. Jahrhunderts und siedelte bewusst im Schnittfeld zwischen einer historisch-anthropologischen Frauen- und Geschlechterforschung und einer empirisch-erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung. Im Fordergrund ihrer Ausführungen standen die Ansätze der „heterologen Subjektkonstitution“ (Eva Kormann), der „Bildung von Welt- und Selbstreferenzen“ (Winfried Marotzki) und der „Dokumentarischen Methode als Interpretationsverfahren für narrativ fundierte Dokumente“ (Bohnsack/Nohl), die die Referentin für die Analyse historisch-biographischer Dokumente nutzbar machen möchte.
CLAUDIA HÄFFNER (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Geschichtswissenschaft) sprach zu ihrem Dissertationsvorhaben „Lebensentwürfe von Professorengattinnen in Jena um 1800“. Ziel ihrer Arbeit sei es zu erforschen, inwieweit und welche Art von Geschlechterbeziehungen das akademische Milieu um 1800 in Jena konstituiert habe, wobei sie der These nachging, ob das Ideal der „Gattin, Hausfrau und Mutter“ im akademisch-universitären Milieu eine eigene Adaption erfahren habe und dem besonderen Kontext angepasst werden musste. Am Beispiel der Lebensentwürfe der beiden Professorengattinnen Anna Henriette Schütz und Johanna Maria Fichte konnte sie im Weiteren aufzeigen, dass besonders das akademische Umfeld von einer Gleichzeitigkeit konventioneller und experimenteller Geschlechtervorstellungen geprägt war, die sich besonders in einer gemischtgeschlechtlichen akademischen Geselligkeit nachweisen ließ. Der von ihr näher untersuchte, 1781 in Jena gegründete Professorenclub, dem neben den Professoren auch verheiratete und unverheiratete Frau als „ordentliche Mitglieder“ angehörten, könne mit Blick auf die unzähligen, rein männlich dominierten Geselligkeitskreise jener Zeit durchaus als eine Ausnahmeerscheinung angesehen werden. Gerade die Universitätsstadt Jena habe strukturelle Möglichkeit geboten, nicht nur mit Geschlechtervorstellungen zu experimentieren, sondern den Professorengattinnen in den fast wöchentlich stattfindenden Veranstaltungen des Clubs zugleich die Gelegenheit gegeben, sich aktiv an der Gestaltung von Geselligkeit zu beteiligen. Die Fortsetzung der Geselligkeit im Privaten, insbesondere im Hause von Hofrätin Anna Henriette Schütz, die sich zusammen mit anderen Professorengattinnen im Laienschauspiel übte, deute über die Auswahl der einstudierten Theaterstücke darauf hin, dass die Frauen nicht nur im Club, sondern auch auf der Bühne mit konventionellen Geschlechterentwürfen spielten. Ein Gegenbeispiel führte Claudia Häfner in der Person Johanna Maria Fichtes an, die dem Professorenclub, den auch ihr Mann Johann Gottlieb Fichte besuchte, nicht beitrat, Geselligkeiten eher als Belastung und Pflicht empfand, sich dem Willen ihres Ehemannes unterordnete und sich ganz dem konventionellen Ideal einer hierarchisierten Geschlechterbeziehung verpflichtet sah.
Abschließend stellte ALEXANDER BASTIAN sein Promotionsvorhaben zu „Repression, Haft und Geschlecht. Opferrolle und Täterschaft von politischen Häftlingen und Gefängnispersonal in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit Magdeburg-Neustadt 1956-1989“ vor. Ziel der Arbeit sei es, den Raum beziehungsweise Ort der Haft unter geschlechtergeschichtlichen und kulturgeschichtlichen Forschungsansätzen zu untersuchen und grundsätzlich danach zu fragen, welche Diskurse das heutige Bild der Untersuchungshaft des MfS maßgeblich prägten. In der wissenschaftlichen Forschung stehe eine differenzierte Betrachtung geschlechtsspezifischer Aspekte, etwa die Beteiligung von Frauen und Männern an den Repressionsmaßnahmen oder die Frage nach den das Verhalten und Handeln leitenden Rollenbildern und geschlechtsimmanenten Umgangsweisen hinsichtlich des repressiven Charakters bisher noch völlig im Hintergrund. Der Verweis auf eine untergeordnete und marginale Stellung von Frauen innerhalb des Staatssicherheitsdienstes reiche daher keineswegs aus, um die Funktion und Täterschaft von Frauen und somit ihre Beteiligung am repressiven Vorgehen unberücksichtigt zu lassen. Frauen, so konstatierte Alexander Bastian, seien für den Betrieb einer Untersuchungshaftanstalt unerlässlich gewesen, wobei sich zwangsläufig die Frage stelle, warum sie nicht intensiver am Schutz des Staates beteiligt worden seien. Hier eröffne sich zwangsläufig nicht nur ein Widerspruch zwischen der Professionalität des MfS und der in dieser Institution marginalen Rolle der Frauen, sondern auch zwischen propagierter gesellschaftlicher Gleichberechtigung und patriarchalisch strukturierter DDR-Realität. In Anlehnung an Michel Foucaults Terminologie betrachtete Alexander Bastian die Untersuchungshaftanstalt Magdeburg-Neustadt als einen ‚heterotropen Ort’, einen von der übrigen Gesellschaft abgegrenzten Binnen- oder Gegenraum, der ‚normalisierende’ und ‚subjektformierende’ Funktionen ausübte und in welchem sich auf je spezifische Weise Machtrelationen ausdrückten. Über diese Perspektive seien nicht nur objektivierbare und faktische Dimensionen des Ortes Haftanstalt, wie Lage, architektonische oder bauliche Gegebenheiten, sondern zugleich Funktionen des Ortes sowie Konstruktionen und Reproduktionen von Feind- und Selbstbildern wie von Geschlechterverhältnissen erschließbar.
Die meisten der KonferenzteilnehmerInnen nahmen abschließend am Jahrestreffen des Arbeitskreises Neue Bundesländer teil. Die sehr positive Resonanz der Tagung und des Jahrestreffens ermutigte zur Planung einer weiteren, diesmal wieder themengebundenen Konferenz im Jahre 2008, die sich weiblichen Beziehungs- und Kommunikationskulturen von der Antike bis zur Gegenwart, speziell jenen zwischen Schwestern und Freundinnen, widmen wird.

http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=28754

Koordinierungssstelle für Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt
Gründungsjahr: 2001
Selbstdarstellung der Einrichtung
Das Ziel des ZIF ist es, an den kooperierenden Hochschulen Frauen-und Geschlechterforschung in Lehre und Forschung zu integrieren, zu institutionalisieren, auszubauen und zu fördern sowie ein Netzwerk regionaler, nationaler und internationaler Kontakte zu entwickeln und zu pflegen. Am ZIF werden interdisziplinäre sowie hochschulübergreifende Forschungsvorhaben und Diskussionszusammenhänge im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung initiiert, unterstützt und durchgeführt. Das ZIF dient ferner der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.Das ZIF organisiert regelmäßig Vorträge, Fachtagungen, Workshops und Forschungskolloquien und publiziert Forschungsergebnisse im Bereich Gender Studies in der Reihe „Focus Gender" beim LIT Verlag, Hamburg. Zu den Serviceleistungen gehören die zentrale Erhebung der Lehrveranstaltungen zur Frauen- und Geschlechterforschung an beiden Hochschulen und deren Bekanntgabe über die ZIF-Website. Darüber hinaus informiert die ZIF-Website über aktuelle Veranstaltungen, Call for Papers und über Fördermöglichkeiten.
Beteiligte ProfessorInnen
(keine Angaben)
Vorhaben und Projekte
• Ausstellung im Kulturhistorischen Museum Magdeburg zu Marie Nathusius 2007/2008, Tagung der Frauen und Öffentlichkeit im Gleimhaus Halberstadt 2008
GeschäftsführendeR DirektorIn/SprecherInnen
Dr. Ramona Myrrhe

http://www.uni-marburg.de/genderzukunft/studium/studienfuehrer-gender/zentrenundarbeitsgruppen/koordinierungsstellemagd

Der Band "Aufklärung der Geschlechter" von Claudia Opitz präsentiert Ergebnisse einer zehnjährigen intensiven geschlechtergeschichtlichen Aufklärungsforschung der Autorin an den Universitäten Hamburg und Basel. In neun wieder abgedruckten und zwei Originalbeiträgen wird Geschlechtergeschichte der Aufklärung als politische Kulturgeschichte dargeboten, während "Aufklärung und Revolution als eng verbundene, aber dennoch klar unterscheidbare Phänomene auch und gerade für die 'Ordnung der Geschlechter' und deren Wandel betrachtet" werden (9). Ihre elf Beiträge unterteilt die Autorin in zwei Rubriken: Der erste Teil widmet sich der "Aufklärung der Geschlechter" (21-129), der zweite Teil wiederum verortet die "Revolution der Geschlechterordnung" (133-206).
Im aufklärerischen Diskurs über die naturgegebenen Charaktereigenschaften von Männern und Frauen und in der daraus zugeordneten Bestimmung der Geschlechter verbannte man die Frauen als passive, emotionale Wesen ins Private und ebnete zugleich den aktiven, rationalen Männern den Weg in die Öffentlichkeit. Der über diese Zuordnungen entstandene Weiblichkeitsdiskurs zur Geschlechterordnung wurde freilich überwiegend von Männern getragen. So erstaunt auch nicht, dass sich Claudia Opitz in ihrem ersten Teil, der hauptsächlich die politischen Diskurse der Aufklärung und die institutionellen Wandlungsprozesse vor und während der Französischen Revolution mit Blick auf die Geschlechterverhältnisse beleuchtet, vorwiegend den französischen 'Meisterdenkern' widmet. Als Quellenbasis des ersten Teils über "Aufklärung der Geschlechter" analysiert die Autorin publizierte Schriften bekannter Autoren auf deren geschlechtsspezifische Aussagekraft hin. In diesem Zusammenhang untersucht sie von Charles de Montesquieu die staats- und kulturphilosophische Schrift "Vom Geist der Gesetze" (1748), die heute noch zu den bedeutendsten staatstheoretischen Abhandlungen zählt. Die Schriften von Jean-Jacques Rousseau und die "geschlechtsspezifische[n] Schreib-, Rezeptions- und Wirkungsmöglichkeiten"(108) seiner Werke werden von Opitz im Originalbeitrag "Grenzen der Freiheit. Zur Entstehung und Wirkung von Rousseaus Ideen zur Geschlechterordnung" (108-129) und ebenso kursorisch in einigen ihrer weiteren Aufsätze in diesem Band beleuchtet, wobei insbesondere für die bisherige Rezeptionsgeschichte, die Rousseau als 'Antifeministen' deklarierte, neue Denkanstöße bereitgestellt werden.
Claudia Opitz interessiert in einem weiteren Beitrag des ersten Teils ihres Bandes insbesondere auch die traditionelle Vatermacht, die sie von der Frühen Neuzeit bis in die Zeit um 1800 skizziert. Sie verbindet dabei die Frage nach dem "Wandel der Vaterrolle in der Aufklärung" (21-38) mit der "Mutterschaft und weibliche[n] (Un)Gleichheit" (39-59). Obwohl auch im beginnenden 19. Jahrhundert die väterliche Vorherrschaft innerhalb der Familie erhalten blieb und vor allem die neuen rechtlichen Bestimmungen des Code civil in Frankreich sie dauerhaft zementierten, weist Opitz einen Wandel in der Vaterrolle in der Zeit der Aufklärung nach. Zur gleichen Zeit stellt sie aber auch einen Wandel der Mutterschaft fest, der diese zum zentralen Element für die Ausprägung einer neuen Geschlechterordnung machte und über die Aufgabe der Erziehung des zukünftigen Geschlechts den Weg für Frauen in die (politische) Öffentlichkeit ebnete.
Mit der Analyse von Montesquieus im Jahre 1721 erschienenen "Perserbriefen" (74-91) und Lady Mary Wortley Montagus "Briefen aus dem Orient" (92-107), in denen die junge Aristokratin ihre im Jahre 1716 zurückgelegte Reise nach Konstantinopel schildert, zeigt Opitz in zwei weiteren Beiträgen die unterschiedlichen Sichtweisen von Männern und Frauen anhand eines Kulturvergleichs (das Familienleben und die Bedeutung des Harems in orientalischen Gesellschaften).
In den fünf Aufsätzen des zweiten Teils beleuchtet Claudia Opitz das facettenreiche Frauenleben während der Französischen Revolution, in der Frauen verschiedener gesellschaftlicher Schichten - auf der einen Seite die Salonnièren und Journalistinnen, auf der anderen die stadtbürgerlichen Händlerinnen und Sansculottinnen - selbstbewusst ihre Rechte artikulierten. Dabei versteht sie die Französische Revolution als "Prozess vielfältiger Differenzierungen und Positionierungen von Männern und Frauen verschiedener Schichten und Provenienz" (14). In Abhängigkeit von Familienstand, Schicht und Konfession zeigt Opitz unterschiedliche Politisierungsmöglichkeiten von Frauen auf: Sie nutzten einerseits männlich geprägte Aktions- und Kommunikationsformen und prägten andererseits neue Formen weiblicher Handlungsrepertoires, wie die Gründung von Frauenclubs und Zeitschriften oder Aktionsformen wie den bekannten Zug der Marktweiber nach Versailles. Ausführlich widmet sich die Autorin der am 26. August 1789 in Frankreich erlassenen "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" und zeichnet nach, wie es zum "Ausschluss der Frauen aus dem neuen, 'bürgerlichen' Staatswesen und den Bürgerrechten kommen konnte" (147). In diesem Kontext geht sie ausführlich auf die Feministin Olympe de Gouges ein, die den Versuch unternahm, weibliche Rechte verfassungsmäßig zu verankern, und der "Declaration des droits de l`homme" im Jahre 1791 ihre Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin gegenüber stellte.
Auch die Männersicht auf die Frauen der Revolutionszeit fehlt in Claudia Opitz' Band nicht. Über die Analyse der "Révolutions de Paris", eine der meistgelesenen französischen Zeitungen der Revolutionszeit, kann sie deren Herausgeber Louis-Marie Prudhomme als "Antifeministen" ausweisen, dessen negative Kommentare zur Frauenbeteiligung an der Französischen Revolution sie schlüssig auf den Punkt bringt: "Frauen sind das a-politische, nicht öffentliche, das 'familiäre' Geschlecht gewissermaßen, das mit aller Kraft versuchen muss, den ihm von der Natur aufgebürdeten Normen und Gesetzten zu entsprechen" (166).
Es ist sicherlich kein leichtes Unterfangen, Artikel aus den Jahren 1989 bis 2000 in einem Buch zu vereinen. Obwohl ein solches Zusammenfügen unweigerlich inhaltliche Überschneidungen und Wiederholungen mit sich bringt, ist es der Autorin dennoch gelungen, ihre Einzelbeiträge zu einem schlüssigen Ganzen zu verbinden. Der Band "Aufklärung der Geschlechter" zeichnet nicht nur ein facettenreiches Bild von der Aufklärungs- und Revolutionszeit in Frankreich nach, sondern stellt zugleich auch eine kompakte Einführung zu diesen Themen unter geschlechterhistorischer Perspektive bereit. Dem Band ist eine breite Rezeption auch über den Kreis der Fachkolleginnen und -kollegen hinaus zu wünschen.

http://www.sehepunkte.de/2004/11/7274.html

Geschlecht und Gesundheit
Am 19./20. November 2004 fand in Magdeburg die „Zweite interdisziplinäre Konferenz zur Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt“ zum Thema „Geschlecht und Gesundheit“ statt. Veranstalterin war Prof. Dr. Eva Labouvie vom Institut für Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Geschichte der Neuzeit und Geschlechterforschung) in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium und der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt. Die Schirmherrschaft hatte das Ministerium für Gesundheit und Soziales übernommen.
Die Tagung diente nicht nur der Vernetzung sachsen-anhaltischer WissenschaftlerInnen, sondern auch dem breiten interdisziplinären Austausch mit Forscherinnen aus anderen Bundesländern.
Angesichts der Breite der Thematik konnten nur einzelne Forschungsfelder beleuchtet werden, die in den Bereichen Gesundheitswissenschaften/Medizin/Medizingeschichte, Geschichte, Politik- und Rechtswissenschaften, Volkskunde, Soziologie, Psychologie und Sportwissenschaft angesiedelt waren. Das Hauptaugenmerk aller Vorträge richtete sich auf eine Auseinandersetzung mit dem in den Geistes- und Sozialwissenschaften derzeit viel diskutierten Ansatz der Salutogenese.
In ihrem Eröffnungsvortrag betonte Prof. Dr. Eva Labouvie die vielseitigen Facetten der Thematik Geschlecht und Gesundheit unter einer neuen Perspektivierung durch das Modell der Salutogenese, die den Menschen in seiner unmittelbaren Lebenswelt und seinem alltäglichen Gesundheitsverhalten untersuche. Unter salutogenetischer und lebensweltlicher Perspektive stelle sich die Frage nach dem Beziehungsgeflecht von Gesundheit und Geschlecht durchaus neu und anders: Nicht nur so vielfältige Bereiche wie Hygiene, Körperlichkeit, Gesundheits- und Körpervorstellungen, Body Politics, geschlechtsspezifisches Gesundheitsverhalten oder Sport kämen verstärkt in die Diskussion. Vielmehr könne man die medizinischen wie populären Definitionen und Vorstellungen des Gesundheitsbegriffes und die aus derartigen Zuschreibungen resultierenden Konsequenzen für geschlechtsspezifische Identitätsbildung, Geschlechterstereotype oder -verhaltensweisen über die Jahrhunderte bis heute hinterfragen. Unklar sei in der derzeitigen Diskussion vor allem, was mit ‚männlich’ und ‚weiblich’ gemeint sei, wenn etwa von geschlechtsspezifischen Gesundheitsrisiken oder Krankheiten die Rede sei.
Sascha Möbius (Universität Göttingen/Magdeburg) leitete den ersten Tagungskomplex „Schutz der Gesundheit“ mit einem Vortrag zur „Sorge um männliche Gesundheit, Größe und Schönheit in der altpreußischen Armee zwischen Funktionalität und Repräsentation“. Er konnte plastisch die wichtige Rolle von Gesundheit sowohl bei der Anwerbung von Soldaten als auch im Feld vor Augen führen, indem er die Körperhygiene, die Ernährung, die medizinische Versorgung und die vielfältigen Aspekte der Körperertüchtigung im Spannungsfeld zwischen Funktionalität und Repräsentation beleuchtete.
Prof. Dr. Marita Metz-Becker (Universität Marburg) analysierte in ihrem Vortrag „ Von der ‚Weiberkunst’ zur Kunsthilfe. Zur Medikalisierung und Pathologisierung der Geburt im 19. Jahrhundert“ die Institutionalisierung der Geburtshilfe und zeichnete den Prozess der Verwissenschaftlichung des Faches nach, welcher den Berufstand der Hebamme und das Geburtsereignis selbst fundamental veränderte.
Den Bogen von der Geburt zur Sterilisation schlug Dr. Daphne Hahn (TU Berlin). Sie ging in ihrem Vortrag „ Vom Zwang zur Selbstbestimmung – Die Diskursivierung der Sterilisation in medizinischen und juristischen Texten nach 1945 in ost- und Westdeutschland“ der Frage nach, wann und mit welchen Argumentationsmustern und neuen Deutungen sich in beiden deutschen Staaten der Wandel vom Zwang zur positiv bewerteten Praxis der Sterilisation als selbstbestimmter Empfängnisverhütung vollzogen hat. Dabei habe die Veränderung des medizinischen Zugriffs auf den Körper und die Fruchtbarkeit die individuelle Internalisierung von Gesundheitsnormen voraus gesetzt.
Die zweite Tagungsrubrik „Gesundheitsförderung“ wurde von Dr. Angelika Uhlmann (Universität Freiburg) eröffnet, die in ihrem Vortrag zur „Gebärertüchtigung als gesundheitspolitisches Ziel der Sport- und Gymnastikbewegung in Weimarer Republik und Drittem Reich“ herausarbeiten konnte, dass Mädchen und Frauen durch Leibesübungen körperlich und geistig auf ihre Mutterrolle vorbereitet wurden. Diese Indienststellung der persönlichen Gesundheit für den Staat habe eine Pflicht zur Gesundheit ebenso befördert wie die Pflicht zur Mutterschaft, wenn es sich um eine gesunde ‚arische’ Frau handelte.
Nina Feltz (Universität Hamburg) ging in ihrem Beitrag „Bewegungskultur von Frauen als Beispiel eines gesunden Umgangs mit öffentlichen Räumen“ der Frage nach, ob und wie Frauen einen gesunden Umgang mit öffentlichen Räumen pflegen und wie sie für ihr Wohlbefinden sorgen. Sie stellte eine im Laufe des Heranwachsens sich verändernde körperliche Aktivität und Risikobereitschaft von Mädchen und jungen Frauen im städtischen Raum und einen Rückzug aus Sport- und Bewegungsräumen fest und beleuchtete vor diesem Ergebnis die Geschlechtergrenzen öffentlicher Räume für alltägliche weibliche Bewegungskultur(en).
Dr. habil. Viola Schubert-Lehnhardt (FIB beim BdWi e.V./Halle) stellte die Instrumente des „Gender Mainstreaming und Gender Budgeting in der Gesundheitsförderung“ vor und unterstrich, dass deren konsequente Anwendung und Umsetzung letztendlich der Gesundheitsförderung beider Geschlechter dienen würde.
Abgeschlossen wurde der erste Konferenztag mit einem öffentlichen Abendvortrag zur „Konstruktionen männlicher und weiblicher Gesundheit: Das Beispiel Diätetik“ von Prof. Dr. Karin Stukenbrock (Universität Halle/Magdeburg), der derzeitigen Inhaberin der Dorothea-Erzleben Gastprofessur an der Otto-von Guericke-Universität in Magdeburg.
Der dritte Abschnitt der Tagung richtete sein Augenmerk auf den ‚State of Well-Being’ und wurde von Dr. Claudia Bruns (Universität Hamburg) mit der Thematik „Männlichkeit – Gesundheit – soziale Leistungsfähigkeit um 1900. Die Konstruktion ‚gesunder’ Männlichkeit über die Diskursivierung von Homosexualität“ eröffnet. Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen stand die These, dass die Diskursivierung von Homosexualität ein zentrales Element für die Neudefinition normaler, gesunder, leistungsfähiger Männlichkeit war. Diese Normierung von gesunder Männlichkeit habe um 1900 zu einer Selbstkonstruktion unter Ausschluss weiblicher Eigenschaften und einer fatalen Kombination zwischen männlicher Biologie und politischer Macht (‚Männerbünde’) geführt.
Dr. iur. Margrit Seckelmann (Dt. Hochschule für Verwaltungswiss., Speyer) beleuchtete in ihrem Vortrag „Ehehygiene oder ‚Beihilfe zur mutuellen Onanie der Frau’? – Die Beurteilung der Sittenwidrigkeit von Verhütungsmitteln in der Praxis des Kaiserlichen Patentamts“ die Beurteilung der Behandlung von Verhütungsmitteln und ihre Anerkennung durch die Reichsbehörden. Während sich die jungen Wissenschaftler des Patentamtes und gutachtende Sexualwissenschaftler durchaus aufgeschlossen zeigten, hätten die kommerzielle Verwertung von Verhütungsmitteln sowie die damit verbundenen Möglichkeiten der sexuellen Liberalisierung und der weiblichen Emanzipation eine scharfe Kritik aus kirchlichen Kreisen hervor gerufen. Abschließend referierte Dr. Heidrun Schulze (Universität Kassel) über das Thema: „’Aber es ging mir nur um die Gesundheit, das hat der Arzt aber nicht verstanden’. Zur Kontextualität und Geschichtlichkeit von Krankheits- und Gesundheitserleben“. Unter der Prämisse, die Selbstdeutungen eines Subjektes zu Gesundheit und Krankheit seien nur biographisch und im Lebenskontext zu verstehen, beleuchtete sie die biographische und soziale Konstruktion von Gesundheit von Männern im Kontext von Migrationserfahrungen unter dem Gesichtspunkt der Selbst- und Fremdzuschreibung.
Die bei der Tagung thematisierten facettenreichen Aspekte haben unterschiedliche Zugänge zur Thematik Geschlecht und Gesundheit angeregt und neuartige Themenfelder eröffnet, die noch einer Untersuchung harren. Das Thema Gesundheit stellt nicht nur eine anthropologische Schlüsselkategorie zur Erforschung menschlicher Vorstellungen von sinnhaftem Leben und menschlicher Lebenspraxis dar, sondern ist auch Leitbegriff vieler aktueller gesellschaftlicher wie politischer Debatten. Es wird sicherlich in den nächsten Jahren auch die interdisziplinären Fachdiskurse vor dem Hintergrund der derzeitigen Überalterungs- und Gesundheitsdebatte unter dem Aspekt der Geschlechtsspezifik noch intensiv beschäftigen.
Eine Publikation der Beiträge ist angedacht.

http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=28753

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Die ultimative Dienstleistungsoffensive des Antifeminismus

Ein bisschen Frauenhass steht jedem Mann!

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