Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Simone Schmollack (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 04.01.2015, 11:36 (vor 3598 Tagen)

F334 Simone Schmollack geboren 1964 in Ost-Berlin – Studium der Germanistik, Slawistik und Journalistik in Leipzig, Berlin und Smolensk – Datenschutzbeauftragte der Heinrich-Boell-Stiftung - zahlreiche Buchveröffentlichungen z.B. „Damals in der DDR“ (mit Katrin Weber-Klüver, Aufbau Verlag 2010) – Redakteurin der Berliner Tageszeitung (taz) für Frauen- und Geschlechterpolitik – taz-Kürzel SIS – Spitzname: „taz-Ideologin“ - schmollack@boell.de – sis@taz.de - http://www.pro-quote.de/wp-content/uploads/2012/02/simone-schmollack_bild-gross.jpg


Rezensiert von Simone Schmollack
Männerrechtler tummeln sich normalerweise fast ausschließlich im Web, denn mit den zum Teil rechtspopulistischen Vereinen, die Agens oder freimann heißen, will kein ernstzunehmendes Medium etwas zu tun haben. Jetzt haben sie ihre Thesen zusammengefasst und als Buch herausgegeben.
Erschienen ist das Werk in dem unbekannten Magdeburger Klotz Verlag. Und herausgegeben hat es Eckhard Kuhla. Der ist laut Klappentext Ingenieur, Publizist und Kabarettist. Er ist aber auch Pressesprecher von Agens. Wer einmal auf die Internetseite dieses Männervereins schaut, wird aufmerken.

Die Maskulinisten, so wie die Männerrechtler auch genannt werden, verneinen, dass vor allem Männer gewalttätig sind und wollen deswegen die Frauenhäuser abschaffen. Sie finden es fatal, dass Frauen arbeiten und Väter für ihre Kinder da sein sollen, und halten die "Herdprämie" für eine gute Familienpolitik. Ihr größtes Feindbild ist der Feminismus.

Cover: "Schlagseite - MannFrau kontrovers" von Eckhard Kuhla (Hrsg.) (Bild: Verlag Klotz und Sich)
Kurz: Diese Männer empfinden sich als Opfer von Frauen. So geht es auch in ihrem Sammelband zu. Da geißelt der Soziologe Gerhard Amendt den Feminismus als "individuelle Gefühligkeit seiner Protagonisten":

"Der Feminismus befürwortet den starken Staat, der Frauen nicht nur finanziell unterstützt, sondern der auch in die ritterliche Pose des galanten Mannes schlüpft und sich sogar ihrer intimsten Kümmernisse annimmt."

Peter Döge, ein anderer Autor, hat "vier Sirenen des Feminismus" ausgemacht: Pille, Scheidung, die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen und männerfeindliche Propaganda. Döge sieht sich selbst als Stratege in Sachen Gleichstellung, sein Leitbild von Familie und Partnerschaft beschreibt er so:

"Werfen wir einen Seitenblick nach Indien: Da bringen Bräute eine Mitgift mit in die Ehe, die der Ehemann im Fall einer Scheidung einbehält. Dies ist für ihn eine Versicherung, falls sie ihn betrügt oder bei der kleinsten Schwierigkeit die Ehe aufkündigt. Ganz anders sieht es in der westlichen Welt aus, wo es für den Mann heute keinerlei Sicherheiten mehr gibt und wo Scheidungsanwälte und Feministinnen Bedingungen geschaffen haben, die für ihn die persönliche Katastrophe bedeuten können."

Was macht mann da am besten? Peter Döge weiß es: Einfach nicht mehr heiraten. Mit einer Ausnahme: Wenn die Frau genauso viel verdient wie der Mann oder sogar mehr.

Damit könnte es auf dem Heiratsmarkt allerdings schwierig werden. Denn Frauen verdienen hierzulande 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Aber wahrscheinlich ist das sowieso egal. Denn in Döges Augen sind ...

"... Frauen, wenn sie etwa 35 sind, unattraktiv, selbst für Männer, die sie früher zurückgewiesen hätten."

Natürlich fehlt in dieser Polemik nicht der obligatorische Schlag gegen alleinerziehende Mütter. Geschiedene Väter unterstellen ihren Ex-Frauen ja sehr gern, dass die ihre Kinder nach der Trennung ganz für sich allein beanspruchen. Viele Männer glauben auch, dass Alleinerziehen ein Akt der Freiheit ist. Dabei vergessen sie, dass es in der Regel die Männer sind, die sich aus dem Staub machen. Viele zahlen nicht mal Unterhalt. Gerhard Amendt sieht das so:

"Unter einigen Genderfeministen wird das Alleinerziehen als Selbstbefreiung propagiert. Sie wollen Frauen vom Patriarchat befreien."

Peter Tholey ist so ein Trennungsvater. Jetzt berät er geschiedene Männer vor Gericht. Dabei hat er folgendes herausgefunden:

"Ein Vater kann heute unverdient ein Schicksal erleiden, dass man nur aus Diktaturen für möglich hält: Er verliert Frau und Kind - obendrein seine Wohnung. Er muss fortan Zwangsarbeit leisten für Frau und Kinder, die er nicht mehr sehen darf und für einen Staat, der ihn betrogen und beschuldigt hat."

Ja, doch, diese Männerrechtler haben schon Recht: sie sind Opfer. Allerdings Opfer ihrer eigenen verschrobenen Wahrnehmung und ihrer eigenwilligen Phantasien. Sie scheinen zerfressen zu sein von Selbstzweifeln, Hass und Zerstörungswut. Da liegt es nahe, dass sie sich von unabhängigen, selbstbewussten Frauen bedroht fühlen.

Es schreiben aber nicht nur Männer in dem Buch. Auch drei Frauen teilen der Welt mit, was sie von der Ungerechtigkeit halten, die der Feminismus geschaffen hat. Zum Beispiel Monika Ebeling. Bis Mai war sie Gleichstellungsbeauftragte in Goslar. Als sie dort anfing, wollte sie gleichermaßen etwas für Frauen und Männer tun. Alle waren hocherfreut.

Aber nicht lange. Denn irgendwann setzte sich die Gleichstellungsbeauftragte nur noch für Jungen und Männer ein. Unter anderem mit der Begründung, mehr Jungs als Mädchen würden an plötzlichem Kindstod sterben. Im Buch poltert die gelernte Erzieherin gegen mehr Kita-Plätze:

"Es macht sich inzwischen wieder eine Ideologie breit, die Kindererziehung verstaatlichen will, um die Macht einer Mutter und eines Vaters zu brechen."

In diese Bresche schlägt auch Birgit Kelle, vierfache Mutter mit eigener Homepage. Darauf schreibt sie:

"Mama, ein Wort wie gemalt. Mama, das ist Zuhause, das ist Apfelkuchen, das sind Pflaster auf aufgeschlagene Knie und zerbrochene Herzen."

Im Männerrechts-Buch schießt sie gegen Frauen, die mehr wollen als Kuchen backen und Tränen trocknen:

"Schauen wir doch die klassische Alt-Feministin an. Oft haben wir da die Frau um die 50 oder älter. Entweder ehelos, falls doch mit Mann, dann wenigstens emanzipatorischer Doppelname. Wenn Kinder vorhanden sind, sind es fast immer Frauen, die ihre Kinder früh in fremde Hände gegeben haben, um die Karriere und den fortschreitenden Frauenkampf nicht zu unterbrechen."

Wie gesagt, das Buch heißt "Schlagseite" und beschreibt damit seine ideale Verwendung. Wenn man es unter einen wackelnden Küchentisch klemmt, befreit man zumindest den Tisch von seiner Schlagseite.

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/lesart/1625062/

Ich fühlte nur noch Fremdheit"
Von Simone Schmollack
Der Bundesgerichtshof stärkt die Rechte von Scheinvätern, deren Partnerinnen ihnen vermeintlichen Nachwuchs "untergeschoben" haben. Doch eine Vielzahl von moralischen Fragen bleibt offen. Am Ende sind die Kuckuckskinder die eigentlichen Verlierer.
Berlin - Walter K. ist entsetzt, als er das Testergebnis liest. Es stimmt also doch, was das Dorf die ganze Zeit über gemunkelt hatte: Laura ist tatsächlich nicht seine Tochter. Der Bauunternehmer aus Niedersachsen wurde vor vielen Jahren von seiner Frau betrogen, die war dabei auch noch schwanger geworden. Laura ist ein klassisches Kuckuckskind.


Buch "Kuckuckskinder, Kuckuckseltern": "Das Geheimnis muss gewahrt bleiben, damit die Familie nicht auseinanderbricht"
Jedes fünfte bis zehnte Neugeborene in Deutschland soll ein Kuckuckskind sein, besagen Schätzungen, das wären 25.000 bis 40.000 jedes Jahr. Eine offizielle Statistik gibt es nicht. Eine in der "Ärztezeitung" 2005 veröffentlichte britische Studie hat eine Kuckuckskinder-Rate von 3,7 Prozent in Europa ausgemacht. Die Verunsicherung unter den Männern ist groß: 40.000 Väter in Deutschland lassen jedes Jahr testen, ob ihre Söhne und Töchter wirklich von ihnen stammen. In 25 Prozent der Fälle ist die Skepsis berechtigt und das Kind kein leibliches.
Auch bei Walter K. war es so. Heimlich hatte er von seiner pubertierenden Tochter einen Gentest anfertigen lassen, mit Hilfe eines Kaugummis. Nach der Fassungslosigkeit über den Fehltritt und die Lügen seiner Frau machte sich in dem Mann vor allem eines breit: Wut. "Jahrelang habe ich gezahlt", sagt Walter K. "Da war ein Kleinwagen zusammen gekommen." Wenigstens den wollte Walter K. zurückhaben. Bisher war das nicht möglich. "Keine Chance", hatte sein Anwalt immer gesagt.
Ein Leben aufgebaut auf einer Lüge
Mit dem heutigen Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) könnte Walter K. zu einer späten Genugtuung kommen. Der BGH hat entschieden, dass ein Scheinvater den von ihm gezahlten Kindesunterhalt unter Umständen von dem leiblichen Vater zurück verlangen kann.
KuckuckskindVaterschaftstestAbstammungsgutachtenVaterschaftsfeststellung Kuckuckskinderpränataler VaterschaftstestVaterschaftsanfechtung
zu SPIEGEL WISSEN
Mit dem BGH-Urteil und dem am 1. April in Kraft getretenen reformierten Vaterschaftsrecht wird das Thema Kuckuckskinder rechtlich immer klarer umrissen. Fragen moralischer Art aber bleiben: Warum wenden Männer sich von einem Kind ab, wenn sie wissen, dass es nicht ihr eigenes ist? Warum schreiben sie einzig den Frauen die Schuld an dem Kuckuckskinder-Drama zu?
Aber ganz so einfach ist das nicht - auch wenn die Mütter eine gewisse Schuld nicht von sich weisen können: Schließlich sind sie es, die das Kind mit dem Wissen bekommen, dass der Vater ein anderer ist als der, der es glaubt zu sein. Und dann schweigen sie - oft über Jahre. Und belügen den Mann, sich und vor allem das Kind.
"Auch für die Mütter bricht eine Welt zusammen"
DIE AUTORIN

Barbara Dietl
Simone Schmollack, 43, lebt und arbeitet als freie Autorin in Berlin. Die Journalistin, Germanistin und Slawistin arbeitete in der Vergangenheit für verschiedene Tageszeitungen und war für Rundfunk und Fernsehen tätig. "Kuckuckskinder, Kuckuckseltern" ist ihr fünftes Buch.
Das hat einen Grund: Sie wollen ihrem Kind ein Heim bauen, sie wollen ihm und sich selbst eine heile Familie bieten. "Auch für die Mütter bricht eine Welt zusammen, wenn das Geheimnis auffliegt", sagt Wolfgang Wenger, Sprecher des Arbeitskreises Kuckuckskinder der Männerpartei in Bayern. Für eine Familie bedeutet dies eine der schmerzhaftesten Belastungsproben überhaupt. Ein Kuckuckskind ist auch heute noch eines größten Tabus. Die meisten Familien brechen nach einer solchen Offenbarung auseinander.
Die Kinder sind dabei die eigentlich Leidtragenden. Nicht nur, dass sie plötzlich ihren Vater verlieren. Sie werden auch um eine wichtige Wahrheit betrogen: die der eigenen Herkunft. Die Adoptionsforschung belegt seit Jahren, dass es wichtig ist zu wissen, woher man kommt, um zu verstehen, warum man so ist, wie man ist. Kinder, die früh von ihren Eltern getrennt werden, leiden ihr Leben lang unter ihren abgeschnittenen Wurzeln.
Wilma F. ist längst erwachsen, als ihr Vater ihr eröffnet, dass nicht er Wilmas leiblicher Vater ist, sondern ein "Onkel Hans", jemand aus der Nachbarschaft. "Ich fühlte nur noch Fremdheit", sagt Wilma F., "beiden Männern gegenüber". Heute ist Wilma 63 und längst Großmutter. Aber der Fakt, dass sie ein Kuckuckskind ist und es erst spät erfahren hat, treibt sie nach wie vor um.
Die Kinder werden missbraucht: von Mutter und Vater
Andere Kuckuckskinder berichten davon, dass sie immer gespürt haben, dass "in der Familie etwas nicht stimmte", dass es "da etwas gab, das strikt geheim gehalten wurde". Das treibt Kuckuckskinder um, sie suchen nach etwas, ohne überhaupt zu wissen, wonach. Sie sind gehetzt durch eine innere Unruhe, die sie sich nicht erklären können. Und durch den Teil ihrer Biografie, den sie nicht kennen.
Walter K. hat damals die Vaterschaft angefochten und seine Tochter verloren. Das hätte nicht sein müssen, sagt Laura. "Er hätte den Vaterschaftstest nicht heimlich machen dürfen." Laura war alt genug um zu begreifen, dass sie doppelt missbraucht worden ist: nicht nur von ihrer Mutter, sondern auch von ihrem Vater.
Wie groß ist die Gefahr, ein Kuckucksvater zu werden? Und ist jede Frau eine potentielle Betrügerin? Nein, sagen Fachleute. Alle Betroffenen treibe nur eine Sehnsucht: die funktionierende Familie aufrecht zu erhalten. Das sagt auch Wolfgang Wenger. Wenger ist in erster Linie Anwalt der Männer, aber er kennt genauso gut die Nachlässigkeiten vieler Väter. "So lange die Männer eine gute Beziehung zur Frau haben, so lange fragen sie nicht nach. Auch wenn sie vielleicht schon lange etwas ahnen."
Wie kommt es, dass Frauen lügen und Männer nicht nachfragen? Die Berliner Psychologin Katrin Nickeleit kennt aus ihrer Praxis viele solcher Fälle. "Das sind Menschen, die aus Familien kommen, in denen kein gutes Miteinander geherrscht hat", sagt sie. In denen nicht vorgelebt worden sei, dass Offenheit und Ehrlichkeit wichtige Elemente einer Beziehung seien und weiter führten als Schweigen - nur weil man glaubte, die Wahrheit sei nicht zu ertragen. Ein großer Trugschluss. Denn ein Geheimnis überschattet den gesamten Familienalltag von seiner ersten Minute an, vor allem den eines Kuckuckskindes. Und es verhindert, dass eine Familie das werden kann, was mit dem Geheimnis bezweckt wird: glücklich.

http://web.archive.org/web/20081015121348/http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,548052,00.html

Telekom zerschlägt die gläserne Decke
Kommentar von SIMONE SCHMOLLACK
Vor anderthalb Jahren hat sich die Telekom als erstes DAX-Unternehmen in Deutschland überhaupt eine Quote verpasst: Bis 2015 soll ein Drittel Frauen die obersten Führungsposten besetzen. Doch jetzt geht alles vielleicht noch schneller.
Am Montagnachmittag verhandelte der Aufsichtsrat darüber, ob der bislang siebenköpfige männliche Vorstand drei Frauen aufnehmen wird. Dafür müssten zwei Männer gehen, ein Vorstandsposten ist seit Monaten vakant.
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Das ist eine Revolution. Alle anderen DAX-Unternehmen sträuben sich, ihre Aufsichtsräte und Vorstände so massiv für Frauen zu öffnen. Fast immer mit dem Argument, es gebe nicht genügend kompetente Frauen. Die Telekom beweist, dass das nicht stimmt. Die vom Unternehmen beauftragten Headhunter haben geeignete Frauen gefunden.

SIMONE SCHMOLLACK ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.
Trotzdem hat das Ganze kurioserweise einen bitteren Beigeschmack. Durch die Personalrochade, so hört man, soll der Quotenerfinder der Telekom himself, Thomas Sattelberger, seinen Posten räumen. Intern ist er umstritten. Allzu rigide spränge er mit seinen MitarbeiterInnen um und überfordere sie systematisch. Sattelbergers Vertrag läuft im Mai 2012 aus. Man kann ihn also locker loswerden. Prima, der "Quotenmann" würde ja durch eine "Quotenfrau" ersetzt!
Sattelberger selbst hatte sich bereit erklärt weiterzumachen. Es wäre ja auch seltsam, dass ausgerechnet der Mann, der die Quotendebatte in Gang brachte, just dann abtreten muss, wenn seine Politik Erfolg hat.
Die Quote ist das Verdienst von Thomas Sattelberger. Er hat die Diskriminierung von Frauen mit Führungsanspruch auf die politische Agenda gesetzt und MinisterInnen dazu gezwungen, sich mit fehlenden Frauen in Führungspositionen auseinanderzusetzen.
Selbst die Wirtschaft kommt um das Thema nicht mehr herum. Und Sattelberger ist es, der die Frauenquote aus der "Frauenecke" herausholte. Immer mit dem Argument, dass Unternehmen wichtige Potenziale verschenken, wenn ihre Vorstände und Aufsichtsräte Männervereine bleiben.
Was immer bei seiner wahrscheinlichen Ablösung eine Rolle spielen mag - allein aus symbolischen Gründen sollte die Telekom den Mann behalten, der als einer der ganz wenigen seiner Geschlechtsgenossen für die gleichberechtigte Partizipation von Kolleginnen gekämpft hat.

http://www.taz.de/!73837/

Krieg bleibt Männersache
Vor zehn Jahren verabschiedete die UN die "Resolution 1325". Mit ihr sollten Frauen in Krisengebieten "Friedensmanagerinnen" werden.VON SIMONE SCHMOLLACK

BERLIN taz | Zehn Jahre nachdem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen beschlossen hat, Frauen stärker am globalen und regionalen Konfliktmanagement zu beteiligen, fällt die Bilanz eher düster aus. Nicht einmal acht Prozent der Verhandelnden in Krisengebieten weltweit sind Frauen, sagt eine Studie des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen, Unifem.
Bei den Vermittelnden sind es sogar nur knapp über drei Prozent. Die entsprechende UN-Resolution 1325 schreibt vor, dass Frauen bei "Verhütung, Bewältigung und Beilegung von Konflikten auf allen Entscheidungsebenen" vertreten sein müssen.

Auch Deutschland leistet bislang wenig Unterstützung. So kommt bis heute keine personelle oder finanzielle Hilfe aus Deutschland, um die UN-Vorgaben in Krisengebieten umzusetzen. Diese sogenannten Nationalen Aktionspläne legen fest, wie "Unterstützung vor Ort" aussehen könnte.
So wurden beispielsweise Frauenorganisationen im bürgerkriegsgebeutelten Liberia gefördert, die sich mit Gruppen aus Sierra Leone und Guinea zusammenschlossen und sich 2003 vor dem Präsidentenpalast versammelten, um gegen den Krieg zu protestieren.
Sie trugen weiße T-Shirts, als Zeichen für ihren friedlichen Widerstand. Sie umzingelten den Palast und gingen nicht eher weg, bevor sie mit am Verhandlungstisch saßen. So haben die Frauen praktisch den Krieg beendet.
"Die Bundesregierung weigert sich seit zehn Jahren systematisch, einen eigenen Aktionsplan vorzulegen", sagt Gitti Hentschel vom Feministischen Institut der Heinrich-Böll-Stiftung und Mitglied im Deutschen Frauensicherheitsrat. Heute debattiert der Bundestag über die UN-Resolution 1325.
Die Oppositionsparteien Grüne, die SPD und Linke wollen Anträge einreichen, in denen sie einen Aktionsplan fordern. 23 Länder der Erde, darunter Länder wie Liberia, Norwegen, Bosnien, Uganda, Sierra Leone, haben bislang eigene solche Pläne.
"Die Bundesregierung spielt sich weltweit als Retter von Frauenrechten auf, schafft es aber nicht, für 1325 Verbindlichkeiten zu schaffen", kritisiert Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin der Links-Fraktion im Bundestag. "Deutschland ist gut beraten, die UN-Vorgaben schnell umzusetzen, wenn sich das Land weiter wie bisher im Ausland engagiert", sagt Monika Lazar, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.
Das Auswärtige Amt hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, dass Deutschland keinen eigenen Aktionsplan brauche, da es schon zwei gebe und Deutschland ohnehin verschiedene Frauen- und Friedensprojekte unterstütze, beispielsweise in Peru, Bolivien und Afghanistan.
"Die haben aber gar nichts mit 1325 zu tun", kritisiert Gitti Hentschel. Die meisten Projekte hätten kaum Zukunft, weil sie nur für zwei Jahre konzipiert seien. Das zeigen Erfahrungen in Afrika und Afghanistan.
Interessant ist die Rolle der SPD. Während der rot-grünen Regierungszeit setzten sich die Sozialdemokraten verstärkt für 1325 ein. Später, in der großen Koalition, ruderten sie zurück. Und jetzt, in der Opposition, fordern sie ebenfalls einen Nationalen Aktionsplan.
Es geht darum, sagt Gitti Hentschel, nicht nur Frauenprojekte zu unterstützen, durch die Frauen als Opfer von Kriegen geschützt werden: "Wir fordern, dass die Expertise von Frauen als Fachkennerinnen erkannt und angenommen wird."

http://www.taz.de/!59468/

Frischer Wind für die Quote
Kommentar von Simone Schmollack

Es ist eine kleine Revolution: Jetzt haben die Unionsfrauen auch noch die Aufhebung des Fraktionszwangs für Parlamentarier gefordert, wenn der Bundestag demnächst die umstrittene Frauenquote behandelt. Nachdem schon der Bundesrat für gesetzliche Vorgaben für einen größeren weiblichen Anteil in Aufsichtsräten gestimmt hat, gehen die Frauen jetzt in die Vollen. Das hat Charme. Wird es auch Erfolg haben?
Das ist fraglich. CSU und FDP lehnen eine „gesetzlich fixierte Zwangsquote“ nach wie vor ab. Auch wenn die Fraktionen klein sind, so haben sie an mancher Stelle eine ungeheure Macht. Ein Stichwort hier ist das Betreuungsgeld: Eine breite Mehrheit der Bevölkerung lehnt es ab, Wissenschaftler haben es als kontraproduktiv bewertet, aber es kommt trotzdem – dank der CSU.

Ein anderes Stichwort wäre die Zuschussrente. Ihre Idee musste Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), bevor sie dafür in den eigenen Reihen angegriffen wurde, zunächst vor allem gegen die FDP verteidigen.

SIMONE SCHMOLLACK
ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.
Foto: privat
Nun gibt es auch innerhalb der CSU und der FDP einige Frauen, die auf eine gesetzliche Quote für Spitzenämter in DAX-Unternehmen pochen. Aber sie haben – unter „normalen“ Bedingungen – im Bundestag keine Chance. Bei freier Abstimmung im Parlament hingegen könnte durchaus eine Mehrheit für eine Gesetzesinitiative zusammenkommen. Wenn da nicht eine weitere Hürde wäre: Kann der Fraktionszwang für eine Entscheidung über die Frauenquote so ohne Weiteres aufgehoben werden?
Hier geht es nicht um eine ethisch-moralische Frage wie etwa bei der Abtreibung, bei der Präimplantationsdiagnostik (PID) oder bei der Sterbehilfe, sondern eindeutig um Sachverstand. Für oder gegen mehr Frauen an der Spitze zu sein ist kein Gewissenskonflikt, sondern ein politisches Statement.

Unabhängig davon, was im Bundestag passieren wird, eines ist erneut deutlich geworden: Die Debatte über Geschlechtergerechtigkeit hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Sie lässt sich nicht mehr zurückdrehen, und sie bringt frischen Wind in den ansonsten festgefahrenen Parlamentsalltag.

http://www.taz.de/Kommentar-Geschlechtergerechtigkeit/!102228/

Morgen verlass ich ihn
Viele Frauen bleiben bei ihren Männern, auch wenn sie unglücklich sind. Unterwerfen sie sich aus Angst vor dem Alleinsein? Paartherapeut Wolfgang Krüger erklärt es.VON SIMONE SCHMOLLACK

Nach fast zwanzig Jahren Beziehung hat sich Ulrike von Frank getrennt. Ulrikes Freundinnen atmeten auf. Sie konnten das ewige „Morgen verlass ich ihn“ nicht mehr hören. Aber Ulrike ging nicht. Sie blieb, litt und meckerte.
Fast die Hälfte aller Scheidungen reichen Frauen ein, etwa 60 Prozent aller Trennungen gehen von den Frauen aus, hat eine Umfrage der Gesellschaft für Erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung herausgefunden. PaarforscherInnen begründen diesen Trend mit dem höheren Glücksanspruch, den Frauen haben sollen: Es muss ihnen mit dem Partner besser gehen als ohne ihn.

Sie habe sich über zehn Jahre mit Frank regelrecht gequält, erzählt Ulrike: „Er hat mich gelangweilt und genervt. Aber mit mir darüber reden wollte er auch nicht. Wenn er mal auf Dienstreise war, lebte ich auf.“ Das Paar hat eine Tochter. Als die vor ein paar Monaten 18 wurde und nach Australien ging, ging auch Ulrike. Zu spät, wie die Mediengestalterin aus Leipzig heute weiß: „Die Trennung von Frank war für mich wie ein Befreiungsschlag.“
Viele andere Frauen aber bleiben noch länger als Ulrike bei ihren Männern, manche bis ans Lebensende. Selbst dann, wenn sie sich in der Beziehung schlechter fühlen. Warum?
Weniger wert ohne Mann
„Aus Angst, allein zu sein“, sagt der Psychologe Wolfgang Krüger, 63: „Viele Menschen glauben heute immer noch, eine Frau ohne Mann sei weniger wert.“ Der Paartherapeut kennt sich bestens aus mit den Dingen zwischen den Geschlechtern. Er wird gern gebucht für Vorträge und Radiosendungen, er hat Bücher geschrieben, die Titel tragen wie „Eifersucht – die kreative Kraft“, „Liebe, Macht und Leidenschaft“ und „Freiraum für die Liebe“. Sein Credo: Trotz aller Probleme sei Liebe möglich – wenn sich beide Partner auf Augenhöhe begegnen.
Aber das mit der Augenhöhe ist manchmal schwierig. Im Radio appellierte Wolfgang Krüger einmal an die Frauen: „Verliebt euch, aber verliert dabei nicht den Verstand.“ Damit meinte er, dass Frauen enge Bindungen mit Männern eingehen, aber trotzdem darauf achten sollen, sie selbst zu bleiben. Nach der Sendung schrillten im Studio die Telefone, die Frauen waren empört: Wenn wir uns verlieben, riefen manche in den Hörer, dann wollen wir uns auch verlieren, anders geht das doch gar nicht. Wolfgang Krüger sagt: „Das nenne ich Unterwerfung.“
Für viele Frauen ist dieses Arrangement eine Selbstverständlichkeit, ohne die eine Partnerschaft nicht funktioniert: Man muss doch Kompromisse machen. „Das ist den Frauen oft nicht bewusst“, meint Wolfgang Krüger. Das beobachte er vor allem in katholischen Regionen. In der vergangenen Woche zum Beispiel wieder, da er auf Lesereise in Bayern. Überall traf er Paare, auf der Straße, in Hörsälen, in Wohnzimmern. Es war, sagt der Beziehungsexperte, wie eine Reise in eine Vergangenheit, die es in Berlin, wo er lebt, kaum noch gibt: in eine Zeit traditioneller Geschlechtermuster.
„Manche Frauen hatten madonnenhafte Gesichter mit leicht säuerlichem Blick.“ Diese Frauen standen neben ihren Männern, die „mit pampiger Überlegenheit“ ihre Frauen korrigierten, im Gespräch über Politik, beim Einparken, im Supermarkt. Die Frauen ertrugen die Zurechtweisungen ihrer Gatten stumm und sorgten so dafür, dass diese öffentlich nicht beschädigt wurden. „Ich bin mir aber sicher, dass sie ihre Männer zu Hause dafür abstrafen“, sagt Krüger: „mit Sexentzug.“
Warum ertragen die Frauen? Warum gehen sie nicht, wenn sie doch so unglücklich sind?
Wolfgang Krüger nennt diese weibliche Verhaltensstarre bei anhaltender Unzufriedenheit „Urangst vor dem Aufbrechen verinnerlichter Muster“: „Vielerorts gelten immer noch die alten Normen: Frauen haben nachgiebig, fürsorglich und sanftmütig zu sein.“ Die Frauen wollen häufig nicht so sein, weiß Krüger. Das erlebe er nahezu täglich in seiner Praxis: Die Frauen wollten aufbegehren, sie wollen ausbrechen aus einem Leben, das ihnen schon lange keinen Spaß mehr macht. „Aber für Rebellion“, sagt Krüger, „bekommen sie keine Anerkennung.“ Und wenn es dann doch mal eine Frau wagt, aus ihrer Ehe auszubrechen und sich zu emanzipieren, verliert sie nicht selten ihre engsten Freundinnen. Wolfgang Krüger sagt: „In der Regel in dem Moment, in dem sie sie am dringendsten braucht.“
Hat sich trotz Frauenbewegung und neuer Männer denn so gar nichts getan? Oder sind womöglich Frauen, die warten, bis er sich „ausgetobt“ hat, auf besondere Weise souverän?
Angepasste Frauen gesucht
„Es gibt Hoffnung“, versichert Krüger: Inzwischen bestehen viele Frauen auf einem eigenen Zimmer in der gemeinsamen Wohnung, sie wollen einen freien Abend in der Woche, und sie pflegen Freundschaften und andere soziale Netzwerke. Krüger sagt: „Das entspannt das Geschlechterverhältnis.“ Die Zahl der sogenannten LAT-Beziehungen (Living Apart Together) nimmt zu, nicht wenige Paare ziehen erst später, manche nie zusammen. Zwei Drittel aller Frauen sind berufstätig und vielfach finanziell unabhängig. „Die alten Bindungsfaktoren, die auf der Abhängigkeit von Frauen beruhten, gelten nicht mehr so streng“, sagt Krüger.
All das erzählt Wolfgang Krüger auch auf seinen Vortragsreisen, neulich eben in Bayern. Viele Frauen, sagt er, schauten ihn mit großen Augen an. Einige Männer hätten gelacht: Die spinnen, die Weiber. Wolfgang Krüger kennt das schon und greift in solchen Momenten auf einen Trick zurück: Er erzählt von Berlin. Dort würden viele Frauen, sagt er, männliche Unterwerfungstaktiken höhnend zurückweisen. Ein schönes Beispiel sei das Autofahren. Wenn Männer als Beifahrer an der Ampel „rot“ brüllen, schmetterten ihnen die Frauen entgegen: „Du hältst jetzt mal die Klappe, ich fahre.“
„Männer sollten lernen, auf das zu hören, was ihnen die Frauen sagen. Sie sollten ihre Bedürfnisse ernst nehmen.“ Tun sie das nicht, komme es häufig zur Trennung – so wie bei Ulrike und Frank. Andere Paare landen bei Krüger auf der Couch. Erst neulich war wieder so ein „typisches“ Paar da: beide mitteljung, ein Kind, beide gut ausgebildet, beide im Vollzeitjob.
Zu Beginn ihrer Ehe waren sich beide einig: Wir teilen alles gerecht auf, Haushalt, Kinderbetreuung, Geld. Doch irgendwann hatte sie das Gefühl, deutlich mehr im Haushalt zu machen als er, und beschwerte sich. Er meinte, sie spinne und blockierte die Kommunikation. Sie reagierte mit Liebesverweigerung, worauf er sauer wurde und sich eine Geliebte nahm. Eine gefährliche Spirale.
Viele Männer behaupten, eine moderne, eigenständige Frau zu wollen. Aber zwei Drittel aller Männer suchen sich angepasste Frauen, hat Krüger erlebt. Mit dem erstarkten weiblichen Selbstbewusstsein könnten sie nicht viel anfangen, es mache ihnen Angst. Auch das hat Folgen, sagt Krüger: Viele selbstbewusste, beruflich erfolgreiche Frauen jenseits der 40 bleiben allein.
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Ulrike fürchtet das nicht. Noch nicht.

http://www.taz.de/Internationaler-Frauentag-2012/!89156/

Eine Hausfrauenehe ist so teuer wie ein Eigenheim
Warum das Ehegattensplitting nicht mehr zeitgemäß ist
Von Simone Schmollack
Über eine halbe Million Euro kostet eine Frau, die sich vor allem um Heim, Herd und Hund kümmert, den Steuerzahler - dank des Ehegattensplittings und anderer Vergünstigungen. Statt das Hausfrauenmodell weiter zu finanzieren, sollte der Staat mehr in Kitas und Bildung investieren, meint Simone Schmollack.
Für den Mann ist sie billig, für die Gesellschaft aber teuer: die Hausfrauenehe. Über eine halbe Million Euro kostet eine Frau, die sich vor allem um Heim, Herd und Hund kümmert. Bezahlen müssen das all jene, die jeden Morgen ins Büro, in die Fabrik oder auf die Pflegestation hetzen: Vollzeit tätige Frauen und Männer, darunter auch prekär Beschäftigte und Alleinerziehende, die selbst jeden Cent umdrehen müssen.

Über eine halbe Million Euro - so kostenintensiv wie ein luxuriöses Eigenheim. Wie kommt diese enorme Summe eigentlich zustande?

Zum Beispiel durch das Ehegattensplitting. Wenn der Mann 5000 Euro im Monat verdient, spart er für diese Zeit fast 500 Euro Steuern. In 30 Ehejahren sind das über 170.000 Euro. Das hat die Finanzberaterin Heide Härtel-Herrmann ausgerechnet. Sie hat auch herausgefunden, wie viel die Gesellschaft dafür zahlt, dass Hausfrauen in der Krankenkasse ihres Gatten kostenlos mitversichert sind: Für die besagte 30-jährige Ehe sind das 46.000 Euro.

Und dann ist da noch die Witwenrente. Dafür muss die Rentenversicherung schnell mal 300.000 Euro für eine Frau berappen, die selbst nie etwas in die Rentenkasse eingezahlt hat. Und jetzt könnten Frauen, die gar nicht oder nur wenig gearbeitet haben, auch noch von der sogenannten Zuschussrente profitieren, die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen plant. Bezahlen müssen das ebenfalls die Steuerzahler.

Das alles ist ungerecht. Und es wird nicht besser mit dem gern und oft herangezogenen Argument, dass die Hausfrauen doch die Kinder großziehen. Denn fast die Hälfte aller Ehepaare, die vom Modell des männlichen Alleinverdieners profitieren, hat gar keine Kinder. Nur eine Einschränkung muss gemacht werden, nämlich dann, wenn in Familien behinderte Kinder oder andere Angehörige rund um die Uhr gepflegt werden müssen.

Warum wurde das nicht längst geändert? Vorschläge gibt es nämlich reichlich. Alle Oppositionsparteien plädieren dafür, das Ehegattensplitting zu reformieren. In Frankreich beispielsweise werden Menschen mit Kindern steuerlich entlastet - egal ob die Eltern miteinander verheiratet sind oder nicht.

Deutschland ist eines der letzten Länder in Europa, das noch am Ehegattensplitting festhält. Warum? Weil es über Gesetzesänderungen nach wie vor mehr Männer als Frauen entscheiden. Und viele ältere Männer haben gar kein Interesse daran, dass ihre Frau arbeitet. Es ist ja ganz praktisch, wenn zu Hause immer alles schön sauber ist und das Essen pünktlich auf dem Tisch steht.

Die Sache hat nur einen Haken - für die Frauen. Und zwar dann, wenn die Beziehung in die Brüche geht. Jede dritte Ehe wird heute geschieden, die Lebensgemeinschaften dauern auch nicht mehr so lange wie früher. Und dann trägt in der Regel die Frau die Kosten dafür, dass sie ihrem Mann vorher jahrelang den Rücken frei gehalten hat: Sie hat schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt und eine miese Rente.

Es ist aberwitzig: Noch nie war eine Frauengeneration so gut ausgebildet wie heute und noch nie war sie auf dem Arbeitsmarkt so gefragt wie jetzt. Allerorten wird über den Fachkräftemangel geklagt, aber die weiblichen Fachkräfte hocken zu Hause.

Wie ändert man das? Eigentlich ganz einfach: weg mit den unzeitgemäßen Subventionen. Statt das Hausfrauenmodell weiter zu finanzieren, sollte der Staat mehr in Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und Bildung investieren. Davon haben alle etwas: Kinder, Frauen und - ja - auch Männer.

Übrigens: Ein Studium kostet durchschnittlich 30.000 Euro. Das zahlt zunächst einmal der Staat. Aber er hofft darauf, dieses Geld zurückzubekommen, später, wenn aus den Studierenden Steuerzahler geworden sind. Eine Hausfrau mit Hochschulabschluss indes zahlt keinen einzigen Cent zurück. Wie wäre es denn, wenn alle Männer, die gern eine Hausfrau möchten, die 30.000 Euro direkt ans Finanzamt überweisen?

Simone Schmollack, geboren 1964 in Berlin, ist Redakteurin bei der "Tageszeitung" in Berlin und Autorin zahlreicher Bücher, darunter "Kuckuckskinder. Kuckuckseltern", "Deutsch-deutsche Beziehungen. Liebe zwischen Ost und West" und "Damals nach der DDR. Geschichten von Abschied und Aufbruch". Sie beschäftigt sich vor allem mit Themen an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft und Privatheit. Sie studierte Germanistik, Slawistik und Journalistik in Leipzig, Berlin und Smolensk.

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1655309/

Sagt sie die Wahrheit?
Vergewaltigung gilt nicht mehr als Kavaliersdelikt. Doch vor Gericht werden mutmaßliche Opfer oft wie mutmaßliche Täter behandelt. Es fehlt an Sensibilität.VON SIMONE SCHMOLLACK

Im Zweifel für den Angeklagten. So wird in einem Rechtsstaat entschieden. Wenn eine Straftat nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, darf der oder die Angeklagte nicht verurteilt werden. Das muss natürlich auch bei Anzeigen wegen sexueller Übergriffe gelten. Trotzdem gibt es gerade bei Prozessen wegen sexueller Gewalt noch einige Probleme.
So lassen einen die medial stark beleuchteten Vergewaltigungsprozesse der vergangenen Monate ratlos zurück. Die drei Fälle - der des gerade erst freigesprochenen Exchefs des IWF, Dominique Strauss-Kahn, des Wettermoderators Jörg Kachelmann und des WikiLeaks-Gründers Julian Assange - sind keinesfalls gleichzusetzen.
Aber eine Gemeinsamkeit gibt es: Alle drei Männer wurden freigesprochen. In keinem Fall gab es genügend Beweise für die Vergewaltigungen. Außerdem wirkten die mutmaßlichen Opfer in den Augen der Staatsanwaltschaften wenig glaubhaft.
Welche Signale gehen von diesen Urteilen aus? Zunächst einmal ein positives für Männer: Keine Frau kann einfach mal so behaupten, sie sei vergewaltigt worden und sich wegen ganz anderer Probleme in der Beziehung rächen. Andererseits gibt es auch für Frauen eine gute Nachricht: Egal, wie viel Einfluss und Geld ein Mann hat und wie prominent er ist - vor einer Strafverfolgung ist er nicht mehr gefeit.
Minirock gilt nicht mehr als "Einladung"
Er riskiert seine Karriere, wenn er auch nur in den Verruf gerät, vergewaltigt zu haben. Und: Frauen können die Täter anzeigen, ohne routinemäßig Angst davor haben zu müssen, auf der Polizeiwache und im Gerichtssaal nicht ernst genommen oder gedemütigt zu werden. Die Zeiten, in denen der Minirock und ein Lächeln als "Einladung" galten, sind vorbei.
Trotzdem werden sich viele Frauen vor ihrer Aussage mit Fragen herumquälen wie diesen: Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich aussage? Soll ich klar und direkt auftreten? Oder besser zurückhaltender und weniger resolut? Denn: Wie auch immer eine Frau es macht, es kann immer jemanden geben, der sagt: Das denkt die sich doch aus.

SIMONE SCHMOLLACK ist taz-Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik. Ihr Buch "Ich wollte nie so werden wie meine Mutter. Geschichten von Frauen zu einer ganz besonderen Beziehung" (Verlag Schwarzkopf / Schwarzkopf, 2005) war ein Bestseller. Foto: privat
Beharrt eine Frau trotz intensiver Nachfragen auf einer einzigen Variante des Tathergangs, kann es heißen: Das hat die sicher lange vor dem Spiegel geübt. Verstrickt sie sich in Widersprüchen - Vergewaltigungsopfer sind traumatisiert und erinnern sich nicht an jedes Detail - wird so mancher skeptisch die Augenbrauen hochziehen: Die sagt jedes Mal etwas anderes. Was stimmt denn nun?
Der Beschuldigte hingegen darf schweigen. Niemand muss eine Aussage machen, wenn sie ihn oder sie belasten könnte. Bei Fällen, in denen Aussage gegen Aussage steht, und das ist bei Vergewaltigungsprozessen in der Regel der Fall, führt dies zu einer Schieflage. Einzig die Widersprüche der Klägerin, die gleichzeitig mutmaßliches Opfer ist, werden beleuchtet und bewertet.
Unbeweisbare Gewalt
Und noch etwas werden viele Frauen nach den Promi-Prozessen im Kopf haben: Ob ein Täter verurteilt wird, bleibt fraglich. Wie eine von der EU in Auftrag gegebene Studie der Londoner Metropolitan-Universität von 2009 zeigt, werden nur 13 Prozent der in Deutschland angezeigten Vergewaltiger verurteilt. Das Bundesfamilienministerium spricht sogar nur von 5 Prozent, die Dunkelziffer beträgt demnach 95 Prozent. Und Falschbeschuldigungen? Gibt es laut Studie nur 3 Prozent.
Beratungsstellen sehen angesichts dieser Zahlen eine "Gerechtigkeitslücke". Die Anforderungen eines Strafverfahrens sind hoch. Am häufigsten werden Verfahren wegen nicht ausreichender Beweise oder wegen mangelnder Kooperation der betroffenen Frauen eingestellt. Das ist auch für viele Richterinnen und Richter unbefriedigend. Der Kachelmann-Prozess führte das beispielhaft vor: Der Richter sprach den Moderator nicht frei, weil er ihn für unschuldig hielt. Sondern weil die Beweise nicht ausreichten. Am Stammtisch heißt so etwas "Freispruch zweiter Klasse".
Nicht wenige Frauen, die Vergewaltigungsprozesse hinter sich gebracht haben, treten aus dem Gerichtssaal und sagen: "Ich würde nie wieder Anzeige erstatten." Klarerweise muss die Verteidigung versuchen, ihre Glaubwürdigkeit infrage zu stellen. Das bedeutet einen enormen Druck und führt in der Praxis häufig dazu, dass das mutmaßliche Opfer als mutmaßliche Täterin behandelt wird. Häufig steht die Frage im Raum: "Haben Sie sich denn richtig gewehrt?"
Lieber Ruhe bewahren?
Allein diese Frage weist Restbestände patriarchalen Denkens auf. Denn sie impliziert die Erwartung, dass sich jede Frau körperlich aggressiv wehren muss, wird sie angegriffen. Tut sie das nicht, gilt das auch heute rasch als "Einwilligung".
Manche Frauen entscheiden sich in einer Gefahrensituation aber bewusst für eine andere Verteidigungsstrategie: Ruhe bewahren. Je nach Situation, kann sie das vor zusätzlichen Verletzungen schützen. Würde ihnen geglaubt, wenn sie keine eindeutigen Gewaltspuren aufweisen und trotzdem von Vergewaltigung sprechen?
Die Empirie zeigt: Eher nicht. Viele ExpertInnen bei Polizei und Justiz beklagen daher diese Diskrepanz.
In Deutschland werden im Gegensatz zu anderen EU-Ländern wenige Vergewaltigungen bei der Polizei gemeldet. Der EU-Statistik zufolge kommen knapp 10 gewaltsame Sexualdelikte auf 100.000 Einwohnerinnen. Damit liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. In Schweden hingegen werden viermal so viele Vergewaltigungen angezeigt.
Offensichtlich ist die Sensibilität gegenüber Vergewaltigungen in Schweden, einem der skandinavischen Musterländer in Sachen Gleichstellung, ausgeprägter als in Deutschland. Schon die jungen Mädchen wissen dort meist: Nein heißt auch nein. Und wenn der Mann sich nicht daran hält, kann ich zur Polizei gehen.
Die Debatte darüber, wie sich in Deutschland vergewaltigte Frauen verhalten sollen, ob ihnen geglaubt wird und was sie dafür tun können, damit ihnen geglaubt wird, hat also stark mit dem allgemeinen Geschlechterbild in der Gesellschaft zu tun. Das Bild der jederzeit sexuell verfügbaren Frau sitzt in manchen Köpfen immer noch fest - bei Männern und bei Frauen.

http://www.taz.de/!77055/

Es kommt in den besten Familien vor. Fast jede zweite Frau, die in Deutschland getötet wird, kennt ihren Mörder: Es ist ihr Lebenspartner. VON SIMONE SCHMOLLACK

BERLIN taz | Ein Mann ermordet seine Frau, zerstückelt sie und wirft einzelne Leichenteile in den Hof. Was genau am Montag in Berlin-Kreuzberg in der Nähe des Besuchermagnets Potsdamer Platz geschah, ist noch nicht genau geklärt. Die Polizei geht von einer Beziehungstat aus.

Für die Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes (TdF) ist der Kreuzberger Mord ein klarer Fall von häuslicher Gewalt – allerdings in einem extremen Ausmaß. „Wir sind geschockt und entsetzt über diesen grausamen Mord“, sagt Christa Stolle, TdF-Geschäftsführerin: „Es kommt nicht häufig vor, dass ein Fall von häuslicher Gewalt derart grausam endet.“

Gewalt in den eigenen vier Wänden ist in Deutschland ein bekanntes Problem. Statistiken belegen, dass vor allem Frauen davon betroffen sind. ExpertInnen sprechen daher auch von „männlicher Gewalt im häuslichen Bereich“. Einer Studie des Familienministeriums zufolge hat jede vierte Frau zwischen 16 und 85 Jahren schon Gewalt durch den Ehemann, den Lebensgefährten oder einen anderen engen Vertrauten erlebt.
MORD UND TOTSCHLAG
Opfer: Laut Bundeskriminalamt (BKA) wurden im Jahr 2011 in Deutschland 662 Menschen Opfer von Mord und Totschlag – davon 349 Männer und 313 Frauen.
Täterbeziehung: Für das Jahr 2011 hat das BKA erstmals ausgewiesen, ob das Opfer eine Paarbeziehung zum Täter hatte. Zuvor war nur allgemein angegeben worden, ob Opfer und Täter verwandt waren. Laut BKA waren insgesamt 26,9 Prozent der Täter aktuelle oder ehemalige Lebenspartner der Opfer, in zwei Dritteln all dieser Fälle waren Täter und Opfer zur Tatzeit verheiratet.
Geschlechterverhältnis: 49,2 Prozent aller getöteten Frauen wurden Opfer ihres Partners. Nur 6,9 Prozent aller ermordeten Männer waren Opfer ihrer Partnerin.
Tendenz: Insgesamt fällt die Zahl der Tötungsdelikte seit Jahren. 2003 wurden laut BKA noch 859 Menschen Opfer von Mord und Totschlag. Damals gab es noch 1,0 Opfer pro 100.000 Einwohner, 2011 nur noch 0,8. (ga)
Das reicht von einer Ohrfeige bis hin zu teilweise regelmäßigen und schweren Misshandlungen und Vergewaltigungen mit körperlichen und psychischen Langzeitfolgen. Nur in Ausnahmefällen kommt es zum Mord. Häufig eskaliert ein länger schwelender Konflikt in der Trennungsphase eines Paares.
Schon lange ist bekannt, dass die meisten Mörder ihr Opfer gut kennen. Laut Bundeskriminalamt (BKA) waren 2011 etwa zwei Drittel der Opfer mit den Tätern eng verwandt oder bekannt. Seit Januar 2011 erfasst das BKA in der Kriminalstatistik erstmalig auch die „Opfer-Tatverdächtigen-Beziehung“. So wird nun offensichtlich: Die Täter sind nicht irgendwelche Verwandten oder Bekannten. Von den 313 Frauen, die im vergangenen Jahr in Deutschland getötet wurden, wurden 154, also rund die Hälfte, vom eigenen aktuellen oder ehemaligen Lebenspartner ermordet.
„Das ist sehr viel“, sagt Birte Rohles, Referentin für Häusliche Gewalt bei TdF. Etwa alle zweieinhalb Tage wird in Deutschland eine Frau durch ihren Partner getötet. Diese Zahl sei erschreckend, sagt Rohles, aber nicht überraschend: „Experten sind von einer solchen Größe ausgegangen.“
Die Täter kommen aus allen sozialen Schichten, sagt sie. Der Arbeitslose kann genauso brutal werden wie der Professor. Man vermute aber, dass ein höherer finanzieller Druck eher zu einer schwierigen Situation führen könne, sagt Rohles. Statistiken darüber gibt es nicht. Auch die vielfach geäußerte Vermutung, dass häusliche Gewalt und Morde eher im migrantischen Milieu stattfinden, kann die TdF-Mitarbeiterin nicht bestätigen.
Gewalt an Männern
Es gibt auch Gewalt an Männern. Aber selbst diese werde hauptsächlich durch Männer verübt, weiß Heike Lütgert, Erste Kriminalhauptkommissarin im Ruhrgebiet. Hier handle es sich vor allem um Taten, die im öffentlichen Raum, also seltener zu Hause, stattfinden. „Frauen üben mit unter zehn Prozent selten Beziehungsgewalt gegen Männer aus“, sagt die Dozentin für Kriminologie und Kriminalistik an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW in Bielefeld.
Der Bundesregierung hat auf das Problem männlicher Gewalt im häuslichen Bereich reagiert und im März das Hilfetelefongesetz beschlossen. Ab Januar 2013 soll es einen bundesweiten, kostenlosen Notruf für Frauen mit Gewaltproblemen geben. Das Hilfetelefon wird während der Aufbauphase in diesem Jahr mit 3,1 Millionen Euro finanziert.

Später sollen es jährlich 6 Millionen Euro sein. Darüber hinaus gilt seit zehn Jahren das Gewaltschutzgesetz, das häusliche männliche Gewalt ausdrücklich anerkennt und nicht mehr als Nachbarschafts- und Familienstreitigkeit verharmlost.

http://www.taz.de/Haeusliche-Gewalt-gegen-Frauen/!94738/

Frauen sind selber schuld. Sie kämpfen nicht genug und machen zu viel Wind um ihre Familie. Deswegen schaffen sie es nur selten bis ganz nach oben. So argumentieren häufig - Männer. Jetzt zeigt eine Studie des Deutschen Juristinnenbundes (djb), dass diese männliche Sicht auf ein scheinbar weibliches Thema eher einem Tunnelblick gleicht als einer fundierten Analyse.
ES sind Männer in Führungspositionen, die Frauen neben sich kaum zulassen. "Tradierte, von Männern geprägte Strukturen" und "Mentalitätsmuster bei Männern im Management" führen dazu, dass "Frauen bei Auswahlprozessen von Führungskräften benachteiligt werden", heißt es in der Studie, die am Mittwochabend vorgestellt wurde und der taz vorlag. Die "Old-Boys-Netzwerke" sorgen dafür, dass Männer im Management unter sich bleiben.
Auch die These, dass Frauen nicht qualifiziert genug seien für Topjobs, wird mit der Untersuchung widerlegt. Dieser männlichen Ignoranz, empfiehlt der djb, könne nur mit einem Mittel begegnet werden: der Quote.
Dass Quoten Unternehmen zu mehr wirtschaftlichem Erfolg verhelfen, zeigt das "Experiment Norwegen": Seit 2006 dort die Quote für Aufsichtsräte eingeführt und 2008 erfüllt wurde, weisen Unternehmen eine höhere Produktivität auf.
Jetzt ziehen Spanien, Frankreich, Schweden, Island und die Niederlande nach. Deutschland gilt als "Spätzünder". Hierzulande gelten eine Berichtspflicht und ein Kodex für börsennotierte Unternehmen: Sie müssen offenlegen, wie hoch der Frauenanteil in Spitzenpositionen ist. Und sie sollen dafür sorgen, dass Frauen in Toppositionen "angemessen berücksichtigt und gefördert" werden.
Doch ohne gesetzlichen Druck passiert fast nichts. Bis auf die Telekom, die sich im Frühjahr selbst eine 30-Prozent-Quote verordnete, lassen große Firmen selten Frauen an ihre Spitze. Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung sind von 833 Vorständen der 200 größten deutschen Unternehmen nur 21 Frauen, die Frauenquote bei Aufsichtsräten beträgt 10 Prozent.
Die Zahlen sind lange bekannt. Der djb-Untersuchung dienten die quantitativen Daten deshalb auch nur als Ausgangsbasis. Stattdessen interessierten qualitative Fragen: Woran liegt es, dass Frauen immer wieder an der gläsernen Decke scheitern? Sind Frauen tatsächlich schlechter qualifiziert für Spitzenpositionen? Was tun Unternehmen konkret, um Frauen zu fördern?
Von Januar bis Juli besuchten die djb-Juristinnen über 70 Hauptversammlungen großer deutscher börsennotierter Aktiengesellschaften. Dabei kam ihnen zugute, dass sie oft selbst Aktionärinnen sind und dadurch ein Auskunftsrecht haben. Ihnen mussten also alle Fragen beantwortet werden.
Heraus kam, was bei Gleichstellungs- und Familienfragen inzwischen ein geflügeltes Wort ist: verbale Aufgeschlossenheit bei anhaltender Verhaltensstarre. "Die passive Haltung der Unternehmen hat mich überrascht", sagt djb-Rechtsanwältin Birgit Kersten.
Der Verband hat politische Unterstützung. Am Freitag wird der "Gesetzentwurf zur geschlechtergerechten Besetzung von Aufsichtsräten" der Grünen im Bundestag besprochen. Die Oppositionspartei fordert, dass ab 2015 mindestens 30 Prozent der Aufsichtsräte und Vorstände in börsennotierten Unternehmen Frauen sein müssen.
Nachdem Fraktionschefin Renate Künast im Oktober die Idee vorgestellt hatte, regte sich Widerstand in den eigenen Reihen. Der Antrag sei mutlos, kritisierte damals der Parteirat der Grünen Niedersachsen. Und forderte eine Quote von 50 Prozent.

Der grüne Antrag wird keinen Zuspruch in der Regierung finden. Schon im März hatte Schwarz-Gelb einen grünen Quoten-Antrag abgeschmettert. Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) lehnt Quoten generell ab. Für Dorothee Bär, frauenpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, bedeuten sie die "Ultima Ratio". Renate Künast ficht das nicht an. Sie sagt: "Steter Tropfen höhlt den Stein."
http://www.taz.de/!62163/
Gewaltschutz mit Löchern
HÄUSLICHE GEWALT Prügelnde Männer greifen ihre Exfrauen und Kinder immer wieder an, sagen Experten. Und fordern, dass solche Väter ihre Kinder erst wieder sehen dürfen, wenn sie nicht mehr zuschlagen
BERLIN taz | Kürzlich vor einem Supermarkt in Bonn. Eine Frau übergibt ihrem Exmann das gemeinsame Kind für einen Papa-Nachmittag. Dann schlägt er zu. Er prügelt so stark auf die Frau ein, dass Passanten die Polizei rufen.
Kein Einzelfall, sagt Eva Risse von der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser (ZIF) in Bonn. Studien zufolge werden 70 Prozent der Frauen, die sich von ihrem gewalttätigen Mann getrennt haben, vom ihm erneut geschlagen, wenn sie ihm die Kinder übergeben. Über die Hälfte der Kinder werden in solchen Situationen misshandelt. Das Umgangsrecht für Täter häuslicher Gewalt - in der Regel sind das Männer - ist ein Problem, kritisiert das ZIF. Die Informationsstelle befasste sich auf ihrer Jahrestagung am Mittwoch in Frankfurt am Main mit der Frage, wie gewaltbetroffene Frauen und Kindern in Sorgerechts- und Umgangsverfahren geschützt werden können.
Die Trennungsphase sei für die Betroffenen gefährlicher als die Zeit davor oder danach, sagt Eva Risse: "Dann weiß der Täter: Jetzt geht sie wirklich." Und schlage daher umso kräftiger und umso häufiger zu. Von den 313 Frauen, die 2011 in Deutschland getötet wurden, wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 154 vom eigenen aktuellen oder ehemaligen Lebenspartner getötet - meistens in der Trennungsphase.
Die Mehrheit der Opfer hat mit dem Täter gemeinsame Kinder. Mütter sind vom Gewaltschutzgesetz, das seit zehn Jahren gilt, kaum geschützt. Im Gegensatz zu kinderlosen Frauen, die jeden Kontakt zu ihrem Peiniger gerichtlich verbieten lassen können, sind Mütter gezwungen, immer wieder mit dem prügelnden Expartner Kontakt zu haben - um den Umgang mit den Kindern zu regeln.
"Auf diese Weise wird das Gewaltschutzgesetz ausgehöhlt", sagt Eva Risse, die im Frauenhaus Bonn arbeitet. ExpertInnen fordern daher, das Gewaltschutzgesetz zu ändern, so dass Mütter beispielsweise im Namen ihrer Kinder beantragen können, dass sich der Vater ihnen nicht mehr nähern darf. Außerdem dürften die sogenannten beschleunigten Verfahren, in denen Sorgerechtsfälle in der Regel verhandelt werden, in Gewaltbeziehungen nicht mehr gelten. Gewöhnlich sollen FamilienrichterInnen etwa einen Monat nach einem Umgangs- oder Sorgerechtsantrag eine Entscheidung treffen. Häufig geschieht das auch, ohne die Eltern angehört zu haben.
SIMONE SCHMOLLACK

http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=in&dig=2013%2F02%2F28%2Fa0078&cHash=1fff0a8c24a7fe1a655229ad723f5162

Der Familienverein VEV würde einen obligatorischen Vaterschaftstest begrüssen. Autorin Simone Schmollack («Kuckuckskinder») hält das für eine schlechte Idee – obwohl sie den Zorn der Väter gut verstehen kann.
Ist die Forderung nach einem Vaterschaftstest unmittelbar nach der Geburt sinnvoll?
Diese Forderung geht zu weit, weil sie alle Frauen unter Generalverdacht stellt. Es ist sinnvoller, von Fall zu Fall zu entscheiden und erst dann einzugreifen, wenn ein begründetes Misstrauen besteht. Überdies geht mir ein solcher Test auch als staatlicher Eingriff in die Privatsphäre des Bürgers zu weit.
Die Angst vor dem untergeschobenen Kind scheint eine Urangst zu sein. Im Mittelalter gabs den Begriff des Wechselbalgs – Kinder, die von Dämonen oder vom Teufel in die Betten der Wöchnerinnen gelegt wurden.
Ohne Zweifel sitzt diese Angst sehr tief. Denn wenn man um ein Kind betrogen wird, wird man um die eigene Verewigung und letztlich um sich selbst betrogen.
Statistisch gesehen sitzt in jeder Schulklasse ein Kuckuckskind. Dennoch wird kaum darüber gesprochen, jeder Identifikation haftet noch immer etwas Skandalöses an. Warum die Diskrepanz?
Das ist rational kaum zu erklären, beweist aber, dass das Tabu Kuckuckskind noch immer Bestand hat. Die Angst, dass nach einer Identifikation eines solchen Kinds das Privatleben in die Brüche geht, ist immer noch riesig.
Wann sollte ein Kind darüber informiert werden, dass sein biologischer Vater ein anderer ist? So früh wie möglich? Oder zuwarten, bis es erwachsen und charakterlich gefestigt ist?
Man kann einem kleinen Kind sehr gut erklären, dass der Vater, den es von zu Hause kennt, nicht sein biologischer Vater ist. Es versteht das. Zuwarten ist nicht angeraten, wie ich bei den Recherchen zu meinem Buch festgestellt habe: Irgendwann fliegt es immer auf. Wenn die Identifikation erst passiert, wenn sich das Kind in den Turbulenzen der Pubertät befindet oder wenn es sogar selber eine Familie gründet, dann hat das immer sehr schwere psychische Konsequenzen. Man ist mit einer Lebenslüge aufgewachsen.
Gibt es Verhaltensmuster, die den meisten als Kuckuckskinder identifizierten Menschen eigen sind?
Die meisten gehen aktiv auf die Suche nach ihrem Vater. Man fantasiert, stellt sich den Vater besonders positiv oder besonders negativ vor. In der Realität ist er dann meistens ziemlich anders als gedacht, worauf viele nach einer ersten Kontaktaufnahme sich wieder distanzieren. Es reicht ihnen zu wissen, wie er aussieht, wie er spricht, was er tut.
Ist eine Frau in der moralischen Pflicht, ihren Mann zu informieren, wenn das Kind nicht von ihm ist?
Schwierig zu sagen. Manche Frauen wissen ja selber nicht, dass sie ein Kuckuckskind geboren haben. Auch gibt es ganz unterschiedliche Gründe, warum eine Frau mit einem Kuckuckskind schwanger wird. Manchmal ist der Gatte impotent, und die Frau möchte dennoch unbedingt ein Kind – vielleicht möchte ja auch der zeugungsunfähige Mann selber ein Kind. Oder eine Frau will nach einer Affäre aus nachvollziehbaren, ethischen Gründen nicht abtreiben. Die meisten Frauen jedoch schweigen, weil sie die Beziehung und die Familie nicht gefährden und ihrem Kind eine heile Welt bieten wollen.
Sollte eine Frau das Geld, das der vermeintliche Vater für das Kuckuckskind ausgegeben hat, zurückzahlen müssen?
Davon halte ich nichts. Diese Forderung wird ja immer aus einem Impuls tiefer narzisstischer Kränkung heraus gestellt. Da geht es häufig um einen Rachefeldzug gegen die Partnerin, bei dem das Kindeswohl auf krasse Weise ignoriert wird.
Tragischerweise brechen offenbar die meisten Familien nach der Identifikation eines Kuckuckskindes auseinander. Warum halten die Banden, die sich zwischen Kind und sozialem Vater über die Jahre gebildet haben, diesem Schock so selten stand?
Viele Männer ahnen schon früh, dass das Kind nicht von ihnen ist. Sie gehen dem Verdacht aber erst nach, wenn die Beziehung bereits schwer beschädigt ist. Mit der Identifikation des Kindes ist das Ende der Partnerschaft dann meist definitiv gekommen.
Kennen Sie auch andere Beispiele?
Die Partnerschaft ist kaum zu retten. Aber wenn Männer ihren anfänglichen Zorn überwinden und ihn nicht gegen das unschuldige Kind richten, kann zumindest die Vater-Kind-Beziehung gerettet werden. Imponiert hat mir ein Mann, der von seiner Frau mehrmals betrogen wurde. Als das Kind eineinhalb war, merkte er, dass es nicht von ihm war. Es gelang ihm, auch weil er einer Selbsthilfegruppe beitrat, das Kind und dessen Bedürfnisse dennoch zu akzeptieren.

http://bazonline.ch/kultur/diverses/Man-wird-um-sich-selbst-betrogen/story/28372150

Die taz-Autorin Simone Schmollack hat in einem bereits in der vergangenen Woche erschienen Artikel den Verein "Agens", der sich für ein gemeinsames Miteinander der Geschlechter einsetzt als "rechtspopulistischen Männerverein" bezeichnet. In diesem Zusammenhang beruft sie sich unter anderem auf die Expertise "Geschlechterkampf von rechts", die der Soziologe Thomas Gesterkamp 2010 im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung verfasst hat. Gesterkamps Studie war aufgrund ihrer wissenschaftlichen Mängel und ihres unsachlichen Stils kurz nach ihrer Veröffentlichung Gegenstand heftiger Kontroversen.
So schrieb der emeritierte Soziologieprofessor Walter Hollstein in der “Welt”: “Angepriesen wird das Dokument von der Friedrich-Ebert-Stiftung als “Expertise”, das heißt zu Deutsch: wissenschaftliches Gutachten. Dessen Standards scheinen dem Autor aber gänzlich fremd zu sein. Weder belegt er, wie er im Einzelnen zu seinen Daten und Ergebnissen gekommen ist, noch legt er irgendwelche Auswahlprinzipien für seine Untersuchung vor. Methodische Überlegungen hält er für überflüssig, und inhaltlich setzt er sich nicht einmal ansatzweise mit den Argumenten und Positionen der attackierten Publizisten, Wissenschaftler oder Institutionen auseinander. Stattdessen verunglimpft, denunziert und halbwahrheitet er. Dazu passt, dass an keiner Stelle definiert wird, was nun “rechts” “rechts-extrem” oder “rechter Geschlechterkampf” eigentlich ist.”
Auch FreieWelt.net stellte damals einige kritische Fragen an Dr. Gesterkamp, die dieser allerdings nie beantwortete. Schmollack verschweigt jedoch diese Kontroversen und zitiert Gesterkamp als Experten. Zudem geht sie davon aus, dass Vereine wie Agens in der Bevölkerung wenig Gehör finden. Ein erstaunlicher Schluss angesichts des gewaltigen Medienechos, dass die Vorgänge um die Abwahl der ehemaligen Goslaer Gleichstellungsbeauftragten Monika Ebeling, die zu den Unterstützern von Agens gehört, gerade erst hervorgerufen haben.

http://www.freiewelt.net/nachricht/taz-autorin-simone-schmollack-attackiert-agens-17468/

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