Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Liste Femanzen Barbara Streidl (Liste Femanzen)

Oberkellner @, Sunday, 19.05.2013, 11:16 (vor 4011 Tagen)

F5 Barbara Streidl, geb. 1972 - Journalistin und Musikerin - hat gearbeitet u.a. für BR Rundfunk, SZ, taz – moderiert das Magazin „Zündfunk“ auf Bayern 2 - Studium der Germanistik und Komparatistik – 2011 eine der drei Gründerinnen des Blogs der feministischen Initiative „Fraulila“ und 2012 „Netzfeminismus“ – http://fraulila.de - ihre Musikprojekte sind „the moulinettes“ und „Tri Sonic Star“ - http://www.ponchoponys.de (Streidl/Singleton/Kaiser/Lickleder) – www.moulinettes.de - Buchveröffentlichungen: Co-Autorin „Wir Alphamädchen“ (2007), „kann ich gleich zurückrufen? – der alltägliche Wahnsinn einer berufstätigen Mutter“ (Blanvalet, 2012) – siehe auch F6 (Susanne Klingner), F7 (Katrin Rönicke) und F13 (Meredith Haaf) – Mitgliedin der SPD – Anschrift: Babara Streidl, Tegernseer Landstraße 17, 81541 München, Tel. 0179-2961807 - http://netzfeminismus.orghttp://maedchenmannschaft.net - zuendfunk@bayern2.de – barbara.streidl@alpenstrasse.net - post@moulinettes.de –
http://www.spd.de/scalableImageBlob/71472/data/barbara_streidl-data.jpg?


Lasst mich in Ruhe?
„Lasst mich in Ruhe“, fordert die 1957 geborene Journalistin Ursula März. Sie fordert es stellvertretend für alle deutsche Frauen, die in den letzten Monaten den Status von Labormäusen erhalten haben: Von Medien, Politik und Gesellschaft beäugt, untersucht und beurteilt.
Von Barbara Streidl
Ob sie den Käsehappen mit dem Stromschlag – also Kinder und Karriere – nehmen, oder sich lieber dem Käsehappen mit dem warmen Bettchen zuwenden – also Latte Macchiato-Konsum und Ehegattensplitting. Gitterstäbe inklusive, unabhängig von der Wahlentscheidung.
„Lasst mich in Ruhe“, fordert Ursula März in der Zeit. Weil sie müde ist, genervt und wohl auch ein bisschen resigniert. Weil das Labormaus-Dasein im Rampenlicht an dem, worauf die Journalistin zielt, nämlich die Chancengleichheit für Frauen und Männer, nicht viel geändert hat. Wie viele Bestandsaufnahmen hat es in den letzten Jahren gegeben über die deutschen Durchschnittsfrauen – voller Mitleid, voller Kritik und auch voller Häme. Sie wären die Opfer der patriarchalen Gesellschaft. Aber auch selbst schuld an ihrer Misere, weil sie nicht wirklich nach oben wollen auf der Karriereleiter.
Und, so antwortet der Schriftsteller Ralf Bönt auf Ursula Märzens Forderung nach Ruhe in der Süddeutschen Zeitung, die müden Frauen hätten sich auch zu sehr auf den Feminismus eingelassen. Auf die Wut, den Zorn und die Schnipp-schnapp-Schwanz-ab-Buttons. Sie hätten dabei sogar die Menschenrechte verletzt, da der Feminismus nur ein Geschlecht bevorzugen würde, das weibliche. Und Männer und ihre phallisch ausgestatten Körper mit Füßen treten würde. Höchste Zeit also, so der Schriftsteller, Männermanifeste zu formulieren.
Ralf Bönt heißt Ursula März und ihre Mitstreiterinnen, die müden Labormäuse, Amazonen und Alphamädchen, herzlich willkommen in der Männerwelt. „Sie ist eine Scheibe“, schreibt er zuletzt.
Wie traurig. Wie enttäuschend. Wie unattraktiv – die Arena der Chancen, der Freiheit, der Zukunft sollen die deutschen Durchschnittsfrauen verlassen, um in einem antiken Mythos zu landen, der so überholt ist wie die Idee, dass Männer Frauen per definitionem überlegen sind.
Diese Form von Ruhe hat Ursula März nicht gemeint, denn sie führt ja nicht nur zu einer Besinnungspause, sondern zu einem Backlash – der gefürchteten Re-animierung von alten überkommenen Werten. Etwas, worunter nicht nur der Feminismus, sondern unsere ganze aufgeklärte Gesellschaft immer wieder gelitten hat und leidet.
Ja, es reicht. Die politischen Debatten über Frauenleben, die zu lächerlichen Ideen wie einer Flexi-Quote in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft führen, aber nicht zur Bereitschaft, umzudenken. Es reicht mit von der Gesellschaft diktierten Frauenrollen, die – so es Kinder gibt –, eine magere Auswahl zwischen Rabenmutter oder Latte-macchiato-Mutter anbieten.
Die Bundesregierung ruht sich aus auf dem Kita-Ausbau und dem Elterngeld, weitere Schritte in Sachen Gleichberechtigung werden ausgesessen. Doch die deutschen Durchschnittsfrauen beschäftigen auch andere Themen. So zum Beispiel die Frage, ob ein 50-, 60-Stunden-Arbeitspensum für eine Karriere überhaupt erstrebenswert ist, unabhängig davon, ob zuhause minderjährige Kinder warten oder nicht. Es geht nicht nur um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sondern auch und besonders um eine Vision für eine lebenswerte Zukunft. Etwas, was alle Geschlechter betrifft.
„Lasst mich in Ruhe“, fordert Ursula März und zwar für die nächsten zwei Jahre. Solange soll geschwiegen werden, keine weiteren Aussagen über Frauenrollen und Frauenleben gemacht werden. Ja. Lasst uns lieber über Frauen sprechen. Über Menschen. Und nicht über Labormäuse.
Barbara Streidl, Jahrgang 1972, ist Journalistin und Moderatorin in München. Dieser Text erschien zuerst als Hörfunkbeitrag im Bayerischen Rundfunk.

http://fraulila.de/lasst-mich-in-ruhe/

Heike Faber, Erziehungswissenschaftlerin
Bilanz über 25 Jahre Frauenarbeit in Netanyasaal
(cz). Eine besondere Art der Bilanz über 25 Jahre Frauenarbeit zog die Podiumsdiskussion über das Thema „Altfeministen - Jungfeministinnen, wohin geht der Weg?“, zu der Ursula Passarge als ihre letzte Amtshandlung als Frauenbeauftragte in den Netanyasaal am Freitagabend eingeladen hatte.
Sie selbst zog sich nach einführenden Worten ins Publikum zurück und überließ das Diskussions-podium Dr. Ursula Müller (Staatsäkretärin i.R., Jahrgang 1944), Heike Faber (Erzeihungswissen-schaftlerin, Jahrg. 1962), Barbara Streidl (Journalistin, Jahrg. 1972) und Stephanie Mayfield (Stu-dentin, Jahrg. 1986). Die Politwissenschaftlerin Dr. Antje Schrupp leitete die Runde.
Vier Frauen, jede eine bekennende Fe-ministin, jede ein Jahrzehnt jünger als die andere, umrissen jeweils ihre eigenen Vorstellungen von Feminismus und dessen Bedeutung. Deutlich wurde, dass es „den Feminismus“ im gemeinschaftlichen Erlebnisspektrum wie in den 70er und 80er Jahren nicht mehr gibt. Die gefühlte gemeinsame Aufbruchsstimmung ist längst verflogen. Jede der Frauen äu-ßerte ihre Ansichten, dabei wurde klar, dass es noch viele Baustellen im Bereich der Gleichberechtigung gibt, deren Defnitionen ungleich schwerer scheinen.
Die Fragen, wo der Feminismus heute stehe und welche weiteren Wege er einschlagen werde, konnte nicht eindeutig beantwortet werden, dafür lagen die Ansichten zwischen „Alt“ und „Jung“-Feministinnen zu weit auseinander. So sprach Müller aus, dass die These „Kein Feminismus ohne Sozialismus“, diese politische Einbettung, heute nicht mehr existiere. Die jüngste Diskussionspartnerin auf dem Podium, Stephanie Mayfield, beschrieb diesbezüglich eine immer stärkere Individualisierung auf dem Gebiet, während ältere Teilnehmerinnen im Saal einforderten, gemeinschaftlich bei dem bisher Erreichten fortzufahren.
Faber forderte mehr Pragmatismus ein, denn die Diskussion um Feminismus, wie sie in solchen Foren geführt werde, sei eine sehr intellektuelle und würde die Bedürfnisse derjenigen, die heute vor allem für Nachwuchs sorgten, kaum erreichen.
Barbara Streidl fasste die Diskrepanz der Generationen in ihrem Schlusswort zusammen: „Wir sollten aufhören „ihr“ und „wir“ zu sagen, denn die Themen von damals sind noch immer unsere Themen.“ Dies mag als Fazit der Runde zu sehen sein: Mehr aufeinander zugehen, mehr zuhören, mehr miteinander reden.

http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/stadt-giessen/nachrichten/9447230.htm

Geschlechtergerechte Zukunft - eine Utopie?
Die Piratenpartei hatte schon von "Post-Gender" gesprochen, doch die Realität sieht derzeit noch anders aus. Wie kann die Benachteiligung von Frauen abgeschafft werden? Dazu eine Kolumne von Barbara Streidl.
Es war ein Zufall. Weil eine junge Politikerin den Begriff "Post-Gender" fallen ließ, ihr Parteichef von den neugierigen Nachfragen einer Tageszeitung überfordert wurde und Pressemeldungen manchmal schneller in die Welt hinausströmen als interne Entscheidungen gefällt werden, bekam die Piratenpartei im vergangenen Jahr den Zusatz "Post-Gender".
"Post-Gender"?

"Post-Gender" - was ist das eigentlich? Das haben sich einige Piratenmitglieder auch gefragt. Und darauf verschiedene Antworten gefunden: "Post-Gender" könnte bedeuten, hier wird niemand aufgrund seines Geschlechts benachteiligt. "Post-Gender" könnte aber auch heißen, hier kümmert sich niemand mehr um Geschlechtergerechtigkeit, weil sie längst erreicht worden ist. Im Gegensatz dazu könnte "Post-Gender" als Parteimerkmal durchaus auch so verstanden werden, dass hier politische Kräfte mobilisiert werden, um Geschlechtergerechtigkeit gesamtgesellschaftlich durchzusetzen.

Es mag dieses Durcheinander gewesen sein, das die Piratenpartei schließlich dazu bewogen hat, vom Begriff "Post-Gender" offiziell wieder Abschied zu nehmen. Piraten setzen sich für Uni-Sex-Toiletten in Berlin ein und lehnen die Erfassung des Geschlechts von staatlichen Behörden ab. Sie sind aber sonst nicht mehr Post-Gender als andere Parteien. Was schade ist; steht dieser Begriff doch für eine Utopie, die die Bundesrepublik dringend nötig hat.
Benachteiligungen aufheben
Eine geschlechtergerechte Welt basiert nicht auf der Abschaffung von Frauen und Männern. Sie benötigt vielmehr die Auflösung von Machtstrukturen, die Männer bevorzugen und Nicht-Männer benachteiligen. Die gläserne Decke, an die die meisten Frauen in ihrem Berufsleben stoßen. Die Führungsetagen, in denen Frauen den Kaffee bringen, aber selten Entscheidungen fällen. Die Vereinbarkeitsdiskussion, die nur Mütter führen müssen. Das Ehegattensplitting, das die Hausfrauenehe unterstützt.

All das sind Merkmale einer Welt, unserer Welt, die geschlechter-ungerecht ist. Leider. Trotz Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz, Bundeskanzlerin Merkel und Elterngeld. Und leider immer noch, obwohl sich unsere Gesellschaft längst dahingehend verändert hat, dass Männer auch Väter sein wollen und Frauen nicht nur Mütter. Ganz zu schweigen von den Menschen, die sich weder in der Schublade "Mann" noch in der Schublade "Frau" wirklich zuhause fühlen.
Verwirklichung der Utopie
Um die Utopie der geschlechtergerechten Welt, also das "Post-Gender", wirklich werden zu lassen, müssen wir den Fokus auf das Geschlecht abschaffen. Es ist ein Mensch, der an der Spitze der Bundesrepublik steht: Dieser Mensch ist derzeit eine Frau. Es sind Menschen, die ein Kind großziehen - auch wenn sie mit "Mama" und "Papa" angesprochen werden. Und es sind Menschen, die sich für die Gleichzeitigkeit von Familie und Beruf entscheiden - keine Rabenmütter oder Wickeldiplom-Inhaber. Niemand sollte mehr aufgrund des Geschlechts benachteiligt werden, ob nun männlich, weiblich, daneben oder dazwischen.

http://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/kolumne260.html

Liebe Antje,
Passt die Religion für mich? Und welche Kriterien kann es dafür geben? Das Verhältnis von Religion und Feminismus ist kompliziert.
Ich bin nach christlichen Grundsätzen erzogen worden, wenn ich an Werte wie Verzeihen können, Nächstenliebe zeigen und die Wahrheit sagen denke, die in meiner Erziehung eine große Rolle ge-spielt haben. Ich bin getauft und konfirmiert, bis ins Teenageralter in den Religionsunterricht ge-gangen, aber so gut wie nie mit meiner Familie in die Kirche. Ich habe nie Gebete gesprochen. Dennoch habe ich, als ich einmal sehr krank war, den Psalm 23 aufgesagt, ganz leise, immer wieder, eine ganze Nacht lang. Und fand Trost darin. Es waren mehr die Worte, die mich beruhigten, als der Inhalt. So frage ich: Wie soll ich glauben, wenn mir die Vorstellung von Gott als Person – “Der Herr ist mein Hirte” – unangenehm ist?
Liebe Barbara,
hm, mich interessiert, woher deine Vorstellung kommt, etwas glauben zu “sollen”? Offenbar doch nicht von deinen Eltern? Meine religiöse Entwicklung war ganz ähnlich wie deine. Mit ungefähr 11 Jahren hatte ich eine ernste Glaubenskrise. Ich hatte ein Buch über Indianer gelesen und dann einige Tage sehr intensiv zu Gott gebetet (wie man es mir im Kindergottesdienst beigebracht hatte), dass er mich bitte zur Indianerin macht. Als nichts geschah, war ich sehr enttäuscht. Offenbar war Gott nicht allmächtig, oder er interessierte sich nicht für mich. Seither war ich immer sehr kritisch ge-genüber allen Versprechungen und Glaubensdogmen. Eigentlich hat mich erst später der Feminis-mus wieder “fromm” gemacht, als ich verstanden habe, dass es nicht darum geht, was ich glauben “soll”, sondern darum, was ich tatsächlich glaube. Also ohne Moral oder “du musst”. Wie interpre-tierst du zum Beispiel deine Erfahrung, dass das Psalm-Aufsagen dir geholfen hat? Wie alt warst du da? Hast du etwas Ähnliches später noch mal erlebt?
Liebe Antje,
ich denke, diesem “sollen” liegen zwei Quellen zugrunde. Einerseits die gängige Auffassung im christlichen Abendland, in dem ich ja sozialisiert wurde. Andererseits ein inneres Bedürfnis, das ich verspüre. Ich möchte an etwas glauben. Wäre da nichts, nichts Größeres, nichts, an das ich ein Stoßgebet richten kann, so würde mich das sehr frustrieren. Dass ich – im Erwachsenenalter wäh-rend einer schlimmen Nacht voller Angst im Krankenhaus – den Psalm sprach, erkläre ich mir auch so. Ähnliches habe ich zuvor allerdings nicht mit dieser Heftigkeit erlebt; was sich aber auch über die Krise erklärt, in der ich mich befand. Wie kann ich mir vorstellen, dass dich der Feminismus “fromm” gemacht hat?
Liebe Barbara,
mir geht es mit diesem Bedürfnis nach etwas “anderem, größerem”genauso wie dir, und im Feminismus habe ich Frauen und Denkmöglichkeiten gefunden, dem nachzugehen, ohne in diesen alten patriarchal-religiösen “Du sollst”-Modus zu verfallen. Ich habe in den 1980er Jahren ein paar Se-mester Theologie studiert, also in den Anfangszeiten der Feministischen Theologie, und das war sehr aufregend mit all den christlichen Frauen, die wir in der Geschichte entdeckt haben und den falschen männlichen Übersetzungen, die zum Beispiel aus der Apostelin Junia den Apostel Junias gemacht haben und so weiter. Besonders wichtig fürs “fromm” werden war für mich aber ein Satz der Philosophin Luisa Muraro, die sagte, die größte Sünde der Männer sei es, dass sie sich den Frauen gegenüber an die Stelle Gottes gesetzt haben, und die größte Sünde der Frauen, dass sie das zugelassen haben. Dadurch ist mir klar geworden, dass es im Feminismus nicht um den Kampf gegen Männer oder die Suche nach Anerkennung der Männer (oder ihrer Institutionen) gehen kann, sondern um das Verhältnis der Frauen zu diesem “Mehr”. Das kann man “Gott” nennen, muss aber nicht. Ich verwende da je nach Kontext verschiedene Begriffe und Umschreibungen, zum Beispiel auch “gutes Leben für alle” oder “die ganze Welt”. Kannst du mit diesem Gedanken etwas anfan-gen?
Liebe Antje,
ja, ich kann damit etwas anfangen. Muss aber noch mal zurückgehen zur Frage nach dem “fromm” werden. Was ist das denn in “deiner Welt”? Denn – um mal meine Definition vornweg zu äußern, ich verbinde mit Frömmigkeit eine Einschränkung, ja im weitesten Sinne die Verhinderung von Freiheit. Wie kommst du damit zurecht?
Liebe Barbara,
ja klar. Wer “fromm” ist, versucht, sich am Willen Gottes zu orientieren und nicht am eigenen, um es mal etwas pathetisch zu sagen. Wobei noch die Frage ist, ob beides solche Gegensätze sind, wie es die von Männern entwickelten westlichen Freiheitsvorstellungen behauptet haben. Diese Freiheit als Autonomie und Unabhängigkeit und als “eigener Wille” hat ja historisch die Freiheit der Frauen ohnehin größtenteils negiert, also ist sie für mich kein Maßstab. In der weiblichen Ideengeschichte, bei den Mystikerinnen etwa, gibt es viele Überlegungen dazu, wie eine Orientierung am “Anderen” möglich ist, obwohl es als “anderes” mir nicht verfügbar ist. Die Versuchung der Frauen ist dabei ja nicht so sehr, dass sie sich selbst und ihre eigene Freiheit absolut setzen, sondern eher laufen sie Gefahr, sich um “des lieben Friedens willen” den Erwartungen anderer, ihrer Ehemänner früher, heute ihrer Chefs oder “des Marktes”, anzupassen. Ich glaube, dass die unbefriedigende Situation von Frauen heute trotz Gleichstellung auch daher kommt, dass dieses “Ich-sagen” nicht das ist, was viele Frauen wollen (das zeigt sich ja in allen möglichen Studien über Unterschiede zwischen den Geschlechtern). Wenn sie hingegen nicht für sich selbst kämpfen, sondern für “eine gute Sache”, entwickeln Frauen oft eine ungeheure Stärke, Ausdauer, Konsequenz. Deshalb finde ich es für die feministische Praxis wichtig, diese Ausrichtung an etwas “Größerem” zu kultivieren und zu reflektieren (denn sie hat natürlich auch ihre problematischen Seiten). Ich glaube, das würde Frauen “freier” machen, als wenn sie versuchen, dem Idealbild des “autonomen Individuums” zu entsprechen. Aber vielleicht kommt meine Skepsis auch daher, dass ich als Kind und Jugendliche in den Siebzi-gern und Achtzigern durchaus noch zu hören bekommen habe, dass diese Art männlicher Freiheit für mich als Frau nur teilweise gilt. Vielleicht ist es für jüngere Frauen, die schon von klein auf “gleichberechtigt” waren, anders? Findest du diese Freiheit, die vom “Frommsein” eingeschränkt würde, attraktiv?
Liebe Antje,
deiner Definition des Frommseins stimme ich zu. Und das ist schon auch ein wichtiger Punkt, an dem ich Schwierigkeiten mit dem Glauben entwickle. Wenn ich an einen christlichen Gott glaube, ordne ich mich einer Idee unter, die von Menschen, von Männern überliefert, wenn nicht gar erfunden wurde. Und noch mehr: einer Idee, von der es heißt, sie betreffe alle Menschen. Doch schon ein Blick auf die zehn Gebote (Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib …) lassen erkennen, dass Männer die Hauptadressen dieser Idee sind. Das stößt mir auf, und zwar nicht nur in feministischer Sicht, sondern auch in rein persönlicher. Denn obwohl ich an anderen Stellen ganz genau so funktioniere, wie du beschreibst, also dass ich im Kampf für eine Sache, hinter der ich stehe, gut bin, habe ich bei der Unterordnung an diesen Komplex namens Glauben, namens Gott, Probleme. Vielleicht ist das auch eine Trotzreaktion, auch bedingt durch meine anything-goes-Erziehung – ich bin in den frühen Siebzigern geboren und wuchs zwar behütet, aber doch mit vielen Möglichkeiten und Angeboten auf. Insofern ist es in der Tat ein attraktiver Gedanke für mich, dass ich meine Spiritualität, meine Neigung zum Glauben, der Idee schenken, unterordnen möchte, die ich für mich selbst als die passendste finde. Vielleicht ein Grund, warum andere Religionen (Buddhismus, Mystik, und auch der Göttinnen-Glaube) in letzter Zeit mehr und mehr en vogue kommen.
Und ganz recht: Auf dieses Problem mit der Unterordnung einer Idee treffen Frauen – ich gehe mal von mir selbst ins Allgemeine – nicht nur in religiöser Hinsicht, sondern natürlich auch in anderer. Zum Beispiel im Berufsleben, da sind ja die Vorbilder auch von Männern erfunden worden. Und schmecken vielen Frauen nicht; ja, auf diese Art und Weise wollen sie nicht Karriere machen.
Ein Beispiel aus den letzten Tagen, das mir – oberflächlich – recht entspricht, ist der Austritt Jimmy Carters aus der Kirche. Seine Begründung, “Women and girls have been discriminated against for too long in a twisted interpretation of the word of God”, kann ich gut nachvollziehen. Denn obwohl ich ja gelernt habe, ich solle mir kein Bildnis von Gott schaffen, werde ich doch in meiner Suche nach dem Glauben tagtäglich mit oftmals eher schlechten als rechten Bildern konfrontiert. Deshalb: Wie schaffe ich es, ein von schlechten Bildern und rein männlich konnotierten Ideen einen Weg zum Glauben zu finden?
Liebe Barbara,
die Schwierigkeit bezüglich der patriarchalen Traditionen, die du ansprichst, ist sehr groß. Ich kann gut verstehen, dass viele Frauen sich von den Religionen abgewendet haben. Meiner Ansicht nach gibt es aber nicht nur diese patriarchalen Fehldeutungen, sondern auch echte Wahrheiten in den religiösen Überlieferungen. Wie kann ich beides unterscheiden? Sicher nicht, indem ich einfach meine eigene Meinung dazu befrage. Denn ich muss doch damit rechnen, dass ich mich im Bezug auf Gottes Willen auch mal irre. Mein feministischer “Trick” ist, dass ich Männer nicht als Autoritäten gelten lasse, Frauen aber schon. Da eben ALLE Religionen vom Patriarchat “infiziert” sind (und übrigens auch der Buddhismus oder die Esoterik oder der Atheismus oder der Rationalismus) muss ich bei dem, was Jesus oder Mohammed oder irgendein Rabbi (oder ein Guru, ein Philosoph oder ein Wissenschaftler) sagen, immer damit rechnen, dass sie vielleicht nur von Männern reden und mich, eine Frau, gar nicht im Blick haben. So wie in dem Gebot, das du zitierst. An einem kon-kreten Beispiel: Dass Jesus auferstanden ist, glaube ich nicht, weil er es ist oder weil die Kirche das behauptet (vielleicht ist er ja nur für die Männer auferstanden), sondern weil Maria Magdalena es bezeugt hat (das heißt, sie war der Meinung, das sei auch für Frauen relevant). Natürlich kann es sein, dass sie sich geirrt hat. Aber das wäre dann wenigstens ein “weiblicher” Irrtum, und darüber müssten wir dann diskutieren…
Ich selbst würde zum Beispiel auf keinen Fall Mitglied in einer Kirche sein wollen, die Frauen vom Priesteramt ausschließt. Aber ich kenne sehr viele kluge und feministische Katholikinnen, das heißt, offenbar hat auch der Katholizismus aus weiblicher Sicht etwas Gutes (sie bezeugen das sozusagen. Das Wort “Glaubenszeuginnen” gefällt mir gut – Frauen, die von ihren Erfahrungen mit dem Göttlichen erzählen). Ähnlich geht es mir mit kopftuchtragenden Musliminnen. Ich halte das für eine frauenfeindliche Praxis, aber vielleicht ist das nur mein westlich-evangelisches Vorurteil? Deshalb interessiere ich mich dafür, welche religiösen Erfahrungen sie haben und was sie Gutes in dieser Praxis sehen. Manches, was andere Frauen über ihr Verhältnis zu Gott sagen, inspiriert mich, ande-res lehne ich ab oder verstehe ich nicht. Völlig uninteressant finde ich dabei die Frage, welche Religion die bessere ist. Es gibt keinen “christlichen” oder “jüdischen” oder “muslimischen” Gott, sondern Gott ist Gott, und dann gibt es viele verschiedene (menschengemachte) religiöse Traditionen und Erzählungen dazu. Mir gefällt übrigens deine Formulierung, dass du deine Spiritualität und deine Neigung zum Glauben einer Idee “schenken” möchtest. Einer Idee, die du für dich selbst als “die passendste” findest. Was mich interessieren würde, ist: Welche Kriterien hast du dafür? Woran machst du es fest, ob eine Idee für dich “passt”?
Liebe Antje,
interessant, deine “Krücke” über die Bezeugung von Frauen. Aber dass Maria Magdalena die Auf-erstehung Christi als relevant und damit überlieferungswürdig erachtete, wissen wir ja hauptsächlich aus den von Männern geschriebenen Evangelien. Oder beziehst du dich auf ihr Evangelium (meines Wissens gibt es da eins, das ihr zugeschrieben wird, aber nicht zum “offiziellen” Kanon gehört)?
Katholisch, ja, das gefällt mir noch viel weniger als evangelisch, wegen des Ausschlusses von Frau-en aus dem Priesteramt, aber auch wegen der vielen frauenfeindlichen Äußerungen des katholischen Kirchenoberhaupts (Beispiele spare ich mal aus). Bei den Musliminnen ist mein erster Reflex auch, die Deutung der Religion vor allem in fundamentalistischen Ländern als extrem frauenfeindlich zu sehen. Doch dann stoppe ich mich selbst, weil ich mir kein Urteil anmaßen möchte über die Frauen, die tatsächlich daran glauben, sei es nun der Katholizismus oder der Islam. Sie nehmen halt die Auslegung (zum Beispiel in Form von strengen Regelnwerken) mit in Kauf, ordnen sich unter.
Wahrscheinlich ist es für sie einfach auch die passendste Idee, um noch mal diesen Begriff zu wählen. Ob sie sich selbst dafür entschieden haben oder sich von Geburt an daran gewöhnt haben, sei dahin gestellt. Da kommt wieder mein Dilemma: Zwar bin ich schon ans christliche Regelwerk gewöhnt, doch das liegt hauptsächlich am Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Wahrscheinlich hätte ich mich, wäre ich in Indien, Saudi-Arabien oder Ägypten aufgewachsen, auch an andere Religionen gewöhnt. Ich stimme dir zu, dass es keine bessere oder schlechtere Religion, keinen besseren oder schlechteren Gott gibt. Sondern nur bessere oder schlechtere Auslegung der Religion. Und das machen ja die Menschen.
Du fragst nach den Kriterien: Hier hilft mir wie oft die Identifikation durch Negation. Also es geht mir nicht darum, naturwissenschaftlich etwas belegen zu können. Ich bin durchaus bereit, an so was wie ein Wunder zu glauben. Dass Zufälle nicht zufällig sind, sondern vielleicht auch irgendwie ge-plant. Solche Geschichten mag ich gerne. Zweitens habe ich auch nichts dagegen, mich Regeln an-zupassen. Da bin ich gerne auch konsequent – wenn die Regeln Sinn ergeben. Kein Lebewesen tö-ten, ja. Aber wenn ich mich oder jemand anderes Leben verteidigen muss, dann kann ich auch die Tötung eines anderen Lebewesens dafür in Kauf nehmen. So in etwa. Es geht mir auch nicht um einen Gottesbeweis. Ich denke vielmehr, dass ich den Zugang zum Glauben in mir selbst finden muss, also auch dort beweisen kann. Vielleicht stoßen mich die Menschen drumherum oftmals zu sehr ab. Denn das ist in jedem Fall ein Problem: Ich kann schwer teilen. Wie soll ich lernen, meinen Glauben, meine spirituelle Idee, die doch der für mich persönlich der passendste sein soll, mit ande-ren zu teilen?
Liebe Barbara,
ich fange mal mit deiner letzten Frage an. Es ist ja eine Erkenntnis der Frauenbewegung, dass das, was eine Frau an persönlichen, subjektiven Erfahrungen hat, eine Bedeutung auch für andere Frauen und letztlich für die ganze Welt hat oder zumindest haben kann. In den Selbsterfahrungsgruppen haben Frauen zum Beispiel über ihre familiären Gewalterfahrungen gesprochen, und es hat sich gezeigt, dass die nicht nur privat waren, sondern dass andere Frauen ähnliches erlebt haben, und durch diese Debatten wurde das ein “objektives” Thema, das inzwischen zu einer ganzen Reihe von handfesten Gesetzesänderungen geführt hat. Warum sollte das beim Thema Glauben und Religion nicht auch so sein? Dass Frauen von dem, was für sie “passend” ist, erzählen und andere Frauen damit inspirieren und dass sie dann gemeinsam etwas bewegen, also zum Beispiel ein anderes Gottesbild in die Welt bringen? Das haben sie ja auch schon getan bis zu einem gewissen Grad. Voraussetzung ist natürlich, dass wir uns nicht nur einfach unsere persönlichen Meinungen erzählen und dann alles gleichgültig nebeneinander stehen lassen, sondern dass wir uns gegenseitig auch kritisieren, auf Denkfehler hinweisen. Dass wir zwar von dem Subjektiven ausgehen, von den persönlichen Erfahrungen, aber sie dann auch dem Urteil anderer Frauen anvertrauen, uns in Frage stellen lassen. Der Weg dazu ist das Sprechen und Diskutieren, bei dem wir uns nicht nur gegenseitig kennenlernen, sondern auch die eigene Ansicht aufs Spiel setzen, weil wir uns vielleicht von anderen überzeugen lassen. Oder eben auch die anderen überzeugen. Ein endloser Prozess mit offe-nem Ausgang.
Von daher finde ich auch die Frage, ob mich meine Herkunft und die Kultur, in der ich aufgewachsen bin, beeinflusst hat, oder ob ich mir meine Ansichten selbst ausgedacht habe, eine falsche Alternative. Es stimmt immer beides. Klar bin ich beeinflusst, aber ich muss dabei ja nicht stehenbleiben. Zwar kann ich mich von der Beeinflussung nicht grundsätzlich frei machen, aber ich kann mir immerhin aktiv aussuchen, von wem ich mich beeinflussen lasse. Es gibt ja nicht “die Menschen”, sondern es sind immer konkrete Menschen, mit denen ich es zu tun habe. Das meine ich mit dieser Praxis der Frauenbeziehungen: Ich entscheide mich durch die Wahl meiner Beziehungen und meiner Gesprächspartnerinnen dafür, in welcher Weise ich geprägt werde. Mein Bild vom Islam ist natürlich ein anderes, wenn ich mich darüber von feministischen Musliminnen belehren lasse, als wenn einfach glaube, was darüber in der Zeitung steht. Und ich wäre ganz sicher keine Christin, wenn ich mich nicht von feministischen Theologinnen hätte belehren lassen. Das stimmt aber nicht nur für die Religion, sondern für alles, auch für die Politik.
Du hast recht, bei historischen Frauen ist das etwas erschwert dadurch, dass wir von ihnen nur durch die patriarchale Brille wissen. Deshalb ist es kein direkter Zugang, sondern vermittelt durch heutige Frauen, zum Beispiel solche, die über Maria Magdalena oder andere historische Frauen geforscht haben. Zum Glück haben wir da inzwischen ja sehr viel mehr Wissen als noch vor einigen Jahrzehnten, als die Unis noch reine Männerveranstaltungen waren.
Liebe Antje,
dass wir nicht nur durch Herkunft und Umwelt sozialisiert, ja determiniert werden, das sehe ich genauso. Sonst wäre ja eigentlich alles umsonst, da der sogenannte freie Wille dann wirklich eine Farce wäre. Doch was fehlt, sind Vorbilder. Role models. An wen soll ich mich wenden, wenn ich einerseits ein Bedürfnis nach Glauben verspüre, andererseits mit dem patriarchalen Öffentlichkeitsbild des Christentums nicht zurechtkomme? Es ist von außen betrachtet schon schwer genug, die feinen Details zwischen Lutheranern und Katholiken zu unterscheiden, sieht man mal von funda-mentalistischen Engstirnigkeiten ab. Und das Gros der Frauen studiert nicht Theologie, denke ich, kann also nicht auf Hintergrundinformationen und Spezialwissen zurückgreifen. Dagegen steht das Gros der in der Öffentlichkeit stehenden, agierenden, kommunizierenden christlichen Gläubigen nicht wirklich auf bei feministischen Themen und sagt ja zu Gleichberechtigung. Zum Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Macht euch nichts draus, dass Gott, Sohn und Heiliger Geist männlich konnotiert sind. Es gibt immerhin Maria und ein paar Heilige. Und ein paar andere Frauen. Und überhaupt ist das mit der Personifizierung des Gottes eh nicht so wichtig, eher gefährlich, siehe Goldenes Kalb. Verstehst du, was ich hier zu polemisieren versuche?
Ich weiß, dass ich jeden Weg gehen kann, dass ich individuell handeln und entscheiden kann. Doch der Kontinent des Glaubens, um mal beim Landkarten-Bild zu bleiben, ist auf den ersten Blick nicht attraktiv, da auch dort ein Patriarchat vorzuherrschen scheint. Oder irre ich hier?
Liebe Barbara,
darauf wirst du von mir keinen Widerspruch bekommen. Du hast vollkommen recht, der “Kontinent” des Glaubens ist insgesamt gesehen für Frauen nicht attraktiv. Aber genauso wenig attraktiv sind, für mich zumindest, die “Kontinente” der institutionellen Politik, der Wissenschaft oder der Wirtschaft. Und ich kann zwar aus der Kirche austreten, aber nicht aus der ganzen Welt. Deshalb bin ich froh, dass es in all diesen Kontinenten schon Enklaven gibt, die von freiheitsliebenden Frauen begründet wurden, wo sie bereits eine andere Realität schaffen, die ihren Wünschen besser entspricht und wo ihre Erfahrungen ernst genommen werden. Da siedele ich mich an und finde meine Vorbilder. Und arbeite mit daran, dass diese Enklaven größer werden und sich ausbreiten.
Also ich würde deine Frage “An wen soll ich mich wenden?” zurückgeben und fragen: “An wen willst du dich denn wenden?” Wenn du eine interessante Frau findest, dann kann sie ja dein Vorbild sein, auch wenn sie nicht berühmt ist oder irgendeine amtliche Funktion hat. Du selber bist es, die das entscheidet, und auf diese Weise gibst du ihr Autorität (weil du das, was sie sagt, wichtig findest und darüber nachdenkst). Das heißt, du hast objektiv den Einfluss dieser Frau in der Welt vergrößert. Das ist dann kein individueller Weg mehr!
Deine Frage, wie eine Frau ihrem Bedürfnis nach Glauben nachgehen kann, obwohl das Christentum immer noch patriarchal ist, haben sich in den letzten dreißig Jahren ungeheuer viele Frauen gestellt, da gibt es jede Menge Literatur. Mich persönlich beschäftigt sie heute nicht mehr so. Ich rechne zwar mit diesen patriarchalen Strömungen (wie mit schlechtem Wetter) und ergreife gegebenenfalls Gegenmaßnahmen, aber emotional bin ich da völlig raus. Das ist mir bei den Diskussionen um die Bibel in gerechter Sprache klargeworden, ich weiß nicht, ob du davon gehört hast? Eine Bibel-Neuübersetzung, die die Erkenntnisse der feministischen Theologie aufnimmt. Daraufhin gab es eine ziemlich dämliche Debatte von Leuten, die sich darüber mokierten, dass zum Beispiel von “Jüngerinnen und Jüngern” die Rede ist. Maßgeblich betrieben wurde das übrigens nicht so sehr von konservativen Kirchenmännern, sondern vor allem von den angeblich so aufgeklärten Intellektuellen in den Feuilletons. Ich habe gemerkt, dass ich überhaupt keine Lust hatte, mich an dieser Debatte zu beteiligen. Man darf solchen Leuten nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen, damit macht man sie nur wichtiger, als sie sind. Inzwischen haben die das Thema auch längst vergessen, und im wirklichen Leben wird die Bibel in gerechter Sprache rege benutzt und entfaltet ihre Wirkung.
Ich sehe es deshalb eher so: Wie käme ich denn dazu, meinem Bedürfnis nach Glauben nicht nachzugehen, bloß weil diese zurückgebliebenen, männlichen Religionsinstitutionen immer noch patriarchal sind?
Liebe Antje,
wenn ich nun einmal unsere Gedanken zusammenfasse, dann springt mir da eine Hoffnung besonders ins Auge. Nämlich die, selbst zu entscheiden, woran ich glaube, und wie ich mich meinen individuellen Glauben lebe. Dass ich mir das aus dem Bestehenden nehme, mit dem ich mich identifizieren kann. Und dass ich mir die Personen als Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner nehme, von denen ich glaube, dass ein gleichberechtigter Austausch auch über den Glauben möglich ist.

http://www.bzw-weiterdenken.de/2009/08/kann-eine-feministin-fromm-sein/comment-page-1/#comment-86873

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