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Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

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Noch einmal Thema Wilhelminenberg (Gewalt)

Kurti ⌂ @, Wien, Friday, 21.06.2013, 23:57 (vor 3967 Tagen)

Prügel, Sadismus, sexueller Missbrauch: Die Zustände im Wiener Kinderheim Wilhelminenberg waren der Wiener SPÖ und dem ÖGB bekannt.

Von Christa Zöchling
Nach eineinhalb Jahren akribischer Aktensuche und 170 Interviews mit ehemaligen Heimzöglingen, Erziehern, Psychologen, Anrainern und Polizisten bestätigt die Untersuchungskommission Wilhelminenberg den schlimmsten Verdacht: In dem ehemaligen Kinderheim der Stadt Wien herrschte über drei Jahrzehnte lang körperliche Gewalt, Demütigung und sexueller Missbrauch.

Der Bericht beschreibt aber auch einen gesellschaftlichen Skandal. Das Unrecht war nicht fernab hinter Klostermauern geschehen, sondern unter den Augen von Personalvertretern, Jugendamtsleitern, Stadträten, Erziehern und Reformpädagogen und Anrainern. Schon in den 1950er-Jahren mussten sich Erzieher vom Wilhelminenberg wegen Schändung von Buben vor dem Richter verantworten. In den 1960er-Jahren war allgemein bekannt, dass Männer in den Parkanlagen um das Heim herumstrichen, und dass man hier zu "Mädchen kommen“ könne. Spätestens Anfang der 1970er-Jahre wurden die Zustände, die nach der Wiener Heimordnung 1956 eigentlich verboten waren, über ORF-Filme, Berichte in profil und Tageszeitungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Ehemalige Heimkinder und couragierte Erzieherinnen hatten sich an Journalisten gewandt und erzählt, wie es am Wilhelminenberg und in anderen städtischen Heimen zugehe: Schläge mit dem Ochsenziemer, Kniebeugen um Mitternacht, Kellerhaft, Demütigung durch Blöße, Korrektionszellen. Man werde gezwungen, alles aufzuessen, auch das Erbrochene. Bettnässer würden verhöhnt und müssten Strafe stehen mit dem beschmutzen Laken über dem Kopf. Kollektivstrafen seien üblich, um den Zusammenhalt der Kinder zu brechen. Und ein System von Kapos terrorisiere die Schwachen. All das und noch mehr - auch Berichte von sexueller Gewalt - finden sich jetzt in den Protokollen der Wilhelminenberg-Kommission wieder.

Nach Aussagen ehemaliger Zöglinge seien selbst in der antiautoritären Versuchsgruppe, die 1971 am Wilhelminenberg eingerichtet wurde, schlimme Dinge passiert. Die Heimleitung und die meisten Erzieher waren gegen das Experiment, die Reformpädagogen isoliert und den heimerfahrenen Kindern hilflos ausgeliefert, der Umgang mit Sexualität auch bei ihnen problematisch. Erzieher und Kinder gingen etwa gemeinsam zum Nacktbaden in die Lobau. "Auf sexuelle Gewalt und Missbrauch waren wir absolut nicht geschärft. Fast im Gegenteil. Alles, was als verklemmt und zu abgrenzend beschrieben wurde, war eher etwas für die anderen“, gab eine ehemalige Reformpädagogin gegenüber der Untersuchungskommission zu Protokoll.

(...)

Jeder war ein kleines Rädchen in diesem Unrechtsregime: Die überforderte Heimleiterin, die, ohne jemals dafür ausgebildet worden zu sein, 1962 mit Hilfe der Gewerkschaft den Führungsposten am Wilhelminenberg bekommen hatte. Erzieherinnen, die das Erziehungslagerdenken der NS-Zeit verinnerlicht hatten und sich barbarische Gemeinheiten einfielen ließen. (Ehemalige Zöglinge berichteten gegenüber der Kommission, dass sie zur Strafe mit Zahnbürsten die Fliesen putzen mussten.) Junge Erzieherinnen, die zu unsicher waren, um sich durchzusetzen. Aufstrebende Psychiater, die ihre Karriere nicht gefährden wollten. Reformpädagogen, die mit ihren Ansprüchen scheiterten.
http://www.profil.at/articles/1325/560/360390/kinderheim-wilhelminenberg-zu-entsetzen

Gruß, Kurti

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